Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik "Europa muss sich ändern oder wird zerfallen." ...

Internationale Politik "Europa muss sich ändern oder wird zerfallen." ...

Karl
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Re: "Europa muss sich ändern oder wird zerfallen." ...
geschrieben von Karl
als Antwort auf JuergenS vom 19.02.2017, 14:37:59
Natürlich ist die EU nicht gescheitert, nur weil einige partout verdrängen, was sie geleistet hat. Möglicherweise haben sie nie wirklich die Freiheiten und die Rechtssicherheit genossen, die erst durch die europäische Nachkriegsordnung im Westen geschaffen wurde, im Osten in den Diktaturen des Proletariats aber niemals wirklich erlebbar war.

Ich halte übrigens auch nichts von "EU first". Wir sollten auf diesen "amerikanischen" Zug nicht aufspringen. Internationale Verträge müssen gerecht ausgehandelt werden und nationale Egoismen gehören gezügelt.

Trump schadet den USA enorm, wenn er sich abschotten will. Wir dürfen es ihm nicht gleich tun, sondern jetzt gerade muss Europa das Gegenmodell liefern.

Ich denke, immer mehr Menschen in Europa haben das verstanden. Die Populisten in Europa werden nicht triumphieren. Diese Zuversicht habe ich!

Karl
carlos1
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Re: Die EU zu reformieren ist legitim, sie zu zerschlagen ist es nicht
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Selina47 vom 18.02.2017, 10:33:20
»In einem Fernsehinterview 1996 antwortete Albright auf die Frage, ob das US-amerikanische Embargo gegen den Irak, das eine halbe Million irakischer Kinder das Leben gekostet hat, diesen Preis wert gewesen sei, mit: »Es ist diesen Preis wert.« In ihrer Autobiografie bezeichnete sie diese Antwort später als »politischen Fehler«. Zitat Selina

@selina
Mrs Albright die ehemalige Außenministerin wurde nicht als Geschäftsfrau eingeladen, sondern ihrer Autorität wegen in Fragen der Außenpolitik und als gebürtige Europäeri n. Dass sie eine Persönlichkeit ist, weiß ich.

Wenn sie den Fehler im Hinblick auf die Folgen des Embargos in den 90er Jahren nach dem 1. Golfkrieg 1991 (Besetzung Kuwaits durch Saddam) gegen Saddam Husseins Irak eingesteht, ist das richtig. Sie muss sich vorwerfen eine undiplomatische unsensible Aussage über die Folgen des Embargos getroffen zu haben. Bedauern kann sie das Faktum nicht, denn dann hätte sie den eigentlichen Fehler der USA eingestehen müssen, einen Krieg begonnen, erfolgreich geführt, aber nicht mit letzter Konsequenz geführt zu haben.

Die Zahl der Opfer der Saddam-Diktatur war weitaus höher als eine Million. Das zählt aber nicht, wenn man über die USA zu Gericht sitzt. Genauso wenig zählt, die Vernichtung Tausender Kurden durch Giftgasbomben. Die Frage, ob der erste Golfkrieg nach der Eroberung Kuwaits ohne Reaktion hätte hingenommen werden müssen, steht im Raum.

Die Philosophin Hannah Arendt(sie nannte sich selbst eine polit. Theoretikerin) schrieb in ihrem Buch »Über die Revolution«, dass die USA ihre Existenz der einzig gelungenen und erfolgreichen Revolution der Neuzeit verdanken. Bedauerlicherweise haben die USA vergessen die Lehren aus ihrer Revolution zu ziehen. Anders sei Ihr Verhalten gegenüber Diktatoren in der Welt (Saddam wurde jahrelang vom Westen im Krieg gegen den Iran unterstützt). Es gäbe eine allgemeine Unkenntnis übe revolutionäre Traditionen derUSA in ganz Nord- und Südamerika. Das Gegenstück zu dieser allgemeinen Unkenntnis sei leider der Gedächtnisschwund in den USA selbst. Man weiß kaum noch, dass die Ver. Staaten einer Revolution ihre Entstehung verdanken und dass die Republik keiner organischen Entwicklung ihr Existenz verdanke, sondern einem »bewussten und wohl überlegten Akt - der Gründung der Freiheit. Aus dem Gedächtnisverlustt erwuchs die Revolutionsangst, wobei nur an die gescheiterten Revolutionen in Frkrch und Russland gedacht würde (so Arendt) . Von keinem anderen Motiv sei die Außenpolitk der USa nach dem 2. Weltkrieg stärker beeinflusst worden. Vielfach gab es Versuche den status quo zu stabilisieren, was« zu nichts anderem führte als die Macht und das Prestige der Ver. Staaten« zugunsten überalterter und korrupter Regime einzusetzen. Arendt bezog sich vor allem auf den Vietnamkrieg. Sie starb 1976. Ihre Analyse ist aktuell.

Gedächtnisschwund und ein katastrophaler Mangel an Urteilskraft (die Kantsche Definiton für "Dummheit") haben sich überall dort gezeigt, wo die USA in Berühung kamen mit rev. Mächten (China, Kuba, Russland). Wenig haben die USA getan, um die »ungeheuerliche Unwahrheit« zu widerlegen, die USA verstünden unter Freiheit nicht mehr als »freie Marktwirtschaft.« Sie hätten dies auch noch bekräftigt. (so Areendt)

Die EU ist eher ein bürokratisches Monster als der Gründungsakt der Freiheit. Vielleicht eine Notgeburt, um die Einheit Europas voranzutreiben. Eine Revolution von oben. Trump ist die Chance für eine Besinnung auf Gemeinsamkeiten. GB wird die EU verlassen. Wenn die Bremser gehen, ist das eine Chance. Eine gemeinsam organisierte europ. Verteidigungsarmee wäre mit Großbritannien niemals möglich. Polen setzte seine Hoffnung auf GB. Dabei ist es längst so, dass niederländische Einheiten in die Bundeswehr integriert sind. Ein Niederländer befehligt große Teile der deutschen Marine. Die deutsch-französische Brigade wird derzeit in Mali stationiert. Die Verzahnung der europ. Streitkräfte wird fortgesetzt werden. Polen wird dazu kommen.

Im Rückblick auf die Vergangenheit wäre das eine »Revolution, ein anderes Denken. In Europa werden 200 MRD EUR jedes Jahr ausgegeben für Verteidigungslasten. Eine Summe, die dem Ertrag in punkto Effizienz und Materialausstattung bei weitem nicht entspricht. Polen hat heute nur eine kurze gemeinsame Grenze mit Russland. Können wir gewiss sein, dass nicht eines Tages Weißrussland nach dem Beispiel der Krim Russland einverleibt wird? Was wird dann das Schicksal der baltischem Staaten sein. Ich glaube nicht an Krieg. Warum sollte Russland Krieg führen wollen? Die Möglichkeit die EU zu destabilisieren, die einzelnen Staaten gegeneinander auszuspielen. Desinformationskampagnen, Gefolgsleute in Parteien, die russischen Fernzielen entsprechen, Auflösung der Nato, Auflösung der EU ist alles im Gespräch und hochaktuell. Russland bedauert heute sehr, dass der Warschauer Pakt aufgelöst wurde.

»Ansonsten kann keiner von uns irgendetwas diesem Clown Trump etwas vorwerfen da er keine Kriege fürht, er ist verloren im All, keiner
von uns ( er selbst auch nicht) weiss wie lange diese Präsidentschaft
dauern wird.« Selina

Trump ist auf 4 Jahre gewählt. Ich weiß nicht, warum Trump ein Clown sein soll. Er hat im Wahlkampf gesiegt und verfügt über eine große Anhängerschaft. Das ist Demokratie. Putin ist beliebt wie lange nicht. In Polen wird die Presse kritisiert und die Justiz gegängelt, in Ungarn ,,. etc

Entscheidend scheint, dass wir heute unter Demokratie etwas anderes verstehen als in der Antike oder im 19. und 19. Jhd. Demokratie war immer eine Staatsform, keine Ideologie, keine Glaubensüberzeugung wie heute. Die Gründungsväter der USA wussten eines sehr genau, dass die Demokratie keine geeignete Staatsform sein kann und darf für den, der Kontinuität und Dauer. Genau das wollten sie und das wollen alle Revolutionäre: Dauerhaftigkeit für ihre Gründung. Aber jede Demokratie kann turbulent sein, die Meinungsfreiheit und Freiheit überhaupt kann bedroht werden. Demokratien können scheitern.

Die Demokratie in den USA wird nicht scheitern, Es gibt Gegenkräfte.

In Europa bin ich mir nicht so sicher.
JuergenS
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Re: Die EU zu reformieren ist legitim, sie zu zerschlagen ist es nicht
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf carlos1 vom 19.02.2017, 22:58:18


Die Demokratie in den USA wird nicht scheitern, Es gibt Gegenkräfte.

In Europa bin ich mir nicht so sicher.


Welchen Zeitraum meinst du?

Bei beiden Staatsformen bin ich nicht sicher, weil m.E. zwar die Medien in Europa moderater sind als in den USA, aber der Beruf des Journalisten ist für viel zu viele verlockend, der Konkurrenzdruck wahnsinnig groß, allesamt sind sie Sensationsjäger.

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werderanerin
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Re: "Europa muss sich ändern oder wird zerfallen." ...
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf henryk vom 18.02.2017, 11:23:20
Selbstverständlich ist es von Vorteil, wenn unsere polnischen Nachbarn gute Beziehungen mit den Deutschen haben aber das reicht doch bei weitem nicht aus...die viel zu unterschiedlichen Wirtschaftsräume sind doch letztlich dafür "verantwortlich", dass es tiefe Gräben in der EU gibt...hier müsste angesetzt werden, wird es aber nicht...oder nur viel zu zaghaft !

Kristine
Selina47
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Re: "Europa muss sich ändern oder wird zerfallen." ...
geschrieben von Selina47
als Antwort auf werderanerin vom 21.02.2017, 15:55:22
Selbstverständlich ist es von Vorteil, wenn unsere polnischen Nachbarn gute Beziehungen mit den Deutschen haben aber das reicht doch bei weitem nicht aus...die viel zu unterschiedlichen Wirtschaftsräume sind doch letztlich dafür "verantwortlich", dass es tiefe Gräben in der EU gibt...hier müsste angesetzt werden, wird es aber nicht...oder nur viel zu zaghaft !

Kristine

Natürlich in erster Linie wirtschaflich, aber die Völker, Staaten
sollen weniger auf ihren nationalen Stolz und ihre leidvolle Geschichte pochen und darauf bestehen dass ihre Opfer ganz besonders sind.
Carlos hat Recht.
USA ist eine Demokratie wie aus dem Bilderbuch, mit festen Ankern,
den Hafen kann auch nicht ein Trump erschüttern.

Bei uns, in Europa ist alles viel "fragiler" da jeder andere Verfassung
hat, dann hunderte Interpretierung eigener Verfassung, alles ist möglich und unmöglich.
olga64
olga64
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Re: "Europa muss sich ändern oder wird zerfallen." ...
geschrieben von olga64
als Antwort auf werderanerin vom 21.02.2017, 15:55:22
xxxxdie viel zu unterschiedlichen Wirtschaftsräume sind doch letztlich dafür "verantwortlich", dass es tiefe Gräben in der EU gibt...hier müsste angesetzt werden, wird es aber nicht...oder nur viel zu zaghaft !

Kristine
[/quote]

Ich weiss zwar nicht so genau, was ein "Wirtschaftsraum" ist, der für tiefe Gräben verantwortlich sein soll. ABer wie soll hier angesetzt werden? Und vor allem wer ist dafür verantwortlich und wofür?
Es ist ja immer relativ einfach, Forderungen zu stellen, aber wie diese realisiert oder vorangetrieben werden, da schweigen die Forderer meist.
Aber vielleicht können Sie ja Näheres mitteilen? Bin gespannt. Olga

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JuergenS
JuergenS
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Re: "Europa muss sich ändern oder wird zerfallen." ...
geschrieben von JuergenS
Heute hab ich im TV und auch in der SZ aufschlussreiche Artikel gelesen über die politischen Verhältnisse in Ungarn vernommen.
Dieses Land ist ja durch und durch neben der EU-Spur, nicht nur der Orban. Es gibt dort eine Partei, die noch radikaler rechts ist wie dieser. Von arischen Träumen ist sogar die Rede und Menschen aus anderen EU-Staaten werden aufgenommen, um den dort zu vielen Muslimen entkommen zu können.
Ich wünsche dem PULSOFEUROPE soviel Aufmerksamkeit, dass er wirklich die entscheidenden Politiker der EU-Staaten erreicht, und umgehend etwas unternimmt, um die EU zu retten. Zu einem Rettungspaket kann auch gehören, EU-Hintertreiber wie Ungarn vor die Tür zu setzen.
olga64
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Re: "Europa muss sich ändern oder wird zerfallen." ...
geschrieben von olga64
als Antwort auf JuergenS vom 21.02.2017, 16:27:36
Und es gibt Deutsche, die planen, genau in dieses Ungarn zu ziehen, weil sie hoffen, dort keinen Flüchtlingen zu begegnen und "Herrscher" wie Orban sehr schätzen. Die rechte Partei Jobbik, die gegen Orban konkurriert (und weshalb auch dieser mit seiner Fidesz-Partei immer radikaler wurde und wird) gibt sich nun ein neues Gesicht, weil man sich auch für Wähler öffnen möchte, die nicht so radikal und gemäss den Nazis denken.
Ein so kleines Land wie Ungarn mit einer so grossen Geschichte - es ist dramatisch, wie Länder abdriften können, wenn sie von den falschen Leuten beherrscht werden. Olga
Selina47
Selina47
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Re: "Europa muss sich ändern oder wird zerfallen." ...
geschrieben von Selina47
als Antwort auf JuergenS vom 21.02.2017, 16:27:36
Heute hab ich im TV und auch in der SZ aufschlussreiche Artikel gelesen über die politischen Verhältnisse in Ungarn vernommen.
Dieses Land ist ja durch und durch neben der EU-Spur, nicht nur der Orban. Es gibt dort eine Partei, die noch radikaler rechts ist wie dieser. Von arischen Träumen ist sogar die Rede und Menschen aus anderen EU-Staaten werden aufgenommen, um den dort zu vielen Muslimen entkommen zu können.
Ich wünsche dem PULSOFEUROPE soviel Aufmerksamkeit, dass er wirklich die entscheidenden Politiker der EU-Staaten erreicht, und umgehend etwas unternimmt, um die EU zu retten. Zu einem Rettungspaket kann auch gehören, EU-Hintertreiber wie Ungarn vor die Tür zu setzen.


Die Menschen in Ungarn ( genauso wie die Menschen in Polen) sind mit ihren Regierungen sehr zufrieden. Ob uns das gefällt, interessiert die Bevölkerung dort nicht.
Man soll nicht vergessen dass Ungarn der einziger Staat auf dieser Welt ist dass nach dem Zerfall K+K Monarchie 2/3 ihres Teritoriums mit
den Menschen ( hauptsächlich Ungaren) verloren hat.

Ungarn ( Orban) hat über Christen gesprochen, keine Arier
Just for the ´record ( und ist nicht der Einzige)
olga64
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Re: "Europa muss sich ändern oder wird zerfallen." ...
geschrieben von olga64
als Antwort auf Selina47 vom 21.02.2017, 16:52:55
Wenn Sie erklären, dass die Menschen in Polen zufrieden mit ihrer Regierung sind, weshalb finden dann dort seit Monaten nicht endenwollende Demonstration genau gegen diese Regierung und deren undemokratische Entscheidungen statt? Olga

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