Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Ex-US-Geheimdienstchef über den IS: "Wir waren zu dumm"

Internationale Politik Ex-US-Geheimdienstchef über den IS: "Wir waren zu dumm"

Karl
Karl
Administrator

Ex-US-Geheimdienstchef über den IS: "Wir waren zu dumm"
geschrieben von Karl
Wir sollten niemals vergessen, wie die jetzige Situation zustande gekommen ist. Ich bin schon oft für das Aussprechen der Tatsachen gescholten worden, die inzwischen aber auch einige der Täter von damals anerkennen.

Ohne den Irakkrieg würde es den "Islamischen Staat" heute nicht geben - das gibt der damalige Chef der Special Forces, Mike Flynn, zu. Hier erklärt er, wie der IS sich professionalisierte und warum er dessen Chef Baghdadi laufen ließ.
...
Flynn: Wir waren zu dumm. Damals haben wir nicht verstanden, mit wem wir es zu tun hatten. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 war unsere emotionale Reaktion zu fragen: "Woher kamen die Bastarde? Lasst sie uns töten!" Anstatt zu verstehen, warum sie angegriffen haben, haben wir nach dem Wo gefragt: Woher kamen die Attentäter? Dabei sind wir strategisch in die falsche Richtung marschiert.

SPIEGEL ONLINE: Sie sind im Irak einmarschiert, obwohl Saddam Hussein nichts mit 9/11 zu tun hatte.

Flynn: Zuerst sind wir nach Afghanistan gegangen, wo al-Qaida war. Danach sind wir in den Irak gezogen. Anstatt uns zu fragen, warum es dieses Phänomen gibt, haben wir nach Orten gesucht. Diese Lektion müssen wir lernen, um nicht immer wieder die gleichen Fehler zu machen.

SPIEGEL ONLINE: Den IS gäbe es nicht, wenn die Amerikaner nicht 2003 in Bagdad eingefallen wären. Bedauern Sie…

Flynn: …ja, absolut…
SPIEGEL ONLINE: …den Irakkrieg?

Flynn: Das war ein riesiger Fehler. So brutal Saddam Hussein war - ihn nur zu eliminieren, war falsch. Das Gleiche gilt für Gaddafi und Libyen, das heute ein failed state ist. Die große historische Lektion lautet, dass es eine strategisch unglaublich schlechte Entscheidung war, in den Irak einzumarschieren. Quelle
geschrieben von spiegel.de


Ich bin deshalb auch sehr skeptisch, was die Problemlösung mit neuem Krieg und noch mehr Bomben angeht. Die "einfachen Lösungen" könnten erst die Probleme von morgen schaffen, deshalb sind jegliche unüberlegten Reaktionen aus Hass und Rachegefühlen heraus schädlich.

Karl
Re: Ex-US-Geheimdienstchef über den IS: "Wir waren zu dumm"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 29.11.2015, 12:34:45
Und das gleiche wird mit Syrien passieren, wenn al-Assad nach dem Willen der USA und Israel erledigt werden soll. Ich schreibe das schon seit sehr langem. Irgendwelche ex-Geheimdienst Menschen brauche ich zu dieser Erkenntnis nicht.
Ich hoffe, dass das Blatt gewendet werden kann. Dann muss die Welt viel finanzielle Mittel zur Verfügung stellen um Syrien auch nur annähernd wieder aufzubauen. Und es wird administrative Hilfe geben müssen, aber nur von den Staaten die dazu auch eingeladen werden.
Bruny
freddy-2015
freddy-2015
Mitglied

Re: Ex-US-Geheimdienstchef über den IS: "Wir waren zu dumm"
geschrieben von freddy-2015
Wer auf Wiki mal die Kriege der USA aufgelistet sieht, der ringt nach Luft.
Mir ist schon seit Jahren klar, ohne USA ginge es uns wirtschaftlich dreckig, aber mit den USA ist es auch nicht besser was die Moral an geht und die Nebenkosten steigen für uns immens.
Diese Urangst der USA, alles ausschalten was eine Gefahr ist, sein könnte oder noch werden wird kostet letztendlich dem Steuerzahler mehr Geld als die Waffenindustrie damit verdient und die Moral nicht mal mit einbezogen.
Ich habe schon gewusst, USA greift an, zurück bleibt ein System was nicht mehr funktioniert, Nordafrika und naher/mittlerer Osten.
Das Problem des Westens ist es keine Zeit aufwenden zu wollen/zu können (alle 4-5 Jahre wird gewählt)daraus resultiert für mich eine Dekade : Amtsperiode : in der alles geregelt sein muss.
Der Angriff und der Sieg ist etwas was sich gut für die nächste Wahl vermarkten lässt und das andere, das beschäftigen mit den Gepflogenheiten der Menschen dort ihre Kultur und alle Zusammenhänge, darum können sich ja dann andere kümmern.
Ich denke mal die USA Bürger geben sich auch weniger mit solchen Themen ab : wie und warum ist es da so und nicht so wie bei uns.
Es ist mehr oder weniger ein anderer Kontinent.

Diese Fehler mit der IS tangieren sie (die USA) nur am Rande und bevor ein neuer Krieg entfacht wird sollte auch Deutschland nicht den selben Fehler machen.

Anzeige

wandersmann
wandersmann
Mitglied

Re: Ex-US-Geheimdienstchef über den IS: "Wir waren zu dumm"
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.11.2015, 12:52:25
Ist es nicht erstaunlich, dass in dieser Hinsicht politische Amateure, wie wir, eine realistischere Sicht auf den Ausgang und die Folgen dieser Kriege haben, als die mit allen Informationen versorgten Profis?

Ich glaube diesem im Spiegel befragten Geheimdienstler Myke Flynn kein Wort. Die müssen doch genau gewusst haben, was sie mit diesen sinnlosen Kriegen anrichten werden, stellen sich jetzt aber als ahnungslose Naivlinge hin.
Die Vera.....ung geht weiter.
freddy-2015
freddy-2015
Mitglied

Re: Ex-US-Geheimdienstchef über den IS: "Wir waren zu dumm"
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf wandersmann vom 29.11.2015, 19:16:31
Die müssen doch genau gewusst haben, was sie mit diesen sinnlosen Kriegen anrichten werden, stellen sich jetzt aber als ahnungslose Naivlinge hin.
Die Vera.....ung geht weiter.


Wenn Dir einige Gepflogenheiten der USA bekannt sind, dann ist das eigentlich als normal anzusehen, dieser Vorgang mit Irak.

http://www.nzz.ch/eisenhowers-warnung-vor-einem-staat-im-staat-1.9130929

Jeder der sich mit Politik und Verzahnung Militär/Wirtschaft auskennt weiss da ganz genau Bescheid.
Eisenhower hatte ja in seiner Abschiedsrede davor gewarnt.
Kennedy wollte keinen Vietnam-Krieg.
Noch Fragen, dann anklicken.
Es kann viel über den Tod von J.F.K. spekuliert werden, ich glaube keinem.

Die Militärs wussten schon bescheid, wen sie da angreifen, aber Befehl ist Befehl.
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Ex-US-Geheimdienstchef über den IS: "Wir waren zu dumm"
geschrieben von dutchweepee
...ich wills mal so sagen: Wenn jemand hinterher der Dumme ist, kann er sicher sein, dass er es vorher auch schon war.

Anzeige

Tina1
Tina1
Mitglied

Re: Ex-US-Geheimdienstchef über den IS: "Wir waren zu dumm"
geschrieben von Tina1
als Antwort auf Karl vom 29.11.2015, 12:34:45
Ich bin deshalb auch sehr skeptisch, was die Problemlösung mit neuem Krieg und noch mehr Bomben angeht. Die "einfachen Lösungen" könnten erst die Probleme von morgen schaffen, deshalb sind jegliche unüberlegten Reaktionen aus Hass und Rachegefühlen heraus schädlich.
Karl
geschrieben von karl

Karl ich stimme deinen Äußerungen zu. Aber der Beitrag, den du gebracht hast sagt nichts neues.
Prof. Meyer, Peter Scholl Latour und Michael Lüders haben das alles schon vor Jahren gesagt.
Und zwar: "Hände weg von Syrien", kein millitärisches Eingreifen von Europa, vorallem nicht von Deutschland. In allen Länder wo das Regime gestürzt wurde, haben Islamisten u. ISIS die Oberhand bekommen. Es gab u. gibt in den Ländern noch mehr Chaos und brutale Kriege. Ich habe darüber schon einige Links u. Videos eingestellt, wahrscheinlich hast du sie nicht gelesen u. auch nicht angehört.

Frau Merkel macht nun das ganze Gegenteil, sie beteiligt Deutschland am Krieg in Syrien. Wo ist der "Aufschrei"? Sie verwickelt Deutschland in einen Krieg der mehr als gefährlich ist, denn es gibt viel zuviele unterschiedlichen Interessen und Kriegsparteien. Damit macht sie in meinen Augen Deutschland noch angreifbarer für die Terroristen.

Und die Tatsache, dass auf der einen Seite viele junge Männer aus Syrien fliehen, weil sie nicht gegen den ISIS kämpfen wollen, sie nicht in die Armee eingezogen werden wollen( dafür gibt es genug Reportagen wo sie das äußern) und auf der anderen Seite soll die Bundeswehr, also auch junge Männer in den Krieg gegen die ISIS ziehen. Sie sollen bereit sein ihr Leben zu geben, für einen Kampf der aussichtslos ist. Das ist in meinen Augen paradox. Das muss allein Syrien tun, das geht uns nichts an. Sie müssen den Kampf gegen die ISIS führen und das mit ihrer Armee, sie haben die Russen die sie unterstützen. Und erst dann kann man über einen Machtwechsel reden, über einen säkularen Staat.

Bis vor kurzen hat der Westen nur über den Kampf gegen Assad gesprochen, die ISIS war kaum noch im Gespräch. Erst seit dem Anschlag in Paris, ist das Thema "Kampf gegen ISIS" wieder auf den Tisch gekommen. Das ist meine Meinung, die niemand teilen muss.
Tina
Linktipp: Bundeswehr im Syrien-Einsatz: Merkels Krieg

"Deutschland zieht in den Krieg. Ohne Strategie, ohne Aussicht auf Erfolg. Hauptsache, wir sind dabei. Der Preis kann hoch sein: Die Terrorgefahr hierzulande steigt.Satelliten und Tornados zur Aufklärung, eine Fregatte und Tankflieger. Es ist keine beeindruckende Streitmacht, die Deutschland in Syrien aufbieten will.
Aber darauf kommt es nicht an. Was zählt ist: Die Deutschen werden nun endgültig zur Kriegspartei in diesem Konflikt ohne Hoffnung. Bisher hatte Deutschland sich weitgehend herausgehalten. Nicht aus Feigheit, sondern aus Vernunft.Es gibt hier keinen Ausweg. Zu viele Seiten verfolgen zu viele gegensätzliche Interessen. Aber jetzt ist der Krieg in Syrien auch unser Krieg. Warum? Aus Liebe zu Frankreich, und das ist im Prinzip ein guter Grund. Aber er ist nicht gut genug für einen Krieg. Und er rechtfertigt nicht das Risiko, dass der Terror nun auch zu uns kommt."
olga64
olga64
Mitglied

Re: Ex-US-Geheimdienstchef über den IS: "Wir waren zu dumm"
geschrieben von olga64
als Antwort auf Tina1 vom 30.11.2015, 17:18:02
Und zwar: "Hände weg von Syrien", kein millitärisches Eingreifen von Europa, vorallem nicht von Deutschland.

Damit macht sie in meinen Augen Deutschland noch angreifbarer für die Terroristen.



Diese "Hände-weg-Taktik" wurde von allen ja jahrelang gepflegt - was hat sich gebessert? Millionen Syrer fliehen und sind geflohen.
Es ist infantil, wenn Sie denken, durch militärische Solidarität mit anderen kriegsführenden Staaten gegen den IS würden wir noch angreifbarer sein. Wir stehen oben auf der Liste, auch deshalb, weil viele, viele junge Deutsche dorthin in den Dschihad gezogen sind und es weiterhin machen.
Wie können Sie glauben, dass grundsätzlich andere Staaten ihre Soldaten opfern und wir hier immer verschont bleiben werden? Unser Bundespräsident, der Aussenminister, die Verteidigungsministerin und auch die Kanzlerin haben längst erkannt, dass dies nicht mehr lange so gehen kann, wenn die Welt brennt. Olga
Gutkarl
Gutkarl
Mitglied

Re: Ex-US-Geheimdienstchef über den IS: "Wir waren zu dumm"
geschrieben von Gutkarl
als Antwort auf olga64 vom 30.11.2015, 17:42:25
Und zwar: "Hände weg von Syrien", kein millitärisches Eingreifen von Europa, vorallem nicht von Deutschland.

Damit macht sie in meinen Augen Deutschland noch angreifbarer für die Terroristen.




Wie können Sie glauben, dass grundsätzlich andere Staaten ihre Soldaten opfern und wir hier immer verschont bleiben werden?
Olga


Ach so andere Staaten haben ihre Soldaten geopfert und jetzt sind wir mal dran. Wissen Sie eigentlich noch, was Sie da schreiben?

Gutkarl
Karl
Karl
Administrator

Re: Ex-US-Geheimdienstchef über den IS: "Wir waren zu dumm"
geschrieben von Karl
als Antwort auf Tina1 vom 30.11.2015, 17:18:02
@ Gutkarl,

in der Skepsis gegen Krieg als Mittel der Politik sind wir offenbar nicht so weit auseinander wie in der Flüchtlingspolitk. Im Thread " Der irre Krieg geht weiter" hatte ich das folgende Schema eingesetzt:



Offensichtlich benötigt dies bald neue Ergänzungen, keinesfalls Vereinfachungen.

Karl

Anzeige