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Internationale Politik Gadhafis Sicht auf Afrika und Demokratie

luchs35
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Gadhafis Sicht auf Afrika und Demokratie
geschrieben von luchs35
Gadhafi, Libyens Staatschef ist immer wieder für eine Überraschung gut. Als neuer Vorsitzender der Afrikanischen Union hat er in seiner ersten Rede in Addis Abeba beim Afrika-Gipfel eine weitreichende Änderung der politischen Sichtweise angekündigt :

Abkehr von der Mehr-Parteien-Demokratie, die nicht gut für Afrika sei und immer wieder zu blutigen Ausseinandersetzungen führe.
Gadhafi führt die ethnischen Konflikte auf die Dominanz der einzelnen Stämme zurück, die in Afrika nach wie vor vorherrschend seien.

Dabei wies er auf den Zerfall des Staates Somalia und das Blutvergiessen nach den Wahlen in Kenia hin, wo die Auseinandersetzungen zwischen den stammesorientierten Parteien auf Staatsebene ausgefochten werden.

Gadhafi wies auf seine eigene Regierungsweise hin, die seit rund 40 Jahren erfolgreich die Geschäfte führe - ohne Opposition, ohne Pressefreiheit und absoluter Herrschaft des Staatschefs.


Seine Kollegen aus den afrikanischen Ländern reagierten besorgt auf Gadhafis Ablehnung der Demokratie. Natürlich wissen sie um die Auswirkung des tatsächlichen stammesbewussten Denkens, sehen aber auch in der Entwicklung demokratischer Verhältnisse mit dem Trend zur Rechtsstaatlichkeit einen erstrebenswerten Weg.

Deshalb regte sich gegen Gadhafis Vorstellungen ein heftiger Widerstand, der sogar eine Verlängerung des Gipfels notwendig machte.

Bei der europäischen Vorliebe für die Demokratie mag das Vorpreschen Gadhafis Unbehagen auslösen. Aber bei einem Blick auf die vielen blutigen Ausseinandersetzungen
schleicht sich doch der Gedanken ein, ob Afrika einen eigenen und anderen Weg suchen sollte.

Ist Demokratie wirklich für jedes Land , das sich im Aufbruch befindet , der einzig gangbare Weg nach unserer Sichtweise?
--
luchs35
hema
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Re: Gadhafis Sicht auf Afrika und Demokratie
geschrieben von hema
als Antwort auf luchs35 vom 08.02.2009, 16:55:03
Es waere interessant einmal prinzipiell ueber Demokratie zu diskutieren.


--
hema
pea
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Re: Gadhafis Sicht auf Afrika und Demokratie
geschrieben von pea
als Antwort auf luchs35 vom 08.02.2009, 16:55:03
Danke, Luchsi, wieder ein Thema bei dem ich gezögert habe, es einzustellen.

Hier drei Artikel der taz von gestern dazu:

Gaddafi auf Afrikas Chefsessel

Afrikas "König der Könige"

Potemkinscher Führer


Ich halte die Lage in Afrika für ebenso hoffnungslos
wie die im Nahen Osten.

Für beide Krisenregionen tragen die USA und die EU eine besondere Verantwortung
angesichts der kolonialen Vergangenheit und der Stellvertreterpolitik im Kalten Krieg.


--
pea

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luchs35
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Re: Gadhafis Sicht auf Afrika und Demokratie
geschrieben von luchs35
als Antwort auf pea vom 11.02.2009, 05:01:32
Warum zögerst du, Pea, Themen einzustellen? Es gibt ja nicht nur Gaza und Israel oder Afghanistan als Brennpunkte in der Welt. Das Bemühen der afrikanischen Länder um gangbare Wege sind hochinteressant.

Warum kommt dieser Kontinent nicht zur Ruhe? Ist es die Korruption oder das Nichtvermögen der einzelnen Regierungschefs, das immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen führt? Oder sind die Vorstellungen von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie nach unserer Sicht einfach falsch?

Welchen Weg können die afrikanischen Länder einschlagen, wenn westliche, aber auch asiatische Nationen ihre Interessen dort durchsetzen wollen?

Nach meiner Ansicht ist der Weg seit den Kolonialzeiten bis heute sehr kurz, der Einfluss und die Interessen der ehemaligen "Herren" ist noch spürbar, die Menschen sind sich ihrer Eigenverantwortung noch nicht bewusst ,und die Hilfe, die sie bekommen, ist eher eine Interessensvertretung, aber sonst werden die Menschen in Afrika allein gelassen.
Dass ein an Bodenschätzen so reiches Land zulassen muss, dass ein grosser Teil der Bevölkerung buchstäblich an Hunger krepiert, ist unglaublich.

Afrika ist eines Nachdenkens über Ursache und Wirkung wert.

Luchs35
pea
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Re: Gadhafis Sicht auf Afrika und Demokratie
geschrieben von pea
als Antwort auf luchs35 vom 11.02.2009, 08:47:33
Ja, Luchs,

manchmal schwanke ich hier zwischen "Schere im Kopf"
und "Jetzt gerade..."

Es gab ja einige hoffnungsvolle Versuche in Afrika,
die alle gescheitert sind -
auch und gerade wegen der egoistischen Einmischung von außen
und natürlich auch der einheimischen sog. Eliten.
Von Lumumba bis Sankara - ein Trauerspiel.


Ein vereinigtes Afrika unter Gadhafi wird es sicher nicht geben.


--
pea
schorsch
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Re: Gadhafis Sicht auf Afrika und Demokratie
geschrieben von schorsch
als Antwort auf luchs35 vom 08.02.2009, 16:55:03
Da hat wohl wieder jemand den Bock zum Gärtner gemacht!

Würde jeder afrikanische Staat Ghadaffis Despoten-System einführen wollen, müssten wohl zuerst 100 Millionen Menschen getötet werden. Nämlich all jene, die sich nicht von einem einzigen Despoten sagen wollen, was sie zu denken und zu tun hätten.

--
schorsch

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pea
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Re: Gadhafis Sicht auf Afrika und Demokratie
geschrieben von pea
als Antwort auf schorsch vom 11.02.2009, 09:38:11
Würde jeder afrikanische Staat Ghadaffis Despoten-System einführen wollen, müssten wohl zuerst 100 Millionen Menschen getötet werden.




Wow, Schorsch, Du hast Mut! -
Nee, mehr sag ich nicht dazu!



--
pea
pea
pea
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Re: Gadhafis Sicht auf Afrika und Demokratie
geschrieben von pea
als Antwort auf luchs35 vom 08.02.2009, 16:55:03
Hier noch ein Artikel aus der sueddeutschen
über den Traum eines vereinigten Afrikas


Der 66-jährige Gaddafi hat sich Großes vorgenommen. In seiner Antrittsrede sprach er sich für eine Schaffung der "Vereinigten Staaten von Afrika" aus, gab aber zu, dass die Erreichung dieses Ziels noch nicht unmittelbar bevorstehe. Er wolle sich diesem Ziel widmen, sagte Gaddafi. "Ich hoffe, meine Amtszeit wird eine Zeit der ernsthaften Arbeit und nicht der Worte."

Gaddafi, der sich schon länger als überzeugter Pan-Afrikaner gibt, schwebt ein riesiger, vereinter Staat Afrika vor mit gemeinsamer Währung, gemeinsamen Pässen und gemeinsamer Armee. Diese "Vereinigten Staaten von Afrika" würden in Gaddafis Phantasie eine gewichtige Rolle in der Weltpolitik spielen. Diesen Vorschlag trug er auch am Sonntag auf dem Gipfeltreffen der AU in Addis Abeba wieder vor.
geschrieben von seuddeutsche





Eines der Hauptprobleme in den Ländern Afrikas ist die verbreitete Korruption -
da bleibt jede demokratische Verfassung bloß ein Stück bedeutungsloses Papier:

Nur wer zahlt, macht Geschäfte


--
pea
hl
hl
Mitglied

Re: Gadhafis Sicht auf Afrika und Demokratie
geschrieben von hl
als Antwort auf pea vom 12.02.2009, 06:29:18


Eines der Hauptprobleme in den Ländern Afrikas ist die verbreitete Korruption -
da bleibt jede demokratische Verfassung bloß ein Stück bedeutungsloses Papier:

--
pea
geschrieben von pea



Eines der Hauptprobleme in den Ländern der ganzen Welt ist die verbreitete Korruption
--
hl
Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
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Re: Gadhafis Sicht auf Afrika und Demokratie
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hl vom 12.02.2009, 06:53:07
Ja, Korruption gibt es überall.

Aber doch in unterschiedlichem Ausmaß!

mart1

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