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Internationale Politik Gedanken zum Deutsch-Israelischen Verhältnis

hafel
hafel
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Gedanken zum Deutsch-Israelischen Verhältnis
geschrieben von hafel
Mit der Ankündigung Tel Avivs, unter allen Umständen am Bau neuer Wohnungen in den Palästinenser-Gebieten fest zu halten, verprellt die israelische Regierung die treuesten Partner.

Wenn die deutsche Kanzlerin offen den Siedlungsbau kritisiert und der israelische Ministerpräsident kurz vor seinen Besuch in Berlin seinen Ärger über Deutschlands Nahost-Politik Luft macht, dann ist das schon mehr als ein „dunkles Diplomatenwölkchen“.
So schlecht war das Verhältnis zwischen Deutschland und Israel lange nicht.

Es ist nun aber auch harte Realität: Wer das oft überharte Vorgehen der israelischen Soldaten in den besetzten Gebieten kritisiert, muss auf der anderen Seite auch die permanente Gefahr erkennen, in der die Juden im Nahen Osten leben. Ständige Bedrohungen des israelischen Kernlandes durch die Hamas. Und ständig droht der Iran mit der Vernichtung des kompletten Staates.

Die jüngsten Schritte der Netanjahu-Regierung lassen allerdings ernsthaft Zweifel aufkommen, ob Tel Aviv derzeitig ernsthaft an der Wiederaufnahme des ersehnten Friedensprozesses interessiert ist.

Die deutsche Grundposition ist meines Ermessens klar: Israel kann nur dann auf das besondere Verhältnis bauen, wenn es eine Zwei-Staaten-Lösung nicht blockiert.

Wenn B. Netanjahu seinen gefährlichen Kurs der Provokation fortsetzt, wird er bald sehr einsam sein.

Hafel
miriam
miriam
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Re: Gedanken zum Deutsch-Israelischen Verhältnis
geschrieben von miriam
als Antwort auf hafel vom 06.12.2012, 13:08:04


Die deutsche Grundposition ist meines Ermessens klar: Israel kann nur dann auf das besondere Verhältnis bauen, wenn es eine Zwei-Staaten-Lösung nicht blockiert.

Wenn B. Netanjahu seinen gefährlichen Kurs der Provokation fortsetzt, wird er bald sehr einsam sein.


Hafel - diese Position deckt sich mit derjenigen zahlreicher Juden in Deutschland.

Ich denke, dass man sich dessen auch in der Knesset bewusst ist: Avigdor Liebermann begleitete ja Netanjahu nicht, sondern blieb schön zuhause.
Liebermann ist ein Beispiel für manche der negativen Änderungen, die die russisch-jüdische Emigration mitverursacht hat.

Die Juden aus Russland haben früher in einem totalitären, diskriminierenden Regime in diesem Land gelebt - ein Regime das sich aber als linksorientiert bezeichnete - und so scheuen zum großen Teil die aus Russland stammenden Israelis, alles was als "links" bezeichnet wird.

Miriam
clara
clara
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Re: Gedanken zum Deutsch-Israelischen Verhältnis
geschrieben von clara
als Antwort auf hafel vom 06.12.2012, 13:08:04


Die deutsche Grundposition ist meines Ermessens klar: Israel kann nur dann auf das besondere Verhältnis bauen, wenn es eine Zwei-Staaten-Lösung nicht blockiert.

Hafel

Inzwischen glauben viele palästinensische Politiker nicht mehr an die Zwei-Staaten-Lösung. Im Gespräch mit dem palästinensischen Philosophieprofessor und Präsidenten der Al-Kuds-Universität in Ost-Jerusaleman meint dieser, auf weitere Sicht sei Palästina nur als "virtueller" Staat zu verstehen.

Clara

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miriam
miriam
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Re: Gedanken zum Deutsch-Israelischen Verhältnis
geschrieben von miriam
als Antwort auf clara vom 06.12.2012, 13:55:48
Clara - es geht hier um das Deutsch-Israelische Verhältnis (so hat es ja Hafel formuliert) - warum kann man nicht darüber nachdenken bzw. diskutieren, ohne auch die Araber hier einzubringen?

Miriam
JuergenS
JuergenS
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Re: Gedanken zum Deutsch-Israelischen Verhältnis
geschrieben von JuergenS
Ich habe ebenfalls das Gefühl, dass die Einsamkeit israelischer Regierungen stark zunehmen wird, auch Deutschland emanzipiert sich zunehmend

Kein Mensch, der nicht dieser Region lebt, begreift die Uneinsichtigkeit beider Seiten mehr

Nicht die Welt muß sich ändern, sondern Israelis und Palästinenser ihren gegenseitigen Hass abbauen

Servus
clara
clara
Mitglied

Re: Gedanken zum Deutsch-Israelischen Verhältnis
geschrieben von clara
als Antwort auf miriam vom 06.12.2012, 14:07:46
Miriam, bitte unterstelle mir nicht, nicht darüber nachzudenken! Wenn ich dies nämlich tue, und ich tue es, komme ich nicht umhin, das deutsch-israelische Verhältnis mit der Palästinafrage zu verknüpfen. Ursache und Wirkung nennt man so etwas, glaube ich. Für mich geht es eben nicht ohne die Araber!

Clara

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olga64
olga64
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Re: Gedanken zum Deutsch-Israelischen Verhältnis
geschrieben von olga64
als Antwort auf miriam vom 06.12.2012, 13:33:36
Kann es sein, dass Herr Liebermann auch deshalb nicht mitkam, weil er zusammen mit anderen Mitgliedern der israelischen Delegation ins Gästehaus von Herrn Westerwelle nach Berlin-Tegel "abgeschoben" wurde und nicht am Dinner mit Frau Dr. Merkel und Herrn Netanjahu (vermutlich falsch geschrieben - sorry!) teilnehmen durfte. So wie Herr Liebermann oft geschildert wird, ist er ja anscheinend schon recht eitel und möchte gerne auch in "der ersten Reihe" sitzen.
Unsere Kanzlerin bewundere ich wieder mal in vollem Umfange - sie bringt das Thema israelische Siedlungspolitik nun mehrfach auf den Punkt - ich hoffe sehr ,dass die sehr nötige Partnerschaft Israel-Deutschland auch dadurch auf eine gute Basis gestellt wird.
Die Schritte des Herrn N. muss man natürlich auch unter dem Aspekt kommender Neuwahlen in Israel sehen - die Gefahr ist nur, dass er und das Land sich derzeit stark isolieren; das Verhältnis zu Obama ist stark zerrüttet. Der Wunsch des Herrn N., dass Romney neuer Präsident der USA wird, hat sich nicht erfüllt - jetzt steht er ziemlich unschlüssig in der Ecke. So ist dies auch nachzulesen in der israelischen Presse- es denken ja auch dort nicht alle gleich. Olga
miriam
miriam
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Re: Gedanken zum Deutsch-Israelischen Verhältnis
geschrieben von miriam
als Antwort auf olga64 vom 06.12.2012, 15:40:09
Was die Abschiebung des Herrn Liebermann ins Gästehaus von Herrn Westerwelle betrifft, kann ich auch nur mutmassen: vielleicht hätte er dort die Gelegenheit gehabt, sich ultra-Kascher (!) bekochen zu lassen.
Ich sehe Liebermann auch nicht unbedingt mit Angela an einem Tisch sitzend - und vor jedem Gericht die entsprechende Bracha sprechen.

(Bracha/Brachot(pl) - sind die kleinen Gebete, die die (Ultra)Orthodoxen Juden, vor der Einnahme von Lebensmitteln, vor das Anzünden des Lichtes, vor einigen anderen alltäglichen Handlungen, sprechen)

Clara - ich unterstelle dir sicherlich nix. Es gibt aber auch Themen außerhalb der israelisch/arabischen Beziehungen, die Deutsche und Israelis interessieren könnten.
Zum Beispiel der fatale Bruch zwischen Deutsche und Juden in den dreißiger Jahren, und wie man diese Vergangenheit mitberücksichtigend, über das Heute reflecktiert.

Miriam
clara
clara
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Re: Gedanken zum Deutsch-Israelischen Verhältnis
geschrieben von clara
als Antwort auf miriam vom 06.12.2012, 16:27:29


Es gibt aber auch Themen außerhalb der israelisch/arabischen Beziehungen, die Deutsche und Israelis interessieren könnten.
Zum Beispiel der fatale Bruch zwischen Deutsche und Juden in den dreißiger Jahren, und wie man diese Vergangenheit mitberücksichtigend, über das Heute reflecktiert.

Miriam[/size][/color]

Miriam, Du willst auf den Holocaust hinaus, denke ich. Der wird hoffentlich in Deutschland nie vergessen werden. Gerade deshalb meine ich ja, dass man bei den deutsch-israelischen Beziehungen die Palästinafrage nicht außer Acht lassen darf. Dies meine ich mit "Ursache und Wirkung", s. oben!
Desungeachtet und eingedenk der deutschen Schuld an den Juden (nicht an Israel) müssen die Beziehungen beider Länder auf einer "normalen" politischen Ebene stattfinden, bei der Jeder dem Anderen sagen darf, was nicht gefällt.

Clara
schorsch
schorsch
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Re: Gedanken zum Deutsch-Israelischen Verhältnis
geschrieben von schorsch
als Antwort auf miriam vom 06.12.2012, 16:27:29
................
Zum Beispiel der fatale Bruch zwischen Deutsche und Juden in den dreißiger Jahren, und wie man diese Vergangenheit mitberücksichtigend, über das Heute reflecktiert.

Miriam


Dieser "Fatale Bruch" erinnert mich aktuell an die Vertreibung der Palästinenser durch die Israelis. Aber letztere haben aus ihrer Vergangenheit gelernt: sie betreiben den Holocaust viel raffinierter; Stückchen um Stückchen. Und immer schön nach links und rechts schauen, ob die Einspruch erhebenden Staaten eigentlich noch nicht merken, wie da Stück um Stück Holocaust betrieben wird!

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