Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Gibt es einen Zusammenhang zwischen Religionsangehörigkeit und der Kinderzahl pro Frau?

Internationale Politik Gibt es einen Zusammenhang zwischen Religionsangehörigkeit und der Kinderzahl pro Frau?

Karl
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Gibt es einen Zusammenhang zwischen Religionsangehörigkeit und der Kinderzahl pro Frau?
geschrieben von Karl
Die Antwort von Hans Rosling ist eindeutig: nein, diesen Zusammenhang gibt es nicht. Es hängt allein mit dem Zugang der Frauen zu Bildung, Berufsleben und Verhütungsmitteln zusammen. Die Religion der untersuchten Staaten spielt keine Rolle. So ganz nebenbei erklärt Hans Rosling noch, warum die Weltbevölkerung noch einige Jahre weiter wachsen wird, selbst wenn die Geburtenzahl in etwa bei 2 pro Frau stagniert.

Den Film habe ich zunächst im Fremdsprachenforum untergebracht, da es ihn auf Deutsch leider nicht gibt.

Der Vortrag ist jedoch so gut, dass ich jede/jeden ermutige, ihn sich anzusehen.



Es ist m. E. sehr wichtig zu erkennen, dass es vor allem soziale Faktoren sind, die die Geburtenrate bestimmen.

Karl
Re: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Religionsangehörigkeit und der Kinderzahl pro Frau?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 23.06.2017, 14:31:23
Laut Michael Blume, einem Religionswissenschaftler, haben religiöse Menschen im Durchschnitt mehr Kinder. Siehe unten verlinkten Artikel bei scilogs.

In Israel kann man beobachten, daß Ultraorthodoxe sehr viele Kinder haben. Dort ist der Zusammenhang einfach: Ultraorthodoxe arbeiten nicht, sondern studieren nur die Thora. Sie leben von Sozialhilfe und den Zuwendungen religiöser Juden. Die Sozialhilfe bemißt sich unter anderem nach der Anzahl der Kindern. Ich kann diese Aussage nicht durch Zahlen belegen, sie stammt von (säkularen) Israelis, mit denen ich lange Kontakt hatte.
Karl
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Re: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Religionsangehörigkeit und der Kinderzahl pro Frau?
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.06.2017, 15:08:20
Nun, der Punkt, den Hans Rosling macht, ist nicht der, dass Religion bei individuellen Entscheidungen keine Rolle spielen kann, sondern dass die regionalen Entwicklungstendenzen offensichtlich durch die regional vorherrschenden Religionen wenig beeinflusst sind.

Ebenso eindrucksvoll demonstriert er, dass nicht der Wohlstand entscheidet (zumindest nicht oberhalb der Schwelle, wo Kinder nicht mehr zur Ernährung der Familie beitragen müssen).

Die wirkmächtigen Faktoren sind Wissen um Verhütung, späte Heirat, Zugang der Frauen zu einer beruflichen Karriere. Rosling zeigt anhand von Beispielen, dass sich mehrheitlich christliche, muslimische und buddhistisch/hinduistische Staaten ähnlich entwickeln.

Karl

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Re: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Religionsangehörigkeit und der Kinderzahl pro Frau?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 23.06.2017, 15:30:32
Hallo Karl,

das habe ich bei Michael Blume anders verstanden.

Religionen – und nur Religionen! – vermögen Menschen in ausreichender Zahl zu dem Verzicht zu bewegen, den Familien mit mehr als zwei Kindern bedeuten. Wir kennen heute Dutzende religiöse Traditionen wie die orthodoxen Juden, Amish, Hutterer, Mormonen usw., die über Generationen hinweg kinderreich geblieben sind; aber keine einzige nichtreligiöse Population, Gruppe oder Gemeinschaft, die auch nur ein Jahrhundert lang die Bestandserhaltungsgrenze von wenigstens zwei Kindern pro Frau hätte halten können.
geschrieben von Michael Blume in "Religion und Demografie"


Ich habe aber nicht genug zum Thema gelesen, um ernsthaft darüber diskutieren zu können
Karl
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Re: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Religionsangehörigkeit und der Kinderzahl pro Frau?
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.06.2017, 16:00:50
Danke für diesen Hinweis. Michael Blume formuliert auf Basis dieser Minoritäten eine interessante Gegenthese. Die Fakten, auf die er sich beruft, sind wohl ebenso als solche anzusehen wie diejenigen von Hans Rosling.

Dann aber muss beides auch zusammenpassen. Vermutlich liegt es daran, dass es sich, trotz des rapiden Wachstums, immer noch um Minoritäten handelt, die die globalen Entwicklungen nicht zu sehr gestört haben.

Karl
freddy-2015
freddy-2015
Mitglied

Re: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Religionsangehörigkeit und der Kinderzahl pro Frau?
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf Karl vom 23.06.2017, 16:40:10
Familien mit streng religösen Hintergrund haben immer mehr Kinder, weil sie nicht verhüten dürfen und auch nicht wollen, denn sie glauben.
Wer sich Sonntags an einer Kirche der streng Gläubigen Russland Deutschen stellt, wird das genau so erleben.
Bei meiner Mutter wohnte eine junge Familie und die hatte fast jedes Jahr ein Kind und vor 3 Jahren sind sie ausgezogen ins eigene Haus.
Auf die Frage meiner Mutter (sie hat auch einige Kinder)wie viel Kinder denn geplant seien, die Antwort :
Wir werden sehen wieviele uns der Herr schenkt.
Die Zuwanderer die nicht streng gläubig sind, passen sich in ein bis zwei Generationen an.

Dieses Thema hatte ich mir schonmal angesehen.
Mythos Überbevölkerung.
Da wird einiges erklärt, in Deutsch und im vorliegenden Fall wird zum Beispiel das Land Bangladesh genommen.
Da greifen diese Sachen die Du Karl beschreibst.

https://www.youtube.com/watch?v=cRBBH72j8ao
Mythos Überbevölkerung - Verblüffende Fakten zur Welt von morgen Doku in HD
geschrieben von https://www.youtube.com/watch?v=cRBBH72j8ao

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Karl
Karl
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Re: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Religionsangehörigkeit und der Kinderzahl pro Frau?
geschrieben von Karl
als Antwort auf freddy-2015 vom 23.06.2017, 18:54:55
Wunderbar Freddy. Du hast einen Film ausgegraben, der auf einem Vortrag von Hans Rosling beruiht.
Die Filmsprache ist Deutsch und so kann jeder zuhören.



Karl

P.S.: Fazit von Hans Rosling: Die Welt ist besser als wir glauben.
olga64
olga64
Mitglied

Re: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Religionsangehörigkeit und der Kinderzahl pro Frau?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 23.06.2017, 20:04:06
Es ist schon sehr interessant, zu beobachten,dass zu diesem frauenspezifischen Thema ausschliesslich Männer ihre Meinung verkünden.
Für mich als Frau der ersten Pillengeneration stellt sich dies viel einfacher dar: obwohl ebenfalls von frühester Kindheit an mit katholischer Religion in Bayern sozialisiert, griff ich umgehend zur Empfängnisverhütung als ich hierzu Zugang erhielt. Früh war mir klar,dass nur eine entsprechende VErhütung,verbunden mit einer gewissen Schul- und Ausbildung mir die Möglichkeit geboten wird, mein Frauenleben so zu gestalten, wie ich dies möchte und wie es zu meinen Vorstellungen passt.
Früh war mir auch klar,dass auch die beteiligten Männer darauf wenig bis kein Verlass ist, weil diese oft allein im Zeugungsprozess ihre Aufgabe als erfüllt angesehen haben.
Dieses Frauen-Denken griff dann schnell in ganz Europa um sich (nicht umsonst werden insbesondere in südeuropäischen LÄndern die wenigsten Kinder geboren) und dann weiter weltweit. Irgendwann wird es auch in Afrika um sich greifen und den anderen LÄndern/Erdteilen, wo heute noch die Übervölkerung das grösste Problem ist. Die BAsis ist aber immer die gleiche: es braucht unabhängige Frauen, weil diese sonst das Projekt Kinder allein zu bewerkstelligen haben. Und immer in der Anfangsphase führt dies zu grosser Verunsicherung und Gegenwehr bei Männern, weil diese - zu Recht - ihre Dominanz in Gefahr sehen. Olga
Re: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Religionsangehörigkeit und der Kinderzahl pro Frau?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 26.06.2017, 18:09:35
So ein klein wenig sind da auch die Frauen selbst schuld, sie erziehen noch heute ihre Söhne bevorzugt. Zumindest in Europa.
Dennoch kann ich Olga und Co zustimmen.
Grüßle
justus39
justus39
Mitglied

Re: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Religionsangehörigkeit und der Kinderzahl pro Frau?
geschrieben von justus39
als Antwort auf olga64 vom 26.06.2017, 18:09:35

Für mich als Frau der ersten Pillengeneration stellt sich dies viel einfacher dar: obwohl ebenfalls von frühester Kindheit an mit katholischer Religion in Bayern sozialisiert, griff ich umgehend zur Empfängnisverhütung als ich hierzu Zugang erhielt. Früh war mir klar,dass nur eine entsprechende VErhütung,verbunden mit einer gewissen Schul- und Ausbildung mir die Möglichkeit geboten wird, mein Frauenleben so zu gestalten, wie ich dies möchte und wie es zu meinen Vorstellungen passt.
Olga

Da habe ich allen Grund, meinem Schicksal zu danken, dass meine Mutter andere Vorstellungen hatte und sich auch anders entschieden hat.
Sie besaß zwar keinen akademischen Grad und sprach nicht mehrere Fremdsprachen, aber sie hat mich unter Schmerzen zur Welt gebracht und mit viel Mühe und Selbstaufopferung groß gezogen.

Eine glanzvolle Kariere von ihr würde mir heute wenig nützen wenn sie damals mein Entstehen verhütet hätte.

Mutter, ich bin stolz auf Dich.

justus

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