Internationale Politik Gibt es mit den Taliban überhaupt noch einen Verhandlungsspielraum?

Fast täglich gehen Horrormeldungen durch die Nachrichtenmagazine.

Nun steinigten die Taliban öffentlich auf einem Marktplatz ein Liebespaar, welches sich "unsittlich" (nach Taliban - Recht) verhalten hatte.

Taliban metzeln westliche Helfer nieder, die Augenkrankheiten behandeln wollten.

Ein Talinan schneidet seiner Frau Nase und Ohren ab, als sie sich seinen ständigen Misshandlungen widersetzte.

Da wird eine schwangere Frau öffentlich (mit 200 Hieben) ausgepeitscht und anschließend erschossen, weil sie als Witwe nochmals schwanger wurde.

Und täglich werden uns neue Horrormeldungen erreichen. Da habe ich keine Zweifel.

Und gestern höre ich dann im TV, wie der Grünen-Fraktionschef J. Trittin, die Radikalen in Afghanistan an der Regierung beteiligt sehen möchte. Wie soll das funktionieren? Meines Ermessens zeugt das von einer verblüffenden Naivität. Ich denke dabei, dass das auch ein Schlag in das Gesicht der afghanischen Bevölkerung ist, die täglich in Angst und Schrecken vor der Gewalt der Taliban lebt.

Mit Leuten, die wahllos Zivilisten und Helfer umbringen, die Frauen erniedrigen und den Islam für ihre Schreckensherrschaft missbrauchen, gibt es meines Ermessens wenig und fast nichts zu verhandeln. Oder glaubt hier jemand im Ernst, dass sich die Taliban an Abmachungen mit westlichen Politikern halten? Verträge mit "Ungläubigen" werden aus Überzeugung gebrochen.

Was die Afghanen brauchen, ist Verlässlichkeit, die allerdings die westliche Allianz nicht liefern kann. Der Westen steht hier vor einem Scheideweg: Entweder seine Abzugstermine einzuhalten und das geschundene afghanische Volk sich selbst und dem Terror der Taliban zu überlassen…. -- oder einen sinnlosen und aussichtslosen Krieg , mit großen Verlusten, weiter zu führen. Die Mehrheit unseres deutschen Volkes wollen den baldigen Abzug. Ich auch!

Nach Abzug der Truppen in Afghanistan können wir ja wegsehen und weghören. Darin sind wir ja geübt und machen das in anderen Krisengebieten, wie in Afrika, ohne schlechten Gewissen.

Hafel

Hallo, hafel,

Militärs haben für die Organisation der menschlichen
Gemeinschaft noch nie getaugt! Die können nur kapput
machen!
Die Parlamentsarmee hat in Afghanistan wirklich nichts
verloren und auch nichts erreicht!
Erst wenn die Parlamentsarmee dieses Land verlassen hat,
gibt es einen Verhandlungsspielraum.

Viele Grüße
arno

@hafel

Ich habe natürlich auch kein Universalrezept, um die Probleme Afghanistans zu lösen. Da man die Taliban jedoch nicht militärisch schlagen kann, führt wohl kein Weg an einer politischen Zusammenarbeit mit den Ultra-Islamisten vorbei. Immerhin hat der Westen ja über Jahre hinaus auch kein Problem damit gehabt, diese Mudschaheddin (Gotteskrieger) militärisch zu unterstützen. Politisch stabile Verhältnisse kennen die Afghanen seit 300 Jahren nicht.

Das Resümee am Schluss deines Beitrags finde ich besonders interessant. In der Tat wird nichts, aber auch gar nichts über die Vorgänge in Somalia, im Kongo oder anderen Chaos-Ländern Afrikas berichtet, weils wohl gerade nicht in die politischen Konzepte passt oder dort keine Pipeline gebaut werden soll. Ich bin davon überzeugt, dass in Somalia täglich mehr Menschen gefoltert und gesteinigt werden, als in Afghanistan im ganzen Jahr. Aber dies hat uns wohl gerade nicht zu interessieren.

@: "...Und gestern höre ich dann im TV, wie der Grünen-Fraktionschef J. Trittin, die Radikalen in Afghanistan an der Regierung beteiligt sehen möchte. Wie soll das funktionieren? Meines Ermessens zeugt das von einer verblüffenden Naivität...."

Das denke auch ich.

Die Taliban kennen keine "Beteiligung", denn das würde Kompromisse eingehen bedeuten. Also gibt es für sie nur die Unterwerfung der von ihnen anvisierten Länder.

Ich erinnere an die Schreckensbilder, die uns aus dem Kosovo erreichten, als die Nato den Krieg gegen Serbien vorbereitete. Später stellte sich heraus, dass die wesentlichen Bilder gestellt waren.

Zu Beginn des ersten Irakkrieges wurde behauptet, dass die Iraker in einem kuweitischen Krankenhaus Babies ermordet hätten, auch das war eine lancierte Ente, half aber die Kriegsbereitschaft der USA und seiner Alliierten zu erhöhen.

Es gibt eine endlose Liste solcher Täuschungsmanöver am Anfang und während Kriegen, man muss nicht einmal an den Überfall Deutschlands an Polen denken ("es wird zurück geschossen") oder an den Zwischenfall von Tonkin[/url], den die USA provozierten, um einen Kriegsgrund gegen Vietnam zu haben: [u]Wikipedia.org: Am 30. November 2005 gab der US-Geheimdienst NSA geheime Dokumente frei und bestätigte damit indirekt, aber offiziell, dass der Vietnamkrieg infolge einer Falschmeldung an US-Präsident Johnson begann.

Ich möchte damit keineswegs alle uns erreichenden Horromeldungen in Frage stellen, aber zur Vorsicht mahnen und bitten, die Quellen zu hinterfragen.

Karl

@ Karl: "Ich möchte damit keineswegs alle uns erreichenden Horromeldungen in Frage stellen, aber zur Vorsicht mahnen und bitten, die Quellen zu hinterfragen."

Richtig Karl, allen Nachrichten sollte man zunächst einmal misstrauen. Ich habe hier aber nur Beispiele gebracht, die durch mehre unterschiedliche Agenturen bestätigt wurden.
Es wäre jetzt sehr fatal. dass wir auf der einen Seite die Nachrichten sofort aufgreifen, und auf der anderen Seite in Frage stellen. Das unterstelle ich NICHT, ich schreibe das wertfrei.

Hafel

"Ich erinnere an die Schreckensbilder, die uns aus dem Kosovo erreichten, als die Nato den Krieg gegen Serbien vorbereitete. Später stellte sich heraus, dass die wesentlichen Bilder gestellt waren."

Noch heute werden Massengräber entdeckt und die verstümmelten Leichen ausgegraben.
Sind die Bilder und Berichte wieder gestellt?

"Ich möchte damit keineswegs alle uns erreichenden Horromeldungen in Frage stellen, aber zur Vorsicht mahnen und bitten, die Quellen zu hinterfragen."

Wie denn?

Wäre es da nicht angesagt, alle Diskussionen über diese Themen( Iran, Israel, Irak, Afghanistan...) einzustellen?
Oder muss man nur ganz "bestimmte" Quellen kritisch hinterfragen?
UND - welche sind denn das?

Gemäßigte Taliban?

............. Hamid Karsai will gemäßigte Taliban und Aufständische wieder ins öffentliche Leben in Afghanistan einbinden. Mit seinen Zielen ist der Präsident ganz auf der Linie der neuen zivilen US-Strategie, die Außenministerin Clinton vertritt. Der US-Sondergesandte für Afghanistan Holbrooke lobte die Fortschritte in Kabul.
............. Aufständische Taliban sollen nach dem Willen von Präsident Hamid Karsai in Afghanistan Jobs bekommen. Ihnen sollte die Möglichkeit gegeben werden, Arbeit zu finden und in ihre Heimatdörfer zurückzukehren, sagte er dem britischen Radiosender BBC. Dafür wolle er Gelder aus den Fonds der internationalen Gemeinschaft verwenden.


Ich denke, mit den Taliban gibt es und darf es keinen Verhandlungsspielraum geben, darf nicht verhandelt werden. Das wäre eine Katastrophe für das Volk, besonders aber für die Frauen. Ich glaube auch nicht, dass die Taliban sich an Absprachen und Verträge halten würden. Sie haben doch eine komplett andere Vorstellung davon, wie die Menschen zu leben haben. Die öffentliche Wiedereinführung der Scharia als einzige Gesetzesgrundlage (die ja von ihnen immer noch angewandt wird) wäre garantiert, ebenso ein Rückschritt ins finstere Mittelalter ohne Musik, ohne TV, ohne Kulturveranstaltungen, ohne jede Bildung für Mädchen und Frauen.
Die Taliban haben noch immer sehr viel Macht

Um in Afghanistan wirklich etwas zu verändern, hätte man gleich zu Beginn neben den militärischen aufgebot auch gleichzeitig für Bildung sorgen müssen, nicht nur in den Städten, sondern vor allem auch in den ländlichen Regionen. Nur Bildung (auch Berufsausbildung) kann ein wirkliches Umdenken in der Bevölkerung bewirken. Wer nicht mal lesen und schreiben kann, ist auf das angewiesen, was man ihm erzählt. Auf dem Land haben die Taliban noch immer das Sagen und verkünden ihre verstaubten Moral- und Glaubensvorstellungen.. Also ist dort das Volk auch pro Taliban. Sie kennen es seit vielen Jahren nicht anders.

Ich weiß nicht, ob der Abzug des gesamten Militärs die bessere Lösung für das afghanische Volk wäre. Man würde damit den Taliban Tür und Tor öffnen.

Was also könnte man tun, um das afghanische Volk vor dem Taliban-Terror zu schützen? Ich habe keine Ahnung.

Myrja

Hallo, myrja,

Ich denke, mit den Taliban gibt es und darf es keinen Verhandlungsspielraum geben, darf nicht verhandelt werden.

die schlimmste, aber erfolgreichste Waffe des Menschen ist, war und bleibt die menschliche Zunge!
All das, was bis jetzt in Afghanistan durch die Besetzung des Landes verändert worden ist, wurde
zum größten Teil mit Waffengewalt und anderen Druckmitteln erreicht. Verhandlungen waren das bestimmt nicht.
Zur Zeit sprechen auf beiden Seiten die Falschen
miteinander.
Die Entwicklung eines Landes kann man nicht durch Waffengewalt, Besetzung, usw. beschleunigen, sondern nur verhindern.

Viele Grüße
arno

Ich lese gerade im Spiegel 33/2010 in meinem iPAD Abo "Abgeordnete wollen mit Taliban verhandeln". Dazu gehören Philipp Mißfelder von der CDU, Kerstin Müller von den Grünen und Außenminister Westerwelle.

Laut Spiegel: "Außenminister Guido Westerwelle hat sich bislang öffentlich nicht zur Zusammenarbeit mit bestimmten Islamisten-Führern geäußert. Intern sagt er aber, es gebe zu einer Zusammenarbeit keine Alternative."

Wenn die Einsicht da ist, dass der Krieg gegen die Taliban nicht mehr gewonnen werden kann, bleibt nur Verhandlung als letzte Option, um zu retten, was zu retten ist.

Karl