Internationale Politik Globale geduldete Ausbeutung

yuna
yuna
Mitglied

RE: Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von yuna
als Antwort auf Klara39 vom 11.01.2021, 19:54:14

Ich musste es auch erst prüfen, das Video ist wirklich gut gemacht.
Was eigentlich am erschreckendsten ist, ist dass man es inzwischen tatsächlich für möglich hält, das so was gesendet wurde bzw. sich jemand so öffentlich geäußert hat.

Dir auch einen schönen Abend. =)

Globetrotter
Globetrotter
Mitglied

RE: Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von Globetrotter

@Bruny
ein wirklich guter und wichtiger Gedankenanstoß. Ich möchte hier gar nicht auf unser Konsumverhalten eingehen. Das das Preis-/Leistungsgefüge nicht stimmt werden wir wohl alle wissen.
Ich möchte nur von meinen Erfahrungen schreiben, Wir haben insgesamt 8 Jahre in Afrika gelebt, 4 davon  in Nairobi in Kenia und 4 in Johannesburg in Süd Afrika. Am Anfang habe ich wirklich gedacht wir könnten  etwas verändern oder verbessern, diesen Traum habe ich begraben.
In Nairobi habe ich alle möglichen Arten von Fundraising gemacht und diverse Projekte finanziell unterstützt.
Leider musste ich immer wieder feststellen das es keine Solidarität gab sobald Geld oder auch nur eine bezahlte Arbeit in Aussicht stand. Und dort liegt für mich die Wurzel für das Übel. Die Menschen schließen sich nicht zusammen um gemeinsam etwas zu erreichen sondern jede Familie oder  Stamm kämpft für sich selbst, oder sie schließen sich, oft kriminellen, Rebellen an.
Über die Verhältnisse in Südamerika weiß ich nichts zu berichten aber ich glaube schon das es dort auch mafiaähnliche Strukturen geben könnte.
Kenia ist noch ein relativ reiches Land in Afrika und ein großer Rosenliferant für Europa aber an das was die Arbeiter dort oder auf den Kaffeeplantagen verdienen mag ich jedoch nicht denken. Aber irgendwie schaffen die es mit so einem schlecht bezahlten Job ihre Familie zu ernähren.

Mitglied_69e81d4
Mitglied_69e81d4
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RE: Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.01.2021, 10:40:46
Heute möchte ich ein wenig das Augenmerk auf die Salzbauern von Maras (Peru) lenken die in purer Handarbeit das Andensalz gewinnen. Frauen, Männer und Kinder ab 5 Jahren schuften Tagein, Tagaus für einen Hungerlohn und die eigene Cooperative betrügt die Indios. Sie haben ihnen ihre Identität genommen, hindern sie an Schulbildung, denn nur Analphabeten können betrogen werden. Jetzt verhindert diese Cooperative sogar den Wettbewerb um einen größtmöglichen Druck auf die Salzbauern auszuüben.

Ich würde mich freuen auf Gleichgesinnte im ST zu treffen, die vielleicht auch ein paar Beispiele beitragen können, oder vielleicht auch kleine Lösungsansätze bringen können.

Bruny
Ich möchte noch einmal dein Eingangsbeitrag von dir, Bruny, hier hochholen. Ich habe diesen Thread eben erst entdeckt, und nachdem er teilweise unsäglich aus dem Ruder gelaufen ist, habe ich Fragen: Gibt es, ausser direkter Unterstützung privater Initiativen, auch Beispiele, wie das Konsumverhalten wirklich grösseren Einfluss gewinnt auf die Verhältnisse, die du schilderst?

Ich unterstütze eine private Stiftung in Ruanda, die mit einem Beitrag aus der Schweiz von nur 150 Franken den Schulbesuch eines Kindes für ein Jahr finanziert. Bildung ist eine Möglichkeit weniger abhängig zu sein.
Im Einkaufverhalten habe auch ich ein Augenmerk auf das Thema, aber ich weiss nicht alles:

Daher zurück zur Frage: Ich wüsste gerne mehr Beispiele, als die, die hier schon erwähnt wurden, wie man mit Konsumverhalten Gegensteuer bieten kann. Je mehr Beispiele hier im Thread zusammenkommen, umso bewusster werden sie wahrgenommen. Ich bin gespannt: Denn unter diesem Titel können alle, die nicht auf Kosten Anderer leben möchten, etwas betragen. Tine1948

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arno
arno
Mitglied

RE: Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von arno
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.01.2021, 10:40:46

Moin, Bruny,

ich denke, dass Dein Thementitel zu kurz greift. Solange sich die Weltbevölkerung
so rasant vermehrt, wird auch die globale Ausbeutung aller Ressourcen rasant zu
nehmen.

Gruß arno

RE: Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.01.2021, 01:25:44

Tja Tine, aus dem Ruder läuft ja hier leider vieles. Aber was soll‘s, man lernt damit zu leben dass es vermeintlich zielführender ist über Trump und Co. zu streiten, als sich für Menschen einzusetzen die in mitten unter uns geknechtet werden.
Ich hatte ja einen Link eingesetzt, den jeder lesen und kommentieren hätte können aber wer selbst im Warmen sitzt und genug zu essen hat, muss sich nicht interessieren für jene die rechtlos und versklavt in der deutschten liebsten Urlaubsland dahinvegetieren.

Ich stelle mal einen Kommentar nachstehend ein, den Link selbst kann ja jeder aufrufen.


„Eine Meinung zu 

  • Daniel Heierli, Zürich
    am 9. Jan 2018 um 16:58 Uhr
    Ich kaufe im Winter keine Tomaten. Trotzdem glaube ich, dass man nicht in erster Linie auf die Konsumenten setzen kann. Es funktioniert einfach nicht. Hier ist schlicht und einfach der Staat gefordert.
    Wir sprechen hier ja nicht von irgend einer Diktatur auf einem fernen Kontinent. Wir sprechen vom EU-Mitglied Spanien. Da würde man doch eigenlich erwarten, dass gewisse Mindeststandards gesetzlich durchgesetz werden könnten.
    Für mich zeigt das Beispiel wieder einmal, dass in der EU vielfach die falschen Prioritäten gesetzt werden. Ich glaube, dass man zwingend zuerst die Arbeitsbedingungen in allen Ländern an ein akzeptables Niveau heranführen müsste, und erst nachher die Arbeitsmärkte aller Länder zu einem grossen Binnenmarkt zusammenführen dürfte. Und ich glaube nicht an die Theorie, dass sich in einem grossen Binnenmarkt dann automatisch die «guten» Praktiken durchsetzen werden. Es setzen sich eher die (für den Unternehmer) profitabelsten Praktiken durch. Das sind dann z.B. die, welche in diesem Artikel beschrieben wurden…“

Auch dieser Schreiber glaubt nicht daran, dass man in erster Linie auf den Konsument setzen kann und das ist meiner Meinung nach falsch. Vielleicht können sich noch einige erinnern an das Pestizid verseuchte Gemüse aus Holland und Tomaten die nach Fisch und Wasser schmeckten, aber immerhin rot und in einer Einheitsgröße in deutschen Supermärkten zu finden war. Das holländische Gemüse wurde unter den gleichen menschenverachtenden Bedingungen produziert wie z.B. im Link geschildert. Nur ...
irgendwann wurde das holländische Gemüse vom deutschen Verbraucher nicht mehr gekauft und dann mussten die Produzenten umdenken und sie taten es auch.

Der Verbraucher hat Macht, er muss sie nur konsequent einsetzen und jeder einzelne muss darüber nachdenken ob nicht ein heimisches Wintergemüse den Gaumen mehr erfreut als eine wässerige Tomate. Er soll auch darüber nachdenken ob es zielführend ist ganze Landstriche mit Plastik einzudecken, welches dann in Form von Mikroplastik letztendlich auf dem Teller landet. Und er soll ebenfalls darüber nachdenken, ob sich der Flüchtling der sich auf den Weg machte, sich sein Leben so erträumt hat. 

Bruny
RE: Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf arno vom 12.01.2021, 07:16:27

Nur wenn es sich bei den Ressourcen um Menschen handelt, dann müssen zumindest diejenigen handeln, die angeblich Menschenfreunde sind.  

Gruß
Bruny


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RE: Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Globetrotter vom 11.01.2021, 21:18:02

Ich habe dazu zwei Anmerkungen: 

Zur Rosenproduktion in Kenia habe ich vor langer Zeit einen entlarvenden Film über KORDES und mit einem Hr.Kordes über seine geschäftlichen Aktivitäten eingestellt. So etwas sollte viel öfters gezeigt werden.

Zu den Großfamilien/Stammes-/Clanstrukturen:
Sind diese nicht die begründende Ursache, dass Demokratie nicht funktioniert?
Wenn diese Annahme stimmt, 
gibt es Denkmodelle, wie trotzdem eine gerechte Gesellschaft aufgebaut werden Könnte?
 

SamuelVimes
SamuelVimes
Mitglied

RE: Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von SamuelVimes
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.01.2021, 18:30:57
Ich finde deinen Beitrag geschmacklos, besonders da es mir um die globale Ausbeutung ging. Aber protz du und @Pschroed gerne weiter .....
Bruny

Hmm - passt doch.
Vielleicht bin ich ja einer von den  globalen Ausbeutern ?

Durch Konsumverzicht jedenfalls wird niemand auf der
Welt gerettet,
Olga hat völlig recht: Saisonal und Regional einkaufen
sollte sie Devise sein nur - das muss man sich auch "leisten" können.

Wenn jetzt niemand auf der Welt das Salz aus Maras kauft -
würde das den Salzbauern helfen ?

Der Lösungsansatz sieht anders aus. Ein Beispiel:

Ein Freund von mir hat vor Jahren in eine Vanilleplantage in Madagaskar
investiert und vermarket die Schoten ohne Gross- und Zwischenhandel
direkt in Europa.
Er zahlt doppelt so hohe Löhne wie üblich und hat inzwischen
auch einen Kindergarten und eine Schule gebaut und finanziert die
laufenden Kosten.
Das löst auch nicht alle Probleme dort und ist vielleicht nur
ein Tropfen auf dem heissen Stein - aber wenigstens ein Teil der Lösung.


LG
Sam

 
Globetrotter
Globetrotter
Mitglied

RE: Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von Globetrotter
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.01.2021, 09:23:26

Zu den Großfamilien/Stammes-/Clanstrukturen:
Sind diese nicht die begründende Ursache, dass Demokratie nicht funktioniert?
Wenn diese Annahme stimmt, 
gibt es Denkmodelle, wie trotzdem eine gerechte Gesellschaft aufgebaut werden Könnte?
 


Ich glaube noch daran das Demokratie funktioniert nur wie viele Kriege und Jahrhunderte hat Europa dazu gebraucht
Globetrotter
Globetrotter
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RE: Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von Globetrotter
als Antwort auf SamuelVimes vom 12.01.2021, 09:34:23
Durch Konsumverzicht jedenfalls wird niemand auf der
Welt gerettet,
Olga hat völlig recht: Saisonal und Regional einkaufen
sollte sie Devise sein nur - das muss man sich auch "leisten" können.

Wenn jetzt niemand auf der Welt das Salz aus Maras kauft -
würde das den Salzbauern helfen ?

Der Lösungsansatz sieht anders aus. Ein Beispiel:

Ein Freund von mir hat vor Jahren in eine Vanilleplantage in Madagaskar
investiert und vermarket die Schoten ohne Gross- und Zwischenhandel
direkt in Europa.
Er zahlt doppelt so hohe Löhne wie üblich und hat inzwischen
auch einen Kindergarten und eine Schule gebaut und finanziert die
laufenden Kosten.
Das löst auch nicht alle Probleme dort und ist vielleicht nur
ein Tropfen auf dem heissen Stein - aber wenigstens ein Teil der Lösung.


LG
Sam

 

Genau so sehe ich es auch, welcher Hartz4 Empfänger kann es sich leisten beim Biobauern einzukaufen?

In Afrika gibt es ganz viele solch kleiner Projekte die auch gut funktionieren, aber eben auch oft Neid bei denen, die nicht nicht daran teilnehmen dürfen, hervorrufen.

Grundsätzlich sehe ich als Teil der Lösung die Schulbildung, vor allem für die Mädchen. 

Ansonsten bin ich gespannt ob sich nach dem kleinen Bauernaufstand hier in Niedersachsen  an den Milchpreisen bei den Discountern etwas ändert.
 

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