Internationale Politik IHH verboten

seewolf
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Re: Wie kann man denn den Menschen in Gaza helfen?
geschrieben von seewolf
als Antwort auf hugo vom 20.07.2010, 23:24:12
Solange die Opas ihren Enkeln Hass einbleuen und die Omas ihren Enkelinnen ihr eigenes elendes Leben als Muster empfehlen, wird es keine Besserung geben. Egal wo - junge Generationen müssen sich von den Emotionen der Alten emanzipieren, wenn ein "Neuanfang" oder eine Wende in Beziehungen zwischen unterschiedlichen Lebensarten der Menschen gelingen soll.

"Erbsünde" Hass?
hugo
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Re: Wie kann man denn den Menschen in Gaza helfen?
geschrieben von hugo
als Antwort auf seewolf vom 21.07.2010, 01:19:45
junge Generationen müssen sich von den Emotionen der Alten emanzipieren (gute Idee seewolf)

aber wie willste das bewerkstelligen, wer soll damit anfangen, was ist zu tun.?

Ich denk gerade darüber nach,,,und stell mir vor wie es derzeit ist.

da sehen die Kinder und Jugendlichen was um sie herum passiert, sehen das Chaos, die Ruinen, die trauernden Mütter und Tanten, die wütenden Großväter,,,,hören die traditionellen Reden der Lehrer und Geistlichen, unterliegen dem Einfluss der einseitig ausgerichteten Medien und dem Eindruck der waffentragenden Miliz usw usf,,

allein schon die derzeitigen Grenzziehungen mit den Enklaven, Exklaven, Trennlinien, separaten Landesteilen usw,,,wär mir ein Graus wenn ich nur daran denke hieraus ein funktionierendes Staatengebilde Palästina vorschlagen zu müssen,,,

(und dabei die unterschiedlichen Vorstellungen der beiden großen Beteiligten Israelis und Palästinenser und darüber hinaus deren Probleme in den eigenen Reihen mitbedenken zu müssen)

hugo
adam
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Re: Wie kann man denn den Menschen in Gaza helfen?
geschrieben von adam
als Antwort auf seewolf vom 21.07.2010, 01:19:45

@seewolf,

ich kenne das aus eigenem Erleben. Erbe, Erblast, Erbsünde an den nachfolgenden Generationen.

Als junger Mensch mußte ich mir viele Unflätigkeiten von meinem Großvater und dessen Generation anhören. Es ging um deutsche Ostgebiete. Noch in den 1970ern rasteten manche regelrecht aus, wenn ich die Gebiete einfach polnisch und nicht "unter polnischer Verwaltung" nannte. Der Pole habe da auf Dauer nichts verloren, hieß es.

Mir hat immer das Verständnis für derartigen Revanchismus gefehlt. Als Teenager zuerst aus dem Bewußtsein heraus, daß diese Sprüche nur immer wieder eigenes Unvermögen hervorzerrten, später habe ich dann das Unrecht hinter den Ansprüchen gesehen.

Die Heimat meiner Eltern und Großeltern habe ich nie als meine Heimat empfunden und hatte auch nie rechte Lust, die Gegend kennen zu lernen, die soviel Hass hervorgebracht hat. Meine Heimat war da, wo ich gross geworden bin.

Für Nostalgie habe ich natürlich Verständnis, für Kindheitserinnerungen, bestimmte Plätze, mit denen man wichtige Lebenseinschnitte verbindet, aber nicht aus politischen Erwägungen heraus. Die Bilder von großen Zeiten, Wohlstand und dem, was man alles zurückgelassen mußte, haben mir nie etwas gesagt oder gar einen positiven Eindruck hinterlassen.

Allerdings bin ich auch nicht in einem Lager aufgewachsen und daß sich dort der Hass über Generationen fortpflanzt, kann ich nachvollziehen. Und daß in einem Lager ein andere status quo nur schwer zu vermitteln ist, ebenfalls.

--

adam


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carlos1
carlos1
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Re: Wie kann man denn den Menschen in Gaza helfen?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf hugo vom 20.07.2010, 23:24:12
"wenn der Blick abgewendet würde von der Vergangenheit,,, und einer verlorenen Heimat, in der längst schon andere Generationen ihre Heimat gefunden haben" Zitat carlos1

Wie stellst Du Dir das praktisch vor? Hugo


Hallo hugo,
es geht um Realpolitik und um einen Strategiewechsel. Unter Realpolitk verstehe ich nicht die Verwirklichung des Dshihad und anderer religiöser Auflagen. Die Lage Gazas ist unerträglich und die Forderung nach einem Palästinenserstaat nur Rhetorik. Wer die Lage der Menschen dort verbessern will, muss ihnen die Chance geben mit eigenen Händen ihre Wirtschaft wieder aufzubauen. Sie wollen das. Das könnte nur geschehen, wenn beide Seiten von Extrempostionen abrücken. Die Lage Gazas und der Westbank würde sich bessern, sofern Existenzrecht und Sicherheit Israels gewährleistet würden (wie und von wem auch immer). Die Lage Israels innerhalb eines Meeres von Arabern würde sich aber nicht ändern und würde Israel in einem Zustand der friedlichen Koexistenz in der Zukunft starken (vor allem inneren) Belastungsproben aussetzen. Die arabische Bevölkerung Israels wird in wenigen Jahrzehnten zahlenmäßig die der Israelis übersteigen. Ein friedlicher Ausgleich läge im Interesse beider Seiten.

Wie zukunftszugewandt die Heimatvertriebenen 1950 waren geht aus ihrer Unterstützung der europäischen Einigung hervor. Die Bereitschaft zur Versöhnung war wohl weniger der Einsicht zu verdanken, dass die deutsche Schuld unübersehbar war, wie Karl meint, sondern vor allem der Bereitschaft anderer Staaten Westdtld in die Gemeinschaft der Völkerfamilie aufzunehmen. Der Vorschlag des französischen Außenministers Schuman die europ. Monantindustie gemeinsam zu verwalten, erfolgte 1950. Der Koreakrieg begann am 26. Juni 1950 und damit verbunden war die Furcht vor einem Dritten Weltkrieg, eine unmittlelbar empfundene Frucht, die allgemein zu Hamsterkäufen führte. Die Schuldfrage stellte sich für viele Deutsche in den 50ern weniger. Sie waren völlig mit dem Wiederaufbau beschäftigt und mit der Selbstreechtfertigung (Spruchkammerverfahren). Die KZs kannte man meist vom Hörensagen. An den höheren Schulen endete der Geschichtsunterricht spätestens 1900. Der Begriff Holocaust wurde erst Ende der 70er jahre für die Endlösung verwendet. In den 60ern erst wurde auch mit dem Auschwitzprozess, Einsatzgruppen- und dem Eichmannprozes in Jerusalem das Thema neu aufgerollt. Die Überlebenden der Endlösung waren in den 50ern meist sprachlos. Es war bei vielen Deutschen eher ein Gefühl der Scham auf derart gemeine und zugleich dummdreiste Art betrogen worden zu sein. Man fühlte sich hereingelegt von einem billigen Hanswurst und Politdemagogen, dem man bedingungslos gefolgt war. Jetzt erkannte man auf einmal, dass Hitler gar nicht arisch aussah. In den 60er Jahren begann die junge Generation intensiver Fragen zu stellen und tradierte Werte in Frage zu stellen.

c.

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