Internationale Politik Immer nur Israel ?

sysiphus
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Immer nur Israel ?
geschrieben von sysiphus
Die Geschichte der Roma wird einfach weggebaggert

Von Maximilian Popp, Istanbul

Sie haben für römische Kaiser aufgespielt und für Atatürk: Seit 1000 Jahren leben die Roma im Istanbuler Stadtteil Sulukule. Doch jetzt kämpfen seine Bewohner einen verzweifelten Kampf gegen Stadtplaner, Bulldozer und Spekulanten.

Istanbul - Die Nacht war finster in Sulukule und der Morgen fahl. Die Bulldozer kamen mit dem ersten Ruf des Muezzins. Wie Panzer rollten sie voran, erzählt Ferdin Davaroglu, wie Donner dröhnten ihre Motoren. "Ich wusste, von nun an sind sie nicht mehr aufzuhalten."

3500 Menschen werden umgesiedelt

Dass sich ihr Viertel mit der Idee der "Museumsstadt" nicht verträgt, haben die Roma aus der Zeitung erfahren, und auch dass der Abriss ihrer Häuser schon kurz bevor steht. Wohnungsbesitzer sollen enteignet werden, Mieter müssen sich eine neue Bleibe suchen – am besten am Stadtrand. 3500 Menschen sind von den Umsiedlungsplänen betroffen.

SPIEGEL-ONLINE


Karl
Karl
Administrator

Die Diskriminierung der ROMA
geschrieben von Karl
als Antwort auf sysiphus vom 15.08.2010, 12:18:45
Lieber sysiphus,


warum lenkst Du mit Deinem Titel schon wieder die Diskussion auf Israel? Haben die Roma keinen eigenen Titel verdient? Ich verstehe das wirklich nicht, warum Du nun den Eindruck schaffst, als ginge es Dir gar nicht um die Roma, sondern um einen Entlastungsthread für Israel. Ich habe nun den Titel wenigstens über meinem Beitrag geändert.

In vielen Ländern werden die Roma diskriminiert. Auch in Italien geht es ihnen nicht gerade gut: Italien: Regierung Berlusconi verschärft Angriffe auf Roma und Ausländer

Bereits kurz nach Beginn der derzeitigen Regierungszeit von Berlusconi hat Innenminister Roberto Maroni, "auch Fraktionsvorsitzender der rassistischen Lega Nord, die neuste Regierungsmaßnahme bekannt gegeben: Es wird eine Kartei speziell für Sinti und Roma geben, die eine DNA-Datenbank mit dem so genannten digitalen Fingerabdruck und Fotos von jedem Einzelnen enthält. Auch kleine Kinder sollen auf diese Weise registriert werden. Für diese Datenbank hat die Regierung ein faschistisches Gesetz aus dem Jahr 1941 wieder in Kraft gesetzt."
(aus obiger Quelle).

Karl

Re: Die Diskriminierung der ROMA
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 15.08.2010, 12:31:39
Hochaktuell ist gerade die Lage der Roma in Frankreich, wo zur Zeit so etwas wie eine „ethnische Säuberung“ stattfindet. Der immer mehr nach rechts driftende Sarkozy will sie loswerden.

Zitat aus der Tagesschau vom 12.8.:
„In Frankreich sind mehr als 40 illegal von Sinti und Roma bewohnte Lager nach Angaben von Innenminister Brice Hortefeux aufgelöst worden. 700 ehemalige Lagerbewohner sollen nun nach Bulgarien und Rumänien ausgewiesen werden. Die Menschen sind verzweifelt, denn dort erwartet sie ein Leben ohne Perspektive."

Es ist ziemlich grauenvoll, was da stattfindet. Unten noch ein Link:
Zitat: „Der UMP-Abgeordnete Jean-Pierre Grand bezeichnete die Räumungen am Samstag als "schändlich" und sagte, dass er sich an "Zusammentreibungen" während des Zweiten Weltkriegs erinnert fühle."

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Mitglied_81b4260
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Re: Immer nur Israel ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf sysiphus vom 15.08.2010, 12:18:45
Da ich die Situation in türkischen Großstädten ein wenig kenne, möchte ich zwei Aspekte einbringen:

Der erste betrifft die extremen Vorurteile, mit denen die Roma in der Türkei konfrontiert sind. Dazu dient mir aus dem Spiegelartikel von Maximilian Popp der Absatz
Tatsächlich liegt Sulukule in Fatih, dem konservativsten Stadtteil Istanbuls. Die Roma gelten den Gläubigen hier als Menschen ohne Moral, als Zuhälter und Sklavenhalter. In Büchern des türkischen Erziehungsministeriums werden sie als Diebe und Wucherer beschrieben, sie seien "schmutzig und primitiv, sie stehlen Kinder und verkaufen sie, und ihre Frauen gehen auf den Strich".
geschrieben von http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,529467,00.html


Der zweite ist die Tatsache, dass weiteste Teile von Istanbul als illegal bebaut gelten (in der Türkei als "Slum" bezeichnet werden, auch wenn sie m. Ansicht nach weit von dem entfernt sind, was ich als Slum ansehe). Das ist nicht nur Istanbul so, sondern auch in vielen anderen Städten, wie z.B. Izmir.
Die Taktik der Erdogan-Regierung ist es, diese Stadteile zu schleifen, aber dafür Entschädigungen zu zahlen. Die neugebauten Häuser gruppieren sich um unzählig neu errichtete Moscheen und Menschen, die sich für Erdogan, das heißt als konservativ islamisch bekennen (zum Beispiel indem die Frauen Kopftücher tragen), bekommen die Wohnungen zu sehr günstigen Preisen und die Familien bekommen Stipendien für ihre Kinder.

Die Roma passen eben nicht zu dieser Strategie!
ingo
ingo
Mitglied

Re: Die Diskriminierung der ROMA
geschrieben von ingo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.08.2010, 12:51:17
Und wie stehst Du dazu, dass lt. Befragung 79 % der Franzosen für den Abriss sind?
EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: Die Diskriminierung der ROMA
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.08.2010, 12:51:17
Hochinteressant, Eure beiträge, Karl und Marina.
Ich erinnere mich wie Sysiphus mal fragte warum immer nur die palästinenser von Euch angeführt werden, wenns um menschenrechtsverletzungen geht, wärend anderswo viel schlimmeres geschieht.
Im Diskussionsbeitrag übers wasser von Kreuzkampus wurde auch sofort wieder auf Israel geschossen und auf die armen Palästinenser verwiesen.
Nun kommt hier ein beitrag über die vertreibung von Roma aus ihrem angestammten siedlungsgebiet vom gewünschten EU Partner Türkei und sofort wird wieder auf andere länder abgelenkt.
Jaja wenn zwei das gleiche tun ists eben nicht das gleiche oder...?
Übrigens ist ja bekannt, daß die Türkei nicht gerade zimperlich mit ihren minderheiten umgeht.
Das fing mit den Armeniern an, geht weiter über die Kurden und jetzt sind anscheinend die Roma dran.
Der Herr Erdogan, der fleißig an einem islamistischen staat bastelt und seinen islamistischen brückenkopf gern in der EU haben möchte, mag eben keine andersartigen und andersgläubigen, besser ungläubigen, in seinem land.
Daß es die Sinti und Roma in ganz Europa nicht leicht haben, ist doch bekannt.
Allerdings hat man in anderen ländern, mit wechselndem erfolg, versucht sie anzusiedeln und seßhaft zu machen.
In der Türkei aber werden angesiedelte und seßhafte Roma, die lt. Spiegelartikel schon vor den Osmanen dort zu hause waren aus ihren wohnungen und häusern vertrieben.

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sysiphus
sysiphus
Mitglied

Re: Die Diskriminierung der ROMA
geschrieben von sysiphus
als Antwort auf Karl vom 15.08.2010, 12:31:39
So ist das hier. Geht es mal nicht um Verletzung der Menschenrechte von Palästinensern, wird abgwiegelt. Meinst Du wirklich Karl, es ginge bei dieser Abrissbagger-Aktion lediglich um ein bisserl Diskriminerung?

Sulukule gilt als das älteste Roma-Viertel der Welt. Hier leben schon seit mehr als tausend Jahren Roma.

Nicht nur verharmlosend wird die Vertreibung dargestellt, die Relativierer melden sich straks mit unzulässigen Vergleichen. Die Sinti und Roma in Westeuropa sind illegal eingereist und halten sich hier ebenso illegal auf. Im Gegensatz dazu, leben die Roma bereits länger in diesem Stadtteil als es die Türkei gibt.

sysiphus...
miriam
miriam
Mitglied

Re: Die Diskriminierung der ROMA
geschrieben von miriam
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 15.08.2010, 13:57:35
Ich war soeben auch sehr überrascht, machte mich auf die Suche und wurde auch gleich fündig.

Unter den "Nachrichten aus den Nahen Osten", fand ich dieses Bild - siehe Link.

Natürlich ein Dokument aus Israel, betreffend eine Beduinensiedlung.
Wo sonst werden denn illegal errichtete Häuser zerstört?

Klang nach absoluter Ausnahme auf der Welt, vergleichbar mit dem Problem der Wasserknappheit.

Miriam

Zusätzliche Erklärung: natürlich verurteile ich jede Zerstörung von Siedlungen oder Häuser, egal ob legal oder illegal errichtet.

Genau so aber, betrachte ich die einseitigen Berichte verwerflich und auch gefährlich.
Karl
Karl
Administrator

Re: Die Diskriminierung der ROMA
geschrieben von Karl
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 15.08.2010, 13:57:35
Hallo gram,


die Diskriminierung der Roma, das war doch das Thema, oder ist das Thema nur die Türkei? Das hatte ich nicht so verstanden. Mein Beitrag und auch marinas zeigen, wie weit verbreitet die Vorurteile und die Drangsalierung der Roma sind. Jetzt sagt bitte nicht schon wieder "Thema verfehlt". Sowohl ich wie marina wir haben sachliche Informationen beigesteuert.

Karl
EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: Die Diskriminierung der ROMA
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf Karl vom 15.08.2010, 14:49:43
Richtig, Karl, die Diskriminierung der Roma war das thema, allerdings in der Türkei und nicht anderswo.

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