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Internationale Politik Ist das Freihandelsabkommen mit den USA fragwürdig?

luchs35
luchs35
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Ist das Freihandelsabkommen mit den USA fragwürdig?
geschrieben von luchs35
Als letzte große Segnung verkündigte anlässlich des Besuches des amerikanischen Präsidenten Obama Bundeskanzlerin Merkel die beginnenden Verhandlungen über die angestrebte EU-Freihandelszone mit den USA, das im Prinzip zulasten Deutschlands gehen wird, wie beispielsweise eine in den Deutschen Wirtschaftsnachrichten veröffentliche Studie der Bertelsmannstiftung zeigt. Danach würden die Außenhandelsvolumen laut Statistik mit den Ländern der Eurozone sowie Großbritanien um rund 30 Prozent zurückgehen.

Die Kanzlerin jedoch sieht darin nur Wachstum in jeder Hinsicht.

Dabei angesprochen ist aber noch nicht einmal die Problematik der gentechnisch veränderten Produkte und dem mit Chlor oder Hormonen behandeltem Fleisch, dem Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner realtiv wirre Ansichten entgegensetzt. Einesteils will sie sich mit aller Kraft gegen die Einfuhr dieser Produkte einsetzen, andererseit aber erst mal überprüfen, inwiefern da ein Veto gerechtfertigt ist, weil die Produkte "gekennzeichnet " werden sollen. Das heißt, in den Inhaltsangaben die von Kalorien bis Zusätzen gehen , muss der Verbraucher dann auch auf das Genzeichen achten. Die Verantwortung wird auf die Konsumenten verschoben.

Vor den Wahlen werden die Diskussionen von allen Parteien darüber noch recht klein gehalten, aber die Problematik lässt sich nicht vom Tisch wischen. Hier in der Schweiz wird darüber jedenfalls mehr diskutiert als im Nachbarland Deutschland.

Der "große Wurf" (Merkel) könnte also auch direkt ins Auge gehen - oder sehe ich das falsch?

Luchs
Re: Ist das Freihandelsabkommen mit den USA fragwürdig?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 24.06.2013, 15:39:24
Die Kanzlerin jedoch sieht darin nur Wachstum in jeder Hinsicht.

Da steht sie nicht allein, ich stelle mich mal neben sie

Zwei, drei ... Gründe:
1) Handel bringt Völker friedlich zusammen.
2) De facto besteht der Warenaustausch ja schon lange.
3) Es würde sich der Verwaltungsaufwand (unnötige Kosten) erledigen, der zudem noch Zeitverzögerungen bedeutet.
4) Der jetzt regulierte Warenaustausch wird von Interessengemeinschaften kontrolliert/reguliert, ohne dass es von Otto Normalo bemerkt wird.
5) Bezahlter Wissenstransfer findet jetzt schon sowieso statt.
6) Wir werden um GenFood nicht herumkommen, weil wir so viele geworden sind.

Also sollten die Grenzen fallen;
denn Grenzen bedeuten Wachstumsbehinderung.

Und das braucht niemand - besonders nicht in einem vereinten Europa mit (demnächst) Augenhöhe aller Beteiligten.

PS: Ich habe eine Handvoll Jahre Außenhandel mit dem damaligen Ostblock (Eiserner Vorhang) in allen Variationen hinter mir; einschl persönlichem Transport mit dem Lastwagen.
Die (Zoll-) und Genehmigungs-Prozeduren braucht wirklich kein Mensch. Und immer haben die Empfänger die Rechnung bezahlen müssen (was immer generell gilt!).
olga64
olga64
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Re: Ist das Freihandelsabkommen mit den USA fragwürdig?
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 24.06.2013, 15:39:24
GAnz so interpretiere ich das geplante Freihandelsabkommen mit den USA nicht. Deutschland, eines der exportintensivsten Länder der Welt braucht Alternativen, da EU-Länder in jedem Fall weiter wegbrechen werden, da sich diese erst um ihre inneren Strukturen kümmern müssen.
Deutschland wird sowohl von den USA als auch von den BRICS-Staaten als auch China stark benötigt - das ist unser Glück, wenn wir weiterhin prosperierend leben wollen.
Ein guter Gradmesser ist immer die Automobilindustrie - Binnennachfrage schrumpft seit Jahren - in anderen Ländern sieht dies völlig anders aus. Ebenso die Chemie-Industrie - durch vielfältige REgularien und vermutlich stark steigende Energiepreise wird auch diese sukzessive abwandern. Beide Industrien repräsentieren Millionen Arbeitsplätze.
Ich befürchte nur, dass auch das Freihandelsabkommen wieder mal dazu beitragen wird, dass in Deutschland die "Welt untergeht", so wie das ja wöchentlich im Wechsel mit vielen Themen geschieht. Es wäre auch hier zu raten, sich erst mal zu informieren. Kommt immer gut! Olga

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sammy
sammy
Mitglied

Re: Ist das Freihandelsabkommen mit den USA fragwürdig?
geschrieben von sammy
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 24.06.2013, 16:18:36
Also sollten die Grenzen fallen;
denn Grenzen bedeuten Wachstumsbehinderung.
Und das braucht niemand - besonders nicht in einem vereinten Europa mit (demnächst) Augenhöhe aller Beteiligten.

wow, muss schon sagen wenn einer von sich Reden macht wie er "eine Handvoll Jahre" im Außenhandel tätig war, sind in den zwei Sätzen aber etliche "Defizite" enthalten, sie eignen sich lediglich für den Stammtisch...
Für eine Wissensanreicherung empfehle ich nachstehenden Link....
Aufgaben des Zolls

sammy
luchs35
luchs35
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Re: Ist das Freihandelsabkommen mit den USA fragwürdig?
geschrieben von luchs35
Gerade im sensiblen Autobereich zeichnen sich zum Start der Verhandlungen die ersten Querelen ab, denn auch Japan soll in das Transatlantische Freihandelsabkommen mit einbezogen werden und möchte Autoindustrie und Landwirtschaft schützen, was aber auch die USA für sich beansprucht.
Und die EU? Frankreich hat sein Veto eingelegt, um seine Kulturproduktionen gegen Hollywood zu schützen, was erst mal zugestanden wurde, um die Verhandlungen nicht von vornherein zu blockieren - darüber also später wieder verhandeln. Die Eu will kein Hormon-und Chlor belastetes Fleisch und gentechnisch veränderte Produkte haben. Und so werden erste mal die Extrabratwürste in den Vordergrund gerückt, bevor es ans Eingemachte geht.

Mit verlockenden Zahlen und mit Lobeshymnen in den höchsten Tönen wird für das Abkommen geworben.

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso:"Das europäische Bruttoinlandsprodukt wird ein halbes Prozent zulegen. Das bedeutet zig Milliarden Euro im Jahr und Zehntausende neue Arbeitsplätze"!

Wer hört das nicht gerne in dem rezessionsgeplagten Europa, dem gar 400 000 neue Arbeitsplätze versprochen werden?

Ich werde immer skptisch, wenn nur Vorteile genannt werden, die zweifellos da sind. Aber noch kennt man die "Pferdefüße" nicht, die sich hinter dem Jubel verbergen. Und mit dabei ist auch die Befürchtung, dass die armen Länder noch mehr unter die mächtigen Räder kommen.

Luchs
Re: Ist das Freihandelsabkommen mit den USA fragwürdig?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf sammy vom 24.06.2013, 17:53:57
Also sollten die Grenzen fallen;
denn Grenzen bedeuten Wachstumsbehinderung.
Und das braucht niemand - besonders nicht in einem vereinten Europa mit (demnächst) Augenhöhe aller Beteiligten.

wow, muss schon sagen wenn einer von sich Reden macht wie er "eine Handvoll Jahre" im Außenhandel tätig war, sind in den zwei Sätzen aber etliche "Defizite" enthalten, sie eignen sich lediglich für den Stammtisch...
Für eine Wissensanreicherung empfehle ich nachstehenden Link....
Aufgaben des Zolls
sammy

Es gibt schon immer welche, die es besser wussten als die, die es schon gemacht haben.

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olga64
olga64
Mitglied

Re: Ist das Freihandelsabkommen mit den USA fragwürdig?
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 24.06.2013, 20:22:13
I
ch werde immer skptisch, wenn nur Vorteile genannt werden, die zweifellos da sind. Aber noch kennt man die "Pferdefüße" nicht, die sich hinter dem Jubel verbergen. Und mit dabei ist auch die Befürchtung, dass die armen Länder noch mehr unter die mächtigen Räder kommen.

Luchs
geschrieben von luchs


Keine Angst - die "Pferdefüsse" werden bald in der Theorie lang und breit diskutiert werden und zwar in Talkshows, von selbsternannten Experten usw. Oder auch von den üblichen Schwarzsehern, die in grösseren Mengen in der Seniorengruppe auftauchen, die keine Änderungen wünschen, aber dabei vergessen, dass Weichen gestellt werden müssen für eine Zukunft, die nicht mehr die ihre ist.
Wenn Sie das Beispiel der ehemals armen Länder ansehen, die durch ökonomische ERfolge zumindest ökonomisch reicher wurden und schon bald das vergreisende Europa überflügelt haben werden.
Das Damoklesschwert eines ökonomischen Abstiegs dürfte sicher mehr europäischen Ländern drohen,die zu unbeweglich und zu wenig zukunftssichernd agieren. Olga
luchs35
luchs35
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Re: Ist das Freihandelsabkommen mit den USA fragwürdig?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf olga64 vom 25.06.2013, 17:23:59
Die ersten "Pferdefüße" werden im Zusammenhang mit dem Freihandelsabkommen mit der EU aktuell. Der amerikanische Geheimdienst hat Europa zum "Angriffsziel" ernannt, somit nimmt der Abhörskandal immer mehr an Fahrt auf und dürfte auch die Verhandlungen zwischen den USA und der EU beeinträchtigen, wenn nicht gar zumindest für einige Zeit lahmlegen. Wie sähen denn auch Verhandlungen aus, wenn die Gespräche und Wünsche der EU-Mitgliedsländer schon von vornherein den Partnern bekannt sind und sie sich entsprechend ausrichten können? Verhandlungen würden zur Farce.

Luchs
sarahkatja
sarahkatja
Mitglied

Re: Ist das Freihandelsabkommen mit den USA fragwürdig?
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf luchs35 vom 30.06.2013, 09:04:21
Ich wundere mich nur, dass noch so viele Menschen naiv glauben,
dass das, was ihnen von öffentlicher Seite einfiltriert werden soll für lupenrein und wahrheitsgetreu halten.

Natürlich stehen hinter dem Freihandelsabkommen knallharte Eigeninteressen
und natürlich werden wir und andere EU Länder ausspioniert.
Nicht nur von China sondern, wie auch anzunehmen war, von den USA.
Dass ein ehemaliger Geheimdienstmann geheime Dokumente der Öffentlichkeit
zugängig machte, ist keine Schnüffelei sondern der Versuch diese Praktiken
mit ihren Gefahren der Welt vor Augen zu führen.
Ich möchte nicht in seiner Haut stecken.

Rußland wird sich freuen über diesen Skandal und wir Deutschen sollten, statt
Betroffenheit zu demonstrieren, endlich diese Tatsachen registrieren und handeln.
Die heutigen Möglichkeiten werden von den Geheimdiensten genutzt und Amerika fürchtet um die Vormacht des Dollar.

Da nützt kein „DU, DU mehr, noch Küßchen rechts und links auf die Wangen,
sondern klare Aufklärung, Information und Maßnahmen, die das Schlimmste verhindern.
Das wären ein gesundes Mißtrauen und kontrollierte Vorsichtsmaßnahmen.

Sarahkatja
adam
adam
Mitglied

Re: Ist das Freihandelsabkommen mit den USA fragwürdig?
geschrieben von adam
als Antwort auf luchs35 vom 30.06.2013, 09:04:21
Die ersten "Pferdefüße" werden im Zusammenhang mit dem Freihandelsabkommen mit der EU aktuell. Der amerikanische Geheimdienst hat Europa zum "Angriffsziel" ernannt, somit nimmt der Abhörskandal immer mehr an Fahrt auf und dürfte auch die Verhandlungen zwischen den USA und der EU beeinträchtigen, wenn nicht gar zumindest für einige Zeit lahmlegen. Wie sähen denn auch Verhandlungen aus, wenn die Gespräche und Wünsche der EU-Mitgliedsländer schon von vornherein den Partnern bekannt sind und sie sich entsprechend ausrichten können? Verhandlungen würden zur Farce.

Luchs


Tja Luchs,

nun reagiert Europa empört und beleidigt. Heute im Presseclub gab es ähnliche Töne. "So etwas tut man unter Freunden nicht!" und das Verhalten von Briten und Amerikanern sein unanständig.

Für die Briten stimme ich dem zu. Was die Amerikaner anbelangt, sollte man sich daran erinnern, daß der Euro von Beginn an als Konkurrenz zum Dollar aufgestellt wurde und die Europäer zeitweise sogar davon träumten, den Dollar bei der Ölpreisbindung ablösen zu können. Schnaps war Schnaps und Geld war Geld, von Freundschaft keine Rede.

Und nun, da der Kampf gegen den Dollar verloren geht, ist das Heulen und Zähneklappern groß und niemand möchte davon reden, wie groß die Dummheit war, sich in der westlichen Welt wirtschaftlich und finanzpolitisch gegeneinander zu stellen. So gesehen, kann man das Verhalten der Amerikaner auch unter Notwehraspekten betrachten.

Natürlich werden die Amerikaner die Freihandelszone zu ihrem Vorteil ausnutzen, aber für die Bundesrepublik muß das, unter dem Strich, nicht negativ sein, wenn die USA wegbrechende Kundschaft innerhalb Europas ersetzen und die Bundesrepublik weiter hilft, in Europa die fehlenden Strukturen für ein Erstarken der Wirtschaften aufzubauen. Nehmen wir in diesem Zusammenhang doch endlich zur Kenntnis, daß Europa, die EU als Ganzes, für die USA praktisch nicht existiert und beachten wir ferner, wie Obama Angela Merkel als Sprecherin des Europaraums behandelt hat. Nicht nur rhetorisch hat er sie aus dem europäischen Verbund heraus gebrochen.

Noch ist Europa nicht verloren, aber es wird in stärkere Abhängigkeit von den USA geraten. Wenn das die Einheit der westlichen Welt wieder herstellt, kann das durchaus positiv gesehen werden. Nachwievor braucht man sich gegenseitig. Die Freihandelszone könnte die Vorbereitung dafür sein, den Euro, im entstehenden größten Wirtschaftsraum der Erde, fest an den Dollar zu binden. Zwei schwankende Kolosse kämen so zu einem festen Stand. Meiner Meinung nach wäre das von Vorteil für alle Beteiligten. Die verlorene Ehre des uneinigen, geträumt vereinten Europas? Schnaps ist Schnaps und Geld ist Geld. Ehre schafft keine Arbeitsplätze.

--

adam

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