Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Ist die Säkularisierung muslimischer Gesellschaften möglich?

Internationale Politik Ist die Säkularisierung muslimischer Gesellschaften möglich?

adam
adam
Mitglied

RE: Ist die Säkularisierung muslimischer Gesellschaften möglich?
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 13.01.2019, 13:43:37
adam:
"Das mittelalterliche Christentum unterschied sich kaum vom heutigen, wahabitischem Islam"
... und trotzdem konnte das mittelalterliche Christentum die Säkularisierung nicht verhindern. Worauf also stützt sich deine Aussage in diesem Thread, dass Gleiches in den mehrheitlich muslimischen Staaten nicht möglich sei?

Karl
geschrieben von karl
Das Christenrum hat sich nicht säkularisiert. Seine Gläubigen glauben immer noch. Die allermeisten Mitglieder der Gemeinden haben sich aber modernisiert. Das ist das Entscheidende. Auch moderne Menschen können glauben und tun das. Es gibt auch Astrophysiker (sogar Biologen soll es geben), die recht altmodisch glauben, obwohl sie Hubble Deep Field gesehen haben. Modern und gläubig.

In diesem Sinn können sich islamische Gesellschaften natürlich auch modernisieren.

--

adam
Karl
Karl
Administrator

RE: Ist die Säkularisierung muslimischer Gesellschaften möglich?
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 13.01.2019, 13:58:44

Danke, dann stimmen wir ja überein. Ich habe nie von einer Säkularisierung der Religion gesprochen, sondern nur von den Gesellschaften.

Karl

ttrula
ttrula
Mitglied

RE: Ist die Säkularisierung muslimischer Gesellschaften möglich?
geschrieben von ttrula
als Antwort auf adam vom 13.01.2019, 13:58:44

In diesem Zusammenhang nochmal meine Leseempfehlung:

Religion und säkularer Staat Perspektiven eines modernen Religionsgemeinschaftsrechts
(Politische Akademie der Friedrich-Ebert-Stiftung)
Quelle

Es handelt sich um Aufsätze mit Blick auf Europa

INHALT

Tobias MÖRSCHEL: Religion und säkularer Staat. Eine Einführung 3

Christian WALTER: Die Scheidung der Gewalten: Religion und Politik im (post)säkularen Staat 4

Das Verhältnis von Religion und Staat in Frankreich, Großbritannien, 

Türkei und Deutschland – ein europäischer Vergleich

Francis MESSNER: Das Religionsrecht in Frankreich 6

Gerhard ROBBERS: Religion und Staat in Großbritannien 9

Dietrich JUNG: Religion und Staat in der Türkei 12

Hans Michael HEINIG: Das deutsche Modell der Trennung 15


Braucht Deutschland ein neues Religionsgemeinschaftsrecht?  Vier Positionen 

Ansgar HENSE (Institut für Staatskirchenrecht der Diözesen Deutschlands) 19

Rosemarie WILL (Humanistische Union) 20

Heidrun TEMPEL (Bundeskanzleramt) 21

Ayyub Axel KÖHLER (Zentralrat der Muslime)

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adam
adam
Mitglied

RE: Ist die Säkularisierung muslimischer Gesellschaften möglich?
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 13.01.2019, 14:03:58

Jaja, das will ich dir auch nicht nehmen. Lächeln Wir haben tatsächlich einen Konsens.

--

adam

freddy-2015
freddy-2015
Mitglied

RE: Ist die Säkularisierung muslimischer Gesellschaften möglich?
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf Karl vom 13.01.2019, 13:25:18
Karl. entschuldigen braust du dich nicht,
denn wer frei von Fehlern/Schuld,der werfe.................
Es war ja nur eine Idee von mir,
vorallem wenn ich die nicht Zweck-dienlichen Artikel lese,
die zwar allesamt gut geschrieben und recherchiert sind,
aber oft am Thema vorbei gehen.


Ist die Säkularisierung muslimischer Gesellschaften möglich.

 
Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Ist die Säkularisierung muslimischer Gesellschaften möglich?
geschrieben von Tina1

Hier noch Beispiele dafür, dass es durchaus die Bewegung Säkularisierung, weg von der eigenen Religion unter den Migranten, schon länger gibt. Es wurde der Verband der " Exmuslime" gegründet. Die Religion zu verlassen ist aber im Islam verboten und es gibt die Fatwa, Todesstrafe, auch außerhalb des Herkunftlandes, also wenn der Mensch aus Angst in ein anderes Land flieht. Hamed Abdel-Samad, hat dieses erfahren müssen u lebt dadurch unter Polizeischutz in Deutschland. So wie viele andere ehemalige Flüchtlinge u. Migranten die den Islam verlassen haben oder nur sehr abgeschwächt im privaten leben, auch. Diese Bewegung der Exmuslime hat es auch in Deutschland schwer, denn ihre Entscheidungen werden von vielen streng gläubigen Muslimen als ein Verbrechen gesehen, vorallem auch von den Fundamentalisten, radikalen Moscheen u. Verbänden, Islamisten u Salafisten, die es immer mehr auch in Deutschland gibt. Den Islam darf man nicht verlassen u auch niemals kritisieren. Auch dafür gibt es harte Strafen durch die Scharia. Und deshalb sind die liberalen Muslime,die Exmuslime in Gefahr.

In einer Demokratie, in einem säkularen Land, kann aber jeder seine Religion ausleben, aber auch verlassen u kritisieren. So wie es auch Christen getan haben. Keiner von den Christen wurde je von anderen Christen, von Kirchen deshalb bedroht. Keiner wurde bedroht, wenn er die Kirchen, den Vatikan, die Priester u den Papst kritisiert hat. Aber die Exmuslime, auch die liberalen Muslime, die ihre Religion kritisieren werden bedroht, bekommen Hassmails u Morddrohungen. Deshalb haben sehr viele Polizeischutz.Wie kann sowas in einem aufgeklärten, demokratischen Land wie Deutschland passieren?
Ich glaube, da sollte der Staat einiges tun, nämlich den Exmuslimen dahin zu helfen, dass auch sie die gleichen Rechte wie die Christen o. ungläubige in Deutschland haben. Dafür zu sorgen,  dass auch Muslime ihre Religion kritisieren dürfen, den Islam verlassen können, ohne Angst haben zu müssen, dass ihnen was passieren könnte. Da muss der Staat sich schützend davor stellen. Das heißt, denen die da drohen, eine klare Kante zeigen,setzen. Und das auch mit Rechtsmitteln, Polizei..
Tina

Diese Videos zeigen was mit Aussteigern u Exmuslimen in Deutschland passiert.Wie schwer sie es haben. Und das teilweise auch durch die eigene Community.

"Muslim-Aussteiger"

"Immer mehr deutsche Muslime kehren ihrer Religion den Rücken, konvertieren oder wenden sich ganz vom Glauben ab. Einige der Aussteiger werden massiv bedroht, erhalten sogar Morddrohungen. Doch sie lassen sich nicht einschüchtern, schreiben Blogs oder bieten Beratung für die an, die auch aussteigen wollen."
 

Austritt vom Islam: Ex-Muslim Cahit Kaya über Apostasie
 

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olga64
olga64
Mitglied

RE: Ist die Säkularisierung muslimischer Gesellschaften möglich?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Tina1 vom 13.01.2019, 18:22:58

Sorry - TL  DR. Olga

Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Ist die Säkularisierung muslimischer Gesellschaften möglich?
geschrieben von Tina1

Es gab ja den Aufbruch in die moderne, liberale, säkulare Richtung in arabischen Ländern durch Muslime.Samuel Schirmbeck, Korrespondent der ARD in Algerien und  seit 2001 als freier Mitarbeiter unter anderem beim ZDF tätig, hat das alles erlebt. Aber als die Islamisten, die islamistische Partei an die Macht kam, war alles vorbei.
Die Staaten wurden wieder strengreligiös, es herrschte die Scharia. Die Frauen liefen wieder verhüllt durch die Straßen und man bekämpfte die liberalen Muslime. Sie wurden zur Minderheit, weil nur noch wenige den Mut hatten sich öffentlich gegen die Islamisten mit ihrer Ideologie zu stellen,denn das war gefährlich.

Sie wurden nun von der Mehrheit unterdückt. Z.B. die verhüllten Frauen gingen gegen unverhüllte Frauen vor. Ich denke es gibt den Trend in der arabischen Welt, dass viele Muslime modern u liberal leben wollen. Sie wollen, dass die Religion nicht mehr ihr Leben bestimmt, sondern nur privat ausgelebt wird u. das ohne strenge Regeln. Viele wollen die Säkularisierung, also das was man in Deutschland leben kann.

Also das Bestreben ist da, nur  haben sie kaum Chancen ihre Wünsche u Ziele umzusetzen.Die Gegner sind viel zu stark. Und deshalb fliehen viele Muslime, vorallem aus Iran, Saudiarabien, Pakistan nach Deutschland. Viele fliehen wegen der Todestrafe, weil sie den Islam verlassen haben. Für die Muslime, ist diese Flucht die einzige Hoffnung, modern, liberal u säkular leben zu können. Und sogar in Deutschland werden sie von Islamisten bedroht,sie bekommen Morddrohungen.Und deshalb haben sie Polizeischutz.
Tina
 



http://www.verfassungsschutz-bw.de/,Lde/Startseite/Arbeitsfelder/Islam+und+Islamismus

Weltweit gibt es über 1,5 Milliarden Muslime. Sie alle eint der Glaube an einen Gott und seine Offenbarung, an den Propheten Mohammed als Empfänger und an den Koran als Niederschrift dieser Offenbarung. Doch gibt es nicht den einen Islam, der von allen Muslimen in gleicher Weise gelebt wird. Vielmehr sind verschiedene religiöse und religiös-kulturelle Strömungen zu beobachten; Sunniten und Schiiten sind die zwei größten, gleichwohl in sich heterogenen Tendenzen.  Zur Spaltung in diese beiden Strömungen kam es durch einen Nachfolgestreit nach dem Tod des Propheten Mohammed.  Dabei ging es vor allem um die Frage, wer die muslimische Gemeinschaft leiten darf. Der Disput hatte weitreichende Folgen: Durch die Spaltung manifestierten sich über die Jahrhunderte gravierende Unterschiede auch für andere religiöse Fragen im Bereich der Theologie und des islamischen Rechts.

Beim Islamismus handelt es sich um eine Glaubensrichtung, die nur von einer  kleinen Minderheit der Muslime gelebt wird. Die allerwenigsten Muslime in Deutschland sind  also Islamisten. Andererseits ist festzustellen, dass der Islamismus nicht völlig losgelöst vom Islam existiert: Islamisten beziehen sich selbst auf den Islam und ziehen religiöse Quellen heran, um ihr Denken und ihr politisches Handeln zu legitimieren.
 

Islamismus ist die Politisierung des Islams und steht für das Bestreben, eine islamische Ordnung zu etablieren. Diese soll alle Lebensbereiche umfassen, also Staat und Politik, Gesellschaft und Kultur, den privaten und öffentlichen Raum. Das vermeintlich göttliche Gesetz soll gelten und Grundlage auch des individuellen Handelns sein. Damit unterscheiden sich die Islamisten von anderen Muslimen, die zwar auch entsprechend islamischen Werten und Normen leben, aber kein islamisches Gemeinwesen errichten wollen.
 
Aspekte der islamistischen Ideologie sind unvereinbar mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung, wie sie die Verfassung in Deutschland garantiert. So gefährden islamistische Bestrebungen zum Beispiel den pluralistischen Charakter der Gesellschaft und die uneingeschränkte Gültigkeit der Menschenrechte. Deshalb werden islamistische Organisationen von den Verfassungsschutzbehörden in Deutschland beobachtet.
schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Ist die Säkularisierung muslimischer Gesellschaften möglich?
geschrieben von schorsch

Wenn "wir Westler" es geschickt anstellen, nutzen wir die Flüchtlinge aus den arabischen und islamischen Staaten: Wir zeigen ihnen was Demokratie und Toleranz ist. Und dann schicken wir sie - natürlich erst dann, wenn es in ihrer Heimat wieder sicher ist - als Botschafter wieder heim. Das bringt meiner Meinung nach mehr als 1000 Padres, die als Missionare die "Heiden" zu Christen zu machen versuchen.


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