Internationale Politik Kann die EU die USA austricksen?
Das Atomabkommen mit dem Iran liegt der EU am Herzen, aber US-Präsident Trump verhängt Sanktionen gegen das Land, das auch Europa mit bestraft, sollte es weiterhin Handel mit dem Iran treiben. Doch genau das wollen die EU-Staaten weiterhin und haben eine Lösung gefunden, ohne den Zugang zum amerikanischen Markt zu verlieren. Mit einer EU-Zweckgemeinschaft sollen die Zahlungen von und nach Iran abgewickelt werden.
Das gab die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini gestern gemeinsam mit dem iranischen Außenminister bekannt.
Das soll dann ähnlich funktionieren wie eine Tauschbörse. Waren werden zum Beispiel von Italien und Deutschland nach Iran exportiert , und beide Exporte werden dann miteinander verrechnet. Iran erhält dadurch Waren anstatt Devisen. Und der Deal läuft auch umgekehrt so ab. Ob sich auch China und Russland an diesem Abkommen beteiligen werden, ist noch unbekannt.
Bleibt abzuwarten wie Trump nun auf dieses Abkommen reagiert.
Luchs35
Ich finde es schon schlimm genug, dass sich ein Mann anmaßt die Welt erpressen zu können. Dann müssen halt clevere Tricks gefunden werden um ihn auszutricksen.
Gelingen wird es m.E. nur wenn Europa gemeinsam Flagge zeigt und da habe ich nach wie vor meine Zweifel.
Bruny
Dem stimme ich zu, bruny. Ich hoffe, Europa bleibt standhaft, denn es gilt auch langfristig einen großen Krieg gegen den Iran zu verhindern.
Karl
ich hoffe sehr, dass Europa da endlich einmal Schulterschluss zeigt und sich nicht vorschreiben lässt, was es zu tun und zu lassen hat-
In der Hoffnung daß Trump seine erste Lektion bei den midterm elections im November 2018 erhalten wird.
Phil.
Mit diesem Beschluss geht die EU auf direktem Weg auf eine Konfrontation mit dem US Präsidenten zu, der im Mai das Atomabkommen mit dem Iran aufgekündigt hat, weil dieses Land das Abkommen nicht eingehalten habe.
Vielleicht erinnern wir uns noch daran, dass im vergangenen Jahr vom israelischen Geheimdienst ein Schrank voller Unterlagen aus dem iranischen Atomlager an die USA geliefert worden sein soll, was sich allerdings nicht verifizieren ließ.
Im Gegensatz dazu hielt die internationale Atomenergiebehörde daran fest, dass bis jetzt alle Vereinbarungen eingehalten wurden.
Die USA allerdings hielten sich nicht daran und verhängten weitere Sanktionen.
Es wird Trump kaum gefallen, dass die EU nun eigene Wege gehen will. Er greift nun insbesondere Deutschland an, auch wegen der Öllieferungen aus Russland, die Deutschland nach seiner Ansicht erpressbar machen und er vorschlägt, lieber Lieferungen aus den USA zu bevorzugen.
Ich möchte nicht zu Ende denken - falls Trump die nächsten Wahlen gewinnen sollte - wie erpressbar wir würden, wenn wir auf einen Präsidenten wie Trump mit Öllieferungen angewiesen wären.
Luchs35
Dieses Iran-ABkommen nur zwischen der EU, Russland und China ist eine Farce. In der EU sind bereits alle massgeblichen Firmen ausgestiegen, weil sie ihre Umsätze mit den USA, die um ein Vielfaches über den erwarteten mit dem Iran liegen, nicht riskieren werden (ausserdem produzieren viele dieser Global Player auch in den USA). Auch die Banken wird man schwerlich überreden können, hier bei der Stange zu bleiben, weil diese ebenfalls alle international vernetzt und aktiv sind.
Ich weiss auch nicht, ob ich es wirklich so erstrebenswert halte, wenn der Iran, dem es vorwiegend um die Öllieferungen geht, damit Devisen in die verschuldeten Kassen im Iran gespült werden, diese Gelder dann weiter dazu benützt, um Kriege im Jemen und Syrien zu führen.
Vielleicht sollte man wirklich grössere Bedingungen stellen oder darauf hoffen, dass dieses Religionsmänner-Regime, bestehend aus uralten Männern, endlich abgelöst wird und die vorwiegend jungen Menschen im Iran endlich eine realistische Chance erhalten, sich ihre Zukunft aufzubauen.
Wäre das der Effekt, hätte der US-Tölpel mal einen vernünftigen Anstoss gegeben, wie Änderungen in Ländern erfolgen können - durch das eigene Volk. Olga
Vorläufig haben diese Beschlüsse vor allem die Signalwirkung, dass die Europäer zu ihren Vereinbarungen stehen, das werden die Russen, Chinesen, Iraner u.a. auch so sehen. Und es ist auch ein Zeichen für die USA , dass nicht jedes Diktat ohne weiteres angenommen wird.
Unbestritten ist auch, dass europäische Firmen , die stark in Handelsabkommen mit den USA involviert sind, kaum zugunsten des Irans auf ihre Geschäfte mit den USA verzichten wollen und werden.
Aber kleinere europäische Firmen, die keinen Handel mit den USA betreiben, können sehr wohl profitieren, wenn sie diese Sanktionen umgehen können. Wenn dazu eine legale Möglichkeit geschaffen wird, sollte dieser Weg auch geöffnet werden, solange der Iran an dem Atomabkommen festhält- was eigentlich vorrangig sein sollte.
Geplant wird dazu eine Art Handelshaus, über das die Geschäfte finanziell laufen sollen.
Luchs35
Ich bin sicher, daß die "Global Player" schon längst einen Weg geschaffen haben, um weiterhin mit Iran Geschäfte machen zu können. Ich habe in den 80ern für einen großen Konzern gearbeitet, einen der GP, und der hatte ein scheinselbständiges Tochterunternehmen, über das mit dem eigentlich geächteten Apartheid-Regime in Südafrika Handel betrieben wurde. Alle - nicht nur die Angestellten des Konzerns - wußten es, keiner sprach darüber. Deshalb bin ich überzeugt, daß es heute nicht anders läuft.
det
Wenn die Europäer vor Trump in die Knie gehen, wird er seinen Triumph auskosten wollen: Er wird die Schraube weiter anziehen. Und am Ende hat die ganze Welt nur noch einen riesigen Kater. Trump aber wird sich als The Greatest fühlen - auch dann noch, wenn sie ihn ins Irenhaus stecken!!