Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Kann man mit Holocaust-Leugnern ernsthafte Gespräche führen ?

Internationale Politik Kann man mit Holocaust-Leugnern ernsthafte Gespräche führen ?

carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Kann man mit Holocaust-Leugnern ernsthafte Gespräche führen ?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf hafel vom 07.02.2009, 20:05:33
„Es ist doch ein Irrsinn, wenn aus falsch verstandenen
Schuldgefühlen neue Kriege und Kriegsbeteiligungen
gerechtfertigt werden!!!

Ich halte einen "gesetzlich verordneten Holocaust-Glauben"
für den falschen Weg!“ arno


„Arno, das sehe ich eben anders.... und das sei mir auch gestattet.

Du redest von Leugnern: und da sehe ich, wie bei verschiedenen anderen Themen, wie Naziverherrlichung, Kinderpornografie, Ausländerfeindlichkeit NULL-Toleranz.
Wer diese "Dinge" leugnet oder verherrlicht verdient (zumindest von meiner Seite) keine Diskussion.“ Hafel


Ich gehe davon aus, dass es bei Würdigung einer Vielzahl historischer Fakten, den Aussagen von Zeugen, der Prüfung von Bildquellen eine Verneinung des Holocaust-Geschehens nicht möglich ist Worum es eigentlich beim Umgang mit „Leugnern“ des Holocaust handelt, ist der Umgang mit einem schrecklichen Geschehen vor über 60 Jahren, das heute auch politisch instrumentalisiert wird (Mythos!). Auf dem Feld der Diplomatie, des Rechts, der internationalen Beziehungen, der Wirtschaft wird der Holocaust als Geschehen ins Feld geführt, als warnendes Beispiel. Daraus hat sich ein Tabu entwickelt – so etwas darf nie wieder geschehen! – und weil es wieder geschehen wird und in der Vergangenheit in anderer Form als Genocid wiederholt vorkam, bleibt nur diese Tabuisierung als Denkverbot des Unaussprechlichen. Das Verbot aber und seine Begründung sind eher Beschwörungsformeln als echtes Hindernis beim Umgang mit der historischen Wahrheit und der politischer Moral. Dabei wird deutlich, dass das politische Geschehen heute eine Inflation von Holocausts erlebt. Wehren sich die Nachkommen der Opfer und die Opfer des Nazi-Holocausts in Israel gegen die Hamas-Raketenangriffe durch Bombardments des Gazastreifens, wird das ebenfalls als Genocid (Holocaust) charakterisiert. Neonazis bezeichnen die Bombardierung Dresdens am 13./14.2.1945 als Völkermord (was nicht der Fall ist, auch wenn ich ihn intensiv erlebt habe und die Zerstörungen mit denen in ‚Gaza in etwa vergleichen kann).
Ein Mythos sei aus dem Holocaust geworden. Das hört sich fremdartig an aber ist erklärungsbedürftig. Es gibt viele Erklärungen. Einige Anmerkungen.
Eine prinzipielle, bis in die Neuzeit weiterwirkende Theorie des Mythos entwickelt der Neuplatonismus aus der ‹Timaios›-Interpretation Platons: Die dort beschriebene Weltschöpfung ist nicht im Wortsinn wahr, sondern eine didaktische Darstellungsform.“
Damit wäre das Leugnen des Holocaust die Ablehnung nicht des Faktums als solchem, sondern ein Bekenntnis zu einer anderen Darstellungsform des Geschehens heute und seinem Gebrauch. Der Versuch der Kurie in Rom einige exzentrische Elemente wieder in die Gemeinschaft der Kirche zu integrieren, hat mit Recht Aufsehen erregt, weil es eine kirchen- politische Fehlentscheidung war. Es geht hier in der Tat um eine Darstellungsform, einer Selbstdarstellung nämlich. Ein Fehler war es, hinter die Entscheidung der 60er Jahre zurückzugehen und den Holocaust als Sühne für den Deicid (Tod Christi am Kreuz) mit der Wiederaufnahme eines Holocaustleugners indirekt zu sanktionieren. Kann man also mit Holocaustleugnern diskutieren? Es sollte besser heißen: Sollte oder muss man und wenn, dann wie? Wie soll ein Lernprozess in Gang kommen ohne Gedankenäußerung? Wo ist bezeugt, dass das jüdische Volk für den Deicid zu büßen hat und der Holocaust eine Sühne dafür sei? Es gibt dafür nur eine Stelle im Neuen Testament (Matth. 27, 24-25).

Ergänzend sei hinzugefügt, dass Mythos nicht nur Ausdruck früher Gesellschaftsverhältnisse ist, sondern eine besondere Form der Welterfahrung überhaupt und dadurch einer der wichtigsten Faktoren des Gemeinschaftsgefühls. Jegliche Art von Opfer verbindet.

c.
hema
hema
Mitglied

Re: Kann man mit Holocaust-Leugnern ernsthafte Gespräche führen ?
geschrieben von hema
als Antwort auf carlos1 vom 09.02.2009, 12:35:26
Wo ist bezeugt, dass das jüdische Volk für den Deicid zu büßen hat

Dem Juedischen Volk darf man nicht die Schuld am Tod Christi geben. Da waren andere Maechte am Werk.


--
hema

Anzeige