Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Kenianische Armee greift Somalia an

Internationale Politik Kenianische Armee greift Somalia an

sysiphus
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Re: Kenianische Armee greift Somalia an
geschrieben von sysiphus
als Antwort auf Karl vom 19.10.2011, 23:53:40
Diesen Vergeltungskrieg Kenias gegen die radikal-islamische Al Shabaab-Miliz, nahm ich zum Anlaß auf die, nach meiner Meinung, sehr oft einseitige Themenwahl hier hinzuweisen. Das ist Bashing? Zu einem "rundum Aburteilen aller ST-Mitglieder" hätte ich das Thema mißbraucht. Hier nochmal mein Beitrag:

Wäre es nicht die Armee Kenias die gegen den islamistischen Terror aus dem Nachbarland militärisch vorgeht, sondern die israelische, oder die Armee der USA, wäre das mit Sicherheit längst ein Thema hier. Auch die Vergeltungsaktionen des türkischen Militärs gegen Kurden auf irakischem Staatsgebiet wird hier nicht thematisiert.

Wo ist da "Bashing", was ist da rundum Aburteilen aller ST-Mitglieder?

Obwohl ich hin und wieder persönlich angegangen wurde, habe ich mich bemüht möglichst sachlich zu bleiben. Wenngleich meine Ansichten häufig mit anderen Meinungen kollidierten, kann das doch kein Anlaß sein mir solche Vorwürfe zu machen.

Schade fandst Du Margit, dass "zum militärischen Eindringen Kenias in Somalia nicht inhaltlich und informativ diskutiert wird". Zur Information über die "robusten Maßnahmen" der Armee Kenias habe ich, wie es hier nicht unüblich ist, den Link zu einem ZDF-Bericht eingefügt. Seit dem die Afghanistanmission ehrlicherweise Kriegseinsatz genannt wird, sollte auch hier bei den robusten Maßnahmen Kenias nicht von militärischem Eindringen, sondern von Kriegsbeginn die Rede sein.

Diskutieren in einem eng abgestecktem Rahmen, nach Vorgaben á la Politbüro, dies und jenes sagt man nicht, sind nicht meine Sache.

sysiphus...





olga64
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Re: Kenianische Armee greift Somalia an
geschrieben von olga64
als Antwort auf adam vom 19.10.2011, 23:38:11
Somalia ist seit mehr als 20 Jahren rechtsfrei. Wenn Kenia jetzt versucht, militärisch einzugreifen, hat dies hauptsächlich damit zu tun, dass diese um ihre Tourismus-Einnahmen fürchten. Eine der entführten, weiblichen Geiseln - eine ältere Französin - wurde bereits tot aufgefunden.
Die anderen, darunter auch zwei Frauen einer Hilfsorganisation, sind noch verschollen.
Dies alles dürfte Touristen nicht motivieren, derzeit Kenia zu bereisen, mit Ausnahme derjenigen, die sich nicht um weltpolitische Dinge kümmern ("vor Ort ist dies ganz harmlos - die Medien übetreiben"). Da auch in Kenia demnächst Wahlen sind, muss dieses Säbelrasseln auch dazu dienen, die Wähler entsprechend zu motivieren. So einfach wie logisch. Olga
Karl
Karl
Administrator

Re: Kenianische Armee greift Somalia an
geschrieben von Karl
als Antwort auf sysiphus vom 20.10.2011, 16:23:15
Ich halte es für pharisäerhaft, den anderen Mitgliedern verschiedene Konfliktschauplätze um die Ohren zu schlagen und sich zu beklagen, dass sie dazu noch nichts geschrieben hätten. Auch die Webmaster sind nicht dazu da, nach irgendwelchen Proporzgesichtspunkten eine nach der anderen Krisenregion der ganzen Welt im Forum abzuarbeiten. Wenn Euch ein Thema interessiert, bietet es doch bitte selbst zur Diskussion an.

Ich käme nie auf die Idee, alle ST-Besucher mit dem Vorwurf zu konfrontieren, dass sie nicht über irgendwelche wichtigen Ereignisse diskutieren. Wenn mir etwas wichtig ist und ich die Zeit finde, eröffne ich zu diesem Thema einen Thread oder beteilige mich an Diskussionen, wenn ich der Ansicht bin, etwas Neues oder einen wichtigen Aspekt beitragen zu können.
Ich kann auch nicht mehr als das dazu sagen. Das "Politbüro" habe ich jetzt einmal überlesen, was ich von solchen Anwürfen halte kannst Du Dir denken. Karl

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kirk
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Mitglied

Re: Kenianische Armee greift Somalia an
geschrieben von kirk
als Antwort auf sysiphus vom 20.10.2011, 16:23:15

Wäre es nicht die Armee Kenias die gegen den islamistischen Terror aus dem Nachbarland militärisch vorgeht, sondern die israelische, oder die Armee der USA, wäre das mit Sicherheit längst ein Thema hier. Auch die Vergeltungsaktionen des türkischen Militärs gegen Kurden auf irakischem Staatsgebiet wird hier nicht thematisiert.


Natürlich fängt "bashing" genau so an.
Du suggerierst damit, dass das Thema nur deshalb nicht aufgegriffen wurde weil es nicht von diesem bzw jenem Land ausging.
Was soll das anderes als "bashing" sein?


Seit dem die Afghanistanmission ehrlicherweise Kriegseinsatz genannt wird, sollte auch hier bei den robusten Maßnahmen Kenias nicht von militärischem Eindringen, sondern von Kriegsbeginn die Rede sein.


Da der Einsatz von der somalischen Übergangsregierung nicht nur gebilligt, sondern auch von ihr unterstützt wird, kann nicht von einem Krieg gegen Somalia die Rede sein.
Kenia wehrt sich gegen die massiven Eingriffe der Al Shabab von Somalia aus. Diese zeigen sich nicht nur in den Entführungen der letzten Wochen, sondern schon seit längerer Zeit.
So wirbt diese Gruppe gezielt junge arbeitslose Kenianer an, bildet sie zu Terrorkämpfern aus und setzt sie auch ein. Dazu bekommen die so angeworbenen ein Salär von ca 200 Dollar/Monat, was ein sehr hohes Einkommen bedeutet. Ein typischer Landarbeiter in Kenia kommt kaum auf die Hälfte.

Im Januar 2010 lud die Al Shabab einen jamaikanischen Hassprediger nach Kenia ein damit er dort agitieren und somit weitere "Schafe" rekrutieren sollte.
Bei der Ausweisung dieses "Predigers" kam es zu einer unangemeldeten Demonstration der Al Shabab Sympathisanten, die allerdings unter dem Jubel der kenianischen Bevölkerung von der Polizei beendet wurde.
Mindestens ein Polizist kam dabei ums Leben.

Wie kann sich ein Land gegen eine derartige Einmischung wehren, die von einer terroristischen Organistaion aus einem angrenzenden Land aus operiert, in dem es keine wirklich funktionierende Regierung gibt?
Die Übergangsregierung von Somalia ist zu schwach um alleine gegen Al Shabab vorzugehen. Sicherlich auch deshalb ist genau diese Übergangsregierung mit dem Eingreifen Kenias sehr einverstanden.

Kirk
florian
florian
Mitglied

Re: Kenianische Armee greift Somalia an
geschrieben von florian
Natürlich ist ein militärisches Eingreifen eines souveränen Staates in das Hoheitsgebiet eines anderen mit Vorsicht zu genießen. Es scheint auch keinen völkerrechtlichen Aufschrei zu geben. Die Nationen der Erde billigen stillschweigend.

Allerdings ist gerade in Afrika abzuwägen, welchen "Sinn" bzw. Nutzen ein Einmarsch haben kann. Wenn ein Land wie Somalia aber dermaßen gebeutelt ist und allein nicht mehr auf die Beine kommt, ist es wohl das letztendlich nötige Mittel, dem Land und vor allem der Bevölkerung wieder eine Perspektive zu geben. Auch, wie schon genannt, bat die somalische Übergangsregierung die afrikanische Union um Beistand. Vergleichbar wäre es doch (jetzt deutlich übertrieben!!!!), wenn z.B. Belgien in dieser Lage wäre - die EU würde mit Sicherheit Truppen zur Stabilisierung schicken, sofern Belgien es nicht allein könnte. Gerade Frankreich dürfte sich dort unter Mariannes Flagge als Retter der Stunde präsent zeigen

So sehr ich Gewalt und militärische Aktionen ablehne, so sehr scheint dieses Mittel nicht mehr von der Hand weisbar.

Ich denke, wir sollten abwarten, was die nächsten Wochen passiert, ob ein Gelingen, dem Staat seine Souveränität zurück zu geben, Erfolg bringt. Vergleiche mit dem Irak halte ich für unangebracht - hier ist eine innerkontinentaler Lösung im Gange, in welche sich Europa und die USA sich nicht einmischen sollten - hier ist der gegenseitige Einsatz der afrikanischen Union untereinander gefragt.

PS: Die Überschrift ist meines Erachtens schon von Beginn an falsch...
adam
adam
Mitglied

Re: Kenianische Armee greift Somalia an
geschrieben von adam
als Antwort auf florian vom 20.10.2011, 22:10:33
- hier ist eine innerkontinentaler Lösung im Gange, in welche sich Europa und die USA sich nicht einmischen sollten -


florian,

es wird den Somalis nichts anderes übrig bleiben als auf Hilfe der Nachbarstaaten zu hoffen und die verfolgen auch nur eigene Interessen. Kirk hat da ja über Hintergründe informiert.

Wer könnte Interesse an Somalia habe? Ein Stück heißes Brachland, ohne Bodenschätze, an dessen Küste Atom- und Giftmüll illegal abgelagert wird, weil niemand aufpasst und dessen Fischgründe vor der Küste von internationalen Fischfangflotten so leer gefischt wurden, daß sich die Männer als Piraten verdingen müssen, um zu überleben.

Die Lage in Somalia mag mit dem Irak nicht vergleichbar sein, aber es bietet sich das krasse Gegenteil zu Libyen. Dort sind sie sich vor lauter militärischer Hilfsbereitschaft förmlich auf die Füße getreten, um nach Gaddafi gut im Geschäft zu sein.

--

adam


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