Internationale Politik Kosovo, der neue Krisenherd?

eko
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Re: Eine inhaltliche Ergänzung ...
geschrieben von eko
als Antwort auf niederrhein vom 19.02.2008, 23:28:09
"P.S. Die Frage ist vielleicht auch, ob nicht die ganze Kleinstaaterei ein Anachronismus ist? (Oder doch ein Reflex auf eine gegebenfalls lange Unterdrückung und Diskriminierung in einem Gesamtstaat? Spotan fällt mir hier die Tschechei und die Slowakei ein ...) "

Sehe ich auch so. Die Serben haben die Kosovo-Albaner zu sehr unterdrückt. Jetzt sehen die Kosovaren ihre Chance, sich von diesem Joch zu befreien. Genauso war es, als die Tschechoslowakei zerfiel. Auch da hat der tschechische Teil die Slowaken zu sehr benachteiligt, sodass sie ihr Heil in der Loslösung sahen.

Ob diese Staaten auf Dauer lebensfähig sein werden, wird sich erweisen. Als "Kleinstaaterei" würde ich das nicht unbedingt bezeichnen, mit Liechtenstein, Andorra usw. haben wir ja schon lange Zeit kleine Staaten. Warten wirs ab.

Übrigens, nur zur Richtigstellung: Es heißt nicht Tschechei, sondern Tschechien! Darauf legen die großen Wert!

--
eko
dunkelgraf
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Re: Kosovo, der neue Krisenherd?
geschrieben von dunkelgraf
als Antwort auf hafel vom 19.02.2008, 17:31:16
Außerdem hat sich da Deutschland nicht in den Krieg "eingemischt", sondern es gab vorab eine UN-Abstimmung.

In Jugoslawien haben über Jahrzehnte alle verschiedenen Völkerschaften friedlich zusammengelebt. Deutschland hat sich nicht nur während der heißen Phase des Krieges eingemischt, sondern auch schon vorher, indem es sich übereiferte, die einzelnen Bundesrepubliken auseinanderzutriften und übereilt deren völkerrechtliche Anerkennung forcierte, ohne die sich daraus ergebenen Konflikte zu berücksichtigen. Der damalige Außenminister Genscher hat hier sehr viel Dreck am Stecken.
Und nun will auch Deutschland wieder übereifrig den Kosovo anerkennen und damit riskieren, die nächsten 100 Jahre Soldaten zum Schutz abzustellen. Wirklich eine dumme Politik!
--
dunkelgraf
schorsch
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Re: Kosovo, der neue Krisenherd?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf dunkelgraf vom 19.02.2008, 16:13:10
Schöner wäre auch, wenn alle Ehepaare in Freude und Frieden zusammenleben könnten und würden. Aber dies ist genau so wenig möglich wie das Zusammenleben von Ethnien im gleichen Land, ohne immer wieder auf Ungleichheiten zu stossen. Sogar in der friedlichen Schweiz stossen die 4 Sprachgruppen hin und wieder mit ihren Köpfen zusammen. Wie sollte es dann unter slawischen Völkern besser gehen?

--
schorsch

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dunkelgraf
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Re: Kosovo, der neue Krisenherd?
geschrieben von dunkelgraf
als Antwort auf schorsch vom 20.02.2008, 10:40:02
Vernünftige Leute leben sowohl in einer Ehe als auch in einem Staatwesen friedlich nebeneinander, das gilt übrigens auch für Religionsangehörige. Meist kommt es zu Spannungen, wenn eine Volksgruppe gegenüber anderen sozial benachteiligt wird. Deshalb gilt für mich die Ideallösung für alle ethnischen und religiösen Konflikte, daß man die sozialen Probleme löst.
--
dunkelgraf
mart
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Re: Kosovo, der neue Krisenherd?
geschrieben von mart
als Antwort auf dunkelgraf vom 20.02.2008, 10:34:49
Welch kurzsichtige und eingeengte Sicht!
--
mart
dunkelgraf
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Re: Kosovo, der neue Krisenherd?
geschrieben von dunkelgraf
als Antwort auf mart vom 20.02.2008, 10:47:21
Genau der Ansicht bin ich auch. Die Außenpolitik der Bundesrepublik ist kurzsichtig und eingeengt.
--
dunkelgraf

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arno
arno
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Re: Kosovo, der neue Krisenherd?
geschrieben von arno
als Antwort auf dunkelgraf vom 20.02.2008, 11:02:19
Hallo, dunkelgraf,

ein sehr interessanter Artikel zum Thema!

Mit der Anerkennung des Kosovos als eigenständiger Staat
beteiligt sich die BRD am Bruch der UNO-Charta und weiterer
bislang global gültiger Rechtsnormen wie deutsche Juristen
und Polizisten, die im Rahmen einer sogenannten EU-Mission
in das Kosovo entsandt werden. Ihre dortige Tätigkeit erfolgt
ohne gültige völkerrechtliche Grundlage und erfüllt damit
den Tatbestand illegaler Besatzung. Ziel ist die Errichtung
eines informellen Protektorats, dessen nationalistische Kräfte
in Schach gehalten werden sollen. Die Abspaltung des Kosovo
ist der vorläufige Schlusspunkt einer Politik, die den Zerfall
der Balkanstaaten in Gefolgschaftsparzellen anstrebt
und mit der Berliner Anerkennung kroatischer Sezessionisten begann.
Dieser Politik schlossen sich sämtliche EU-Staaten nach kurzem
Zögern an und fielen 1999 gemeinsam mit Washington in das restliche
Jugoslawien ein. Seitdem fördert Berlin die kosovarischen
Nationalisten, deren Repräsentanten in Pristina als Bosse der
Organisierten Kriminalität bezeichnet werden.

Viele Grüße
Arno

--
arno
dunkelgraf
dunkelgraf
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Re: Kosovo, der neue Krisenherd?
geschrieben von dunkelgraf
als Antwort auf arno vom 20.02.2008, 19:37:40
Hallo Arno,
einen sehr interessanten Artikel zu dieser Thematik kannst du unter dem Link
http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2008/02/warum-ausgerechnet-kosovo.html

lesen
--
Beste Grüße von
dunkelgraf
niederrhein
niederrhein
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Es könnte ein europäischer Krisenherd werden ...
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf arno vom 17.02.2008, 18:36:32
[...] Wird das Kosovo der neue Krisenherd in der EU? [...] arno
geschrieben von arno



Man müßte weit(er) ausholen ...

Sicher: Der Konflikt zwischen den Menschen dort auf dem Balkan ist eine historische und aktuelle Realität. Was man vor Ort hier kaum erkennen und beurteilen kann: Das Verhältnis der dort lebenden Menschen untereinander; sei es aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Sprache, ihrer Religion und ihres politischen, historischen und weltanschaulichen Selbstverständnis. (Das gilt für etliche Regionen in Europa, wo Menschen heute – im Jahre 2008 – sich immer noch mehr als feindselig gegenüber stehen.)

Aber darum geht es nicht.
Schon allein im Kosovo-Krieg ging es wohl kaum um die Menschen dort, sondern darum, ein Exempel zu statuieren, die Rolle der USA innerhalb der NATO (wieder) zu stärken. Allein der Vertrag vom Rambouillet (der zunächst im Wortlaut, hier vor allem bezogen auf den Anhang, nicht der Öffentlichkeit zugänglich war.) war, wie bereits betont eine bewußte völkerrechtliche Provokation.

Und heute: Um die Menschen im Kosovo, um deren soziale und wirtschaftliche Situation, um einen demokratischen und selbständigen Staat geht es wohl am allerwenigsten. Letzteres ist nicht nur völkerrechtlich umstritten, sondern allein wirtschaftlich-finanziell wohl nicht möglich.
Auch nicht, in irgendeiner Weise das Zusammenleben der Menschen dort zu erleichtern. Im Gegenteil: Diese Konflikte werden geschürt und instrumentalisiert.

Es ist wohl hier letztlich deplaziert bzw. überflüssig, das Ergebnis meiner nachmittäglichen Recherchen im Internet auch nur ansatzweise zu skizzieren; unter den Stichworten Kosovo /USA Interessen etc. findet man sehr viele Hinweise (die wiederum weiteren Hinweise und Links enthalten).
Es kristallisiert sich sehr schnell heraus (so auch u.a. die Neue Zürcher Zeitung(!)), daß es ausschließlich um die Interessen der USA geht: geopolitische, militärstrategische, energiepolitische (!) (1) und machtpolitische Interessen.
Ohne es selbst natürlich verifizieren zu können, weisen viele Beiträge auf militärische Einrichtungen der USA im Kosovo hin.

Man könnte problemlos das Resümee ziehen: Im Westen nichts Neues. Interessant wird es dennoch: Hier wird bzw. wurde ein Präzedenzfall geschaffen, der allein in Europa etliche Unruhe auslösen wird ... inzwischen glossieren die Kommentatoren in den Tageszeitungen, welche neue Staaten wir in Europa zu erwarten haben ...

Die Bertha
vom Niederrhein




(1) Bezüglich Afghanistan scheinen die meisten Kommentatoren (hier oder anderswo) vergessen zu haben, daß es vor allem um die Ölleitungen durch den Afghanistan geht ...

P.S. Es geht mir nicht um eine persönliche politische Stellungnahme zu der "Staatsgründung" - etwa im Sinne pro/contra Kosovao-Albern/Serben (das hätten allenfalls die Menschen dort untereinander regeln müssen), sondern nur um den Hinweis um die ideologische Verlogenheit und bewußte Irreführung der hiesigen Bevölkerung durch die verantwortlichen Politiker in Berlin ... (Zu den USA fällt mir, frei nach Karl Kraus, nichts mehr ein.)
hafel
hafel
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Re: Es könnte ein europäischer Krisenherd werden ...
geschrieben von hafel
als Antwort auf niederrhein vom 21.02.2008, 21:49:14
Ist Dir vollkommen entgangen, dass kurz vor Kriegsausgang ein unerträgliches Gemetzel war, dass durch ethnische Säuberungen Massen von Menschen vertrieben und abgeschlachtet worden..... Ich denke es ging da hauptsächlich um Menschen. Deshalb sitzt ja ein Teil der Rätelsfüher vor dem Kriegsgericht.

Ein sehr merkwürdiges Resümee. Es waren mal wieder NUR die Amerikaner an allem schuld.

Wie hättest Du denn der Morderei Einhalt geboten???

Für mich ein saudummes Geschnacke: "es hätten die Menschen da regeln müssen". Deren Regelung waren Massengräber.
--
hafel

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