Internationale Politik kuschen vor dem unrecht

adam
adam
Mitglied

Re: kuschen vor dem unrecht
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 08.07.2011, 22:52:54

Mag ja sein Karl,

ich mache nur immer wieder darauf aufmerksam, daß sich die politische Führung Israels und die der Palästinenser, die Schuld an dieser never ending Story gerecht teilen, wobei das wohl das einzig Gerechte in dieser Region ist. Für eine Seite engagiere ich mich nicht, weil ich denke, daß man sich dann jedesmal für Verbohrtheit und Dummheit engagiert.

Stell Dir vor, was Palästinenser und Israelis gemeinsam für einen Staat aufbauen könnten: Hightech-Produkte, die in aller Welt begehrt sind, Landwirtschaft mit modernsten Bewässerungsmethoden, Bade- und Archäologietourismus, Pilgerströme dreier Weltreligionen, Gas vor der Küste, das Mittelmeer als Weg in den Atlantik und nach Asien, als Nachbarn die alten Handelskulturen der arabischen Völker und weiter südlich ganz Afrika, das nach Entwicklung hungert. Ein Traum von einem wahrhaft gesegneten Land, ein Land in dem Milch und Honig fließen könnten.

Aber nein, sie kloppen sich um ein paar Parzellen Land, die dem einen, bei der jetzigen politischen Lage, so wenig nützen wie dem anderen und machen sich gegenseitig das Leben zur Hölle. Wundert es, daß es die meisten Menschen nur noch langweilt, wenn sie seit Jahrzehnten ab und zu davon hören, daß eine Seite der anderen etwas vorwirft, was einen ominösen "Friedensprozess" gefährden könnte? Die meiste, fragwürdige Wonne an dieser Region haben wahrlich die politischen Führungskasten, Antisemiten, alte Revanchisten, berufsmäßige Terroristen und Waffenproduzenten.

--

adam

marianne
marianne
Mitglied

Re: kuschen vor dem unrecht
geschrieben von marianne
als Antwort auf adam vom 09.07.2011, 00:32:28
Danke, Adam!

Ob Wolfgang, der Thread-Eröffner, wohl mal in Israel war?!
Aber im Grunde interessiert es mich nicht so sehr....

Grüße dir, M
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
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Re: kuschen vor dem unrecht
geschrieben von ehemaliges Mitglied

zmag.de
Israel ist eine Gesellschaft der Gewalt und Brutalität geworden
Von Gideon Levy


Hören wir uns selbst an? Sind wir uns bewusst, dass schreckliche Geräusche von uns ausgehen? Haben wir bemerkt, dass der Diskurs immer gewalttätiger wird, und wie die Sprache der Gewalt dabei ist, unsere einzige offizielle Sprache zu werden?

[...]

original: Israel has become a society of force and violence (by Gideon Levy), HAARETZ.com, 30.06.2011
--
Wolfgang

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Karl
Karl
Administrator

Re: kuschen vor dem unrecht
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 09.07.2011, 00:32:28
Aber nein, sie kloppen sich um ein paar Parzellen Land, die dem einen, bei der jetzigen politischen Lage, so wenig nützen wie dem anderen und machen sich gegenseitig das Leben zur Hölle
geschrieben von Adam
Adam,

ist diese symmetrische Betrachtungsweise wirklich angebracht? In welcher der beiden "Höllen" jenseits und diesseits der dichten Grenze würdest Du denn zu leben vorziehen?

@ Marianne,

Deine Frage provoziert natürlich die Gegenfrage: Warst Du einmal in Gaza?

Für mich ist es ein Problem zu sehen, wie die Augen vor dem Leid der Palästinenser verschlossen werden. Gerechtigkeit sieht anders aus und Gleichberechtigung auch. Wie oft habe ich schon geschrieben, dass die Menschenrechte unteilbar sind und sich kein Volk über ein anderes erheben darf?

Karl
adam
adam
Mitglied

Re: kuschen vor dem unrecht
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 09.07.2011, 08:04:44
Adam,

ist diese symmetrische Betrachtungsweise wirklich angebracht? In welcher der beiden "Höllen" jenseits und diesseits der dichten Grenze würdest Du denn zu leben vorziehen?
geschrieben von karl


karl,

die Frage stellst sich für mich nicht, auch wenn Du sie gerne stellst. . Und wenn ich sie beantworte, engagiere ich mich automatisch für eine der Konfliktparteien, also lasse ich es.

Ich bleibe in Europa und hier in Deutschland. Hier hatte ich das Glück, in einem Staat aufgewachsen zu können, in dem eine gefestigte Demokratie auch dadurch wachsen konnte, weil dieser Staat 45 Jahre lang nicht souverän war. Der alte Revanchismus hatte keine Gelegenheit, sich auf die Jugendgenerationen fortzupflanzen, weil die alten Kriegstreiber, aus eigenem Interesse, den Mund halten mußten. Das habe ich in der eigenen Familie erlebt und als Erwachsener begriffen, welches Glück ich hatte.

Die Vision eines gemeinsamen Staates in Nahost, die ich beschrieben habe, könnte wahr werden, wenn dort die Jugend die Chance bekäme, daß ihr Staat 50 Jahre lang nicht souverän ist und kein Spielball von internationalen Interessen.

--

adam
Re: kuschen vor dem unrecht
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf adam vom 09.07.2011, 10:10:06

die Frage stellst sich für mich nicht, auch wenn Du sie gerne stellst. . Und wenn ich sie beantworte, engagiere ich mich automatisch für eine der Konfliktparteien, also lasse ich es.
adam
geschrieben von adam

Man muss sich nicht „automatisch für eine der Konfliktparteien“ engagieren. Es genügt, sich für die Friedliebenden und gegen die Scharfmacher auf beiden Seiten zu engagieren. Es gibt eine Menge israelische Friedengruppen, die sich in Palästina engagieren, wenn es z. B. darum geht, dass Tausende von Olivenbäumen ausgerissen werden, weil die Mauer mitten durch palästinensisches Gebiet gebaut wurde und wird. Und genauso gibt es eine Menge israelische Friedensaktivisten, die mit dem Einsatz der Gaza-Flotte konform gehen.
Ich habe gerade einen Film: "Budrus" gesehen, in dem dies sehr beeindruckend dargestellt wurde. Die israelischen Friedensaktivisten nahmen sogar Gefängnisstrafen auf sich, um sich für die Rechte der Palästinenser zu engagieren. Und es war ein wunderbares Beispiel von gewaltfreiem Widerstand, an dem in diesem Dorf auch ein Hamas-Aktivist beteiligt war (woran man sieht, dass nicht alle Hamas-Aktivisten=Terroristen sein müssen, wie in unserer Presse meistens dargestellt).
Die Regisseurin dieses Films (eine Brasilianerin) hat sich danach den Fragen gestellt und ganz dringend gefordert, dass die Deutschen endlich anfangen müssen, sich von ihrer vorsichtigen Haltung bezüglich Israel-Kritik zu verabschieden. Sie sagte: "Ich kenne das Problem der Deutschen und weiß, wie sensibel dieses Thema in Deutschland ist. Aber wir leben in der Gegenwart, nicht in der Vergangenheit. Was in der Vergangenheit passsiert ist, war schlmmm, aber es ist Vergangenheit. Fangen Sie an, auf die Gegenwart zu schauen." Es war sehr beeindruckend, wie sie appelliert hat, nicht die Augen zu verschließen vor dem Unrecht. Und sie wies eindringlich darauf hin, dass auch die Israelis nur eine Chance hätten, wenn sie ihre Besatzungspolitik ändern würden. Denn sonst wird dieses Land irgendwann scheitern. Und es gibt mehr Israelis als man denkt, die nicht einverstanden sind mit der Apartheidspoltik ihres Landes.
A la Apartheidspolitik: In diesem Film wurde auch gezeigt, wie frühere Apartheids-Aktivisten aus Südafrika in dieses Dorf gereist kamen, um mitzuhelfen. Das war sehr beeindruckend. Ich kann diesen Film nur empfehlen, er läuft jetzt in mehreren Städten.
Hier eine Übersicht über die Termine und Orte: Städte und Spielorte.



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adam
adam
Mitglied

Re: kuschen vor dem unrecht
geschrieben von adam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.07.2011, 10:34:44

@marina,

ich bin wirklich neutral. Ich tue nicht nur so als ob.

--

adam

Re: kuschen vor dem unrecht
geschrieben von ehemaliges Mitglied
P.S.
Ich möchte noch hinzufügen, dass Budrus das einzige palästinensiche Dorf ist, in dem dieser Widerstand Erfolg hatte. Nachdem 5% der Olivenbestände vernichtet waren, wurde entschieden, die Mauer in diesem Dorf näher an die Grüne Grenze zu verlegen, als ursprünglich geplant. Damit blieben den Bewohnern 95% ihrer Lands erhalten. Jetzt engagieren sie sich in anderen pal. Dörfern, um den Bewohnern zu helfen. Denn viele andere Dörfer im Westjordanland wurden und werden noch zerstört, die Mauer mitten hindurch gebaut, die Bewohner nicht nur von ihrem Land und ihren Bäumen, sondern auch von ihren Brunnen und Zugang zum Wasser abgeschnitten. Und viele Dörfer wie Bil'in oder Jayyus kämpfen weiter um die Verlegung der Mauer, um wieder Zugang zu ihrem Land zu bekommen.
Re: kuschen vor dem unrecht
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Da ich vom eigentlichen Thema des Threads ein wenig abgewichen bin, setze ich dazu noch einen Link ein, aus dem die aktuellsten Stellungnahmen und Meldungen ersichtlich sind:
Die neueste Meldung lautet:

Stand in Palästina
"Unserem Kontakt in Bethlehem zufolge ist es nicht einmal einem Dutzend der rund 500 Aktivisten gelungen nach Bethlehem zu gelangen.

Das Gros der Besucher konnte offenbar aufgehalten werden, indem die israelischen Behörden die Airlines dazu aufforderten, ihnen die Passagierlisten auszuhändigen. Auf Basis dieser Daten und weiterer Informationen, welche die israelischen Stellen auf anderen undurchsichtigen Wegen erlangt haben müssen, stellten sie eine Schwarze Liste mit den Namen von über dreihundert Personen zusammen, die so schon am Abflug gehindert werden konnten. (Nach allem Anschein haben die Betroffenen keine Chance, das Geld für die Tickets erstattet zu bekommen.)

Rund fünfundzwanzig deutsche Aktivisten sind nach allem Anschein in Ben Gurion inhaftiert worden. Über ihren Verbleib ist zur Zeit nichts bekannt. Neunzehn Passagiere aus Genf sollen abgschoben werden, ebenso vierzehn Briten. Verhaftet[1] wurden auch sechs Aktivisten von Gush-Shalom[2], die sich auf dem Flughafen eingefunden hatten, um die Aktivisten zu begrüssen.

Proteste in Europa
Zu Protesten gegen die 'Schwarzen Listen' kam es in Paris, Orly[3], in Genf[4] aber auch in Berlin.

Medienresonanz in Deutschland
In Deutschland fanden die Aktion und die Proteste Eingang in die TV-Nachrichten von ARD[5] und ZDF[6], was man als einen Erfolg sehen kann. Dass der 8. Juli im Zusammenhang mit der Apartheidmauer steht, war der ARD immerhin eine Notiz wert.

Während das heute-journal am späten Abend noch über die Aktion berichtete, unterdrückten die tagesthemen die Nachricht."

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