Internationale Politik Mali - was nun?

hobbyradler
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Re: Mali - was nun?
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf olga64 vom 14.01.2013, 16:36:30
Monsieur Hollande benötigt dringend gute Meldungen, da ja seine Popularität in Frankreich extrem rasch abgesunken ist und ihm viele Franzosen nicht mehr viel zutrauen. Olga

Das ist sicherlich richtig. Ob sich allerdings die Extremisten von Monsieur Hollande so manipulieren lassen wie die Bewohner im Dschungelcamp, vermute ich eher nicht.

Ciao
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olga64
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Re: Mali - was nun?
geschrieben von olga64
als Antwort auf hobbyradler vom 14.01.2013, 16:47:50
WElcher Art von Humor entspricht es, wenn Tote in einem Kriegsgebiet mit verhaltensgestörten Protagonisten in einem TV-Format verglichen werden? Olga
hobbyradler
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Re: Mali - was nun?
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf olga64 vom 14.01.2013, 16:52:40
Ich verstand deinen Beitrag im Kontext dieses threads so, dass Hollande den Einsatz zwecks Steigerung seiner Popularität gestartet hat. Und diese Meinung konnte ich wirklich nicht ernst nehmen.

Ciao
Hobbyradler

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olga64
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Re: Mali - was nun?
geschrieben von olga64
als Antwort auf hobbyradler vom 14.01.2013, 17:02:53
Tja so kann es gehen, wenn jemand Definitionsprobleme hat. Popularität bedeutet schlicht und ergreifend: Beliebtheit einer Person beim Volk - und ist für Politiker besonders wichtig. Warum wohl? Olga
hobbyradler
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Re: Mali - was nun?
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf olga64 vom 14.01.2013, 17:22:00
Dann habe ich den am Thema vorbeigehenden Beitrag ja doch richtig verstanden.
luchs35
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Re: Mali - was nun?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf hobbyradler vom 14.01.2013, 17:02:53
Man kann es drehen und wenden wie man will: Tatsache ist nun mal, dass die Franzosen einmal mehr im Alleingang nach einen Appell des UNO-Sicherheitsrates militärisch in Mali vorgeprescht ist, was mich stark an das Verhalten in Libyen erinnert. Da wollte Sarkozy den starken Mann geben und hat schlussendlich auch andere Staaten mit in einen Krieg hineingezogen, dessen Resultat heute fragwürdig ist.

Genauso sieht es jetzt in Mali aus. Die Staatengemeinschaft hat lange mit Hilfe gezögert, die Islamisten waren schneller und versuchten ihren Anspruch auf ganz Westafrika auszudehnen, wobei Mali dann zum neuen Stützpunkt für Al-Qaida vorgesehen war, wobei auch der Kokainhandel mit Südamerika zur Finanzierung der Jihadisten dient und Europas Sicherheit bedroht wird.

Trotzdem kann das französische Handeln unter Präs. Hollande wie seinerzeit in Libyen wiederum dazu führen, dass die Natopartner genötigt werden, sich an Frankreichs Seite zu stellen, damit die Kriegsziele erreicht werden können.

Es kann wieder auf eine kriegerische Auseinandersetzung ohne ein absehbares Ende führen, und Frankreich erpresst nun seine Bündnispartner erneut zu einem "Abenteuer", von dem niemand voraus sagen kann, wohin es führt. Mit Luftschlägen allein ist dort nichts zu erreichen , und die 3000 afrikanischen Bodensoldaten, die versprochen wurden, werden auch nicht viel ausrichten können.

Das Ziel? Die Islamisten zu Verhandlungen zwingen? Sie aus Mali - wohin- zu vertreiben?

Die Frage ist doch in erster Linie , ob hier wieder ein Krieg gestartet wird, von dem man nicht weiß, ob und wie er beendet werden kann?

Luchs

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olga64
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Re: Mali - was nun?
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 14.01.2013, 17:41:38
Danke für den klugen Beitrag - ist eine wahre Erholung, wenn solche Informationen zu diesem Thema erscheinen.
Ich möchte noch um einen Punkt ergänzen: bei den kriegsführenden Islamisten in Mali handelt es sich um viele, die seinerzeit unter GAdaffi als dessen Lohn-Soldaten ihr blutiges Spiel betrieben und die dann abhauten und WAffen usw. mitgenommen haben.
Frankreich hat aber auch aufgrund seiner früheren Kolonialmacht-Position eine gewisse Verantwortung in dieser Region -. Da Frankreich seit einigen Jahren wieder Natomitglied ist, wird es auch Solidarität von den anderen Natomitgliedern erwarten, wenn die Angelegenheit dort noch weiter eskaliert.
Und ein blutiges Kriegsereignis haben schon ganz andere Präsidenten für ihre eigenen Popularitätswerte verwendet - man blicke nur auf den Friedensnobelpreisträger Obama. Olga
hobbyradler
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Re: Mali - was nun?
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf luchs35 vom 14.01.2013, 17:41:38
Zu dem Krieg in Libyen besteht ein gewaltiger Unterschied. In Libyen handelte es sich um einen Bürgerkrieg, in Mali um den Versuch dreier extremer Gruppen ein Land zu unterdrücken.

In Mali geht es um die Freiheit eines Landes. Nicht zuletzt auch darum den Extremisten eine künftige Operationsbasis zu verweigern. Heute Abend wird der UN-Sicherheitsrat die Situation in Mali beraten.

In Libyen waren die Waffen gegen den gerichtet den man kurz zuvor noch umworben hatte. Die Verhältnisse sind heute in Libyen noch ziemlich verworren.

Ich meine Frankreich handelt in diesem Fall richtig.

Ciao
Hobbyradler

Die Frage ist doch in erster Linie , ob hier wieder ein Krieg gestartet wird, von dem man nicht weiß, ob und wie er beendet werden kann?

Das haben die Extremisten ja bereits angekündigt.

Das Ziel? Die Islamisten zu Verhandlungen zwingen?


Das wäre die beste Lösung. Warum war dieser Angriff dann überhaupt nötig? Ob die so ohne weiteres per Verhandlung von ihren Zielen ablassen?

Sie aus Mali - wohin- zu vertreiben?

Dorthin wo sie herkamen.
Haben sie bereits im Land gelebt, müssen sie vielleicht vor ein Gericht?
luchs35
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Re: Mali - was nun?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf hobbyradler vom 14.01.2013, 18:17:47
Ja, wenn denn alles nur so einfach zu durchschauen wäre!

Ulrich Delius, Sprecher der Gesellschaft für "Bedrohte Völker" :

"Frankreich will nicht nur einen streng islamischen Gottesstaat in Mali verhindern , sondern auch seine eigenen strategischen und wirtschaftlichen Interessen sichern!"
geschrieben von Ulrich Delius, Sprecher der Gesellschaft für "Bedrohte Völker" :


Im Norden Nigers, dem Nachbarland Malis, haben die Dschihadisten gezeigt, dass es mit der Eroberung von Nordmali und dem Süden Malis allein nicht getan ist. Es geht um die Sahelzone.

Mit den Entführungen von französischen Ingenieuren aus Uranminen Nigers und Malis zeigten sie, dass sie in weiten Teilen nicht nur bereits ungehindert operieren können., sondern dass sie auch beabsichtigen , einen Lebensnerv Frankreichs zu treffen : die Urangewinnung, die Frankreich für den Betrieb seiner 58 Atomkraftwerke und somit zur Aufrechterhaltung seiner wirtschaftlichen Stärke dringend benötigt.
Zudem leben noch rund 6000 Franzosen in Süd-Mali , die Frankreich schützen muss. Frankreich handelt also nicht nur zur Terrorismusbekämpfung, sondern sichert in erster Linie seine Energieversorgung mit dem preisgünstigen Uran aus dem Nachbarland Malis, Niger.

Der französische Präsident Holland betont zwar, dass sein Land nicht aus eigennützigem Interesse handle. Aber nur sehr Naive werden ihm dies abnehmen. Mit andern Worten, auch hier besteht eine reine Interessensfrage, die militärisch mit Hilfe europäischer Länder und den USA gelöst werden soll.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich vor allem die in den Uranbergbaugebieten lebenden Tuareg gegen katastrophale ökologische Folgen der Uranförderung wehren, weil diese Gebiete zudem auch kaum von der Förderung profitieren.

Hier kommen also zwei Gründe zusammen: der islamistische Wunsch nach der Errichtung von Gottesstaaten mit der Unterdrückung einfachster Menschenrechte in der gesamten Sahelzone und die Interessenlage Frankreichs, das die Ausbeutung der Uranvorkommen u.a. absichern und nebenbei auch seine dort seit den Kolonialzeiten lebenden französischen Mitbürger schützen will/muss.

Das ist die eigentliche Ausgangslage , vor der nun die Bündnispartner Frankreichs mit ihrer Entscheidung stehen. Heute Montagabend will der UNO-Sicherheitsrat darüber beraten.

Luchs
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Re: Mali - was nun?
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf luchs35 vom 14.01.2013, 21:33:23
Ich glaube natürlich auch an das wirtschaftliche Interesse Frankreichs an Afrika. Überrascht war ich, als ich las, dass im Augenblick in insgesamt 10 afrikanischen Ländern französische Truppen stationiert sind.

Dennoch sehe ich dieses Verteidigen Malis als notwendig an.

Basler Zeitung

Ciao
Hobbyradler

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