Internationale Politik Michail Chodorkowski bereits in Berlin

Michail Chodorkowski, eben erst von Russlands Präsident Putin per Gnadenerlass in Freiheit entlassen, flog mit sofort ausgehändigtem Reisepass umgehend nach Berlin, wo er von den Hans-Dietrich Genscher und Aussenminister Steinmeier Berlin-Schönefeld in Empfang genommen wurde.

Nahezu zu gleicher Zeit wurde von EU-Seite verkündet, dass Rumänien nach dem großzügigen finanziellen Entgegenkommen Moskaus vorläufig von der EU " auf Eis gelegt" wurde. "Man wolle keinesfalls Rumänien in die EU kaufen".

Während ich annehme, dass hier ein Zsammenhang besteht, denke ich, dass die anderen genehmigten Gnadengesuche von Pussy Riot , 30 Greenpeace-Aktivisten und 10 000 Gefangene eher mit Sotschi zusammenhängen, dürfte die Freilassung von Chodorkowski einen anderen Hintergrund haben. Hat es mit Rumänien zu tun? Immerhin wurde der Rücken des rumänischen Präs. Janukowitsch deutlich gestärkt durch die um ein Drittel verbilligte Gaslieferung und grosszügigem Kredit.

Luchs

Wie ein mittlerweile zensiertes Filmmaterial zeigt, stand Genscher heute morgen mit gefrorenen Fingern und klapprigem Megafon am Zaun des Straflagers, als er den Häftlingen zurief:
"Ich bin zu Ihnen gekommen, um ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Begnadigung .... der Rest seiner Worte ging im allgemeinen Jubel unter.
Dann schnappte er sich den Milliardär, und düste, ganz in alter Außenministerart, nach Berlin ins Thomas-Dehler-Haus, lud Chodorchowski beim dortigen Schatzmeister ab, bei welchem dieser als Dank eine Millionenspende getarnt als Reisekosten einzahlte.

Hoffentlich war er so sehr Kavalier, dass er einer der Hupfdohlen von Pussy Riot, die evtl. wieder nur spärlich bekleidet war,einen seiner gelben Pullunder überstülpte? Olga

Zunächst ist bemerkenswert, dass bei dieser Aktion auch die deutsche Botschaft in Moskau und das Auswärtige Amt beteiligt war .... es einen größeren Kreis Beteiligter gab. Dabei hat Ex-Außenminister Genscher sogar die Unternehmensgruppe OBO Bettermann aus Menden im Sauerland um die Bereitstellung eines Firmenflugzeugs gebeten. (teilte eine PR-Agentur mit).

Mit großer Sicherheit ist das Freikommen ein Zugeständnis an den Westen vor den Olympischen Spielen.

Bei der Freilassung ging es wohl "um Schuldeingeständnisse". Dabei ist (sofern ich gelesen habe) Chodorkowski vom russischen Geheimdienst erpresst worden, dass sich der Gesundheitszustand seiner Mutter verschlechtert hätte und ihm ein dritter Prozess drohe. Daraufhin habe sich Chodorkowski an Putin gewandt. Der ehemalige Oligarch hatte es bisher immer abgelehnt, um Gnade zu bitten, weil er ein damit verbundenes implizites Schuldeingeständnis vermeiden wollte.

Immer wenn sich irgend ein Geheimdienst reinhängt, riecht es nach Mauschelei.

Hafel

WArum sollte man es nicht glauben,dass er ein Gnadengesuch gestellt hat? Irgendwann dürfte jeder mürbe werden, der jahrelang in einem Straflager existieren musste. Mir sind die Hintergründe nicht so wichtig - ich gönne es Herrn Ch.,dass er endlich frei ist. Olga

Die Reisekosten wird er sicher großzügig abrechnen. Aber mit der Zerschlagung seines Yukon-Konzerns wird die Brieftasche etwas dünner geworden sein.

Wenn allerdings an den Gerüchten, dass Chodorkowski in die Schweiz weiterreisen will, etwas dran ist, darf man annehmen, dass sich dort dann die von Putin gesuchten, eventuell unterschlagenen Steuerbeiträge inzwischen gut vermehrt haben.

Nur schade, dass sich keine ehemaligen und derzeitigen deutschen Außenminister auch um die rasche Freilassung der Greenpeace-Aktivisten kümmern und ihnen gegebenenfalls ein Flugzeug zur schnelleren Heimkehr schicken.

Luchs

Natürlich ist die Mehrheit froh über seine Freiheit.

Er wäre nur Mitte nächsten Jahres ohnehin entlassen worden. Hier wollte man ihn aber nicht ohne eine Gnadengesuch (was einem Schuldeingeständnis gleichkommt) frei lassen. Deshalb dieser hinterlistige Trick des russ. Geheimdienstes mit der kranken Mutter.

Hafel

Ich bin so informiert, dass ihm sogar noch Nachfolge-Prozesse drohten, damit seine Haft noch verlängert werden kann. ABer das ist jetzt ja vorbei - ein Glück für ihn. Olga

Luchs: "Nur schade, dass sich keine ehemaligen und derzeitigen deutschen Außenminister auch um die rasche Freilassung der Greenpeace-Aktivisten kümmern und ihnen gegebenenfalls ein Flugzeug zur schnelleren Heimkehr schicken."

Oh, wie recht Du hast. Genscher ist bleibt eben auch nur FDP.

Hafel

So ist es, Hafel, hier wurde gemauschelt. Ob es mit Sotschi zusammenhängt- da habe ich meine Zweifel. Hier wurde doch schon seit längerer Zeit etwas vorbereitet, was mit den restlichen Begnadigungen nichts zu tun hat.

Naja, es darf in diesem speziellen Fall weiter spekuliert werden

Luchs