Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik NATO-Chef Rasmussen verschärft erneut den Ton gegenüber Moskau

Internationale Politik NATO-Chef Rasmussen verschärft erneut den Ton gegenüber Moskau

luchs35
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Re: NATO-Chef Rasmussen verschärft erneut den Ton gegenüber Moskau
geschrieben von luchs35
als Antwort auf adam vom 10.09.2014, 09:22:11
Rasmussen ist bekanntlich ab 1.Oktober Vergangenheit, an seine Stelle tritt der besonnene ehemalige norwegische Ministerpräsdent Jens Stoltenberg als neuer Nato-Generalsekretär. Bleibt also die Hoffnung, dass mit diesem stets als vernünftig reagierenden Mann auch andere Töne angeschlagen werden.

Gestern wurde es mir allerdings sehr mulmig zumute. Wir hatten eine detaillierte Grosskontrolle der vorgeschriebenen, sehr massiven Luftschutzkeller. Seit über 20 Jahren haben wir das nicht mehr gehabt. Fehlende Notbetten müssen nun sofort angeschafft, Notausgänge sorgfältig instand gesetzt werden, Toilettenbehälter etc. wurden überprüft. In der friedlichen und noch immer neutralen Schweiz ist diese plötzliche Kontrolle sehr irritierend, zumindest gab es nun sehr nachdenkliche Gesichter. Offenbar wird die Situation im Umgang mit Russland doch auch hier als zumindest brenzelig angesehen.

Natürlich wurde von routinemässiger Kontrolle gesprochen, auch gewitzelt, aber hie und da klang viel Besorgnis durch.
Natürlich sollte man sich durch eine solche Kontrolle nicht verrückt machen lassen, aber die Bedrohung, dass eine Lunte zu brennen beginnt, wurde plötzlich deutlich spürbar.

Luchs
adam
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Re: NATO-Chef Rasmussen verschärft erneut den Ton gegenüber Moskau
geschrieben von adam
als Antwort auf luchs35 vom 10.09.2014, 11:10:50
Hi Luchs,

mir bleibt als Schutzraum nur die Waschmaschine und wenn ich den Einstieg betrachte, kommen mir Zweifel.

Zuerst war ich über die Äußerungen von Ramussen auch verärgert. Aber jetzt meine ich, daß ein Konzept dahinter steckt und das sie abgesprochen waren. Meines Erachtens betreibtem die Nato-Staaten eine aggressive Appeasement-Politik. Das mag auf den ersten Blick widersinnig klingen, macht aber Sinn, wenn man berücksichtigt, daß Beschwichtigung allein gegen ein autokratisches System nicht hilft, sondern ihm Vorschub gibt. Also muß gleichzeitig Machtpolitik betrieben werden, mit dem dazu gehörendem Getrommel. In der Natur ist das ein bewährtes Mittel.

Um die Wirtschaftsbeziehungen zu jammern ist kurzsichtig. Derzeit geht es zuerst darum, einen Krieg zu vermeiden und Wirtschaftsbeziehungen sind gut und für beide Seiten gewinnbringend, aber nur unter machtpolitisch neutralen Partnern und da sieht es mit Russland unter Putin so aus, daß Putin die Wirtschaftsbeziehungen bei der Aufrüstung helfen. Das darf nicht sein. Ein erneuter Krieg in Europa kann wohl mit Putin nur vermieden werden, indem man ihm möglichst nichts gibt, was ihm Aufrüstung ermöglicht und darauf hofft, daß er abgelöst wird. Also müssen auch zukünftig, solange sich in Russland politisch nichts ändert, die Wirtschaftsbeziehungen runtergefahren werden.

Europa will keinen Krieg. Wie auch? Die Eu ist ein Wirtschaftsriese, aber ein militärischer Zwerg. Das muß sich ändern, muß in ein verträgliches Verhältnis gebracht werden und zwar, solange die USA als stärkstes Nato-Mitglied noch Interesse an Europa haben. Sonst hätte ein Putin, der weiter aufrüstet, eines Tges ein leichtes Spiel. Soweit darf es nicht kommen. Aus der EU, dem wirtschaftlichen Riesen, muß eine DU werden, eine politische Demokratische Union, die für sich lebens- und verteidigungsfähig ist. Dann klappt das auch mit der Zukunft.

--

adam
luchs35
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Re: NATO-Chef Rasmussen verschärft erneut den Ton gegenüber Moskau
geschrieben von luchs35
als Antwort auf adam vom 10.09.2014, 23:07:47
Nun ja, Adam, ich sehe das so, dass ein "europäischer Zwerg" das Maul auch nicht so weit aufreissen sollte, das heisst: Nicht permanent den "Riesen" im Osten noch zusätzlich zu reizen. Er hat sich geholt, was er wollte, die Krim, und nun muss er nach einer Lösung suchen, die ihm den Zugang zur Krim erleichtert. Keiner will Krieg, aber jeder reizt den anderen, bis es eben doch mal knallt. Russland wird sich die Nato-Umklammerung nicht weiter bieten lassen.

Nein, ich übersehe dabei gewiss nicht den Bruch des Völkerrechts, aber angesichts dessen, was droht, ist dies im Moment das kleinere Übel. Nach den Entscheidungen Obamas und den USA heute Nacht, dürfte auch der Letzte bemerkt haben, um was es geht. Der "Babbelverein" EU jedenfalls wird kaum wirklich zu einer Lösung beitragen können, da hat jedes der Mitglieder eine andere Ansicht. Mit Sanktionen als Nadelstiche einen "russischen Bären" bändigen zu wollen, ist in dieser Zeit jedenfalls ein ungeignetes Mittel. Ich möchte jedenfalls nicht mehr erleben, dass er wirklich zurückschlägt. Und der Westen hat es inzwischen auch geschafft, ihn in seinem Volk so zu stärken wie nie zuvor.

Vergiss dabei auch nicht, wie viele "Feuerchen" zusätzlich noch überall brennen, selbst China und Japan steuern auf eine kriegerische Auseinandersetzung zu, von dem schwarzafrikanischen Kontinent will ich erst gar nicht reden.

Ich bin überzeugt, auch Putin weiss, dass er den Westen genau so brauchen wird wie umgekehrt der Westen Europas den Osten. Es gibt einen höchst bedrohlichen gemeinsamen Feind, den es zu bekämpfen gilt: den IS, der hier zwar als äusserst grausam wahrgenommen wird, aber in den Köpfen wird die Gefahr immer noch als gering angesehen, auch wenn darüber viel gefaselt wird.

Russland muss ins gemeinsame europäische Boot geholt werden, koste es was es wolle, sonst stehen wir alle gemeinsam am Ende vor der Katastrophe. Ein Hetzer und Grossmaul wie Rasmussen ist jedenfalls das Letzte, was gebraucht wird, wenn nach Wegen gesucht werden muss. Ich hoffe zumindest dass sein Nachfolger Stoltenberg einen kühleren Kopf behält.

Nebenbei: Wenn Du es nicht in Deine Waschmaschine als Schutzbunker schaffst, ich gebe Dir gerne Asyl in meinem Bunker, die Gefahr ist nur, dass mein Lift nach unten stecken bleibt

Luchs

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sammy
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Re: NATO-Chef Rasmussen verschärft erneut den Ton gegenüber Moskau
geschrieben von sammy
als Antwort auf luchs35 vom 11.09.2014, 14:13:04
Russland muss ins gemeinsame europäische Boot geholt werden, koste es was es wolle, sonst stehen wir alle gemeinsam am Ende vor der Katastrophe.

(Hervorhebung von mir)
...wow, kommen dir diese Wort nicht ein wenig zu leicht über die Lippen, in Anbetracht einer Annektion und einer zweiten in Teilen...! Ob da der Westen mehrheitlich das auch so sieht, wage ich zu bezweifeln.

sammy
luchs35
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Re: NATO-Chef Rasmussen verschärft erneut den Ton gegenüber Moskau
geschrieben von luchs35
als Antwort auf sammy vom 11.09.2014, 17:44:40
Nein, Sammy, leicht ganz bestimmt nicht. Aber ohne Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland geht sowieso nichts. Und da sollte sich der Rest der Welt eher raushalten. Bislang wurden nur immer mehr beidseitig an den Schrauben gedreht, während Europa auf eine ganz andere Bedrohung zuläuft.

Luchs
nerida
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Re: NATO-Chef Rasmussen verschärft erneut den Ton gegenüber Moskau
geschrieben von nerida
als Antwort auf sammy vom 11.09.2014, 17:44:40
Russland muss ins gemeinsame europäische Boot geholt werden, koste es was es wolle, sonst stehen wir alle gemeinsam am Ende vor der Katastrophe.

(Hervorhebung von mir)
...wow, kommen dir diese Wort nicht ein wenig zu leicht über die Lippen, in Anbetracht einer Annektion und einer zweiten in Teilen...! Ob da der Westen mehrheitlich das auch so sieht, wage ich zu bezweifeln.

sammy

hier stimme ich @luchs 35 vorbehaltlos zu.

Man war doch schon auf dem besten Weg.
Perestroika und Glasnost bereiteten den Weg und sorgten für ein Ende des kalten Krieges. Die Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts der Völker im sowjetischen Machtbereichs und eine Reform des überkommenen Sozialismus.

Das bedeutet aber auch, dass die europäischen Nationen einen eigenen Weg zur Friedenssicherung gehen und mit Russland geschlossene Verträge strigent einhalten.

Ich setze hier auf die Vernunft und verdamme jegliche Art von Ideologien.
denn die Hoffnung stirbt zuletzt.

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sammy
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Re: NATO-Chef Rasmussen verschärft erneut den Ton gegenüber Moskau
geschrieben von sammy
als Antwort auf luchs35 vom 11.09.2014, 18:13:49
...,während Europa auf eine ganz andere Bedrohung zuläuft.

..da sehe ich als ganz grosses Problem das immense wirtschaftliche Ungleichgewicht in der Welt. Der Strom der Flüchtlinge wird rasant ansteigen, da das jetzige Wirtschaftssystem fast keine Möglichkeiten lässt sich ein einigermaßen gesicherten Lebenunterhalt aufzubauen.

sammy
olga64
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Re: NATO-Chef Rasmussen verschärft erneut den Ton gegenüber Moskau
geschrieben von olga64
als Antwort auf sammy vom 11.09.2014, 18:27:01
Nach dem 2. WEltkrieg kamen 12 Mio deutsche Flüchtlingen und insgesamt 12 Mio "Displaced Persons" nach Deutschland (Zwangsarbeiter und überlebende KZ-Angehörige). Letztere verliessen unser Land recht schnell wieder - aber der Rest blieb und machte Deutschland zu einem der erfolgreichsten LÄnder auf dieser ERde.
Warum soll dies mit den doch (noch) sehr wenigen Flüchtlingen, die im Vergleich hierzu, jetzt zu uns kommen nicht auch gelingen? Zumal in Europa ja immer weniger Kinder geboren werden, also ein BEvölkerungsschwund der angestammten Nationalitäten seit Jahren der Fall ist. Ich sehe nach wie vor Vorteile darin, diese Menschen bei uns aufzunehmen - es bedarf aber einer wirklichen Flüchtlingspolitik mit Willkommenskultur und nicht wie jetzt, einer Abschreckungskultur, damit diese möglichst alle - aus deutscher Sicht - in den Anrainerstaaten am Mittelmeer verbleiben. Olga
sammy
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Re: NATO-Chef Rasmussen verschärft erneut den Ton gegenüber Moskau
geschrieben von sammy
als Antwort auf olga64 vom 12.09.2014, 16:52:56
Nach dem 2. WEltkrieg kamen 12 Mio deutsche Flüchtlingen und insgesamt 12 Mio "Displaced Persons" nach Deutschland (Zwangsarbeiter und überlebende KZ-Angehörige).

...wie schon oben geschrieben, es handelt um den Zeitraum kurz nach dem 2. Weltkrieg. Wie allseits bekannt sein dürfte, ging es damals um den Wiederaufbau Deutschlands mit einer Technik die noch in den Kinderschuhen steckte. Heute (2014) werden Arbeitsplätze durch die Technik wegrationalisiert und das Hauptaugenmerk liegt im Wettbewerb und damit in der Verteilung des großen wirtschaftlichen Kuchens.

sammy

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