Internationale Politik Neues aus Libyen

hema
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Neues aus Libyen
geschrieben von hema
Lernen und lehren für das neue Libyen

Vom Staat ist in Tripolis noch nichts zu sehen - für Ordnung sorgen angesehene Bürger. Neue, von Enthusiasten gegründete Zeitungen sollen die Jugend erziehen. Von Werner D'Inka

Scheich Ali Al Adiq Asus ist in Tripolis ein wichtiger Mann. Im Stadtteil Mansura ist er sogar der entscheidende: als Streitschlichter, Verwaltungschef, Bezirksbürgermeister. Nicht, weil er dazu gewählt worden wäre, sondern weil er ist, wie er ist. Dem Imam vertrauen sie in Mansura, und Leute wie er halten das öffentliche Leben in der libyschen Hauptstadt derzeit in Gang. Kein Staat, keine Verwaltung, aber die Stadt funktioniert.

Die Polizei zeigt sich nicht? Dann stellen sich eben Milizionäre in Phantasieuniformen auf die Straßen und fuchteln mit den Armen. Das macht die Sache zwar nicht viel besser, aber die Autofahrer nehmen es gelassen. Die städtische Müllabfuhr fällt wochenlang aus? Da treten eben Scheich Alis Leute auf den Plan.

Scheich Ali weiß freilich, dass die Selbstverwaltung irgendwann ein Ende haben muss. "Alle haben einen Beruf, eine Familie, eine Aufgabe, und wir alle sehnen uns nach einem normalen Alltag. Sobald der Staat wieder existiert, ziehen wir uns gern zurück", sagt er.

"Wir brauchen eine Kultur des Lesens"

"Libya Al Jadeeda" war im September von Swehli und Osama Swed gegründet worden. Swehli hatte als Vertreter ausländischer Unternehmen in Libyen gearbeitet, Swed war zu Beginn der Revolution über Tunesien nach Libyen zurückgekehrt. Beide kannten sich aus London, wo sie mehrere Jahre Nachbarn gewesen waren.

Während des Aufstands gegen Gaddafi gründeten sie in Tunesien die Internetseite "New Libya". Sie gewannen Mahmud El Misrati, einen in ganz Libyen bekannten Journalisten, der zu Gaddafis Zeiten außer Landes geflohen war. Die Website wurde zu einer der wichtigsten Informationsquellen während der Revolution, und El Misrati geriet auf die Todesliste des Regimes.

Warum eine Zeitung und kein Onlineportal? "Wir möchten, dass in Libyen auch Teenager Zeitung lesen, denn wir brauchen eine Kultur des Lesens", sagt Swed. Was überall auf der Welt schwierig ist, scheint in Libyen fast unmöglich. Während der Gaddafi-Zeit war die Lektüre der vom Regime kontrollierten Blätter Zeitverschwendung, so langweilig waren sie.

Deshalb liest kaum jemand Zeitung. Swehli und Swed wollen "Libya Al Jadeeda" freilich so lange finanzieren, bis sich das Blatt selbst trägt. Die ersten drei Ausgaben wurden kostenlos verteilt, jetzt zahlen Leser einen halben Dinar, etwa 30 Cent.

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Happy New Year und Good Luck, Libya!

Hema


hema
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Re: Neues aus Libyen
geschrieben von hema
als Antwort auf hema vom 29.12.2011, 12:51:30
Wieder einmal hier bewiesen.

Guten Nachrichten sind nicht gefragt und werden nicht diskutiert.

Sehr traurig.
Ich freue mich, dass sich die Libyer so bemühen um selber ein besseres Leben zu schaffen. Sie helfen jetzt zusammen. Gibt es besseres?


hema
hema
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Re: Neues aus Libyen
geschrieben von hema
Oh je, der Schein hat anscheinend getrügt. Einige in Libyen bemühen sich für die Menschen eine gute Zukunft aufzubauen.

Andere haben noch immer nicht gelernt wie ein friedliches Miteinander funktioniert. Rache, Verfolgung und Folter sind da nicht helfend.



Amnesty erhebt schwere Vorwürfe gegen neue Machthaber
Trotz Zusagen des Übergangsrats bleiben Folterer unbestraft - Kein Ende der Übergriffe


Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat Ende Jänner die Arbeit in den Internierungszentren der libyschen Stadt Misrata beendet, nachdem Mitarbeiter festgestellt hatten, dass Gefangene gefoltert werden und ihnen medizinische Hilfe vorenthalten wird. (bed, derStandard.at, 16.2.2012)



Auch hier scheint der "Arabische Frühling" zu scheitern!
Schade, meint Hema



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adam
adam
Mitglied

Re: Neues aus Libyen
geschrieben von adam
Neues aus Libyen....Ölreiche Region um Bengasi erklärt sich autonom

Schon der Name von Scheich Ahmed Subair el Senussi verweist darauf, wer hinter der Abspaltung die treibende Kraft ist.

Der Einfachheit halber zitiere ich mich mal selbst:
Die Angst geht um, daß die Waffen in die Hände der Libisch Islamischen Kampfgruppe fallen, die noch heute stolz ist auf ihren Ursprung aus der Senussi-Bruderschaft, die wiederum in Libyen großen Einfluß hatte, bis hin zum letzten König Idris, den sie stellte und der von Gaddafi gestürzt wurde.

Diese islamistische Kampfgruppe wurde von Gaddafi bekämpft und soll Al Qaida nahestehen. Ganz aus den Fingern gesogen hat sich Gaddafi vor einem halben Jahr also den Hinweis auf Al Qaida nicht. Die Frage, wohin das neue Libyen in Zukunft treibt, ist offen, wenn nicht sogar, durch den eingetrichterten Nationalismus in der Bevölkerung, bereits vorgeschrieben. Da werden wir uns vielleicht Jahre gedulden müssen, ehe ein Trend offensichtlich wird.

--

adam

.

Linktipp: Senussi-Orden
geschrieben von Der schmutzige Krieg in Libyen geschrieben von adam am 24.08.2011


Die Islamisten, eingereiht in Al Kaida, sind in Libyen auf dem Vormarsch. Die Anerkennung der libyschen Übergangsregierung dürfte nur solange dauern, bis sich die Lage in der Region Bengasi unter den Senussi stabilisiert hat. Libyen zerfällt oder ein Bürgerkrieg ist nicht mehr zu vermeiden.

--

adam

Medea
Medea
Mitglied

Re: Neues aus Libyen
geschrieben von Medea
als Antwort auf adam vom 07.03.2012, 13:09:03
Womit der Libysche Frühling endgültig
gescheitert wäre - eine Schreckensvision tut sich auf.

M.

sittingbull
sittingbull
Mitglied

Re: Neues aus Libyen
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf Medea vom 07.03.2012, 13:29:57
Womit der Libysche Frühling endgültig
gescheitert wäre - eine Schreckensvision tut sich auf.


als hätte der häuptling das nicht prophezeit ...


sitting bull

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Karl
Karl
Administrator

Re: Neues aus Libyen
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 07.03.2012, 13:09:03
Die Islamisten, eingereiht in Al Kaida, sind in Libyen auf dem Vormarsch.
geschrieben von adam
[i][Sarkasmus ein]Da kann man den Kriegstreibern in der Nato ja zum Erfolg nur gratulieren.[/Sarkasmus aus][/indent]
Eigentlich ist mir gar nicht zum Lachen und ich behalte auch nicht gerne im Nachhinein Recht, wenn ich die kriegsgeilen Politiker und die Pantoffelkrieger vor dem Fernseher kritisiert habe. Hoffentlich bleibt uns Ähnliches wenigstens in Bezug auf den Iran erspart und die Kriegsgegner behalten die Oberhand.

Karl
silhouette
silhouette
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Re: Neues aus Libyen
geschrieben von silhouette
als Antwort auf Karl vom 07.03.2012, 14:29:44
Zu diesem Thema, Karl, wäre ich für die beschriebenen Suchmöglichkeiten dankbar.
sammy
sammy
Mitglied

Re: Neues aus Libyen
geschrieben von sammy
als Antwort auf Karl vom 07.03.2012, 14:29:44
Ungeachtet der "politischen Interessen" westlicher Mächte, aber wenn ein Volk nocht nicht reif ist für einen "Regierungswechsel" kann man doch wohl schwerlich "Außenstehende" für eine offensichtlich innerstaatliche Problematik verantwortlich machen.
Wenn doch, müsste daraus ja folgerichtig der Schluss gezogen werden zukünftig KEINE Einmischung mehr in fremde "Staatsangelegenheiten", egal ob ein Volk unterdrückt wird und irgendwann aufbegehrt und dann "massakriert" wird.

sammy
olga64
olga64
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Re: Neues aus Libyen
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 07.03.2012, 14:29:44

Hoffentlich bleibt uns Ähnliches wenigstens in Bezug auf den Iran erspart und die Kriegsgegner behalten die Oberhand.

Karl


Das stimmt - aber wir werden in Europa keinerlei Einfluss darauf haben. Es hängt ursächlich mit den Wahlen in den USA zusammen, auch mit den Hardlinern der Republikaner. Obama versucht sich ja derzeit, diplomatisch aus weiteren Aktionen herauszuhalten.
Auch wie es in Syrien weitergeht, ist hier entscheidend - diese sind ja die Verbündeten des Iran. Auch die weiteren Rollen von China und Russland sind wichtig. Olga

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