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Internationale Politik olympische Spiele eine unpolitische Sportveranstaltung??

ehemaligesMitglied451
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olympische Spiele eine unpolitische Sportveranstaltung??
geschrieben von ehemaligesMitglied451
Es außerordentlich bemerkenswert, wie jede Überlegung zum Thema Olympiaboykott mit dem Scheinargument abgebügelt wird, es sei doch alles "nur" eine Sportveranstaltung und die "armen" Sportler hätten sich doch so dolle darauf vorbereitet:

Die These von den unpolitischen Olympischen Spielen ist indes
ein Ammenmärchen.

Die Olympischen Spiele waren und sind eine hochpolitsiche Veranstaltung.
Dazu verweise ich auf einen ausführlichen Artikel in der Süddeutschen Zeitung. Hier wird anhand der jüngsten Geschichte der Spiele der Neuzeit minutiös nachgewiesen, daß Olympia schon immer eine hoch politische Angelegenheit war. Aber selbst die alten Griechen kannten schon den Olympiaboykott: Die Spartaner boykottierten die Spiele bereits Ende des 6. Jahrhunderts.

Die Geschichte der Spiele belegt, was jeder ahnt, wenn er den Nationalhymnen bei der Siegerehrung lauscht und das geballte Auftreten der politisch Mächtigen bei der Eröffnungsfeier beobachtet. Es ist pure Politik.

Die Chinesische Führung weiß das natürlich. Die Spiele sind ein einmaliges Prestige-Projekt. Eine großartige Möglichkeit mit einer einzigartigen Propagandaveranstaltung die Mär vom netten freien und friedlichen China zu verkünden. Hitler und Göbbels haben diesen Propaganda-Act 1936 perfekt abgezogen.

Die Menschenrechtssituation in China verschlechtert sich zur Zeit weiter. Flugs hat der DOSB voreilig einen Boykott ausgeschlossen.
Auszugsweise aus www.presseportal.de:

".. Von Richthofen kritisierte auch seinen eigenen Verband, da dieser frühzeitig einen Boykott der deutschen Mannschaft ausgeschlossen hatte. "Dieses unsensible Vorgehen macht mich betroffen", sagte von Richthofen, der damit auch seinen Nachfolger Thomas Bach kritisiert. Bach ist DOSB-Chef und gleichzeitig Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). "Diese Doppelfunktion macht eine deutliche Sprache nicht einfacher", stellte von Richthofen fest. Umso früher man Garantien abgebe, umso sicherer fühlten sich diejenigen in China, die nichts verändern wollten..."" und weiter


"..Auch der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz (CDU), griff den deutschen Sport an. "Der DOSB hat ein verfrühtes und damit ein falsches Signal gesetzt", sagte Polenz dem Tagesspiegel am Sonntag. "Die Botschaft an China lautet: Wir kommen, egal, was passiert." .."
ende Zitat

Deutsche Sportfunktionäre als Steigbügelhalter der chinesischen hardliner muten den deutschen Sportlern zu, sich als Propagandawerkzeug der Pekinger Führung mißbrauchen lassen zu müssen.

Und Herr Bach flattert als unpolitische Sportfriedenstaube durchs Land. Zum Glück ist das letzte Wort noch nicht überall gesprochen.

DD



donaldd
luchs35
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Re: olympische Spiele eine unpolitische Sportveranstaltung??
geschrieben von luchs35
als Antwort auf ehemaligesMitglied451 vom 06.04.2008, 03:05:50

Und noch ein Thread pro oder contra olympische Spiele in China!!!

Wann kommen mal die Threads gegen die Herren VW, Mercedes & Co, die die Arbeitsplätze und das Wissen und Können nach China tragen und kräftig mithelfen, dass dieser Moloch noch grösser und stärker wird, überhaupt nicht mehr auf den Rest der Welt hören muss und uns früher oder später auffrisst?

Hier sollen doch die Schwächsten in dieser Kette, die Sportler, als Feigenblatt der Moral vorgeschoben werden. Politisch hin oder her.

Die lendenlahmen Sprüche sämtlicher Politiker sind zum Ko...! Und dabei wäre es deren Aufgabe , Forderungen ,die Hand und Fuss haben, zu stellen.
Das hätte mit festen und verbindlichen Zusagen Chinas bereits bei der Vergabe 2001 geschehen müssen. Die ganze Naivität des jetzigen Hickhacks ist nicht mehr zu überbieten!


--
luchsi35
ehemaligesMitglied451
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Re: olympische Spiele eine unpolitische Sportveranstaltung??
geschrieben von ehemaligesMitglied451
als Antwort auf luchs35 vom 06.04.2008, 08:54:06
Dieser Thread wurde eröffnet, weil ich wirklich kein Bedarf habe, im dunkelgraf-SED-Propagandathread ernsthaft Sachthemen zu diskutieren.

Zum Thema hier ein Gastartikel von Heidi Schüller (hat als Sportlerin 1972 den olympischen Eid gesprochen):

Heidi Schüller in welt-online


Tenor: "Sportler sind Teil einer verlogenen Inszenierung"

dazu kann ich nur sagen: JA SO IST ES !


DD

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dunkelgraf
dunkelgraf
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Re: olympische Spiele eine unpolitische Sportveranstaltung??
geschrieben von dunkelgraf
als Antwort auf ehemaligesMitglied451 vom 06.04.2008, 14:02:14
Natürlich sind Olympische Spiele auch politisch. Jede Olympia-Stadt und der dazugehörige Staat möchten der Welt zeigen, was es für Fortschritte und Leistungen auf verschiedensten Gebieten aufzuweisen hat. Und das sollte man ihnen auch gönnen, und nicht irgendwelche Dinge ins Spiel bringen, die dem Ansehen des austragenden Staates schaden.
Wenn es um Menschenrechte ginge, dann hätten die Spiele niemals in den USA stattfinden dürfen.
--
dunkelgraf
silhouette
silhouette
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Re: olympische Spiele eine unpolitische Sportveranstaltung??
geschrieben von silhouette
als Antwort auf ehemaligesMitglied451 vom 06.04.2008, 14:02:14


Tenor: "Sportler sind Teil einer verlogenen Inszenierung"

dazu kann ich nur sagen: JA SO IST ES !


DD
geschrieben von donaldd

Da schließe ich mich an. Ich denke dabei auch an die Eiertänze um den Gebrauch von Doping.

--
silhouette
Re: olympische Spiele eine unpolitische Sportveranstaltung??
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf silhouette vom 06.04.2008, 18:11:15
Einen sehr interessanten Artikel der SZ gibt es hier, s. Link. Es gibt also Sportler, die eine Protest-Website entwickelt haben. Und einer, Bhaichung Bhutia, Werbegesicht von Nike, weigert sich, die Fackel durch Delhi zu tragen, dafür war er vorgesehen.

Respekt, kann ich nur sagen!
--
marina

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silhouette
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Re: olympische Spiele eine unpolitische Sportveranstaltung??
geschrieben von silhouette
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 06.04.2008, 18:47:01
Mutige Leute, wenn die das durchhalten. Und eine gute Beschreibung der verfahrenen Lage der Sportler, die ein bisschen was mitdenken. Der Bach war ja ein guter Fechter, aber als Funktionär war der von Anfang an ein Fehlgriff. Oder es sind alle Funktionäre so, wie hier auch angedeutet wird, und er hat sich bestens angepasst.

Seltsam oder Zufall: die URL ist derzeit nicht zu erreichen. Zu stark gefragt oder schon abgeblockt?

Es stimmt, was die Schüler sagt: der Sündenfall war 1972: Avery Brundage "the games must go on". Das war der definitive Übergang vom olympischen Geist zum Kommerz und die Abkehr von der Verantwortung des Einzelnen als Zoon politicon.
--
silhouette
ehemaligesMitglied451
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Re: olympische Spiele eine unpolitische Sportveranstaltung??
geschrieben von ehemaligesMitglied451
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 06.04.2008, 18:47:01
bei den Sportlern wird die Idee favorisiert, die Eröffnungsfeier und das Fernsehen zu boykottieren.
Eine gute Idee. Ich habe bereits seit langem beschlossen, die Olympia-Berichterstattung diesesmal nicht wahrzunehmen. Es ist nunmal Fakt, daß sinkende Einschalquoten heutzutage mehr bewirken als laute Proteste. Sollte soetwas wie ein Zuschauerboykott zustande kommen, können wir hoffen, daß diese empfindliche Schlappe des IOC dazu führt, daß zukünftig mehr Sorgfalt und Realismus bei der Auswahl des Veranstalters an den Tag gelegt wird.

Es wird interessant sein zu beobachten, wer von den Politikern an der Propagandaveranstaltung teilnimmt und wer nicht. Das gilt auch für Frau Merkel, die ja so gerne das Thema Menschenrechte in Richtung Rot-China bemüht. Aber die Chinesen haben sicher ein dem "Hunde die bellen beißen nicht" vergleichbares Sprichwort. So wird sie sicherlich dabei sein, wenn die Partei Hof hält.

Übrigens kann ich mich entsinnen, daß mich die Spiele Moskau und LA überhapt nicht interessiert haben, da der sportliche Wert aufgrund des gegenseitigen Teilboykotts gleich Null war.

donaldd
eko
eko
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Re: olympische Spiele eine unpolitische Sportveranstaltung??
geschrieben von eko
als Antwort auf ehemaligesMitglied451 vom 07.04.2008, 04:10:14
Hat eigentlich schon mal jemand hier darüber nachgedacht, was diejenigen, die Olympia eigentlich ausmachen, nämlich die Sportler, zu diesem ganzen Heckmeck überhaupt zu sagen haben?

Wohlverstanden: Nicht alle, aber die meisten Sportler sind unpolitisch. Sie haben ihren Sport im Kopf....und fertig. Es ist denen auch sch...egal, ob das Fernsehen mitmacht oder boykottiert und das ganze politische Getue drumherum ist denen auch ziemlich egal.

Sportler trainieren Wochen, Monate, ja oft Jahre auf dieses Ereignis der olympischen Spiele. Es ist oftmals der Höhepunkt ihrer sportlerischen Laufbahn und es wäre die größte Enttäuschung, wenn sie, nachdem sie sich solange gequält haben, um ihren Körper (und auch den Geist!) auf TOP-Form zu bringen, nun um den Lohn ihrer Strapazen gebracht werden würden. Olympia ist für Sportler das TOP-Ereignis und Erlebnis.

Dass aus den olympischen Spielen politisches Kräftemessen wurde und die Spiele auch zur totalen Vermarktung verkommen sind, ist ganz gewiß nicht im Interesse der Sportler. Ich finde es ein Trauerspiel, dass man sich derart an der Idee von Olympia und somit an der Interessen der Teilnehmer vergreift.

China ist ein Land im Umbruch. Da klaffen die sozialen Verhältnisse z.T. noch Lichtjahre auseinander. Auf der einen Seite wirtschaftlicher Boom, dass einem schwindlig werden kann, auf der anderen Seite unbeschreibliche Armut. Politisch zerrissen, auf der einen Seite kapitalistisch, auf der anderen Seite gnadenlose Unterdrückung.

Tibet wurde vor 50 Jahren gewaltsam okkupiert. Nun ja, es war damals noch kein festgefügtes politisches Gebilde und somit eine leicht zu erobernde Beute der Chinesen. Aber überall dort, wo Völker von anderen Völkern unterdrückt werden (Beispiele gibt es zuhauf), gärt es und kommt es unweigerlich irgendwann zu einem Aufstand. Die Tibeter glaubten, vor den olympischen Spielen auf sich aufmerksam machen zu können, aber sie hätten eigentlich auch wissen können, dass die Staatsführung erbarmungslos zuschlägt.

Offenbar hat die chinesische Staatspropaganda mit ihrer totalen Verdrehung der Situation dennoch in einigen Köpfen Fuss fassen können. Das Paradebeispiel ist dunkelgraf, der die chinesischen Parolen buchstabengetreu nachbetet und sie mit Vehemenz - wie man lesen kann - verteidigt. Er kann einem Leid tun.
--
eko
Re: olympische Spiele eine unpolitische Sportveranstaltung??
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf eko vom 07.04.2008, 11:40:08
na eko ich weiss nicht so richtig. ich glaube eher, dass die sportler sehrwohl politisch sind, da sie ihre zuschüsse bzw. unterstüzungen sichern müssen. ein olympiasieg lässt die kasse doppelt und dreifach klingeln. Das sicherlich auch ein gedanke bei der quälerei.

wobei ich wohlgemerkt das nicht allen unterstelle.

wie ich anfangs diese diskussion schon bemerkt habe, war es mir von anfang an ein unverständnis, dass dieses land für die austragung der spiele überhaupt gewählt wurde. aber auch das war sicherlich eine politikum – was nun nach hinten losgegangen ist.
unabhängig von der politischen diskussion, finde ich es als sportler nicht erstrebenswert mit mundschutz meinen 1000 m lauf zu laufen oder beim schwimmen das ganzkörperkondom auch noch über mund und nase zu ziehen.

--
plumpudding

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