Internationale Politik Parallelen

schorsch
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Re: Parallelen
geschrieben von schorsch
als Antwort auf carlos1 vom 18.12.2008, 22:22:30
Sowohl die Westmächte wie auch die Sowjetunion wollten das deutsche Volk umerziehen. Erstere machten es - glaube ich - etwas humaner.

Was aber ist in den Siegerländern aus den Lehren dieser Umerziehungen geworden?

Die Sowjetunion ist bei ihren Gulags in Sibirien geblieben; die Amerikaner haben es ihnen abgeschaut: Guantanamo!

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schorsch
carlos1
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Re: Parallelen
geschrieben von carlos1
als Antwort auf yankee vom 18.12.2008, 23:16:19
"Aber Carlos, wie kommst du dazu, hier einfach frech Fakten zu nennen ?
Das ist ziemlich zynisch von dir, die Dinge zu sagen wie sie waren und sind, anstatt wie sein sollten " Yankee
--

Hallo Yankee, jeder Mensch macht Fehler. Irgendwann kommt doch einmal die Wahrheit zutage. Ich dachte nur, ich fange mal an damit. Tut mir Leid, wenn ich damit Aufsehen errege.

c
Karl
Karl
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Re: Interessant ...
geschrieben von Karl
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 18.12.2008, 19:49:15
Von niederrhein wird zwar viel zu lesen eingestellt, von ihr selbst aber ist kaum was zu lesen.
geschrieben von gram

Dummheit ist oft auch unverschämt. Ich habe niederrheins Stellungsnahmen zu politischen Themen auch früher schon aufmerksam gelesen und die Belesenheit bewundert.

@ niederrhein,

deine obige Stellungnahme zu den Anwürfen der Quellenverweigerer, es ist ja nicht nur gram, hätte ich schon öfters schreiben wollen, aber ich konnte es nicht so gut formulieren.
--
karl

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carlos1
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Re: Historisch nicht haltbar ....
geschrieben von carlos1
als Antwort auf hugo vom 18.12.2008, 00:08:28
Ich möchte einige knappe Hinweise zu dem in diesem Zusammenhang erwähnten Marshallplan geben. Das Europäische Wiederaufbauprogramm (ERP)wurde am 5.6.1947 vom amerikanischen Außenminister Marshall verkündet. Von seinem Büro aus geleitet, entstand daraus die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Europa (OEEC, heute bekannt untèr dem Namen OECD). Es war kein Wiederaufbauprogramm für Westdeutschland allein, keineSpur, sondern für Europa, d.h. für die Staaten, die bereit waren daran teilzunehmen. Osteuropäischen Staaten (Polen) wurde die Teilnahme von der Sowjetunion verweigert. Die OECD sollte als Dachorganisation diesen Wiederaufbau koordinieren. Das ist sehr wichtig. Die deutschen Westzonen traten dieser internationalen Organisation (Wirtschaftsrat in Frankfurt als federführende Behörde) bei. Eine sehr pragmatische Entscheidung von allergrößter politischer und psychologischer Tragweite. Es wurde deutlich, dass die Detuschen wieder ein Teil der internationalen Gemeinschaft waren. Drei jahre nach Kriegsende. Das sollte nicht vergessen werden. Es gab noch keine Bundesrepublik, aber westdeutsche Behörden waren an der internationalen Zusammenarbeit europäischer Staaten bereits beteiligt. Es war auch eine Vorstufe zur wirtschaftlichen Integration Westeuropas. Damit machten die USA weiter klar, dass ein wirtschaftlicher Wiederaufbau in Europa ohne Deutschland nicht denkbar war. Deutschland war damit nominell gleichberechtigter Wirtschaftspartner anderer Staaten und hatte freien Zugang zu den Weltmärkten. Das war so wichtig oder noch wichtiger als Geld. Das von der Sowjetunion als Gegenpart ins Leben gerufene COMECON erzielte niemals eine ähnliche Wirkung.

Damit keine Missverständnisse aufkommen. Die Gelder, die über das ERP-Programm nach Westdeutschland flossen, bilden nach heutigen Maßstäben keine hohen Summen. Insgesamt leisteten die USA an Westeuropa Zahlungen in Höhe von 12,4 MRD Dollar. Die Gelder flossen nicht in die öffentlichen Haushalte, sondern an Betriebe, Handwerker, die Maschinen und Rohstoffe benötigten. Mit dem Gelde (= Devisen!)kauften die Interessenten ihre Maschinen in den USA und zahlten mit dem Erlös der erzeugten Produkte den Preis für die Mschine zurück. Ein Teil des zurückgezahlten Geldes floss an das Geberland zurück, der größte Teil wurde in einen Fond weitergeleitet. Dieser Fond vergab aus den Geldrückflüssen weitere Kredite. Aus diesem Fond (ERP-Sonderfond) entstand später die heutige KfW-Bank. Insgesamt musste die Bundesrepublik 1 MRD Dollar an die USA zurückzahlen. Sie erhielt 1,7 MRD Dollar an Krediten. Weitere 3,4 MRD Dollar Hilfsgelder wurden in anderem Zusammenhang bezahlt.

Die Notwendigkeit der Kredite und Hilfzahlungen an Betriebe war durch den gravierenden Devisenmangel notwendig geworden. Es gab keine Möglichkeit in Amerika Rohstoffe und Maschinen einzukaufen, weil der Handelsaustauch stockte. Einfuhren konnten nur mit Devisen (Dollar) bezahlt werden. Erst nach Anlaufen der Friedensproduktion und dem freien Handelsverkehr war der Erwerb von Devisen (ausländische Währung) möglich. Das zerstörte Europa benötigte amerikanische Produkte, konnte aber selbst keine entsprechenden Produkte den Amerikaneren anbieten, deshalb die Devisenknappheit. In erster Linie half hier die Öffnung und der freie Zugang zu den Märkten und - psychologisch sehr wichtig - die Geldzahlungen. Nach heutigen Maßstäben ist die aufgewendete Summe relatv gering. Wohl niemals wurde mit so wenig Geld eine so große Wirkung erzielt. Deutlich wird daran auch, dass es nichts nützt, hunderte Milliarden in ein kaputtes Land zu pumpen, dessen Infrastruktuer aufzubauen, wenn die Bewohner nicht bereit sind, sich selbst aus ihrer Lage durch Arbeit zu befreien. Der große angestaute Warenhunger in Westdeutschland hat mehr zu dem Gelingen des Wirtschaftswunders beigetragen als das Geld, mit dem Handwerker oder Betriebe sich eine Mschine kaufen konnten. Nichtg vergessen darf man die Währungsreform 1948, die den Geldüberhang beseitigte. Eine Teilnahme am Marshallplan ohne die Währungsreform war nicht möglich.

Die Interessen der USA waren poltische und wirtschaftliche Stabilität in Westeuropa. Es waren auch unsere Interessen.
c.

niederrhein
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Ergänzende Informationen
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf carlos1 vom 19.12.2008, 20:48:02
Ergänzende Informationen

Erst eine Übersicht über die Interessenlage der beiden Hauptmächte - denn ihre jeweiligen Interessen bestimmten das Nachkriegsgeschehen entscheidend - zeigt auf, welche Determinanten im einzelnen wirksam waren.

http://community.seniorentreff.de/storage/pic/userbilder/a30f1d57825f100a5a9ba38c76fffe20/materialiengeschichte20jh./123781_1_Materialien_Geschichte_20_Jh..jpg[/img]

Dem intelligenten und informierten Zeitgenossen dürfte bewußt sein, daß diese Nachkriegspolitik eben in diesem hier skizzierten Kontext einzuordnen ist. Wobei eben dieser Weltkrieg bestimmte Prozesse beschleunigt hat bzw. Entwicklungen eine andere Richtung gegeben hat. Der Angriff auf die SU/Rußland (der zweite Angriff innerhalb fast einer Generation) schweißte natürlich die ganze Bevölkerung verständlicherweise mehr oder weniger fest zusammen; der [i]Große Vaterländische Krieg
, lies: die Verteidigung gegen den Agressor Deutschland, war eben Sache aller Menschen in der SU.
Speziell die vorausgegangene junge Geschichte der SU, ihre internationale Lage vor 1941 und ihr Situation eben 1945 (hier gegenüber den Westmächten) spielt eine wesentliche Rolle für das Nachkriegsgeschehen.
Auch das Interesse der USA muß in einem größeren Kontext gesehen werden.

http://community.seniorentreff.de/storage/pic/userbilder/a30f1d57825f100a5a9ba38c76fffe20/materialiengeschichte20jh./123782_1_Materialien_Geschichte_20_Jh..jpg[/img]

Das Treffen in Potsdam, auch angesichts des Atombombenabwurfes der USA [was als Signal für die SU gedacht war], zeigte, wie konträr sich die beiden Hauptmächte (GB war wirtschaftlich völlig am Boden, Frkr. durfte sich erst anschließend zu den Siegermächten zählen) sich gegenüberstanden.



In dem Band [i]Determinanten ...
wird anhand einer sehr umfassenden Quellenauswertung detailliert die Interessenlage der beiden Großmächte, auch unter der Berücksichtigung der westdeutschen Interessen (!), dargestellt.

Die Reparationsfrage und der sich später anschließende Marshall-Plan waren der "praktische" Ausgangspunkt der Spaltung Deutschlands. Vollendet wurde die Spaltung durch die von den USA initiierte und durchgeführte Währungsreform, die zunächst den markt- und Finanzinteressen der USA diente (W-Deutschland bekam eine konvertible Währung), dann aber entscheidend für den Wirtschaftsaufschwung W-Deutschlands war. Erst danach war für Deutschland ein Export und Handel wieder möglich.
Die SU war lange Zeit eben nicht an der Spaltung interessiert, weil allein die befriedigende Lösung der Reparationsfrage gleichsam ein Gesamtdeutschland bedingte (Reparationen aus dem deutschen Industriegebiet - Ruhrgebiet!). Bei einer wie auch immer gearteten Teilung Deutschlands wäre eine Lösung der für die SU lebensnotwendigen Reparationsfrage nicht möglich gewesen.

Es ist heute kein Geheimnis mehr, daß der Marshall-Plan zuerst den wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Interessen der USA diente; der Umfang (siehe die vorausgegangene Darstellung) gering war und dessen Bedeutung für die westdeutsche Wirtschaft lange Zeit überschätzt war (siehe Hardach, Marshall-Plan).
Hardach stellt fest, daß die westdeutsche Wirtschaft inzwischen wieder so in Gang gekommen war - nicht zuletzt aufgrund der massiven industriellen Forderungen von Frkr. und GB.
Es sollte nicht vergessen werden - so Wagenführ seinerzeit in seiner Darstellung - , daß die deutsche Industriekapazität trotz Zerstörungen und Demontagen 108 Prozent gegenüber der 100%-Leistungsfähigkeit von 1938 betrug. (In diesem Zusammenhang: Die deutsche Industrie hatte während des Krieges ihre Leistungsfähigkeit ungeheuer gesteigert; allein 1943 wurden über 20.000 Jagdflugzeuge produziert)
Die westlichen Allierten hatten bei ihren Bombenangriffen bewußt die deutschen Industrieanlagen ausgespart (hingegen u.a. die Zufahrtswege, Gleisanlagen bombardiert), weil man der Eroberung und Auswertung dieser Anlagen (Blaupausen!) interessiert war.

http://community.seniorentreff.de/storage/pic/userbilder/a30f1d57825f100a5a9ba38c76fffe20/buchtitel01-17.12.2008/123839_1_Buchtitel_01_-_17.12.2008.jpg[/img]
(Gerade sind alle fünf Bände seiner [i]Deutschen Gesellschaftssgeschichte
in einer relativ preisgünstigen Ausgabe bei C.H.Beck erschienen)

Hans-Ulrich Wehler schreibt in dem 4. Band u.a.
(S. 968) Der Krieg hatte in den Westzonen 24 Prozent, in der Ostzone nur 14 Prozent der Industrieanlagen zerstört. Für das [i]neue Wirtschaftswunder in der Bundesrepublik erwies es sich mithin als Grundvoraussetzung, daß ihr Industriepotential zu mehr als drei Viertel erhalten geblieben war. [/indent]
Wohlbemerkt: dies angesichts der ungeheuren Ausweitung der Industrieanlagen während des Krieges! Wehler weist weiter daraufhin:
(S. 970) Vielmehr erzwang der Gezeitenwechsel der Washingtoner Politik nicht nur den Verzicht auf die Schwächung des deutschen Potentials, sondern sogar die neue Priorität, den westdeutschen Aufbau (Ergänzung: der inzwischen angelaufen war!) direkt zu fördern. [...] [Bezogen auf die Summen] Weder waren sie in einem objektiven Sinn für den industriellen Aufbau entscheidend [Siehe auch Hardach!], noch erreichten sie eine imponierende Höhe.[/indent]


Nur kurz angemerkt (vielleicht später noch einmal aufgreifen?): Die individuelle Rezeption der Nachkriegsgeschichte fällt manchen offenbar sehr schwer; da sind die sogenannten eigenen Erlebnisse und Erfahrungen (in der Erinnerung ohnehin verändert und akzentuiert; mehr ein Konstrukt als objektive Wiederspiegelung der Geschehnisse), die traumatischen Erfahrungen und Kränkungen (gesteigert bis zur Verbitterung und Haß), die daraus resultierende Verweigerung, sich anderen, neuen etc. Informationen zu stellen ... man möchte halt sein Weltbild, woraus es auch immer besteht und wie objektiv falsch oder auch nur einseitig, verzerrt es auch ist, erhalten.
So verständlich eben diese traumatischen Erfahrungen auch sind - wenn ich [i]meine Erfahrungen und Biographie
bezüglich Deutschland so perpetuieren würde ...! - , sie sind weder noch sollten sie es sein ... eine etwa objektive Darstellung der Geschehnisse.
Leider spielen auch Unwissenheit und Dummheit gelegentlich auch eine nicht geringe Rolle; Hauptsache, man hat eine, halt irgendeine Meinung ... (als wenn jemand nach unseren Meinungen fragen würde oder diese für das Verständnis der sehr komplexen Sachverhalte eine Rolle spielen würden)



Die Bertha
vom Niederrhein


carlos1
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Re: Ergänzende Informationen
geschrieben von carlos1
als Antwort auf niederrhein vom 20.12.2008, 08:08:02

Hallo Niederrhein,
deine Zusammenstellungen in einer Übersicht faszinieren und interessieren mich sehr. Das also wäre der Rahmen, in dem Einzelschicksale sich abspielen. Es ist unvermeidbar, dass die persönlichen – oft traumatischen Erlebnisse das Bild der Entwicklung jener Jahre prägen. Das Problem in einem Forum mit knappen Textbeiträgen ist, dass die Beiträge umso umfassender werden, je mehr ins Detail gegangen wird. Gekürzt werden muss, damit aber wird auch verkürzt. In der Kürze liegt jedoch nicht immer nur die Würze, sondern auch die Ungenauigkeit. Verschiedene Interpretationen sind möglich. Und da kommen sehr bald kritische Fragen auf. Es liegt an einzelnen Formulierungen von dir, Verkürzungen, aber auch an m. E. nicht richtig eingeordneten Details.
Richtig ist es, dass du in den Übersichten untergliederst. Wenn es da in Übersicht 1 unter „Politische und ideologische Interessen“ heißt, dass Amerika Europa nicht „sozialistisch“ werden lassen wollte, so solltest du die Formulierung genauer überprüfen. Es lag von jeher den USA als expansiver See- und Handelsmacht am Herzen, war vitales Interesse, dass die Gegenküsten nicht in feindlicher Hand waren. Andererseits band man sich nicht gerne an Verbündete in Europa. Trotzdem gab es wie 1917 eine Abkehr von der Politik des „Isolationismus“. Was den Sozialismus betrifft, so war 1945 gerade in GB eine Labourregierung ins Amt gekommen mit einem Verstaatlichungsprogramm. Frkrch. und It. will ich kurz erwähnen. Im Ansatz war Europa längst sozialistisch. Da brauchst du das Ahlener Programm der CDU nicht bemühen. Der New Deal, den du oben unter Situation der USA als Hintergrund nennst, wurde von Gegnern Roosevelts als Ausgeburt des Sozialismus bezeichnet. Es waren Maßnahmen des Staates, Eingriffe in die Wirtschaft, um das Wirtschaftsleben wieder in Gang zu setzen. Sogar ein Arbeitsdienst für junge Männer war vorgesehen. Offensichtlich ist aber mit Sozialismus als Gefahr etwas anderes gemeint. Es ging um die totalitäre Bedrohung durch das stalinistische System. Es ging um die Freiheit von Gewalt und Unterdrückung. Das fehlt in deiner Aufstellung, wird hinter dem Begriff Kapitalismus verborgen. Kapitalismus wie Kommunismus sind aber Schimpfworte.
Gewaltig stört mich deine Formulierung unter 1: Europa sei im 2. Weltkrieg auf dem Weltmarkt weniger präsent gewesen. Europa war zu großen Teilen von der Wehrmacht besetzt. Vom Nordkap bis zu den Pyrenäen waren die Küsten in deutscher Hand. Wie sollte Europa da noch auf dem Weltmarkt präsent sein, etwas „weniger“ wie du schreibst? Auf dem Atlantik wirkte sich der U-Bootkrieg aus. England wurde durch Geleitzüge beliefert, am Leben erhalten wie auch die Sowjetunion. Wo war da der Handel?
PotsdamerAbkommen ein völkerrechtlicher Vertrag? Ein völkerrechtlicher Vertrag zwischen Staaten muss eine parlamentarische Prozedur durchlaufen und ratifiziert werden. Dann ist er ein völkerrechtlich gültiger Vertrag. Das geschah nicht. Es war aber eine Absprache über die Durchführung der im Krieg getroffenen völkerrechtlich gültigen Abmachungen über Deutschlands Zukunft. Keinesfalls war es unverbindlich. Im Englischen gibt es dafür den Begriff „executive agreement“, es war bindend, solange die andere Seite sich daran hielt. Die Reparationenfrage spielte nicht die entscheidende Rolle für die Spaltung und den Kalten Krieg. Entscheidender waren die ohne Rücksprache und ohne gemeinsamen Beschluss des Kontrollrates durchgeführte Bodenreform und die Enteignung der Unternehmen in der russischen Bes.zone. 1945 Die einsetzende Fluchtwelle belastete die westlichen Besatzungszonen. Eine gemeinsame Regierung und Verwaltung wie vorgesehen funktioniert nicht nach eigenmächtigem Vorgehen der einen Seite. Das einseitige Vorgehen in Ostdeutschland korrespondierte mit den Entwicklungen in Polen, wo die Kommunisten rücksichtslos ihre Machtansprüche durchsetzten. Die Vorgänge in Polen waren für die Beziehungen USA-SU zunächst wichtiger als die in Deutschland, weil Polen der Staat war, für dessen Freiheit und Unabhängigkeit die Westmächte in den Krieg gezogen waren. Die Reparationenfrage sollte nicht überschätzt werden. Veraltet und wertlos waren die demontierten Anlagen sicher, wenn sie in der Sowjetunion monatelang auf den Zügen vor sich hinrosteten, weil sie keine Verwendung fanden oder die Bürokratie schlief. Die Ausweitung der Industrieanlagen im Kriege spricht dafür, dass es moderne Anlagen waren. Nach dem Krieg musste auf Friedensproduktion umgestellt werden. Benötigt wurden aber Rohstoffe. Woher nehmen, wenn man nicht zahlen kann? Der Bombenkrieg hatte die Industrieanlagen zunächst verschont, weil die englische Politik auf gezielte Flächenbombardements von Wohnvierteln setzte. Man wollte die weichen Ziele (Menschen!) vernichten, die harten verschonen. Nicht wegen der Blaupausen. Wegen der Ungenauigkeit der Bombenabwürfe. Dadurch traf man die Arbeiterviertel, die am ehesten zu den Gegnern Hitlers gehörten. Erst durch die Amerikaner trat 1944 eine Änderung ein, als sie die Hydrieranlagen zerstörten. Gleisanlagen und Verkehrswege wurden erst spät ein Hauptziel des Luftkrieges. Die dt. Rüstungsproduktion erreichte im Juli 1944 ihren höchsten Ausstoß. Richtig ist auf jeden Fall, dass ein Großteil der dt. Industrieanlagen nicht zerstört waren. Dafür waren die Verkehrsverbindungen unterbrochen und alte wirtschaftliche Verflechtungen und Bindungen im Binnenhandel durch die Zonengrenzen und wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Änderungen zunichte gemacht. Rohstoffe fehlten. Die deutsche Industrieproduktion im März und April 1945 lag weit unter dem Index von 1938. Die Erholung der westdeutschen Industrie ging schleppend vonstatten. 1946 ging es nicht voran. Das Ruhrgebiet lag in der englischen Besatzungszone. Es lag in europ. Interesse, dass diese dies Zentrum für Kohle und Stahl wieder in Gang kam. Schon der Kohlelieferungen wegen. Die Wiederinbetriebnahme wichtiger Prod.zentren bedeutet aber noch lange nicht, dass die Wirtschaft blühte oder in einem rasanten Aufschwung sich befand. Die Ernährung der westdeutschen Bevölkerung musste auf Kosten der Allierten durchgeführt werden. Deshalb schon war man bereit, die Produktionspläne auszuweiten. Die Deutschen sollten zu ihrem eigenen Erhalt durch Arbeit selbst beitragen. Für die Gesundung der Wirtschaft war das nicht ausreichend- Dazu waren viele Maßnahmen nötig, das ERP-Programm und auch die Währungsreform. In der Bewertung eben dieses Vorgangs stimme ich überein mit dir. Es bedeutete die Zementierung der Spaltung. Die Sowjetunion war nicht für die Spaltung Deutschlands, sie wollte die deutsche Frage offen halten, weil sie gegen die Westintegration war. Der westdeutschen Politik ging es um Sicherheit und Stabilität, wirtschaftliche und politische Stabilität.
Es dürfte klar sein, dass der Marshallplan amerikanische Interessen widerspiegelt. Zu fragen ist aber, ob nicht auch deutsche (westdeutsche) Interessen dadurch zufrieden gestellt wurden. Die Ostdeutschen konnten nicht befragt werden. Ich kann mich an diese Zeit erinnern. Wir alle wollten besser leben, besser essen, arbeiten und wohnen und träumten von besseren Zeiten. Es sollte aufwärts gehen. Sind das etwa keine echten Motive oder Interessen? Ist daran etwas Verwerfliches? Wir wollten in Freiheit leben und nicht Angst haben in der Nacht abgeholt zu werden. Ist das egoistisch, arrogant? Da fragt es sich doch, welche Interessen mit dem ERP-Programm zuerst bedient wurden, die wirtschaftlichen, politischen Interessen Amerikas etwa? Stelle diese Frage bitte mal einem gut informierten Polen oder Tschechen. Vielen Deutschen scheint es hier nicht klar zu sein, wie gut wir mit der Teilung des Landes noch wegkamen. Die Polen verschwanden ganz hinter dem Eisernen Vorhang, wo sie überhaupt nicht sein wollten. Der größte Teil der Deutschen verschwand eben nicht hinter dem Eisernen Vorhang.

Den Atombombenabwurf hauptsächlich als Signal an den Verbündeten Sowjetunon zu sehen, wie du es tust, ist nicht gut. Bei der Diskussion um einen möglichen Einsatz der im Versuch erprobten Vernichtungswaffe gab es eine Reihe von Optionen. Eine Option war, dass durch den Einsatz dieser Waffe und das gegebene Waffenmonopol der USA der kommende Friede durch eine Art amerikanische Suprematie gesichert war. Man rechnete damit, dass das A-Bomben-Monopol lange Zeit dauern würde. Truman informierte Stalin in Potsdam über den bevorstehenden Abwurf. Er zeigte sich weder überrascht noch neugierig. Stalin wusste über das Manhattan-Projekt bestens Bescheid durch seine Spione. 1949 im September besaß die SU die Bombe. Primär aber entscheidend für den Einsatz waren konkrete Überlegungen der amerikanischen militärischen Führung, die befürchtete, dass die Besetzung der japanischen Inseln mindestens 1 Mio amerikanische Opfer fordern würde. Die grauenhaften Kämpfe und zahllosen Selbstmorde durch Harakiri auf Iwo Jima, Okinawa hatten die Amerikaner erschreckt. Es wird gerne übersehen, dass die USA im 2. Weltkrieg einen Zweifrontenkrieg führten gegen Deutschland und Japan. Stalin zu Beginn des Krieges 1939 noch Hitlers Kumpan, beeilte sich nach den Bombenabwürfen schnell die Mandschurei zu besetzen. Vorher verhielt er sich gegenüber Japan still. Die Elite der amerikanischen Soldaten diente in der Luftwaffe und der Marine im Pazifik. Die Infanterie, die in Europa eingesetzt war, wird als zweitklassig bezeichnet. Es wird in der Literatur diskutiert, warum der Krieg nicht schon im Herbst 1944 beendet wurde. Der Weg nach Osten ins Reich war nach dem Durchbruch in der Normandie im August 1944 frei. Es gab nichts mehr, was einen rasch entschlossenen Vormarsch aufhalten konnte.
Bedauerlicherweise fehlt in deiner Übersicht eine Einordnung in die Tradition amerikanischer Außenpolitik. New Deal und Weltwirtschaftskrise reichen nicht aus, um die Abkehr von einigen Traditionen (Isolationismus) zu erklären.
c.




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