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Internationale Politik Politischer Wandel im Urlaubsparadies Tunesien

olga64
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Re: Politischer Wandel im Urlaubsparadies Tunesien
geschrieben von olga64
als Antwort auf schorsch vom 23.01.2011, 11:53:32
Dem wäre aber entgegen zu halten, dass Deutschland mit seiner Demokratie nur ein paar Jahre "pausiert" hat und zudem von demokratischen Staaten umgeben ist. Tunesien aber - hauptsächlich die Landbevölkerung, die teilweise noch "mittelalterlich" lebt -, muss Demokratie erst noch lernen.[/quote]

Mit dem Pausieren meinen Sie wohl die kurze Weimarer Republik? Und Sie verdrängen wohl auch, dass z.B. Westdeutschland nur mit Hilfe der Alliierten (und deren Geld) Demokratie lernten - Westdeutschland war umzingelt von der ehemaligen DDR, die man ja wohl nie als demokratischen Staat bezeichnen konnte, obwohl sie sich so nannte.
Tunesien sehen Sie auch etwas falsch: es hat z.B. eine hervorragende Bildungspolitik - der Nachteil ist aber, dass sehr viele Absolventen die Universitäten verlassen, aber keine adäquaten Jobs finden.Der Altersdurchschnitt der Tunesier (und anderer vergleichbarer Staaten in Afrika) liegt bei 29 Jahren - zum Vergleich in Deutschland bei 45 Jahren.
Den Tunesiern ging es auch bisher materiell immer besser als z.B. den Algeriern und auch Ägyptern.
Auch wer heute "mittelalterlich" lebt (wie Sie es beurteilen wollen), ist bestens informiert: Internet, Twitter, FAcebook kann auch von Diktaturen nicht gänzlich ausgeschaltet werden und informieren die Menschen und koordinieren ihre Aktivitäten - das war im Mittelalter völlig anders, oder? Olga
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Re: Politischer Wandel im Urlaubsparadies Tunesien
geschrieben von ehemaliges Mitglied
"Unsere" Schurken fallen gerade...

--
Wolfgang
clara
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Re: Politischer Wandel im Urlaubsparadies Tunesien
geschrieben von clara
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 26.01.2011, 12:12:50
Twitter wurde von der ägyptischen Regierung gesperrt, wird den Despoten aber nichts nützen. Es zeigt sich immer deutlicher, wie wichtig das Internet für Befreiungsbewegungen ist!

http://www.computerworld.ch/news/kommunikation/artikel/aegyptische-regierung-blockiert-twitter-55569/

Clara

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Mitglied_bed8151
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Re: Politischer Wandel im Urlaubsparadies Tunesien
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Am 15.01.2011 13:05 schrieb ich hier: "Arabische Potentaten bangen um Macht und Leben. Ich hatte auf die in Algerien oder auch in Ägypten getippt. Nun ist es der in Tunesien. Allen arabischen Potentaten ist gemeinsam, dass sie "unsere" Schurken sind, vom Westen an die Macht gebrachte und gestützte Quislinge, Bauern im großen Schachspiel um "unser" in arabischer Erde liegendes Erdöl / Erdgas. Schau'n mer mal, welcher Potentat demnächst fällt." - Heute kann man sagen, dass es "unser" ägyptischer Schurke Mubarak sein wird. Denn es hat gefunkt in Tunesien, und der Funke ist übergesprungen und hat andere arabische Länder in Brand gesetzt.

Bread, liberty, dignity, Mow Bar Ache get lost!

Revolution ist. Nichts ist mehr so, wie es war. Alles ist jetzt möglich. In Washington, Brüssel und Jerusalem zittern sie vor den arabischen Revolutionären. Die Angst geht um - die Angst, die Revolutionäre könnten die Potentaten stürzen. In den westlichen Machtzentren tagen die Krisenstäbe rund um die Uhr. Dort fragt man sich: Was machen wir nur ohne "unsere" Schurken?

Es steht nicht gut fürs Imperium americanum. Gut so!

--
Wolfgang
Mitglied_bed8151
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Re: Politischer Wandel im Urlaubsparadies Tunesien
geschrieben von ehemaliges Mitglied

taz, 26.01.2011
Startschuss für die Zukunft
Wir werden die Demokratie durchsetzen, sagt mein tunesischer Bekannter
Von ILIJA TROJANOW

[...]

Postkoloniale Hochnäsigkeit

So weit, so gut, und doch bleibt für einen europäischen Betrachter ein bitterer Nachgeschmack übrig aufgrund der schändlichen Verhaltensweise der angeblich vorbildlichen Demokratien der EU, deren Reaktionen vom übereifrigen Angebot, die Polizei zur Amtshilfe beim Niederknüppeln und -schießen zu entsenden (Frankreich), bis hin zu lauer Rhetorik (Deutschland) und viel zu später Anerkennung (USA) reichten. Als sollte ein weiteres Mal der verkommene Zynismus der Realpolitik bewiesen werden.

[...]

Jeder Tunesier auf der Straße könne einen mit der bitteren Wahrheit konfrontieren, dass der Westen 23 Jahre lang nichts gesehen hat oder nichts hat sehen wollen. Und so ist es nicht überraschend, dass unsere Medien keineswegs hymnisch auf die Ereignisse in Tunesien reagieren, sondern - wie manch ein Leitartikel belegt - mit postkolonialer Hochnäsigkeit abwägen, ob denn nicht die wirtschaftliche Entwicklung wichtiger sei als die freiheitliche Verfasstheit des Landes und ob nicht vox populi schnell in vox dei umschlagen könne, damit wir ja nicht vergessen, dass das Menetekel des Islamismus überall lauert. Dabei bestätigen säkulare Araber wiederholt, dass gerade die fortdauernde Unterdrückung des Volkes den Islamismus wachsen lassen wird. Es ist, als ob der Westen immer wieder dem Vorbild Frankensteins nacheifert.

[...]

ILIJA TROJANOW ist Schriftsteller und Weltensammler.

--
Wolfgang
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Re: Politischer Wandel im Urlaubsparadies Tunesien
geschrieben von ehemaliges Mitglied

HA
29.01.2011
Fünf Fragen an Peter Scholl-Latour: Für den Westen war Mubarak bequem
Von Sylvia Wania

[...]

Scholl-Latour: Wenn man schon von Demokratie spricht, dann äußert sich hier der Ausdruck des Volkswillens, der von den Diktatoren geknebelt wird. Für die Amerikaner, die Israelis und offenbar auch für die Europäer wäre ein Regime wie das von Mubarak bequem gewesen. Aber das entspricht nicht unseren Prinzipien. Wir predigen Demokratie und Menschenrechte und paktieren mit Regimes wie Saudi-Arabien oder Ägypten oder Algerien, die alles andere als demokratisch sind.

--
Wolfgang

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hema
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Re: Politischer Wandel im Urlaubsparadies Tunesien
geschrieben von hema
Weltweiter Haftbefehl für den Clan beginnt zu wirken.

Kanada will den Schwager des tunesischen Ex-Dikators Zine el-Abidine Ben Ali an Tunesien ausliefern. Der Milliardär Belhassen Trabelsi, Bruder von Ben Alis Ehefrau Leila, hält sich laut Medienberichten seit vergangener Woche mit seiner Familie in Kanada auf. "Wir wollen in Kanada keine Kriminellen wie ihn haben", erklärte Außenminister Lawrence Cannon am Freitag. Man werde dem Antrag Tunesiens auf Auslieferung Trabelsis nachkommen.

*****************************

So ist es richtig. Sie sollen keine Minute mehr Frieden haben, damit auch andere Diktatoren erkennen können, was ihnen blüht!

Auch Österreich hat das Vermögen dieser Familie auf Ansuchen der Tunesischen Regierung vorläufig eingefroren.


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Re: Politischer Wandel im Urlaubsparadies Tunesien
geschrieben von ehemaliges Mitglied

HA
31.01.2011
Die falschen Verbündeten
Amerika hat zu lange auf Despoten gesetzt.
Von Irene Jung

Jahrzehntelang hat die amerikanische Nahostpolitik einen verhängnisvollen Kurs gefahren: Sie stützte noch die schattigsten Despoten mit Wirtschafts- und Militärhilfe, übersah deren systematische Menschenrechtsverstöße, Misswirtschaft, Selbstbereicherung und Korruption. Aus geostrategischen Gründen schien das geboten - in Afghanistan, Pakistan, Saudi-Arabien. Jetzt schreiben ägyptische Demonstranten auf ihre Transparente: "USA, wir hassen eure Heuchelei." Es sieht so aus, als kassiere Washington die Quittung für seinen Doppelkurs.

[...]

Ende des Zitats aus dem Leitartikel im heutigen Hamburger Abendblatt. Mein Senf dazu... Katzenjammer in Washington, Brüssel + Jerusalem. Der Fall der arabischen Despoten, allesamt Quislinge des Westens, "unsere" Schurken, bringt die Imperialen im Imperium americanum in eine ungemütliche Lage. Krokodilstränen werden jetzt geheult. Was wird aus "unserem" Erdöl / Erdgas?

--
Wolfgang
adam
adam
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Re: Politischer Wandel im Urlaubsparadies Tunesien
geschrieben von adam

Wie ich lese, sind jetzt hier die Esoteriker unter sich. Schade um das Thema.

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adam

hema
hema
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Re: Politischer Wandel im Urlaubsparadies Tunesien
geschrieben von hema
als Antwort auf adam vom 31.01.2011, 11:39:12
Wo siehst du denn hier Esoteriker? Ich sehe keine.

Nur sachliche und informative Diskussionen!

Sorry Adam!



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