Internationale Politik Project Veritas

Vor drei Wochen erhielt eine Mitarbeiterin der Washington Post eine eMail von einer Frau, die angab, als Minderjährige Sex mit Roy Moore gehabt zu haben und von ihm dann zur Abtreibung gezwungen worden zu sein. Moore ist Bewerber um den frei werdenden Senatssitz von Justizminister Jeff Sessions, und die Post hatte einschlägige Vorwürfe gegen ihn bereits veröffentlicht.
Die Reporterin recherchierte zu der Schreiberin und stellte fest, dass es sich dabei um eine Mitarbeiterin von Project Veritas handelte. Dieses Projekt richtet sich gezielt gegen Mainstream-Medien und versucht, deren Glaubwürdigkeit zu untergraben. Finanziert wird die Organisation von einem Spendenfonds, an dem sich auch Donald Trump während des Wahlkampfs mit $ 10.000 beteiligt hat. Zweck des Unternehmens war offenbar, die Post vorzuführen, wie sie einer Schwindlerin aufsitzt - dadurch hätten auch die anderen Frauen natürlich an Glaubwürdigkeit verloren...
Die Reporterin hat allerdings den Spieß umgedreht, das Treffen mit der Dame gefilmt und die Geschichte mit Namensnennung und der kompletten Recherche vor einer Woche veröffentlicht.

Ein anderes, erfolgreiches, Unternehmen ergab sich aus dem Kontakt eines Veritas-Mitarbeiters mit einem Vertreter von Planned Parenthood, dem er sich als reicher Wohltäter präsentierte und ihm eine namhafte Spende in Aussicht stellte - nur mit der Bedingung, dass das Geld ausschließlich weißen Frauen zugute käme. Der nahm die Spende an, und als nach einer (wohl gezielten) Indiskretion die Sache bekannt wurde, riefen afroamerikanische Organisationen dazu auf, Planned Parenthood nicht mehr zu unterstützen - womit der Zweck erreicht war, einen Keil in das 'liberale Lager' zu treiben...

Wir können froh darüber sein, dass es noch eine unabhängige Presse mit kritischen Journalisten gibt; auch wenn teilweise sehr erfolgreich daran gearbeitet wird, die Fakenews zu News und die Wahrheit zur Lüge zu machen.

Der investigative und kritische Journalismus ist eine sehr wichtige Stütze demokratischer Gesellschaften. Deshalb wird auch von interessierter Seite sehr hart daran gearbeitet, Journalismus auch bei uns zu desavouieren. Aber immerhin werden kritische Journalisten hierzulande und in den USA noch nicht umgebracht (wie in Russland oder Malta) oder inhaftiert wie in der Türkei.

Karl