Internationale Politik Putsch in Mali ...wie glaubwürdig ist die Berichterstattung?

Vor einigen Tagen hörte ich auf WDR-5 einen ausführlichen Bericht über den Putsch in Mali. Der Reporter berichtete, dass die Bevölkerung auf den Straßen tanzte und feierte, weil der Präsident von Armee-Einheiten abgesetzt wurde. Das feiernde Volk nannte ihn einen Präsidenten von Frankreichs Gnaden und sang entsprechende Protest- und Spottlieder. Die putschenden Armee-Einheiten hatten sich zunächst geweigert an den blutigen Aktionen gegen die Tuarek im Norden teil zu nehmen und aus dieser Meuterei ging der Putsch gegen einen Präsidenten, der eine französische Außen- und Wirtschaftspolitik vertrat hervor. Laut WDR-Reportage, wollen die Militärs keinesfalls an der Macht bleiben und binnen kürzester Zeit freie Wahlen durchführen.

Heute bemerke ich, dass sich die Berichterstattung der deutschen Medien wohl auf einen frankophilen Ton geeinigt hat? In der Tagesschau erfahre ich, dass von Frankreich Sanktionen gegen Mali beschlossen wurden und auch die Nachbarstaaten ein Embargo gegen das Land verhängt haben. Die Bevölkerung kaufte daraufhin die Tankstellen leer und es gibt kaum noch Treibstoff. Von jetzt an werden wir wohl nur noch Meldungen hören, die Mali schlecht aussehen lassen, bis der nächste Präsident von Frankreichs Gnaden "gewählt" wurde.

dutch,

ich habe folgendes gefunden:

stern.de...Frankreich warnt vor islamistischer Republik in Mali

Frankfurter Allgemeine....Ecowas will Eingreiftruppe für Mali aufstellen

n-tv........Westen sorgt sich um Mali: USA verhängen Sanktionen

Du bist der Meinung, ein Militärputsch in Mali richtet sich gegen eine Unterdrückung durch Frankreich und die Junta würde baldmöglichst freie Wahlen ausschreiben? Und die westliche Presse habe sich verschwörerisch auf falsche Berichterstattung geeinigt? Da bin ich aber skeptisch.

Ich glaube eher, daß sich die Franzosen inzwischen in den Allerwertesten beißen könnten, weil sie in Libyen den Nationalisten und Islamisten, durch ihre Luftunterstützung im Bürgerkrieg, den Weg an die Macht frei gebombt haben und so den Islamisten in ganz Nordafrika behilflich waren.

Daß eine Militärjunta irgendwelche Versprechungen, in Richtung freie Wahlen, einhält, ist gegen jede Erfahrung.

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adam

Die Putschisten scheinen ja die früheren gutbezahlten Söldner von Herrn GAddafi zu sein; diese verliessen Libyen als die Nato bombte und nahmen Waffen usw. mit. DA sie nichts anderes als das Töten von Menschen lernten und können, putschen sie nun in Mali und werden wohl auch bald in die Nachbarstaaten (z.B. Burkinafaso) einfallen. Weitere Krisenherde tun sich auf. Olga

Olga64: "Die Putschisten scheinen ja die früheren gutbezahlten Söldner von Herrn GAddafi zu sein..."

Da bringst Du jetzt aber ganz viel durcheinander!!!

Die Tuarek im Norden kämpfen seit Jahren gegen die Regierung Malis. Diese wurde von Frankreich politisch unterstützt und führte ihrerseits mit Regierungstruppen den Kampf gegen die aufständischen Tuarek. Nach dem Sturz Gaddafis, strömten nun schwerbewaffnete und bestens ausgebildete Söldner aus Libyen in den Norden Malis, um die Tuarek gegen die Regierungstruppen zu verstärkern und einen separatistischen Gottesstaat abzuspalten.

Die Regierungstruppen Malis weigerten sich schlecht ausgerüstet in den aussichtslosen Kampf zu gehen und putschen gegen den Präsidenten der sie abschlachten lassen wollte. Da jedoch im Norden Malis Gold, Öl und Uran von französischen und US-Konzernen abgebaut wird, soll aber weiter gegen die Tuarek gekämpft werden - zur Not eben von der Eingreiftruppe der Afrikanischen Liga oder der Fremdenlegion oder...

p.s.: Übrigens hat auch Algerien und der gesamte Maghreb dieses "Tuarek-Problem".

Aber lieber Dutch: da ich Mali vor ca 20 Jahren schon bereiste, interessiere ich mich naturgemäss für dieses Land und diese afrikanische Gegend sehr.
Und der Anführer der jetzigen Putschisten war ein hoher Söldner unter Gadaffi - er verliess Libyen in letzter Minute mit andern Söldnern, zusammen mit Waffen und Geld. Oder sollte sich die Südd. Zeitung so irren? Ich glaube es nicht - da diese Meldung in einigen ebenfalls seriösen Medien zu finden ist. Ich nehme an, dieses Mal sind Sie etwas unzureichend informiert - kann man ja nachholen. Olga

Hi Dutch W.P.
Es geht im Moment in Mali um zwei Gruppen, die revoltieren - zum einen sind da die Touareq, die für einen eigenen, unabhängigen Staat kämpfen und zum anderen sind da die Islamisten, die ein Kalifat ausrufen wollen. Beide Gruppen aber sind sich absolut nicht einig und kämpfen für ganz unterschiedliche Sachen. Ich denke es ist zu befürchten, dass die Unruhen dort erst ganz am Anfang stehen.

So stellt sich mir dies auch dar nach den Informationen, die erhältlich, aber mit Vorsicht zu geniessen sind. Der Söldner-Anführer, von dem ich las, hat auch keine Ziele bisher angegeben. Aus Mali waren ja von Gadaffi akquirierte Soldaten, die seit Jahren für ihn die Drecksarbeit machten - teilweise fast noch Kinder. Olga

Laut F.T London sollen die Touareq heute ihren eigenen Staat "Azawad" ausgerufen haben -