Internationale Politik Russland in der Zwickmühle?

luchs35
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Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von luchs35
Spätestens seit dem russischen Eingreifen im Kaukasus ist das Gespenst des Kalten Krieges wieder erwacht. Russland ist auf die Weltbühne zurückgekehrt ,und das durchaus nicht leise.
Inzwischen hat sich das Bild verschoben. Zwar wird noch penibel darüber gewacht, ob Russland dem Friedensplan wirklich Folge leistet und seine Truppen bis auf die erlaubten 500 Mann als Friedenstruppe zurückzieht.

Aber der Schaden für Russland ist gross. Es hat viel Vetrauen verloren. Westliche Investoren haben Geld in Milliardenhöhe aus dem Land zurückgezogen- eine Tatsache, die auch dem Gespann Putin/Medwedew nicht gleichgültig sein kann. Es braucht den Westen , dessen Einführ von Gütern allein aus Deutschland 15 Milliarden Euro beträgt.

Gleichzeitig hängt der Westen aber auch an den Öl- und Gaspipelines fest, die Russland immer reicher machen und den Westen abhängiger.

Zudem stehen wieder die Wünsche nach Anerkennung ihrer Unabhängigkeit Abchasiens und Südossetiens unter der gewünschten Schutzmacht Russlands im Vordergrund, ebenso wie Georgiens und der Ukraine Bestreben , in die Nato aufgenommen zu werden möchten. Alles Einflussgebiete vor den Toren Russlands, das -nebenbei gesagt -auch noch kräftig aufrüstet und sich bestimmt an die Demütigungen der letzten Jahre erinnert.

Alles keine beruhigenden Gedanken.

Wohin also will Russland? Was bezweckt es ? Und wo sind seine Grenzen, nachdem es nun festgestellt hat, dass der Westen inklusive USA nichts entgegenzusetzen hatte, als fruchtloses Debattieren?

Vor allem ist es nun nicht mehr das Russland der SU , sondern ein im Innern verändertes Land mit Milliardären, die zu den Reichsten der Welt zählen.

Wird und kann Russland zu seiner alten Machtpolitik zurückkehren? Und wird es sich weiterhin gefallen lassen, dass mit der Nato der Westen immer mehr direkt vor seiner Haustür Aufstellung anstrebt?

Immerhin hat Russland jetzt wieder seine alte Stärke gezeigt und wohl seine Gegner überzeugt, dass es gewisse Grenzen gibt, ob es uns passt oder nicht!
--
luchsi35
eko
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Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von eko
als Antwort auf luchs35 vom 22.08.2008, 16:56:28
Ich denke mal, so schlimm wirds nicht kommen, dass aus solchen Scharmützeln ein heißer Krieg entstünde. Zuviel würde dabei auf dem Spiel stehen. Die globale Vernetzung der Wirtschaft, von vielen bekämpft, ist da eine gute Bremse.

Dass Russland nicht tatenlos zusehen will, wie sich der Westen immer mehr seinem Einflussgebiet nähert, ist ziemlich klar und verständlich. So wird es immer mal wieder irgendwo solche "Stellvertreterkriege" geben. Der russische Bär hat mal geknurrt und ein bisschen die Zähne gezeigt.

Natürlich strebt Putin/Medwedew die alte Stärke der SU an und wenn auch nur zur eigenen Stärkung des Selbstbewusstseins. Auch das ist nachvollziehbar. Aber einen richtigen großen Krieg, der auch für uns gefährlich werden könnte, daran glaube ich nicht. Alles nur "Säbelgerassel", von dem man sich nicht verrückt machen lassen darf.

Und was Öl und Gas aus Russland anbetrifft, so sind Russlands Interessen am Absatzgebiet Deutschland zu groß, um das aufs Spiel zu setzen.
--
eko
luchs35
luchs35
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Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf eko vom 22.08.2008, 17:09:34

Nein, Eko, an einen "heissen" Krieg muss man dabei sicher nicht sofort denken. Aber es wurde nun ein neues Kapitel Russland und der Westen aufgeschlagen, soviel steht fest.

Was geschieht , wenn Russland die "Abtrennung" seiner ehemaligen Verbündeten in Richtung Nato nicht hinnimmt oder ausser Südossetien und Abchasien noch andere noch russlandabhängige Kleinstaaten , z.Bsp. Aserbeidschan, ebenfallss als eigenständig anerkannt werden wollen? Russland wird da nicht ruhig zusehen wollen und können. Aus Sicht Putins wurde mit den Nato-Vereinbarungen Tschechiens und Polens eine Spirale der Konfrontation angetrieben.

Abchasien und Südossetien wollen jetzt unbedingt ihre Unabhängigkeit durchdrücken, was auch das Ja Russlands erfordert.

Es gibt also genug Zündstoff für höchst unruhige Zeiten, die auch ohne heissen Krieg mehr als unangenehm werden könnten.

--
luchsi35

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hugo
hugo
Mitglied

Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von hugo
als Antwort auf eko vom 22.08.2008, 17:09:34
im Spiel der politischen Kräfte des Westens wird Rußland mal als relativ ungefährlich und zahnlos betitelt und dann wieder (wenn es um die Aufstockung der Militärausgaben geht)äußerst gefährlich und unberechenbar eingestuft,,

Ich denke nicht das Russland irgendwelche militärische Ambitionen gegenüber dem Westen hat,,warum auch ??
Bodenschätze ?? Ländereien ?? Rußland hat selber mehr als nötig davon, im Gegenteil Rußland braucht dringend langzeitig zuverlässige Abnehmer seiner Güter und im Gegenzug Lieferanten von hochmodernen Gütern,,

Was den USA nicht passen kann, ist die gegenwärtig immer bessere Zusammenarbeit der Russen mit China,,und wenn sich da noch Indien dazugesellen sollte,,,nicht auszudenken welche geballte wirtschaftliche Kraft da entstehen würde,,,da kann es den Pentagonstrategen schon mal schwummelig werden,
und wenn ich mir angucke welch gewaltige Streitmacht die USA am Laufen ehalten dann gruselts mich gewaltig,,sowas macht man ja nicht um einige Terroristen auszuschalten oder mal hier oder mal dort ein wenig Frieden zwischen Stammesfürsten zu stiften da steckt mehr dahinter,,

Allein um sich zu verteidigen braucht die USA Luftflotte 200 Tankflugzeuge ???
kann mir jemand erklären was die auftanken und wohin diese 1000de aufgetankten Flugzeuge hinfliegen sollen um ihre Friedensbotschaft abzuwerfen ??

Nee wenn es einen Staat auf dieser Erde gibt der sich durch Krieg eine bessere Existenz, eine weiterer sichere Zukunft durch Ausbeutung anderer Länder ausrechnet, dann gibt es da nur einen einzigen,,

wenn es einen Staat gibt der sich ausrechnet durch Krieg seinen Wohlstand erhalten zu können dann,,

wenn es einen Staat gibt der sich durch Krieg und dessen Auswirkungen eine florierenderer Wirtschaft ausrechnet dann,,

wenn es einen Staat gibt, der es schafft die Hälfte seiner Bürger für kriegerische Eskapadendannegeistern dann,,,ok dannn

aber wohl niemals Rußland an vorderster Stelle,,


hugo
meteor
meteor
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Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von meteor
als Antwort auf luchs35 vom 22.08.2008, 16:56:28
Russland will wieder Weltmacht werden und ist auf dem besten Wege dazu. Vom Westen einerseits und von den aufstrebenden asiatischen Staaten wie China, Indien usw. andererseits fühlt man sich umklammert und bedroht. Durch Erschließung und Ausbeutung riesiger Bodenschätze und Energiequellen verfügt man über die nötigen Ressourcen, um eine neue Weltmachtposition zu erlangen. Vor allem auf militärischem Gebiet wird im Eiltempo aufgerüstet. Dies verleiht den Russen das Gefühl der Unantastbarkeit und Überlegenheit. Gleichzeitig versucht man seinen Einfluss in der Welt erheblich zu steigern.

Durch den Export von Öl und Gas durch Russland geraten die Abnehmerländer in eine gefährliche Abhängigkeit. Der Punkt der Erpressung ist bereits erreicht, wie Beispiele in der jüngsten Vergangenheit gezeigt haben. Lieferverträge hin oder her, im Ernstfall sind sie nur ein Stück Papier. Im richtigen Augenblick wird Russland nicht zögern, seine "Quasi"-Monopolstellung in Puncto Energie zumindest in Europa und Asien als Druckmittel zu benutzen, um seine Interessen, wie immer sie gelagert sein mögen, durchzusetzen - und es kann sie derzeit niemand daran hindern.
luchs35
luchs35
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Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf meteor vom 22.08.2008, 20:28:20

Du hast die Situation sehr klar umrissen, meteor, für Russland war es zudem ein demütigender Rückzug auf die Grenzen noch hinter jene des letzten Zarenreichs. Da sitzt der Schock tief. Den versucht es jetzt mit allen Mitteln und Raffinessen zu überwinden.

Mit der Aufrüstung liegen die USA jedoch weit vor den Russen. USA gibt nach letzten Zahlen rund 550 Mrd.Dollar, Russland dagegen etwa 40 Mrd.Dollar jährlich für die Rüstung aus. Ob dieses Verhältnis nach den letzten Ereignissen aber so bleibt, wird die nächste Zeit zeigen.

Sicher ist nur: der russische Bär ist wieder erwacht!

Eine kriegerische Auseinandersetzung mit dem Westen ist jedoch eher unwahrscheinlich, zu verflochten sind inzwischen die wirtschaftlichen Verbindungen- vielleicht ein Vorteil, aber auch eine Abhängigkeit.
--
luchsi35

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hafel
hafel
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Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von hafel
als Antwort auf luchs35 vom 23.08.2008, 08:53:30
Selbstverständlich hätte Russland seine Truppen schneller aus Georgien abziehen können---- wenn es nur gewollt hätte. Mit seiner Verzögerungstaktik testete Moskau das westliche Bündnis. Wie weit kann man gehen, ohne ernsthaft Widerstand zu riskieren? Die deprimierende Antwort lautet: ziemlich weit. Kurzfristig haben NATO, EU und USA der erstarkenden Großmacht nicht mehr als Appelle und den Abbruch von Gesprächen Russland entgegenzusetzen.

Jetzt sollte man nicht die Nerven verlieren (wie Eko richtig schreibt). Es wäre verantwortungslos, ließe der Westen das abgekühlte Verhältnis zu Moskau in eine offene Gegnerschaft abgleiten. Anzeigen dafür gibt es leider im amerikanischen Wahlkampf. Das Bemühen von EU auf politischer Ebene ist meines Ermessens richtig.

Es ist auch kein neuer „Kalter Krieg“. Damals standen sich nicht nur zwei hochgerüstete Militärblöcke gegenüber, sondern auch zwei verschiedene Weltanschauungen. Aus der Sowjetunion ist seit dem beileibe keine lupenreine Demokratie geworden. Aber dem Russland von heute geht es wenigstens nicht mehr um die sozialistische Welteroberung, sondern vor allem um wirtschaftliche Macht. Die aber ist relativ! Wegen der Georgien-Krise ziehen Investoren bereits Kapital aus Russland ab. Die Währungsreserven schmelzen. Die Wirtschaft des Riesenreiches ist der wunde Punkt, an dem der Westen ansetzen kann und könnte.

--
hafel
beate6
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Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von beate6
als Antwort auf hafel vom 23.08.2008, 11:02:48
der Westen könnte da ansetzen!!Kann der Westen aber nicht.Insbesondere die USA wird sich schwer tun mit 53 Billionen Schulden.Was ist wohl der Auslöser dieser Misere.Darüber sollte man mal nachdenken

hafel
hafel
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Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von hafel
als Antwort auf beate6 vom 23.08.2008, 13:32:48
@ beate6: Was ist wohl der Auslöser dieser Misere.Darüber sollte man mal nachdenken

Darüber ist hier bereits in mehreren Threads nachgedacht wurden.
--
hafel
gottfried_p
gottfried_p
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Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von gottfried_p
als Antwort auf luchs35 vom 22.08.2008, 18:17:36

Aber es wurde nun ein neues Kapitel Russland und der Westen aufgeschlagen, soviel steht fest.
geschrieben von luchsi35


Welches denn, luchsi?

Südossetien hat 1990 seine Unabhängigkeit 'deklariert', Abchasien 1992.

Seither haben die Russen in Tschetschenien das gemacht, was sie heute den Georgiern vorwerfen. Und der 'Westen' hat im Kosovo
den Kosovaren geholfen, sich von den Serben 'abzunabeln' - im Prinzip der gleiche Vorgang, den der Westen jetzt den Russen vorwirft.

Im Kaukasus wurden viele 'Süppchen' gekocht, mal mehr und mal weniger 'heiß'.
Das wird auf absehhbare Zeit (dort( auch so bleiben. Ein 'neues Kapitel' ist das m.E. lediglich für Illusionisten die geglaubt hatten, das sei eine 'friedliche' und bereits 'wohlgeordnete' Region nach unseren (westlichen) Maßstäben.

--
gottfried_p

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