Internationale Politik Senioreninitiative in Japan

margit
margit
Administrator

Senioreninitiative in Japan
geschrieben von margit
Eben habe ich auf der Tagesschau Webseite von einer Initiative japanischer Senioren gelesen, die sich freiwillig zur Verfügung stellen, in Fukushima Aufräum- bzw. Reparaturarbeiten zu übernehmen mit dem Motto: "Warum nicht wir, die wir kein langes Leben mehr vor uns haben?"

Mich hat diese Mitteilung sehr beeindruckt, gerade weil sie mir viel über die Einstellung zur Gemeinschaft und zur eigenen Person als Mitglied einer Gemeinschaft auszusagen scheint.

Ist das nun "typisch japanisch" oder wäre ein solches Verhalten auch in unserer Kultur vorstellbar?

Margit
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf margit vom 15.05.2011, 15:03:44
Hut ab vor den Japanern! Die gefallen mir immer mehr! Ich zum Beispiel möchte keine Kinder mehr zeugen und da macht es mir nichts aus, wenn mir die Nüsse verstrahlt werden.

Allerdings ist dies nur eine Schlagzeile wert und keine nachahmenswerte Maßnahme. Die eigentlich schuldigen Aktionäre der Betreiberfirma sollten dort mit Eimerchen und Schäuferlie durch die Trümmer laufen, denn sie haben durch ihr Drängen auf immer größere Dividende für die Katastrophe gesorgt. Die Aufenthaltsdauer sollte sich nach Größe des Aktienpakets richten.
hafel
hafel
Mitglied

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von hafel
als Antwort auf dutchweepee vom 15.05.2011, 15:14:18
@ dutch:

Das sehe ich auch so. Zunächst sollten sich die Betreiber mit ihren Familien und die Aktionäre dort zum Aufräumen einfinden. Sie hatten ja jahrelang ein sorgfreies Leben. Für mich gilt das Verursacherprinzip, und da sind zunächst die Verurascher dran. Nur mit einer Beugung und "Sorry" zu sagen ist es m. E. nicht getan.

Hafel

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dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf hafel vom 15.05.2011, 15:22:38
@hafel

Natürlich ist es für uns leicht auf den Vorstand und die Aktionäre zu zeigen, wenn es um die Schuldfrage geht. Aber wenn Du das Verursacherprinzip konsequent anwendest, so sind die Politiker ebenfalls am Haken, die die politischen und gesetzlichen Voraussetzungen für die Kernergieerzeugung geschaffen haben und letztendlich auch die Wähler dieser Politiker, die sie trotz deren erklärter Energiepolitik an die Macht gebracht haben.

uuups!
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von schorsch
als Antwort auf dutchweepee vom 15.05.2011, 15:14:18
Diese Idee gefällt mir deutlich besser als jene der Japan-Senioren.

Sollten denn die letzten paar Jährchen der Senioren auf dem Altar der Atomwerk-Betreiber geopfert werden?

Reicht es nicht, dass tausende der Kinder und Enkel dieser Opfer-bereiten ihr Leben lang für Fehler der Atomwerk-Betreiber bezahlen müssen?
yuna
yuna
Mitglied

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von yuna
Allgemein teile ich Dutchs Aussage, dass die oberen Etagen von Tepco und/bzw die Aktionäre dort aufräumen sollten, wer auch immer Anteile hat.

Allerdings verwundert mich auch nicht die Einstellung, anderer Diskutanten hier, die sich vom Verhalten der japanischen Senioren distanzieren und sagen, sollen doch die Schuldigen das tun, wieso "wir" Senioren?

Und das ist der entscheidende Unterschied zwischen der japanischen und der westlichen Mentalität.
In Japan geht es um die Gruppe. Im Westen um den einzelnen, sich selbst (in der ehemaligen DDR herrschte übrigens auch die japanische/ostasiatische Mentalität vor).
In Japan ist eben jeder nicht nur für sich selbst sondern (ganz besonders) für das Wohl der Gruppe verantwortlich. Da tut jeder, was er kann. Jeder will helfen.
Alte Menschen genießen dort sehr hohes Ansehen. Sie werden sehr respektvoll behandelt, man kümmert sich übermäßig gut um sie und viele Familien nehmen ihre Eltern ab einem gewissen Alter wieder bei sich selbst im Haus auf. Das Verhältnis zwischen Jung und Alt ist also auch noch mal was ganz anderes, als im Westen. In der Kombination erscheint es dann nicht mehr verwunderlich, dass die Alten sich für die Jungen "opfern", allein aus der Logik heraus, dass sie selbst den größten Teil ihres Lebens hinter sich haben und es ganz einfach wichtiger ist, dass die junge Generation Japans so unbeschwert wie möglich leben kann, als dass sie selbst, die Alten, noch ein paar Jahre "unbeschwert" leben können und statt gegen Verstrahlungssymtomen dann lieber mit den typischen Alterserkrankungen kämpfen.

Sich hinzustellen und zu sagen "sollen doch die anderen, die sind schließlich Schuld!" ist wohl irgendwo natürlich, führt aber im Endeffekt zu nichts, denn darauf zu warten hieße es geht nicht voran. Es passiert nichts. Es muss aber was passieren. Also handelt man. Egal wie.
Es geht um das Wohl der Gruppe, man kümmert sich um einander. (^_^)

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schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von schorsch
als Antwort auf yuna vom 15.05.2011, 23:45:29
@: "...In Japan geht es um die Gruppe. Im Westen um den einzelnen, sich selbst (in der ehemaligen DDR herrschte übrigens auch die japanische/ostasiatische Mentalität vor).
In Japan ist eben jeder nicht nur für sich selbst sondern (ganz besonders) für das Wohl der Gruppe verantwortlich. Da tut jeder, was er kann. Jeder will helfen...."

Schon recht. Aber müssten dann die - in weiter Entfernung und in Sicherheit wohnenden - Exponenten der Betreiber-Gesellschaft nicht zuerst mal ihre pensionierten Aktionäre anfragen, ob sie für einen Einsatz parat wären? Ich denke aber, diese würden darauf hinweisen, dass sie ja noch ihre Millionen verbrauchen müssten, die Pensionierten der Umgebung der zerstörten Gebiete aber froh sein könnten, ihr Zukunft-loses Leben, mit einer Heldentat beenden zu können!
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von ehemaliges Mitglied
geht es noch zynischer?

--
Wolfgang
eleonore
eleonore
Mitglied

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von eleonore
ich denke, margit nimmt es mir nicht krumm,,wenn ich hier eine adresse reinstelle.
es betrifft keine senioren, sondern kinder.

Sister Caelina
021-0061 Ichinoseki-shi
Yamanome
Azatate 2-5
Fuji no sono
Japan

in dazu gehörigen link erfährt man mehr.
es ist alles willkommen, spielzeug, kleidung, einfach alles.

clara
clara
Mitglied

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von clara
als Antwort auf yuna vom 15.05.2011, 23:45:29

In Japan geht es um die Gruppe. Im Westen um den einzelnen, sich selbst (in der ehemaligen DDR herrschte übrigens auch die japanische/ostasiatische Mentalität vor).

geschrieben von yuna

Aber auch diese Mentalität geht in Japan allmählich verloren. Die alten Traditionen weichen einer mehr westlichen Lebensweise, und ob in Zukunft die Alten noch von den Jungen in dem Maß versorgt werden (können), ist nicht sicher.
Was die DDR betrifft und das Kollektiv, so war dies m. E. mehr von der Politik diktiert, als traditionell verankert. Natürlich kann ich nur von den mir bekannten Menschen in der ehemaligen DDR ausgehen, aber sie waren ein repräsentativer Durchschnitt.

Ich bin ehrlich genug zu sagen, dass ich mich an einer solchen Initiative nicht beteiligen würde. Die Gefahren der AKWs sind lange bekannt, ich habe mich schon als junger Mensch gegen Atomkraft engagiert. Nun soll ich ausbaden, was Politik und Wirtschaft missachteten? Ich bin kein Gruppenmensch und habe auch kein schlechtes Gewissen wegen des Unterschieds zu japanischen Senioren.

Clara

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