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Internationale Politik Stellt Tunesien die arabischen Weichen?

olga64
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Re: Stellt Tunesien die arabischen Weichen?
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 27.01.2014, 19:26:02
und sich vielleicht in ähnlicher Weise in Ägypten fortsetzen könnte, auch wenn dieses Land noch sehr zerrissen ist.

Luchs35
geschrieben von luchs


DAran glaube ich leider nicht, nachdem in Ägypten das Militär wieder die Hauptrolle übernehmen wird und jeder Präsident nur dann installiert wird, wenn es dem Militär passt. Dies wird auch künftig Investoren abschrecken, auch der Tourismus dürfte nicht mehr in früherer Form stattfinden - alles, was dieses Land bräuchte, um zu überleben. Ich befürchte, in wenigen Monaten geht alles von vorne los: Demonstrationen und Blutbäder und die Frage der BEvölkerung, was dies alles gebracht hat? Die wirklich klugen Köpfe,die es sich leisten können, haben das Land längst verlassen und werden es weiter tun - es blutet aus, dieses Ägypten.
Auch in anderen islamischen Ländern sieht es nicht besser aus: Syrien, Libanon, Libyen,Jemen - und zwischendrin Israel. Olga
luchs35
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Re: Stellt Tunesien die arabischen Weichen?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf olga64 vom 28.01.2014, 17:00:47
Diese Sicht halte ich für falsch. Nicht zu vergessen, es war ja gerade das ägyptische Militär, das zu fast 50% Teile der Wirtschaft und des Tourismus in den Händen hielt, bevor die Moslembruderschaft an die Macht kam und mit seinem Grundgesetz auf Basis der Scharia alles wieder ins Chaos trieb.

Nur bin ich trotzdem der Meinung, dass es dauern wird, bis in Ägypten Ruhe einkehrt. Die Chance, dass gerade in Ägypten mit der Zeit ein ähnliches Grundgesetz wie in Tunesien festgelegt wird, ist gut vorstellbar - aber sicher nicht morgen oder übermorgen.
Das gilt auch für die andern arabischen Länder.

Das Grundgesetz in Tunesien ist nicht unbedingt perfekt, hat aber eine Basis geschaffen, das die Scharia ausschließt, Religonsfreiheit garantiert, sie aber ebenso wie bürgerlichen Säkularismus als Teile der tunesischen Kultur anerkennt.

Die Ennahda-Partei, eine Brudergesellschaft der ägyptischen Moslembuderschaft, war in Tunesien nach den Vorfällen in Ägypten klug genug, eine Lehre zu ziehen und eine Spaltung der Gesellschft zu vermeiden und stimmte voll zu.

Im Sinne der religiösen oder säkularen Fundamentalisten ist dieses neue Grundgesetz nicht ideal, aber es ist eine sichere Rechtsgrundlage für das Zusammenleben der tunesischen Gesellschaft.

So betrachtet geht durchaus eine "Botschaft" an andere zerrissene und zerstrittene arabische Länder . Garantien gibt es für gar nichts, nur Hoffnungen - und keine Störaktionen von außen!

Luchs35
olga64
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Re: Stellt Tunesien die arabischen Weichen?
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 28.01.2014, 19:40:30
Diese Sicht halte ich für falsch. Nicht zu vergessen, es war ja gerade das ägyptische Militär, das zu fast 50% Teile der Wirtschaft und des Tourismus in den Händen hielt, bevor die Moslembruderschaft an die Macht kam und mit seinem Grundgesetz auf Basis der Scharia alles wieder ins Chaos trieb.

Die Chance, dass gerade in Ägypten mit der Zeit ein ähnliches Grundgesetz wie in Tunesien festgelegt wird, ist gut vorstellbar - aber sicher nicht morgen oder übermorgen.
Das gilt auch für die andern arabischen Länder.

Das Grundgesetz in Tunesien ist nicht unbedingt perfekt, hat aber eine Basis geschaffen, das die Scharia ausschließt, Religonsfreiheit garantiert, sie aber ebenso wie bürgerlichen Säkularismus als Teile der tunesischen Kultur anerkennt.

geschrieben von luchs
Luchs35[/quote]

Warum die Vergangenheitsform? DAs ägyptische Militär besitzt nach wie vor die Majorität an Wirtschaft (liegt seit langem am Boden) und Tourismus (wird immer geringer). Wichtiger sind Immobilien und auch ausländische Beteiligungen.
Al Sisi wurde zum Feldmarschall erhoben und "darf" nun kanidieren (von Militärs Gnaden). Ein Mann, der selbst auf mehr Auslandserfahrungen zurückblicken kann als auf eine militärische Laufbahn - dürfte also eine good-will-Entscheidung des Militärs sein.
Ein Grundgesetz ist nur dann gut, wenn es von allen Strömungen im Volk akzeptiert wird. Wenn aber die Hälfte (Muslimbrüder) dagegen ist, kann es - auch wenn es in den Strukturen gut ist - nie funktionieren.
In Tunesien - ein sehr viel kleineres Land mit sehr viel weniger Menschen - scheinen die Menschen realistischer zu denken. SEhr wichtig finde ich die Verankerung der gleichen Rechte von Frauen im Grundgesetz. Dazu wird es in Ägypten noch lange nicht kommen. Olga

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luchs35
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Re: Stellt Tunesien die arabischen Weichen?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf olga64 vom 29.01.2014, 17:35:53
al-Sisi muss allerdings das Militär verlassen, auch wenn er gerade zum Feldmarschall erhoben wurde. Ein Angehöriger des Miltärs darf nicht Präsident werden. Ich halte das in diesem Fall zwar als "Augenwischerei", denn dieser wie ein Volksheld gefeierte Kandidat hat den Hang zum Diktator, der sich im Moment aber zurückhaltend und bescheiden zeigt. Auch das beliebte ägyptische Spiel mit dem Antiamerikanismus beherrscht er, und das Volk sieht darüber hinweg, dass er in den USA an einer Militärakademie studiert hat.

Verglichen wird er gerne mit dem früheren Präsidenten und Volkshelden Gamal Abdel Nasser. Feindbild Nr. 1 jedoch ist er für die Moslembruderschaft, bei der es heftigst brodelt.

Nicht übersehen aber darf man auch, dass das Militär eher das Vertrauen von Investoren aus dem Westen hat als die bisherigen Chaotentruppe. Das dürfte also auch der ägyptischen Wirtschaft und dem Tourismus zugute kommen.
Nur ist der Weg zur Ruhe im Land noch lange, zäh und steinig.

Luchs
olga64
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Re: Stellt Tunesien die arabischen Weichen?
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 30.01.2014, 15:14:45
Stimme Ihnen in vielem in Ihrem sehr guten und sachlichen Bericht zu. Befürchte aber, dass in spätestens einem Jahr wieder Demos sein werden - immerhin ist die Hälfte (inkl. einer noch schweigenden Menge ) des Volkes nicht für al-Sisi. Es dürfte auch sehr davon abhängig sein, wie fair oder unfair Mursi der Prozess gemacht wird. Olga

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