Internationale Politik Stolz auf die DDR ?

Tina1
Tina1
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Tina1
Im Gegensatz zu den auferlegten Umtauschsätzen für Urlaubsreisen ins sozialistische Ausland, zwang man die Bundesbürger bei Einreise in die DDR zu folgenden:

"Pro Aufenthaltstag und pro Person war eine vorgeschriebene Höhe zu wechseln. Der Mindestumtausch betrug für Bürger der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlins zuletzt 25,00 Mark der DDR im Kurs 1 : 1 (eine Mark der DDR = eine Deutsche Mark der Deutschen Bundesbank). Weiterhin mussten mitgeführte Devisen jeweils bei der Ein- und Ausreise auf einem Formblatt den Zollbehörden der DDR mitgeteilt werden. Bei Tagesaufenthalten in Ost-Berlin erfolgte der Wechsel unmittelbar beim Grenzübertritt von West- nach Ost-Berlin. Verantwortlich für die Erhebung des Mindestumtausch war die Passkontrolleinheit des MfS."
Lindensee
Lindensee
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Lindensee
als Antwort auf adam vom 24.10.2014, 13:08:47
Ja adam, dankbar bin ich bis heute wirklich.

Es ist in diesem Thema "Stolz auf die DDR ?" angebracht, über das Studium dort zu berichten, denn das ist Bestandteil des Bildungssystems im Lande.
geschrieben von adam


Dann hat es Dich ja nicht gestört, daß nur studieren konnte, der ...
...
Stolz auf den Staat hat für mich jede Menge mit Nationalismus zu tun und in meinen Augen war die DDR ein durch und durch nationalistischer Staat, ...

--

adam

Na, Du ziehst ja Schlüsse.
Sehr abenteuerlich.
Der informierte Mitleser wird das sicher richtig werten, daher kommentiere ich den oberen Teil nicht.

Der untere Teil ist eher völlig daneben.
Besucher aus anderen Ländern, etwa aus Afrika, haben da ein ganz anderes Bild von der DDR bis heute.
An Fach- und Hochschulen bzw. Universitäten der DDR haben viele Studenten aus z. B. afrikanischen Staaten, zu Bedingungen wie von mir genannt, studiert. Viele von ihnen sind - ähnlich wie ich - noch heute darüber dankbar.
justus39
justus39
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von justus39
als Antwort auf Lindensee vom 24.10.2014, 13:57:36
Wir können doch aber ganz froh sein, dass sich unter den staatstreuen Bewerbern, die das Auswahlsystem des Staates, im Sinn der SED und deren führende Mitglieder, bestanden hatten, auch eine Pfarrerstochter und der Sohn eines Offiziers der Hitlerwehrmacht befanden, die jetzt darauf Einfluss nehmen können, dass in unserem Land künftig ein jeder, ganz unabhängig von seinen Leistungen, Fähigkeiten und dem Einkommen der Eltern einen Studienplatz erhält und sich ein Studium leisten kann.

justus

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Lindensee
Lindensee
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Lindensee
als Antwort auf justus39 vom 24.10.2014, 14:05:47
Ja Justus, das können wir.
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf justus39 vom 24.10.2014, 14:05:47
Verwirr doch adam nicht immer so - das passt nicht in sein Weltbild.

:)
Tina1
Tina1
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Tina1
Mythos: „In der DDR durfte jeder studieren“

"Die bildungspolitischen Anstrengungen der SED waren von Anfang an darauf gerichtet, eine neue, parteiloyale Machtelite zu rekrutieren. So wurden bis Anfang der 1970er Jahre besonders häufig Arbeiter- und Bauernkinder sowie Kinder parteipolitisch konformer Eltern zur EOS (Erweiterte Oberschule: Abiturstufe) und später dann zur Hochschule zugelassen. Wer sich als Offiziersbewerber verpflichtete, erhielt auch bei nicht ausreichenden schulischen Leistungen einen Platz an der EOS. Voraussetzung für den Besuch der Abiturstufe war grundsätzlich eine positive Einstellung zum Arbeiter- und Bauernstaat, die durch Mitgliedschaft in der FDJ sowie durch Teilnahme an der Jugendweihe nachgewiesen werden musste. Besonders in den 1980er Jahren gab es dazu allerdings auch Ausnahmen. Bei Anzeichen renitenten Verhaltens oder gar Widerspruch war die Aufnahme in die EOS nahezu ausgeschlossen.
Ansonsten regierte in der Planwirtschaft der DDR der Numerus clausus.
Die begrenzte Zahl der Abiturienten und Studenten richtete sich nach den Erfordernissen von Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und SED. Es stand fest, wie viele Hochschulabsolventen für welche Branche benötigt wurden. Dabei hatten sich in der Regel individuelle Berufswünsche wirtschaftlichen Erfordernissen unterzuordnen.

Da es keine Möglichkeit gab, das immer wieder proklamierte Recht auf Bildung einzuklagen oder mit anderen Rechtsmitteln durchzusetzen, wurde „Bildung“ als sehr wirksames Disziplinierungsinstrument im Arbeiter- und Bauernstaat missbraucht."

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carlos1
carlos1
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Lindensee vom 24.10.2014, 13:57:36
"Stolz auf den Staat hat für mich jede Menge mit Nationalismus zu tun und in meinen Augen war die DDR ein durch und durch nationalistischer Staat, ..." adam

Hallo adam, das ist eine eher dürftige Diskussion. So interessant als Hintergrundwissen die Rentenfrage und das Bildungssystem sein mögen, sofern die politische Zielsetzunen (Selektion) im Bildungsbereich ausgeblednet werden, aus den materiellen Vor- und Nachteilen der Bürger in einem Systemvergleich lassen sich m. E. kein Stolz auf ein System (hier: Parteistaat und Staatsapparat der DDR) ableiten. Lupus erwähnt die Minderwertigkeitskomplexe bei einem höheren Funktionär, der in Ungarn sich Handwerkern aus dem anderen Teil Dtlds gegenüber sah, die besser gestellt waren als er. Schlimmer geht es nicht mehr. Der sah sich wohl als Spitze der Sozialpyramide und erlebte seinen Vorwendeschock. Sein Glaube an die marxistischen Weisheiten und Werte war erschüttert, weil die Voraussagen über die Zukunft, die die SED gemäß den Lehren der Klassiker der kommunistischen Heilslehre verkündete, nicht sichtbar waren. Es war m. E. der Realitätsschock des von der Wirklichkeit ferngehaltenen ideologisch nicht gefestigten Funktionärs, kein Minderwertigkeitskomplex, Lupus.

Sehr wohl lassen sich Aussagen über das offiziell gängige Wertesystem der DDR machen. Den Bezug zu Preußen erwähnte ich schon. Wie einst Preußen, dass keiner der anwesenden DDR-Diskutanten auch nur im Ansatz kennt, so maß die DDR mit Nachdruck großen Wert dem Staatsbewussstsein bei. Keinem Funktionär der SED wäre es eingefallen die Pflicht dem Staat gegenüber (Stichwort "sozialistischer Patriotismus") zu vernachlässigen: Sparsamkeit, Ordnung und Disziplin, Fleiß und Pünktlichkeit ... Damit allein geht aber die DDR noch nicht konform mit Preußen. Genau wie im Preußen seit dem 18. Jhd sind diese Staatstugenden ein Mittel zum Zweck, um eine künstliche Konstruktion zu bewahren und zu stützen. Auch Preußen war ein Gebilde, das man sich gut als von der Landkarte verschwunden denken konnte und das 1806 eigentlich nur durch die Fürsprache des russischen Zaren nicht sang- und klanglos von der Landkarte verschwand (wie es Anfang 1947 durch Kontrollratsbeschluss geschah). Als Gebilde, das seine eigene Rechtfertigung ist, brauchte Preußen diese Staatstugenden als Selbstzweck, d. h. als Mittel zum Zweck. Nicht anders als die DDR, die wie Preußen nichts als nur ein Staat war. Ein Staat mit einer mächtigen Militärmaschine (NVA), die anders als die Armeen des Warschauer Paktes direkt dem sowjetischen Befehl unterstand.

Das vergangene Preußen hatte ab Ende der 70er Jahre sehr wohl aber einen Platz in historischen Panoptikum, nicht nur wegen der Zusammenarbeit während der Befreiungskriege gegen Napoleon mit Russland (Tauroggen 31.12.1812). Prof. Vetter, der Preußenforscher an der Humboldtuniversität, betonte den Unterschied zwischen Preußen und Preußentum. Preußen ja, meinte er, das Preußentum jedoch aber finde keinen Platz in der DDR. Wobei die Toleranz, die auch Preußens Tugend ist, außerAcht gelassen wird.

Preußen war ein Staat, der dadurch gekennzeichnet war, dass der Einzelwille im Gesamtwillen aufgeht. Kommt doch irgendwie bekannt vor. Genau das wollte auch die DDR und klinkte sich hier in die politische Kultur des Preußentums, pardon Preußens ein. Über den Militarisnus in der DDR sollten wir uns dringend mal unterhalten. Die Bildungspläne priesen und praktizeirten in vielerlei Formen den Dienst an der Waffe gegen den Klassenfeind in den Schulen, ein breites Spektrum an militärischem Knowhow wurde vermittelt. Was Preußen angeht, hat Graf Mirabeau (der französische Revolutionär) bemerkt, dass Preußen kein Staat sei, der eine Armee besitze, sondern die preußsiche Armee besitze einen Staat. Als das gesagt wurde war das preuß. Heer 80 000 Mann stark. Preußen hatte knapp über 2 Mio Einwohner.

Kollektivierung des Willens war das Ziel der DDR. Ihr Ideal waren Staatsbürger, die zur Erkenntnis der "Interessenübereinstimmung" zwischen Staat und Bürger gekommen sind. Staatsbewusstsein ist wichtig für die DDR wie es für Preußen einst war, denn wie die DDR war Preußen, wie erwähnt, einst auch nichts als nur ein Staat.

Die DDR erhebt den Staat zum Halbgott. denn mehr als politische und administrative Einheit ist die DDR wie Preußen auch nie gewesen. Entstanden ist Preußen mehr oder weniger zufällig und willkürlich. Der Name des Staates bezeichnet nicht einmal einen deutschen Volksstamm. Das ist einmalig in Europa. Ende des 18. Jhds war der Anteil der Deutschsprechenden in Preußen in der Minderheit. Preußen konnte man immer aus der europ. Staatenwelt wegdenken. Auch die DDR war wegdenkbar, von Anfang an. Deshalb auch der gepflegte Kult der Loyalität ihr gegenüber: Sozialistisches Vaterland. Diesem Vaterland gegenüber galt de Pflichterfüllung ohne zu fragen, welchen Zielen sie dient, der Dienst um des Dienstes willen, getreu dem preußischen Vorbild.

Adam, zu welch üblen Ausschlägen der Spießbürger-Nationalismus in der DDR führte, zeigte die Zeit nach 1979, als die polnische Solidarität gegründet worden war (vorher gab es schon KOR) und als 1981 die Grenzen zu Polen geschlossen wurden. Ich erinnere an den chauvinistischen Jargon damals in der DDR: "Scheißpolacken", "polnische Wirtschaft", sogar der Begriff "Untermenschen" kam vor. Ein junger Arbeiter: "Na, die Schweine kommen nicht mehr." Gemeint sind damit die polnischen Touristen, die die Läden seit 1972 leerkauften. Gleichzeitig großes Bedauern, dass die Ostseeurlaube nun nicht mehr möglich waren, wo DDRler die polnischen Strände bis dato belagerten. Offiziell wurden diese Vorurteile gefördert, nicht nur toleriert. Ein britischer Historiker, der die DDR häufig besuchte und in der Presse, schrieb, dass daran erkennbar sei, wie wenig die Vergangenheit in den Herzen und Hirnen der Nach-Mauer-Generation bewältigt worden sei. Funktionäre ließen wiederholt Sätze fallen wie "Die Polen arbeiten ja sowieso fast nicht." Erbärmlicher geht es nicht mehr.

Der Hintergrund ist die völlige Verschiedenheit der polnischen Gesellschaft von der der DDR. Das sowjetkommunistische System passte nicht zu den Polen, so wenig wie ein quadratischer Pflock in ein rundes Loch. (T. Garton-Ash) Die polnische Gesellschaft war einig. Diese Einheit umfasste Arbeiter. Bauern und Intellektuelle. Diese Einheit war in der Zeit der 200jährigen Unterwerfung entstanden und im Feuer des nazistischen und stalinistischen Terrors gefestigt worden. Die katholische Kirche spielte eine (oder die) maßgebende Rolle in diesem Kampf. Nichts Derartiges war in der DDR feststellbar.
Viele Grüße
c
carlos1
carlos1
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Tina1 vom 24.10.2014, 18:35:59
Zustimmung Tina, habe deinen Beitrag zu spät gelesen.
c
sittingbull
sittingbull
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf carlos1 vom 24.10.2014, 22:30:05
Zustimmung Tina, habe deinen Beitrag zu spät gelesen.


tröstet es dich carlos , wenn ich dir erzähle , dass tinas "beitrag"
eine kopie eines lausigen artikels der tollen
"Konrad Adenauer-Stiftung" gewesen ist ?

zu dir :

zwischen gefühlten 600 verweisen auf preussen und kompletter fehlinterpretation der staatsfrage , mag man das sicher schon
mal vernachlässigen mögen ... zumal es der wortreichen revision der
geschichte dienlich scheint .

und

Sie betrieben, was der Chef-Ideologe Kurt Hager eine "undialektische Entgegensetzung von Ideal und Wirklichkeit" nannte. Was nichts anderes heißt, als dass das Ideal als bereits real vorhanden anzusehen und die Wirklichkeit nach dem Ideal (der kommunistischen Lehre also) zu bewerten sei. Wer das nicht tat, war eben ein Konterrevolutionär.
geschrieben von carlos


so steht es im "Spiegel" 1979 und so ist es auch zu bewerten .

auf so einen stuss kann man nur kommen , wenn man dialektik mit
dianetik verwechselt und sich eh einen scheiss um historische
tatsächlichkeiten kümmert .

zu dem werden aus opportunistischen pappnasen wie Biermann und Bahro
"gestandene Kommunisten" gemacht , um die fallhöhe zu graduieren und
und dem beliebten kronzeugengebot zu entsprechen .

und schliesslich ... um den kohl fett zu machen ... legt man der
arbeiterklasse der DDR wörter wie "polakenschweine" und "untermenschen"
in den mund um sie in das nationalistische fahrwasser zu drängen .

deine kleine , antikommunistische intention steht im widerspruch
zu deinem zeilenreichen , schulmeisterlich inszeniertem gehabe .

wer dir das abkauft ?

sicher nicht der Häuptling .

sitting bull
adam
adam
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von adam
als Antwort auf carlos1 vom 24.10.2014, 22:27:30
Hallo Carlos,

was ich über Nationalismus in der DDR gelesen habe, stimmt mit Deinen Ausführungen überein. Meistens wird auch der Vergleich zu Preußen und dessen Idealen gezogen. Die Sozialistische Internationale wurde beschworen, aber über einen nationalistischen Schulterschluß der Gesellschaft propagiert. Nationalismus von oben nach unten und über Feindbilder wurde die Abgrenzung zu anderen Völkern begründet. So konnte den Bürgern das Negative von nationalistischen Weltanschauungen nicht nahe gebracht werden und eine Vergangenheitsbewältigung nicht stattfinden. Nur immer wieder der Spruch vom antifaschistischen Staat und die Verleugnung von Verantwortung, im krassen Gegensatz zur offiziellen Ausländerfeindlichkeit der SED-Regierung, der die Bürger nicht entgehen konnten, auch durch Mangel an Information und Vergleichsmöglichkeiten. Nach der Wende war natürlich Orientierungslosigkeit die Folge, unvorstellbar für den Bürger der Bundesrepublik, die Flut an Information, die durch die DDR-Bürger verarbeitet und eingeordnet werden sollte.

Wen kann eine neue Welle an Nationalismus wundern, die ihren Ausdruck auch im Wunsch nach einer Neuauflage der DDR fand. Natürlich alles besser als in der DDR, ohne SED, ohne Mielke samt Stasi, eigentlich ohne alles, aber mit dem gewohnten Zusammenhalt und unter sich, nur keine neuen Unsicherheiten. Da schließt sich der Kreis.

Mehr vorerst nicht. Nur noch die Erkenntnis: Es wurde wieder nicht energisch genug daran gearbeitet, um eine Verarbeitung möglich zu machen.

Gruß

adam

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