Internationale Politik Stolz auf die DDR ?

Gillian
Gillian
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Gillian
Um mal wieder ans Ende des Strangs zu kommen, will ich mal hier was auf Dutchs Beitrag "Schnauze Wessi" schreiben.
Seit mir das Buch (und auch sein "Gib Wessis eine Chance") in meiner Bücherei auffiel, zweifle ich nicht mehr so an mir und meinem "Ost-Empfinden", denn man kann Holger Witzel nicht als "Ost-Betonkopf" oder "altes SED-Geschwader" bezeichnen, er war zur Wende 22.
Immerhin schreibt er für den "Stern", der auch hier viele Leser hat, und er trifft das Empfinden der meisten Ossis haargenau!
Es wunderte mich nicht, dass er im ST noch nie erwähnt wurde, und ich hab es mir auch verkniffen .
Mal ein bisschen nachdenken und In-sich-Gehen täte auch so manchem der W-Deutschen gut, von den O-Deutschen wird es ja auch verlangt.
Gi.
pschroed
pschroed
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf dutchweepee vom 30.10.2014, 16:33:59


adam
adam
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von adam
als Antwort auf Gillian vom 31.10.2014, 11:47:44
Warum sollte ich in mich gehen, wenn mir das Ausmirherausgehen verboten wird? Das Verbot scheint mir eine alte DDR-Gewohnheit zu sein.

--

adam

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mane
mane
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von mane
als Antwort auf pschroed vom 31.10.2014, 11:48:28
Ring, Ding!
justus39
justus39
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von justus39
als Antwort auf Gillian vom 31.10.2014, 11:47:44
Immerhin schreibt er für den "Stern", der auch hier viele Leser hat, und er trifft das Empfinden der meisten Ossis haargenau!
Es wunderte mich nicht, dass er im ST noch nie erwähnt wurde, und ich hab es mir auch verkniffen .
Mal ein bisschen nachdenken und In-sich-Gehen täte auch so manchem der W-Deutschen gut, von den O-Deutschen wird es ja auch verlangt.
[img]Gi.

Gib doch den Wessis eine Chance
Um Holger Witzel zu verstehen benötigt der Leser Geist, Phantasie und ein reichliches Maß an Humor. Es könnte sogar viel zur Verständigung beitragen wenn man sich einmal die Mühe machen würde, ein ganz klein wenig über seine Kolumnen nachzudenken
Meine Zone war besser als deine
Niemand muss ehemaligen DDR-Bürgern erklären, wie das Leben dort war. Wenn es im Rückblick immer schöner wird, liegt das vor allem an rechtsstaatlichen Besserwissern.
geschrieben von Holger Witzel

Dieser Satz erklärt schon vieles. Die ständigen Belehrungen, wie furchtbar schlimm der Unrechtsstaat DDR war, provozieren ja geradezu, sie besser zu sehen als sie wirklich war.

justus
Re: Das Pöbeln geht weiter
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf adam vom 31.10.2014, 11:23:07
Ich gebe allen recht, die diese fiesen Ostalgiker ätzend finden. Genau wegen diesen Bonzen sind wir 1989 auf die Straßen gegangen - aber noch schlimmer und ekliger finde ich es, wenn mir Westdeutsche erklären, wie das leben im Osten war.



danke, tina_1 und adam.
ich habe mich in bezug auf die ehemalige ddr immer zurückgehalten bzw. die wenigen male, die ich mich irgendwann äusserte, versucht, nicht zu beleidigen und was positives über die ddr zu finden.
jetzt sind 25 jahre vergangen und der thread hier nimmt kein ende. der fehde-handschuh "SCHNAUZE WESSI" hat mich erbost.
frechtheit siegt - überall.

DAS PÖBELN GEHT WEITER
DOMINIC WELTERS rezensionen über witzels und
GIB WESSIS EINE CHANCE, leipziger buch messe märz 2014


die rezension von welters ist gut und nicht lang.
ich würde mich freuen, wenn sie gelesen würde.



hier noch der zweite (und hoffentlich letzte) fehde-handschuh.

m./.

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carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.10.2014, 10:34:53
[i]"NUR Exossis diskutieren über das Leben in der DDR, da du es eklig findest, wenn dir Westdeutsche in deine Diskussion über die DDR reinpfuschen und auch gleich noch mit "Schnauze Wessi" unterstreichst." Klaus[/indent]

Das ist richtig, KLaus. Deshalb wäre es am besten solche Diskussionen zu meiden. Im Grunde haben wir es mit einer Diskussion zu tun, die an Autismus erinnert. Das Einfühlungsvermögen im Westen fehlt. Im Ostteil, bei den ehemaligen DDR-Bürgern, besteht das Gefühl nicht verstanden zu werden, und vieles kommt nicht zur Sprache.

Eine Diskussion über ein komplexes Thema wie Gesellschaft und Politk in der DDR und damit auch in der heutigen Bundesrepublik kann sich nicht auf private Erinnerungen und Gefühle bzw. deren Einschätzungen auf dem Hintergrund des Erlebten allein stützen. Mehr tritt in den Diskussionen nicht zutage. Alle Politikfelder werden ausgeblendet, MEL(L) spielt keine Rolle, obwohl die Klassiker der kommunistischen Lehre die Dreh- und Angelpunkt im beruflichen Leben aller DDR-Bürger waren. Absolute Ignoranz oder Verdrängung der Ideologisierung? Oder Nicht-errinern-wollen? Eher der vollständige Rückzug ins Private. Ein Doppelleben, von oben erzwungen. Darauf noch stolz sein?

1972 plakatierte die SPD Willy Brandt mit dem Satz: "Deutsche, Ihr könnt stolz sein auf euer Land." (Satz aus Erinnerung zitiert). Der Satzinhalt verdient es nicht missbraucht zu werden, indem er auf die verblichene DDR angewendet wird. Brandt besaß internationales Renommee und hat eine Wende in der Ostpolitik eingeleitet. Das war sein großes Verdienst. Grauer Alltag der Bürger in der DDR und grenzenloser Optimismus der Parteiideologen passen nicht zusammen. Um das zu erkennen brauchte man nicht Gegner des Systems sein.

Große Sprüche: Ein Beispiel:

"Wir verfügen mit dem Programm unserer Partei und mit den Dokumenten der 11.Tagung des Zentralkomitees über alle notwendigen Antworten zu den Fragen, die die Entwicklung in der Welt und in unserem Land für die achtziger Jahre stellt." KOnrad Naumann, Rede am 14.1.1980; abgedruckt im Neuen Deutschland

Auf alle Fragen die richtige (weil notwendige) Antworten, in der Welt und im eigenen Land geben. Eine reductio ad absurdum der marxistischen Selbstvergöttlichung der Menschheit, so T. Garton-Ash. Marx hätte für eine anstehende Dekade keine solche Aussage getroffen.

Was die Zukunft angeht, steckte die Staatspartei SED in einem Dilemma, dem totalitären Paradoxon: Wie herausfinden, was das Volk denkt? Alle Diktaturen kämpfen damit. Paradox an ihrer Situation ist, dass das Volk ins Schweigen getrieben wurde, sie aber gezwungen waren, herauszufinden, was die Menschen wirklich dachten. Es gab ein Netz von Behörden, die die Aufgabe hatten, die Meinung der Bevölkerung zu erkunden. Werden die Leute aber ihre wahre Meinung sagen noch dazu vor einem offiziellen Forum (etwa Institut f. Meinungsforschung beim ZK der SED, Leipziger Zentralinsitut f. Jugendforschung etc)?

Berichterstatter werden eher Berichte über ihre eigene Leistung abgeben, oder? Je höher die Position des Berichterstatters, desto größer der Abstand zum Normalbürger. Wie sahen die Berichte über die Planerfüllung aus? Und dann die Ideologie: Im Weltbild des Marxismus-Leninismus ist doch eine tendenziell sich verschlechternde Lage im Sein oder Bewusstsein einer entwickelten sozialistischen Gesellschaft einfach nicht möglich. Es kann nicht sein, dass sich Stimmung und Lage anders entwickeln als es die Heiligen Schriften der Propheten vorhersagen. Hoenecker drückte es so aus: Vorwärts immer, rückwärts nimmer. Als er das sagte im Palast der Republik zum 40j. Jubliläum der DDR, stand das Ende der DDR kurz bevor.

Im Zusammenhang mit dem künstlichen sozialistischen Patriotismus und der preußischen Tradition, wäre doch auch etwas über die Wehrerziehung an Schulen zu sagen. über die Bildungspläne, die sie vorsahen. Ohne eine starke bewaffnete Macht im Rücken hätte Mielke 1981 (glaube ich) niemals so forsch auf der Konferenz der Warschauer Staaten auftreten können, wo er ein bewaffnetes Eingreifen in Polen forderte. Die Beziehungen zwischen der DDR und Polen waren zu jener Zeit schlecht. Stolz auf diesen Staat, deren Partei die Völkerverständigung predigte? Die NVA unterstand dem sowjetischen Oberbefehl und es gab von dieser Seite keinen Befehl zum Einmarsch in Polen. Auch hier wirken historische Erinnerungen nach: 1740 marschierte Friedrich II. in Schlesien ein.

Seit Anfang der 70er Jahre war die DDR ein international etablierter Staat. Der Eingangsbeitrag steht in der Rubrik "Internationale Politik." Hat das eigentlich nicht zur inneren Stabilität beigetragen?
Lindensee
Lindensee
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Lindensee
als Antwort auf justus39 vom 31.10.2014, 12:10:48
... Die ständigen Belehrungen, wie furchtbar schlimm der Unrechtsstaat DDR war, provozieren ja geradezu, sie besser zu sehen als sie wirklich war.

justus

Ja, das trifft es.
nohidi
nohidi
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von nohidi
als Antwort auf adam vom 31.10.2014, 11:23:07
Na ja. Bisher hat es noch keiner gemerkt, aber es existiert auch noch "Heul doch Wessi" ebenfalls ein Buch. Mal schaun, wer sich sich nun wieder aufplustert und Flügelschlagend gackert.
Satire ist mit Hildebrand ausgestorben oder wird nicht verstanden. Und bitte keine Belehrungen darüber, was Satire ist oder was geschmacklos zu sein hat.
Tina1
Tina1
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Tina1
als Antwort auf carlos1 vom 31.10.2014, 16:32:04
[i]"NUR Exossis diskutieren über das Leben in der DDR, da du es eklig findest, wenn dir Westdeutsche in deine Diskussion über die DDR reinpfuschen und auch gleich noch mit "Schnauze Wessi" unterstreichst." Klaus[/indent]

Das ist richtig, KLaus. Deshalb wäre es am besten solche Diskussionen zu meiden. Im Grunde haben wir es mit einer Diskussion zu tun, die an Autismus erinnert. Das Einfühlungsvermögen im Westen fehlt. Im Ostteil, bei den ehemaligen DDR-Bürgern, besteht das Gefühl nicht verstanden zu werden, und vieles kommt nicht zur Sprache.
der vollständige Rückzug ins Private. Ein Doppelleben, von oben erzwungen. Darauf noch stolz sein?


Ich gebe dir recht es war ein Doppelleben was uns von oben aufgezwungen wurde. Man musste nach "Außen" vorallem auch wegen den Kinder mit dem Strom mitschwimmen um nicht in Mißkredit zu fallen. Alles andere hat man im Privatleben ausgelebt. Es gab "Gott sei Dank" sehr viele die sich innerlich u im privaten Leben nicht mit diesem Staat identifizieren konnten. Das es sehr viele waren u viele eine Doppelleben führten hat ja dann die Wende bestätigt. Viele die zum 40 igsten Jahrestag beim Aufmarsch vor Honecker noch "Hurra" geschrien haben, die Fahnen u Plakate geschwungen haben, waren dann plötzlich mit auf der Straße bei den Demonstrationen.

Nun zum nächsten Punkt. Ich kann nicht feststellen das im Westen Einfühlungsvermögen fehlt und das man sich als ehemalige DDR Bürger nicht verstanden fühlt.
Ich erlebe eigentlich das Gegenteil. Also viele Westdeutsche haben sehr viel Einfühlungsvermögen und ich als ehemalige DDR Bürgerin fühle mich auch von ihnen verstanden. Ich habe eher das Gefühl das man sich von einigen ehemaligen Ostdeutschen nicht verstanden fühlt. Einige User die das DDR Regime erlebt haben wollen plötzlich nichts mehr wissen von dem was geschehen ist. Es wird alles schön geredet und nichtig gemacht. Alle Kritik an dem Staat wird als "Fantasie" hingestellt. Ich frage mich allen Ernstes wo haben diese Leute in der Zeit gelebt, oder besser gefragt welcher Oranisation haben sie angehört wenn sie das alles nicht mitbekommen haben ?
Es kann nicht sein das man mit dem was "Gut" war in der DDR, was es zweifelslos auch gab, die schlimmen Tatsachen rechtfertigen will. " Schnauze Wessi" zeigt für mich klar ihre Position.
Das ist meine Meinung dazu.
Tina

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