Internationale Politik Stolz auf die DDR ?

Klaro
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Klaro
als Antwort auf Tina1 vom 04.11.2014, 21:24:00
Tina, du hast meinen Beitrag leider nicht verstanden oder willst es auch gar nicht. Kann man nix machen, ich denke, die Front ist eh verhärtet.

Klaro
justus39
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von justus39
Es soll ja Mitmenschen geben, die sich noch im Seniorenheim darüber ärgern können, dass sie in der fünften Klasse eine ungerechte schlechte Benotung für ein Diktat bekamen.
Zu denen will ich nicht gehören.

Erich steht in Chile in Margots Vitrine, und ich beneide ihn nicht darum.
Das Leben ist viel zu schön und leider auch viel zu kurz, als dass ich mir wegen der Vergangenheit Magenbeschwerden holen möchte.
Andernfalls gäbe es schon in den letzten 25 Jahren wieder genug Unrecht und Bürokratenwillkür über was ich jammern könnte.

Wir waren heute sehr schön, reichlich und vielfältig in einem sehr angenehmen und freundlichen asiatischen Restaurant essen. Allein schon wegen dieser zwei Stunden hat sich für mich die Wiedervereinigung gelohnt.

justus
carlos1
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Tina1 vom 05.11.2014, 13:34:41
Erinnert sei vor allem auch an jene Generation, die nach dem Krieg dieses Land mühevoll wieder aufgebaut hat, es blieb ihnen auch nichts weiter übrig. Das waren Leute, die nichts für die von den Alliierten verfügte Teilung ihres Vaterlandes konnten. Das war beschwerlich ohne fremde Hilfe, aber es ging zunächst ja mal stetig bergauf.
Freiheit ist ja auch nicht nur Reisefreiheit, die in der DDR leider sehr eingeschränkt war, Freiheit ist umfassender zu sehen.
Frei von Existenzängsten zu sein ist ein sehr hohes Gut, und in Umfragen unter DDR-Bürgern wird überwiegend bestätigt, dass diese Freiheit in der Rückschau das Leben damals stressfreier und planbarer gemacht hat. Man hat das seinerzeit sicher nie so beachtet, weil es ganz einfach das Normalste von der Welt war, dass Jeder Arbeit hatte, und auch Jeder von dieser Arbeit leben konnte. Zitat wandersmann bei tina


Eitler Selbstbetrug. Die DDR litt unter dem Phänomen der verdeckten Arbeitslosigkeit, die auf der Überbesetzung der Stellen, mangelnder Produktivität und Materialmangel beruht.

vgl Link: http://www.news.de/wirtschaft/834927041/man-haette-70-prozent-weniger-leute-benoetigt/1/

Dazu Zitat aus dem Link:

"Ragnitz: Es gab mal Schätzungen, da war die Rede von einer Million, aber so genau kann ich das nicht sagen. In der DDR lag das Produktivitätsniveau bei 40 Prozent. Wären die Bedingungen ähnlich wie im Westen gewesen, hätte man wohl 70 Prozent weniger Leute benötigt."

Dies Phänomen kann auch in einer Marktwirtschaft auftreten.

Sicherheit war das A und O der DDR-Politik und Ruhe war die erste Bürgerpflicht exakt wie wie im Absolutismus Preußens Anfang des 19. Jahrhunderts auch. Interesse der Bürger und des Staates gingen völlig konform (Kleines Politisches Wörterbuch, Dietz Verlag 1986, Seite 915). Bürger nahmen sogar der Polizei Arbeit ab durch gegenseitige Kontrolle, z. B. bei der Kontrolle des absoluten Alkoholverbots. Wenn die Kellnerin ihren jungen Gast auffordert nach Genuss eines Bieres aufzuhören, da sie die Verantwortung trage, ist das deutlich genug. Auf dem Alex in Berlin fährt ein Ausländer nicht mit Gurt angeschnallt. Ein Trabi heftet sich auf seine Spuren. Der Mann hält an und ruft wild gestikulierend auf seinen Gurt zeigend: "Bei uns Pflicht."

Da spielt etwas Stolzes mit, etwas Besitzergreifendes und Loyales, auch Verantwortungsbereitschaft. Bitte nicht lachen: Der Sicherheitsgurt wäre eigentlich das bessere Symbol des Staates DDR nicht Hammer und Zirkel. Die Mehrheit der Bürger akzeptiert den Staat aus gleichen Gründen wie beim obligatorischen Sicherheitsgurt. Sicherheit über alles! - Sicherheit vor Unfall, Sicherheit vor Verbrechen (ganz wichtig! man denke an Verhältnisse bei uns heute). Wirtschaftliche Sicherheit. Soziale Sicherheit. Sicherheit davor eigene Entscheidungen treffen zu müssen - und vor ihren Konsequenzen. Das hat der Staat zu bieten - fast ein Nachtwächterstaat -, der umsorgt und hegt und pflegt. Dafür aber bedingungslose Ergebenheit erwartet und das Leben bis in die Freizeit gestalten will (Sondereinsätze).

Die Bereitschaft zum Doppelleben oder die Kluft zwischen dem öffentlichen und privaten Ich, der öffentlichen und privaten Sprache beschließt leider auch eine Doppelmoral ein. Machen wir uns doch nichts vor. Die gut verbalisierte Heuchelei geht den Kindern schon ins Blut über wie die Regel nur bei Grün die Straße zu überqueren. Wenn jemand bereit ist einem staatlichen Handeln (öffentlich) zu zuzustimmen, dem er/sie privat niemals zustimmen würde, ist das Doppelmoral: Kollektivierung des Willsens.

Genau dieses Mankos wegen und der daraus folgenden Doppelmoral kündigten polnische Dissidenten in den frühen 70ern ihr Doppelleben auf. Der polnische Weg war ab den 80ern der Weg zurück zur Individualisierung, einem Leben, in dem jeder/jede die jeweils eigenen Wahrheiten aussprechen kann. Es war ein Aufbruch ohnegleichen, unbemerkt von den DDRlern in diesem Forum bis heute. Die werkelten an ihrem Modell-Beispiel des Doppellebens herum, unterwürfiger und knechtischer und ausgiebiger als alle anderen Nationen des Ostblocks, die Sowjetunion inbegriffen. Das ist bis incdie Diskussionen hier feststellbar. Knechte haben häufig den Drang es ihren Herren recht zu machen.

Jetzt gerate ich in Schwieigkeiten, denn ich kann nicht sagen, wie ich unter dem Druck und den Verlockungen der kollektiven Geborgenheit nachgegeben hätte, ob ich gegangen wäre.

Freiheit ist auf jeden Fall umfassender zu sehen als nur absolute Sicherheit, die immer auf Kosten der Freiheit geht. Das stete Vorwärtsgehen nach dem Krieg und der erzwungenen Teilung, wie wandersmann schreibt, ist subjektiv richtig. Objektiv hinkte die Entwicklung der DDR-Ökonomie immer hinterher. Zu wenig Investitionen, zu geringe Produktivität, die Voraussetzung für d. Erreichung strategischer Ziele (Kommunismus - jedem nach seinen Bedürfnissen) war so nicht erreichbar.

[i]"Frei von Existenzängsten zu sein ist ein sehr hohes Gut, und in Umfragen unter DDR-Bürgern wird überwiegend bestätigt, dass diese Freiheit in der Rückschau das Leben damals stressfreier und planbarer gemacht hat...in Umfragen unter DDR-Bürgern wird überwiegend bestätigt, dass diese Freiheit in der Rückschau das Leben damals stressfreier und planbarer gemacht hat." wandersmann

Was für eine Freiheit ist denn das, wenn ich immer mit der Einkaufstasche herumlaufen muss, um die notwendigen Dinge zu ergattern? Warum die langen Schlangen vor den Geschäften in den 80ern? Warum die Einkäufe während der Arbeitszeit in den Stunden des fehlenden Materialflusses? Und das obwohl großspurig verkündet wurde, dass "die Lehre von Marx, Engels und Lenin zur mächtigsten kraft unserer Zeit" geworden ist. Sie sei "die einzige Wissenschaft, die die die Vergangen heit, Gegenwart und Zukunft bewusst begreifen und gestalten lässt" (Erich Honecker, Rede auf dem X. Parteitag; in KLeines Politisches Wörterbuch, Seite 582).

In Briefen aus der DDr erfuhren wir, wie entspannt die Arbeitszeit gestaltet werden konnte beim Friseur, beim Einkauf und beim gemeinschaftlichen Kaffee. Wirklich angenehm diese bezahlten Freistunden. Wo hätte man den notwendigen Krempel in den 80er Jahren denn herbekommen können, wenn man die ganze Arbeitszeit nur hätte schuften müssen. Fürwahr ein gemütliches Leben.

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nohidi
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von nohidi
als Antwort auf carlos1 vom 05.11.2014, 19:02:53
Das ist wirklich die erste wirklich hilfreiche Erklärung, Danke schön. Danke schön vor allem, das man darin keine Diffamierung der Menschen dieses Landes findet.
Karl
Karl
Administrator

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Karl
als Antwort auf carlos1 vom 05.11.2014, 19:02:53
Guten Morgen Carlos,

ich schätze Deine Beiträge, die voller Informationen und wertvoller Überlegungen stecken und meist keine persönlich unfairen Angriffe enthalten. Du erwähnst auch jetzt wieder einen Punkt, der alle ermahnen sollte von persönlichen Verurteilungen abzusehen.
Jetzt gerate ich in Schwieigkeiten, denn ich kann nicht sagen, wie ich unter dem Druck und den Verlockungen der kollektiven Geborgenheit nachgegeben hätte, ob ich gegangen wäre.

Ich weiß ansonsten, was mich an dieser Diskussion so nervt, das ist nämlich genau die Attitüde mancher, sich als die besseren Menschen hinstellen zu wollen, was ich bereits als "pharisäerhaft" bezeichnet habe. Ich plädiere dafür die Meinung eines jeden als ehrlich anzusehen. Es ist immer möglich in sachlicher Form Fakten zurecht zu rücken, aber die Tendenz den anderen die Last der Verantwortung aufbürden zu wollen, ist ungerecht. Auch wenn ich persönlich voller Freude über die Geschehnisse vor 25 Jahren war und darüber vor dem Bildschirm manche Freudenträne verdrückt habe und mit großer Empathie den Jubel vor Ort miterlebt habe, konnte und kann ich auch die Menschen verstehen, die fassungslos vor dem Zerbröseln ihres Weltbildes standen. Niemand kann und sollte diese Menschen pauschal verurteilen, die glaubten einer guten Sache gedient zu haben.
Wir sollten die objektiven Gründe analysieren, warum die DDR gescheitert ist, aber ich frage mich, was wir gewinnen, wenn wir auch heute noch auf den Gefühlen der anderen rumtrampeln?

Nicht an Dich gewandt und als allgemeine Bemerkung gedacht: Ich halte es für unstatthaft, die DDR auf eine Stufe mit dem Naziregime setzen zu wollen. Diese Versuche relativieren für mich in unerträglicher Weise die Nazigräuel. Die DDR hat als Staat gegenüber vielen Bürgern Unrecht walten lassen, aber die DDR hatte keine Massenvernichtungslager, niemand war aufgrund seiner Rasse staatlicherseits diskriminiert.

Karl
Tina1
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Tina1
als Antwort auf carlos1 vom 05.11.2014, 19:02:53

Die Mehrheit der Bürger akzeptiert den Staat aus gleichen Gründen wie beim obligatorischen Sicherheitsgurt. Sicherheit über alles! - Sicherheit vor Unfall, Sicherheit vor Verbrechen (ganz wichtig! man denke an Verhältnisse bei uns heute). Wirtschaftliche Sicherheit. Soziale Sicherheit. Sicherheit davor eigene Entscheidungen treffen zu müssen - und vor ihren Konsequenzen. Dafür aber bedingungslose Ergebenheit erwartet und das Leben bis in die Freizeit gestalten will (Sondereinsätze).

Ja so war es und der Mensch,( ich spreche von mir), der so auf wächst ist kaum noch bereit ein Risiko einzugehen, auch wenn er gern was verändern wurde. Man ist bereit auf vieles zu verzichten Hauptsache "Sicherheit". Man merkt erst viel später diese bedingungslose Ergebenheit, das lief alles automatisch.
Aber das alles geht nur bis zu einem gewissen Punkt und der wurde vom Staat deutlich überschritten. Die meisten Menschen wurden immer unzufriedener allein über das Konsumangebot, was immer schlechter wurde, es fehlte an allen auch an ganz banalen Sachen.
Man war ständig auf der Suche nach etwas, man stand stundenlang in Schlangen vor den Geschäften wenn es mal Mangelware gab und wenn man dran war gab es das nicht mehr weswegen man anstand. Das war bis 1989 so. Man war nur noch frustiert.

Gehen wir mal zum "Wohnungsbauprogramm" des Staates über u. das auf meine Heimatstadt bezogen. P. hat einen wunderschönen, historischen Altsternkern in dem ich 20 Jahre lebte. Das hat man aber erst nach der Wende wo alles saniert war richtig gesehen. Wir haben damals nur alte, graue, runtergekommen Häuser gesehen, aber auch daran hatte man sich gewöhnt. 1989 war der größte Teil der Altstadt schon garnicht mehr bewohnbar. P. wurde immer mehr eine "Geisterstadt". Man muss sich mal vorstellen wie das heute aussehen würde wenn es die Wende nicht gegeben hätte?

Der Staat, die Stadtverwaltung hat die Bausubstanz einfach verkommen lassen. Denn die Häuser, vorallem die großen Stadthäuser gehörten dem Staat und in so einen Haus habe ich gewohnt. Einige wenige kleine Häuser in den Gassen waren noch privat, aber die Leute hatten weder Geld noch gab es Baumaterial, es gab auch keinerlei Unterstützung des Staates, weil man kein Interesse an Altbauten hatte. Man hat alles verstaatlicht war aber nicht in der Lage es zu bedienen.
Deshalb war dann das Bestreben der Bürger nach einer Neubauwohnung außerhalb der Altstadt, man wollte nicht weiter in den heruntergekommen, alten, muffigen Häusern ohne Bad leben. Dieser Zustand war noch 1989 so. Aber auf eine Neubauwohnung musste man Jahrzehnte warten, wenn man sie überhaupt bekam. Auch das wurde alles staatlich geregelt.
Meine Eltern waren fast 60 Jahre als sie endlich aus diesem "Loch" raus kamen.

Heute nach der Wende ist dieses wunderschöne Städtchen wieder erblüht und zu einem touristisches Anziehungspunkt geworden. Jetzt erst kann man sehen was diese Häuser wirklich zeigen wollen, mit all ihren historischen Details. Man kann sich nicht satt sehen und entdeckt immer wieder neues an den Fassaden.
Und dies schönen Häuser wären irgendwann einfach abgerissen wurden, man darf nicht drüber nachdenken.

Es war für uns ganz schlimm zu wissen das wir erst das Land verlassen mussten, wie tausende, damit dieses passiert.
Wie gern hätten wir vorher in so einem, renovierten wunderschönen Städtchen gewohnt.
Ich erlaube mir mal an Hand paar wenigen Beispielen das zu dokumentieren. Vorher- Nachher.
Schade das man die Fotos nicht nebeneinander stellen kann, das wäre platzsparend.

Tina











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Tina1
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Tina1
als Antwort auf carlos1 vom 05.11.2014, 19:02:53

Eitler Selbstbetrug. Die DDR litt unter dem Phänomen der verdeckten Arbeitslosigkeit, die auf der Überbesetzung der Stellen, mangelnder Produktivität und Materialmangel beruht.

Carlos du hast Recht. Aber auch das wusste jeder DDR Bürger das die meisten Arbeitsplätze künstlich erhalten wurden. Also es gab schon lange die versteckte Arbeitslosigkeit. Aber das war uns egal, wichtig war das wir Arbeit hatten. Aber die Frage stellte sich schon wie lange kann das gut gehen? Das kann wirtschaftlich zu nichts Guten führen, was wir dann ja zu spüren bekommen haben.

Genau dieses Mankos wegen und der daraus folgenden Doppelmoral kündigten polnische Dissidenten in den frühen 70ern ihr Doppelleben auf. Der polnische Weg war ab den 80ern der Weg zurück zur Individualisierung, einem Leben, in dem jeder/jede die jeweils eigenen Wahrheiten aussprechen kann. Die werkelten an ihrem Modell-Beispiel des Doppellebens herum, unterwürfiger und knechtischer und ausgiebiger als alle anderen Nationen des Ostblocks, die Sowjetunion inbegriffen. Das ist bis incdie Diskussionen hier feststellbar. Knechte haben häufig den Drang es ihren Herren recht zu machen.
Die Bereitschaft zum Doppelleben oder die Kluft zwischen dem öffentlichen und privaten Ich, der öffentlichen und privaten Sprache beschließt leider auch eine Doppelmoral ein. Wenn jemand bereit ist einem staatlichen Handeln (öffentlich) zu zuzustimmen, dem er/sie privat niemals zustimmen würde, ist das Doppelmoral: Kollektivierung des Willsens.

Auch hier kann ich dir zustimmen.
Es gab nicht nur die Kollektivierung des Willens, zwang zur einheitlichen Meinung, "Nicken" wenns verlangt wird, was dann wie du sagst zum Doppelleben u. Doppelmoral führte, sondern es gab für alle Bereiche eine "Kollektivierung", was dann ins Privatleben übergriff. Ein Leben wo eine "Norm" vorgeschrieben wurde. Das lief alles automatisch.
Hier ein paar Beispiel dafür. Das lief dann so das man plötzlich Pionier, später Thälmannpionier wurde, anschließend wurde man Mitglied der FDJ. Womit es zu Freizeitaktionen kam die festgelegt wurden. Wie "Pioniernachmittage", FDJ Versammlungen, Meeting's,Teilnahme an politischen Veranstaltungen usw.
Es gab die Jugendweihe an der man teilnehmen musste, außer man war in der Kirche u hätte eine Konfirmation machen können. Aber auch das war nicht gern gesehen, haben daher die wenigstens gemacht. Man wurde Mitglied der DSF, wofür man einen Beitrag zahlen musste. Im Berufsleben wurde man automatisch Mitglied eines "sozialistischen Kollektivs" wo gemeinsame Unternehmungen in der Freizeit erwartet wurde. Das war alles vorprogrammiert,lief also automatisch, man wurden gelenkt u gesteuert. Was ich hier berichte war mein eigenes Erleben, das war auch mein Weg.
Die Pionierorganisation fand ich garnicht so schlecht, da habe ich gute Erinnerungen. Das muss ich auch erwähnen.

i]"Frei von Existenzängsten zu sein ist ein sehr hohes Gut, und in Umfragen unter DDR-Bürgern wird überwiegend bestätigt, dass diese Freiheit in der Rückschau das Leben damals stressfreier und planbarer gemacht hat.
wandersmann

Was für eine Freiheit ist denn das, wenn ich immer mit der Einkaufstasche herumlaufen muss, um die notwendigen Dinge zu ergattern? Warum die langen Schlangen vor den Geschäften in den 80ern? Warum die Einkäufe während der Arbeitszeit in den Stunden des fehlenden Materialflusses? Und das obwohl großspurig verkündet wurde, dass "die Lehre von Marx, Engels und Lenin zur mächtigsten kraft unserer Zeit" geworden ist. Sie sei "die einzige Wissenschaft, die die die Vergangen heit, Gegenwart und Zukunft bewusst begreifen und gestalten lässt" (Erich Honecker, Rede auf dem X. Parteitag; in KLeines Politisches Wörterbuch, Seite 582).

Hier hatte ich schon eine Antwort gegeben. Meine Zustimmng hatte der Satz." Frei von Existenzängsten zu sein ist ein sehr hohes Gut".......
Du hast recht, das Leben wurde dadurch nicht stressfreier, denn man war immer auf der Suche nach etwas. Man stand stundenlang in den Schlangen vor den Geschäften und wenn man dran war gab es das nicht mehr was man wollte u dabei ging es um ganz banales. Wenn es mal Mangelware gab dann hat man sich gegenseitig informiert u wenn es sein musste sind wir dann während der Arbeitszeit los gegangen. Die Chefs waren nicht mehr in der Lage da nein zu sagen, weil sie die Engpässe kannten. Aber die Zeit musste nach gearbeitet werden. Das alles hat immer mehr genervt u. man war voller Frust. Heute frage ich mich wie man das alles ausgehalten hat? Aber viel schlimmer noch war diese Unfreiheit in allem, dieser politische Zwang.

Jetzt gerate ich in Schwieigkeiten, denn ich kann nicht sagen, wie ich unter dem Druck und den Verlockungen der kollektiven Geborgenheit nachgegeben hätte, ob ich gegangen wäre.

Carlos und genau das war auch unser Problem. Das war auch der Grund das wir 40 Jahre geblieben sind.
Ich bin mir daher nicht oder fast sicher wenn das in Ungarn nicht gekommen wäre, dieses Angebot unkompliziert u organisiert gehen zu können, ob wir nach dem Urlaub noch gegangen wären. Denn über "Ausreiseantrag" kam für uns bis dahin nicht in Frage, weil man in den Moment den Schikanen der Stasi ausgesetzt war.

Carlos ich sehe das hier, ich vermute auch du, als eine politische Diskussion, bezogen auf den Titel des Threads. Ein Zurückschauen und Erinnern, was der 25. Jahrestag dem Fall der Mauer durchaus legitimiert. Es geht also immer u den Staat u. was man erlebt hat in diesem Staat, nie um ein Beurteilen der Menschen und ihre Geschichte.
Tina




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puckin
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von puckin
als Antwort auf Tina1 vom 06.11.2014, 13:41:16
Die ganze diskussion krankt doch schon an der themenstellung.
Die DDR war ein übler unrechtsstaat und wer auf diesen "staat" stolz ist, macht sich gemein mit den mauerbauern und mauermördern, mit den stasischergen, den haftbedingungen in diesen gefängnissen, mit üblen strafen für "andersdenkende" und schlimmer noch für anderssprechende und den menschenhandel, heißt "freikauf" von "politischen" häftlingen.
Das alle die in der DDR lebten und wegen wohnsitz und geburt dort leben mußten keine andere wahl hatten entweder mit den "wölfen zu heulen" oder unter gefahr zu widersprechen oder, wie die meisten, sich irgendwie einzurichten, hat mit dem staat DDR und der haltung dazu nix zu tun.
Insofern ist die diskussion etwas sinnentleert und alle, die hier ihr leben schildern und sich für ihr DDR bürgertum angegriffen fühlen liegen entweder daneben oder waren tatsächlich"stolz" auf diesen unrechtsstaat.
Wer dort lebte, leben mußte, nicht kriminell oder "staatstragend" oder informant oder "scherge" war, hat sein leben gelebt, so gut es eben ging und das ist nicht zu kritisieren

Das gesundheitswesen und schulsystem von der struktur und vom aufbau her gut gestaltet waren, ist ein nebeneffekt, der durch die miserable mmedizintechnische und medikamentöse ausstattung des gesundheitssystems und die orientierung des bildungssystems auf die erztiehung eine " sozialistischen" neuen menschen wieder verschlechter wurden.
olga64
olga64
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von olga64
als Antwort auf puckin vom 06.11.2014, 15:32:07
Ich finde es ignorant und auch nicht gut, wenn jemand hier von sinnentleerter Diskussion und falschem Thema schreibt. Ich bewundere die Menschen, die uns hier schildern, was sie fühlen und womit sie anscheinend auch nach so langer Zeit schwer fertig werden.
Aber es macht wohl einen Unterschied, wer dies liest - eine Wessi-Frau wie ich (die gerne Details dazu hört und liest, weil sie nur so etwas erfahren kann) oder ein früherer Ossi, der wohl vieles bis heute verdrängt hat.
Der Begriff Unrechtsstaat ist dämlich - wenn er nur das Pendant zum Rechtsstaat wäre, ginge es ja und würde auch stimmen. Aber ein Volk, das keinerlei Einfluss nehmen konnte mit diesen unfähigen politischen Schergen in einen Topf zu werfen, finde ich unverschämt.
Das führt dann auch zu der nach wie vor bestehenden Aversion Ost gegen West und es fällt dann auch schwer einzusehen, dass die Ostdeutschen für diese gigantischen Verfehlungen ihrer Regierenden bezahlen müssen - genau wie wir im Westen. Und dies nicht nur ausgedrückt in Billionen Euros, sondern auch mental und einer gewissen Unfähigkeit, einander zu verstehen. Olga
puckin
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von puckin
als Antwort auf olga64 vom 06.11.2014, 15:43:27
Und dies nicht nur ausgedrückt in Billionen Euros, sondern auch mental und einer gewissen Unfähigkeit, einander zu verstehen. Olga[/quote]

Mensch olga, soviel selbskritik, das läßt ja auf besserung hoffen.
Hatte ich dir nicht schon mal geraten, vorher richtig zu lesen und nachher lieber zu schweigen, als öfter irgendeinen murks
abzusondern.
Noch eine frage:
wie oft willst du den ossis denn noch die kosten der vereinigung "genußvoll" um die ohren hauen, das nimmt doch keiner mehr ernst.

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