Internationale Politik Stolz auf die DDR ?

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 01.11.2014, 10:43:19
"Ein Lächeln hat recht, wenn sie sagt, dass wir nicht für die Wiedervereinigung auf die Straße gegangen sind. Wir wollten eine andere DDR."


Diese Forderung nach Einheit Deutschlands schon im Oktober 1989 zu erheben, wäre völlig sinnlos gewesen, weil die Einheit auf Grund der damaligen politischen Lage noch weit weg war.
Im März 1990 sah das schon deutlich anders aus.
An dem Wahlergebnis in der DDR im März 1990 konntest du deutlich ablesen, was die DDR-Bevölkerung letztendlich wollte. Die Wahlbeteiligung lag bei über 93%.
Eine sehr große Mehrheit wollte nicht etwa eine reformierte DDR vielleicht unter Führung der SED-Nachfolger, sondern ganz klar eine feste Anbindung an die Bundesrepublik.
CDU: 41% / DSU 6% / SPD 22% - macht zuammen fast 70 % - nur reichlich 16%( SED-Nachfolgepartei-Wähler).
Deutlicher geht's nicht.
Man sollte sich nicht etwas in die eigene Tasche lügen, was der Realität nicht entspricht.
Ich bin froh, dass die deutsche Einheit schnell kam, denn ich war damals immerhin knapp 50, als das geschah.
Meine Schwiegermutter starb 4 Monate nach dem 3. Oktober 1990.
Ihre Rente hatte sich schlagartig v. 389 Ostmark auf 925 Westmark erhöht.
Sie hatte in ihrem gesamten Leben noch nie so viel Geld in der Hand gehabt.
Andere Vorteile der Einheit konnte sie nicht mehr genießen.
adam
adam
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von adam
als Antwort auf dutchweepee vom 01.11.2014, 10:43:19
Wie oft warst Du denn im Stasi-Knast, wenn Dir das Schicksal der politisch verfolgten so sehr am Herzen liegt? Ich war mit 17 das erste Mal in U-Haft weil ich beim Konzert "Schwerter zu Pflugscharen" in Saalfeld verhaftet wurde. 1989 saß ich dann mehrfach im Stasi-Kahn, wegen der Montagsdemos in Karl-Marx-Stadt.

Ein Lächeln hat recht, wenn sie sagt, dass wir nicht für die Wiedervereinigung auf die Straße gegangen sind. Wir wollten eine andere DDR.


dutch,

man muß nicht in einem DDR-Gefängnis gesessen haben, um die politischen Verhältnisse der DDR kommentieren zu können und dürfen.

Daß Du eine andere DDR wolltest und keine Wiedervereinigung ist bekannt. Das gibt Dir aber nicht das Recht, die damaligen oder heutigen Bundesbürger herab zu würdigen. Auch Du hast Dich an die Entscheidung der Mehrheit zu halten und Anstandsregeln, bis hin zu gesellschaftlichen Verboten, wie Beleidigungen, zu beachten.

Du wollstest eine andere DDR? Dann reißen wir das Thema doch mal an. Mit wem? Von was? Und wo?

Du hättest keine Mitbürger gefunden, denn die Mehrheit wollte die Wiedervereinigung.

Die DDR war so runtergewirtschaftet, daß Deine neue DDR, ehe sie überhaupt gegründet war, mit etwa 4 Billionen DM (West) Investitionsbedarf gestartet wäre. Woher nehmen?

Und nun das Wo: Die DDR war ein Staat nach dem Willen der Sowjetunion und wurde geduldet, weil der Westen keinen Krieg angefangen hätte, um ein paar Millionen Deutsche, Mitschuldigen an zwei verhehrenden Weltkriegen, aus einer Diktatur zu befreien. Die Bundesrepublik war außenpolitisch nicht souverän. Ab 1989/90 war die Sowjetunion nicht mehr in der Lage, die Staaten des Warschauer Paktes zu beherrschen und zusammen zu halten. Die wollten alle nix wie weg und in die EU und Nato.

Was waren eigentlich die Bundesrepublik und die DDR bis 1990 für seltsame Staaten?

Zuerst, nach dem Krieg, wohl nur Pufferzonen zwischen den neu entstehenden Blöcken. Dort hätte ein konventioneller Krieg stattgefunden, wenn es so gekommen wäre. Was aus den Deutschen und ihren "Staaten" geworden wäre, hätte niemanden interessiert (WK 1+2, Auschwitz).
Dann wurden die deutschen Staaten zu nicht souveränen Aushängeschildern der Blöcke. Mit einem Unterschied: Schon die Regierung Adenauer der Bundesrepublik bekannte sich zu Schuld und Verantwortung aus der Vergangenheit, während die DDR-Regierung den antifaschistischen Staat proklamierte und von Schuld und Mitverantwortung nichts wissen wollte. So wuchs die Bundesrepublik in die Rolle des Nachfolgerstaates des Deutschen Reiches. Alles hing/hängt davon ab, ob das Deutsche Reich 1945, mit dem Kriegsende und der Kapitulation, untergegangen war oder nicht.
Theoretisch ließ/läßt sich darüber streiten, ob es noch ein Staatsvolk gab, geltende Grenzen und eine funktionierende Rgierung. In der Praxis konnte man das, in Bezug auf die Bundesrepublik, relativ schnell bejahen, nicht zuletzt, weil die Bundesrepublik zahlte, sich im Westen und der Welt einordnete und dabei die Vergangenheit als Last schulterte. Die überwiegende Mehrheit der Rechtswissenschaften betrachtete die Voraussetzungen der Nachfolge der Bundesrepublik als Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches als gegeben an. Nicht die DDR. Folglich bestanden für die Bundesrepublik Gebietsansprüche auf das Gebiet der DDR und rechtlich betrachtet wäre die DDR nicht mehr gewesen als ein fehl geschlagener Seperationsversuch.

Mir ist nicht bekannt, ob und inwiefern dieses Thema bei den 2+4 Gesprächen behandelt wurde oder ob man es wohlweislich umging, weil ja, durch das Grundgesetz der Bundesrepublik, die Aufnahme der DDR, nach Beantragung und Willen der DDR-Bürger, möglich war. Das Thema berechtigt aber die Frage an Dich dutch, wo Du die "andere" DDR gegründet und wie ein souveränes Staasgebiet begründet hättest? Einfach mal so gründet sich kein neuer Staat.

--

adam
Tina1
Tina1
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Tina1
als Antwort auf adam vom 01.11.2014, 11:59:18
...adam ich sehe gerade das du einiges geschrieben hast, was ich auch gerade, außerhalb von st, mir aufgeschrieben habe. ich werde es trotzdem als kommentar bringen, denn ich wurde angesprochen.
tina

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Tina1
Tina1
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Tina1
als Antwort auf dutchweepee vom 01.11.2014, 10:43:19
Wie oft warst Du denn im Stasi-Knast, wenn Dir das Schicksal der politisch verfolgten so sehr am Herzen liegt? Ich war mit 17 das erste Mal in U-Haft weil ich beim Konzert "Schwerter zu Pflugscharen" in Saalfeld verhaftet wurde.
Ein Lächeln hat recht, wenn sie sagt, dass wir nicht für die Wiedervereinigung auf die Straße gegangen sind. Wir wollten eine andere DDR.


dutch ich war nicht im knast weil ich verantwortung für 2 kinder hatte. ich hätte ihnen niemals das schicksal zugemutet was dann auf sie zugekommen wäre, also abschieben in ein kinderheim!

aber meine meinung ist das man nicht selber im knast gewesen sein muss um das alles verurteilen zu können. ich kenne aber viele schicksale persönlich. du verurteilst zb vieles auf der welt, wo du aber selber nicht dabei warst, dir nichts passiert ist.

dutch ein frage, darf in deinen augen die schicksale politischer verfolgter einen menschen nur dann am herzen liegen wenn er selber im knast war? deine denkweise ist für mich nicht nachvollziehbar. passt m.e auch nicht zu deiner gesinnung. auch kommunisten sollten gegen jedes unrecht sein. wenn es sich um linentreue politisch verfolgte gehandelt hätte, hätten dann diese schicksale dein interesse mehr gefunden?

ich sage dir auch ehrlich deine "knastgeschichten" sind mir auch nicht geheuer. wenn man mit 17 jahren schon solche negativen erlebnisse mit dem staat hatte, dann ist es für mich schwer nachzuvollziehen das man sich dann etwas später freiwillig verpflichtet dem staat länger zu dienen. damit hast du deutlich gemacht das du zu dem Staat stehen willst, du mit dem DDR regime konform warst u. freiwillig bereit warst für diesen staat zu kämpfen, also die waffe in die hand nehmen, wenn es sein muss auch gegen die eigenen deutschen. diese tatsache ist für mich unlogisch. das ist nur ein beispiel es gibt viele.

auf grund deiner aussagen muss ich dir mal die fragen stellen, wie stehst du überhaupt zu politischen verfolgten von damals? waren sie mit recht im knast? vertrittst du vielleicht die meinung eines herrn e.v. schnitzler der bis zu seinem tot sagte: "es gab keinen einzigen gefangenen im DDR gefängnis der kein unrecht getan hat". also es waren alles verbrecher die das land verlassen wollten u eine andere meinung hatten? da du das alles so verharmlost oder immer wieder ablenkst von diesem thema muss man sich einfach solche fragen stellen.

das du den staat erhalten wolltest das glaube ich dir gern. aber du solltest da nicht von "wir"reden, also von allen menschen reden, denn es gab mehr die die einheit wollten. der beweis war die wende. das sollte auch akzeptiert werden so wie ich auch akzeptiere das manche die hoffnung hatten das man den staat reformieren kann. die hoffnung hatten wir schon lange nicht mehr, denn es war lange genug zeit das man das hätte tun können. wenn man nur an den 40 igsten jahrestag denkt, wo alle noch vor honecker gejubelt haben, da kann man nicht erwarten das diese leute für eine reform waren. sich aber heute so hinstellen wollen als wären sie es. sie waren dann plötzlich auf den demonstrationen? ist schon lustig wenn man das so hört. das sind meine gedanken zu deinem kommentar.

tina
Tina1
Tina1
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Tina1
als Antwort auf circe vom 01.11.2014, 11:17:37
ich finde, das die Diskutanten, welche den Osten so gut kennen mal schreiben sollten ich in welcher Zeit sie im Osten gelebt haben!
Vor allen bei Tine und klaus würde es mir helfen sie besser zu verstehen!


das kann ich dir gern beantworten. ich habe 40 ig jahre in der ddr gelebt. also wesentlich länger wie dutch. wenn man 2 kinder hat ist das erleben und sind die probleme auch ganz andere, wie bei dutch.
ich habe da ich das alles auch als kind erlebt habe, auch immer betont das ich das als gute erinnerung habe. aber ich wurde später immer mehr eines besseren belehrt.
tina
Edita
Edita
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Edita
als Antwort auf dutchweepee vom 01.11.2014, 10:43:19
Ich denke mal, daß in 10 bis 20Jahren spätestens die Wessis und Ossis ausgestorben sind, spätestens dann, ist die DDR nur noch ein " wunder Punkt " in der Geschichte Gesamtdeutschlands, für die jungen Leute ist es eh heute schon so!

Edita

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justus39
justus39
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von justus39
als Antwort auf ehemaligesMitglied41 vom 01.11.2014, 02:59:01

Vielleicht sollte sich so manch einer daran erinnern, worin das eigentliche Ziel der 89-ziger Bewegung bestand. Es war nicht das Ziel die DDR aufzulösen, von Wiedervereinigung war nicht die Rede.
Die Bürger waren unzufrieden mit der Politik und was daraus gemacht wurde.
Sie gingen auf die Straße für mehr Demokratie, für mehr Freiheit und für mehr Rechte. Kohl hat seine Chance genutzt und die Wiedervereinigung forciert.
Die blühenden Landschaften lockten, wer sollte da widerstehen?
Der DDR Bürger war überfordert und musste erst lernen, sich in der neuen Welt zurechtzufinden.
---------------------
Lasst uns unsere Vergangenheit und hoffen wir, dass sie sich nie mehr so wiederholt.
Ich persönlich wünsche mir für unser Land mehr Gerechtigkeit auf allen Ebenen.

siebenboerner
geschrieben von ein_laecheln_fuer_dich

Wir wollten zunächst nur Freiheit auf allen Gebieten, da muss ich Dir Recht geben.

Man könnte ja einmal dazu eine Volksbefragung durchführen, mit welchem Vorsatz unsere Landsleute damals auf die Straße gingen. Sie würde das sicherlich bestätigen, aber sie sind inzwischen in alle Himmelsrichtungen verstreut und nur mit großem Aufwand wieder statistisch zu erfassen. Es hätte auch nur sehr wenig Sinn, und es gäbe auch keinen Weg zurück.

Es ist vielleicht nicht vermessen, wenn ich zu behaupten wage, dass in beiden Deutschen Staaten die Hoffnung und auch der Wunsch nach einem wiedervereinigten Vaterland bestanden.
Aber die Menschen, die auf die Straße gingen hatten zunächst tatsächlich nur mehr Freiheit zum Ziel.
Als dann die Grenzen plötzlich offen waren, gab es allerdings kein Halten mehr, da war das Ende der DDR schon eingeläutet.
Es blieb nur noch auf die Schnelle einen Einigungsvertrag zusammen zu flicken, der sicherlich gerechter und weniger verlustreich ausgefallen wäre, wenn diese Verhandlungen schon einige Jahre vorher und auf Augenhöhe erfolgt wären.

Für mich und meine Familie war es besonders tragisch, da wir vorher schnell noch unser Grundstück verschenkt, alle Brücken abgebrochen und unser Vermögen regelrecht verschleudert hatten.
So haben wir noch einmal bei Null angefangen, aber wieder sehr viel Glück gehabt, und letztendlich haben wir auch von der Wiedervereinigung profitiert, und ich habe allen Grund zufrieden zu sein.
Es hätte alles viel, viel schlimmer kommen können.

Das ganze kleinliche und meist sehr unsachliche Gezänk hier macht die Sache nicht besser, und so richtig ernst nehme ich es schon gar nicht mehr.
Es wäre schön, wann man sich über dieses Thema und über Einzelschicksale ohne Vorurteile und Seitenhiebe versöhnlich und niveauvoll unterhalten könnte.
So etwas habe ich schon erlebt.

justus
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf justus39 vom 01.11.2014, 13:55:32
Ihr beide schreibt mir aus dem Herzen!
lupus
lupus
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von lupus
als Antwort auf Tina1 vom 01.11.2014, 12:55:44
Kannst du auch mal schreiben was du so ins "Kollektivtagebuch" reinformuliert hast?


lupus
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf lupus vom 01.11.2014, 18:40:13
Ich verstehe Deine Frage nicht lupus ...was soll das? Dies ist einfach nur eine Gemeinheit und keinen Menschen interessiert das. Tina hat gelebt, gearbeitet und auch wie wir alle funktioniert - da braucht es solche Fragen nicht.

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