Internationale Politik Streifzüge durchs Internet

miriam
miriam
Mitglied

Streifzüge durchs Internet
geschrieben von miriam
Auf meinen Streifzügen durchs Internet, stieß ich heute auf den Namen von Willi Winkler, mir eigentlich als Buchautor noch nicht bekannt.

Bekannt war er mir zwar als Literaturkritiker der Süddeutschen Zeitung, doch die Liste seiner Bücher, die mir zum Teil spannend scheint, kannte ich nicht.

Zwei der Titel fand ich besonders viel versprechend:

" Der Schattenmann. Von Goebbels zu Carlos: Das mysteriöse Leben des François Genoud"

und

" Alle meine Deutschen. Ein Bestiarium"

Sein neuestes Buch ist "Der Schattenmann..." - und das Thema zeigte mir nochmals wie Vieles mir und wahrscheinlich auch manch anderen, nur durch das Internet bekannt wird.

Ohne das Buch nun schon gelesen zu haben, erlaube ich mir trotzdem den Inhalt, wegen der historischen Ereignisse bzw. deren Brisanz die darin enthalten sind, kurz zu schildern.
Der Name des Schattenmannes, der eine reelle Figur war, ist Francois Genoud, ein Schweizer Bankier, geboren in Lausanne in 1915, aus dem Leben durch Suizid geschieden im Jahr 1996.

Genoud war ein großer Anhänger und auch Förderer der Nazidiktatur, Bewunderer sowohl von Hitler als auch von Joseph Goebbels, später galten seine Sympathie und auch seine Unterstützung den Arabischen Nationalisten.

Doch Genoud war zugleich auch ein gewivter Geschäftemacher.
Und so sichert er sich nach dem Krieg die Urheberrechte zu allem was Joseph Goebbels geschrieben hatte. Daran verdiente er ein Vermögen - da er ja neben seinem Interesse am Erhalt des Werkes von Goebbels, sich daran auch bereichern wollte.

Dazu schreibt Willi Winkler:


"Bei Genoud ist das Besondere, dass er staatlicherseits zugebilligt bekam, dass man, auch wenn man gläubiger Nazi ist, nach 1945 viel Geld verdienen kann."

Genoud sind nun alle Türen offen zur besseren Gesellschaft(!) wo er ein begehrter Gast ist - und dies wirft m.E. ein besonderes Licht auf die Gesellschaft der Nachkriegszeit.

Es besteht an der Person Genoud auch ein besonderes Interesse in den Reihen der Verlage und auch der Forschungsinstitute.

Während des Eichmann-Prozesses, ist Genoud derjenige, der die Verteidigung dieses Massenmörders organisiert und auch finanziert.
Er wird genau so im Jahre 1987 verfahren - als der Prozess gegen Klaus Barbie ansteht.

Seine ideologische Einstellung, hat Genoud stets offen kundgetan - und die Verlage haben ihm treu und fleißig die Tantiemen weitergezahlt.

Als Genoud später Arabische Nationalisten unterstützt, geht es ihm hauptsächlich um Entführungen wie diejenige der Lufthansamaschine im Jahr 1972 . Und es geht immer auch um den gemeinsamen ewigen Feind: die Juden und Israel.

Willi Winkler kennzeichnet Genoud als "typischen Schreibtischtäter" - dazu der Autor:
"Er hat nie eine Waffe in die Hand genommen - typisch für Schreibtischtäter. Er hat sich immer mit Leuten, die zur Gewalt neigten, zusammen getan. Darum konnte er mit Wadi Haddad zusammenarbeiten und für die Palästinenser die Lufthansa erpressen - die dann auch brav gezahlt hat. Er aber konnte immer sagen: Ich habe nichts getan."

Ich weiß nicht wie es Euch geht, beim Lesen dieser Fakten. und mit der Bekanntschaft von Francois Genoud. . Ich gestehe, dass ich diesen Text mit einiger Mühe geschrieben habe.

Miriam.

carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Streifzüge durchs Internet
geschrieben von carlos1
als Antwort auf miriam vom 16.01.2011, 16:49:25
"Ich weiß nicht wie es Euch geht, beim Lesen dieser Fakten. und mit der Bekanntschaft von Francois Genoud. . Ich gestehe, dass ich diesen Text mit einiger Mühe geschrieben habe." Miriam.


Mich hat, um ein Bild zu gebrauchen, dieser Beitrag beim Lesen fast vom Sessel gehoben. Die Figur des Schweizer Bankiers Genoud ist ein Beipsiel dafür, wie weit in die einzelnen europäischen Gesellschaften hinein die Ideen des Nationalsozialismus wirkten, vor allem der Antisemitismus. Neben Frankreich, wäre als Beispiel auch England zu nennen, wo die Abdankung König Edwards VIII, heute ganz und gar nicht nur einen amoureusen Hintergrund besaß. Die Amerikanerin Wallis Sympson sympathisierte eindeutig mit Hitler, wie aus Quellen heute bekannt ist. Die britische Regierung war besorgt, dass der König zu weit gehen könnte: Die vom König angebetete Amerikanerin hatte auch persönliche Beziehungen zu Ribbentrop, Mitte der 30er Jahre deutscher Botschafter in London. Seine Abdankung wurde diskret in die Wege geleitet. Auch in Großbritannien war unter Mosley eine kleine Nazipartei am Werk.

Erstaunlich wie diese Verbindung von Geschäft und Ideologie, genauer gesagt mit dem Antisemitismus auch nach dem Krieg, auch nach dem Bekanntwerden der Gräuel der Vernichtungslager sich in einer Allianz mit dem arabischen Nationalismus und Terror fortsetzte. Eigentlich ein Thema für den Bereich Geschichte.
clara
clara
Mitglied

Re: Streifzüge durchs Internet
geschrieben von clara
als Antwort auf carlos1 vom 26.01.2011, 12:24:06
Ja, Carlos, dass der Ex-König Edward und fast noch mehr seine Frau stramme Nazianhänger waren, war mir bis vor kurzem auch neu. Ein Film darüber neulich brachte Aufklärung. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn sich dieser Mann mit Hitler verbündet hätte! Er war zunächst ja unheimlich beliebt beim Volk, der Kommentator sagte "100 mal mehr, als der heutige übernächste Thronfolger, Prinz Wiliam."

Clara
miriam
miriam
Mitglied

Re: Streifzüge durchs Internet
geschrieben von miriam
als Antwort auf clara vom 26.01.2011, 12:37:42
Danke dir Carlos - und Dank auch an dich Clara, – freue mich sehr, dass dieses Thema wieder aufgegriffen wurde.

Eine gewisse Verbindung sehe ich persönlich auch mit dem Thema der Nationalhymnen – denn auch bei den letzteren geht es des Öfteren um die Verherrlichung bzw. das Aufrechterhalten einer Vergangenheit, so wie sie eigentlich nicht gewesen ist – bzw. so wie sie dann manchmal ins kollektive Gedächtnis einfließt. (Siehe dazu den Text der Marseillaise, den ich beim Thema eingesetzt habe).

Genoud hat ja in seiner Weise etwas Ähnliches getan, er betrachtete die Rolle der Nationalsozialisten bzw. die von Goebbels, als eine Sternstunde der Deutschen Geschichte.

Wo fängt Geschichtsfälschung an – warum besteht dieses Bedürfnis Legenden bzw. Helden die gar keine waren – aufrecht zu erhalten oder sie zu erfinden?

Carlos - du hast völlig Recht, das Thema gehört in dem Bereich Geschichte, dies hätte schon der Titel signalisieren sollen.

Liebe Grüße

Miriam

Anzeige