Internationale Politik Tyrannenmord

JuergenS
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Tyrannenmord
geschrieben von JuergenS
Auch ich bin dafür, dass man des mißlungenen Attentats auf Hitler durch die Gruppe um Graf Staufenberg, einem offensichtlich ehemaligen Hitler-Anhänger als besonderes Ereignis gedenkt.
Darf man sowas aber feiern, wie es heute geschieht?
Seit Jahren beschleicht mich da ein Unbehagen, das ich nicht näher beschreiben kann. Bitte keine platten Antworten, ich bin überzeugter Demokrat und war zu Kriegsende 5.
dutchweepee
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Re: Tyrannenmord
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf JuergenS vom 20.07.2013, 16:22:16
Ich sehe diesen Kult um Staufenberg als eine Art "Feigenblatt" des Bürgertums und Adels. Man schämt sich, dass die große Masse des antifaschistischen Widerstands aus der Arbeiterklasse kam und der größte Blutzoll von den Kommunisten und Sozialdemokraten erbracht wurde. Das Klein- und Großbürgertum ließ die Faschisten die Grobe Arbeit machen, während man selbst antisemitisch und deutschnational zuschaute.

So wird Staufenberg eben überbetont unter dem Motto: "Schaut her, wie wir gegen Hitler gekämpft haben", dabei hatten die Putschisten keinesfalls das Ziel, am System selbst etwas zu ändern oder den Krieg zu beenden. Man wollte nur Ruhe im Westen, um weiter Richtung Ural marschieren zu können.
qilin
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Re: Tyrannenmord
geschrieben von qilin
als Antwort auf JuergenS vom 20.07.2013, 16:22:16
Hmmm - ich denke das zu feiern ist jedenfalls zweifelhaft. Ich habe höchste Achtung vor Stauffenberg, Tresckow, Kleist etc. [vgl. das heutige 'Unnütze Wissen'], aber - das waren Überzeugungstäter, die wir vom heutigen Standpunkt als 'gut' sehen, ebenso wie etwa Andreas Hofer und Joseph Speckbacher - die galten für die 'rechtmäßige Regierung' auch als Insurgenten und Terroristen. Mohammed Atta war auch Überzeugungstäter - ihn sehen wir nicht als 'gut' an; die erste 'Selbstmordbomberin' der Geschichte ist christliche Lokalheilige auf Zypern... Wie sagt Nietzsche so schön -

"Gut und Böse sind die Vorurteile
Gottes" sprach die Schlang' und floh in Eile"

Solche Taten sind Einzelnen oder Kleinen Gruppen zugeordnet - bewertet werden sie erst im Rückblick der (nicht immer objektiven) Geschichte...

() qilin

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sittingbull
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Re: Tyrannenmord
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf dutchweepee vom 20.07.2013, 17:00:48
moin dutch ...

gut gesagt .

gruss 1+

sitting bull
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Re: Tyrannenmord
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf qilin vom 20.07.2013, 17:16:24
Hmmm - ich denke das zu feiern ist jedenfalls zweifelhaft. Ich habe höchste Achtung vor Stauffenberg, Tresckow, Kleist etc. [vgl. das heutige 'Unnütze Wissen'], aber - das waren Überzeugungstäter, die wir vom heutigen Standpunkt als 'gut' sehen, ebenso wie etwa Andreas Hofer und Joseph Speckbacher - die galten für die 'rechtmäßige Regierung' auch als Insurgenten und Terroristen. Mohammed Atta war auch Überzeugungstäter - ihn sehen wir nicht als 'gut' an; die erste 'Selbstmordbomberin' der Geschichte ist christliche Lokalheilige auf Zypern... Wie sagt Nietzsche so schön -

"Gut und Böse sind die Vorurteile
Gottes" sprach die Schlang' und floh in Eile"

Solche Taten sind Einzelnen oder Kleinen Gruppen zugeordnet - bewertet werden sie erst im Rückblick der (nicht immer objektiven) Geschichte...


ich habe die intention deiner einlassung nicht verstanden .

"Gut und Böse sind die Vorurteile
Gottes" ... ???

klingt nach charles manson ...

klärst du mich auf ?

sitting bull
qilin
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Re: Tyrannenmord
geschrieben von qilin
als Antwort auf sittingbull vom 20.07.2013, 17:34:17
Hmpf - ich denke man kann solche Einzeltaten bewundern oder verurteilen, aber sie zu feiern ist fragwürdig, schon allein deshalb weil Andere auf diesen Zug aufspringen könnten. Und statistisch betrachtet haben solche 'Verzweiflungsaktionen' meist wenig bis Negatives gebracht - sie waren oft 'gut gemeint', sind aber 'in die Hosen gegangen', ganz unabhängig von der Ehrenhaftigkeit der Täter...
Soweit mein Versuch einer objektiven Einschätzung

() qilin

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sittingbull
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Re: Tyrannenmord
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf qilin vom 20.07.2013, 18:17:13
ich denke man kann solche Einzeltaten bewundern oder verurteilen, aber sie zu feiern ist fragwürdig, schon allein deshalb weil Andere auf diesen Zug aufspringen könnten.


okay ... ich habe dein anliegen immer noch nicht verstanden ...

und frage mich welche "anderen" auf welchen "zug aufspringen" könnten ?

vielleicht solltest du versuchen , dich klarer zu positionieren ...

sitting bull
myrja
myrja
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Re: Tyrannenmord
geschrieben von myrja
als Antwort auf dutchweepee vom 20.07.2013, 17:00:48
Ich sehe diesen Kult um Staufenberg als eine Art "Feigenblatt" des Bürgertums und Adels. Man schämt sich, dass die große Masse des antifaschistischen Widerstands aus der Arbeiterklasse kam und der größte Blutzoll von den Kommunisten und Sozialdemokraten erbracht wurde. Das Klein- und Großbürgertum ließ die Faschisten die Grobe Arbeit machen, während man selbst antisemitisch und deutschnational zuschaute.

So wird Staufenberg eben überbetont unter dem Motto: "Schaut her, wie wir gegen Hitler gekämpft haben", dabei hatten die Putschisten keinesfalls das Ziel, am System selbst etwas zu ändern oder den Krieg zu beenden. Man wollte nur Ruhe im Westen, um weiter Richtung Ural marschieren zu können.

Hervorhebung von mir

Danke, dass Du das so deutlich ausdrückst, Dutch!

Mir geht diese Heldenverehrung total gegen den Strich. Leider kapieren viele Deutsche immer noch nicht, dass diese "Helden" eben nicht das menschenverachtende System ändern wollten.

Die wirklichen Helden waren u. a. Georg Elser, die Edelweißpiraten, Sophie Scholz, ihr Bruder und ihre Freunde und noch viele Andere, die unerkannt blieben.

Myrja
JuergenS
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Re: Tyrannenmord
geschrieben von JuergenS
Einige neue Gesichtspunkte für mich.

Mir geht es mehr darum, ob man Morde, und seien sie noch so edel motiviert, überhaupt zum Anlass einer Feier, die ja alle politischen Richtungen im vorliegenden Fall beteiligt, nehmen kann.

Auch Denkmäler aller Art sind mir eher zuwider, die an Heldentaten oder auch Tiefpunkte erinnern sollen.
sysiphus
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Re: Tyrannenmord
geschrieben von sysiphus
Es war an einem Sonntag mit herrlichem Frühlingswetter, in der Luft jedoch kein frühlingshafter Hauch. Beißender Brandgeruch und süßlicher Leichengestank kroch durch die Strassen Berlins. Dieser Sonntag war der 29.April 1945. Fast ununterbrochen war Arteleriefeuer zu hören. Wir warteten auf das Finale. Die Russen hatten bereits gro0e Teile der Stadt besetzt. Hier am Gesundbrunnrn werden sie auch bald sein. Heute noch, oder Morgen. Aber erst waren in unserer Strasse, vor unserem Haus ein Unteroffizier mit einem Trupp sehr junger Soldaten. Der Anführer wollte die Soldaten auf Balkone schicken, weil sie , wie er meinte ein prima Schußfeld richtun Bornholmer Brücke hätten. Einige Frauen aus diesen Häuserndavon erfahren und redeten lautstark auf den Unteroffizier ein. Besser wäre es, was noch möglich war, bis zum S-Bahnhof auf der Brücke vorzudringen und sich dort zu verschanzen. Er hatte sich überreden lassen und zog mit seiner Streitmacht ab. Wenn ich mich recht erinnere spielte sich das frühmorgens ab. Noch am Vormittag kamen die im Laufschritt zurück, mit einem Verletzten, zwei Mann fehlten. Der Verwundete, ein etwa 16/17-jähriger, weinte und wimmerte vor Schmerz, er hatte jn den Hintern, neben den Stiez eine MG-Kugel abgekriegt. Er lag auf einer kleinen Böschung auf unserem Hof. Eine Nachbarin, Krankenschwester holte mit schere und Pnzette das ziemlich tief eingedrungene Geschoß heraus. Was weiter geschah weiß ich nicht, ich hatte mich verdrückt.

Der junge Nann hätte diese Tortur nicht über sich ergehen lassen müssen und seine beiden Kameraden, die nicht zurück gekommen waren, wären noch am Leben, wie die 30.000 sowjetischen und die 12.344 deutschen Soldaten, die kurz voe Kriewgsende und kurz vor Berlin, bei den Seelower Höhen ums Leben kamen, wie noch andere hunderttausende Menschen ihr Leben nicht hätten verlieren müssen, wäre das Attentat auf Hitler gelungen.

sysiphus...

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