Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Unterschiedliche Reaktionen auf Sinkiang-Vorgänge

Internationale Politik Unterschiedliche Reaktionen auf Sinkiang-Vorgänge

carlos1
carlos1
Mitglied

Unterschiedliche Reaktionen auf Sinkiang-Vorgänge
geschrieben von carlos1
Etwa 6 Mio Uiguren leben im Nordwesten Chinas. Nominell besitzen sie Autonomiestatus. Sie fühlen sich jedoch durch die Han-Chinesen (95% der Bevölkerung Chinas) unterdrückt. Die Mehrzahl der Bewohner der Provinz Sinkiang ist durch die Politik Chinas heute eine Minderheit in der eigenen Heimat. Gezielt inszenierte Wanderbewegungen von Arbeitern sollen die Minderheitenproblem in China lösen. Peking fürchtet Autonomiebestrebungen der Minderheiten, weil sie in Separatismus umschlagen könnten

Angebliche Übergriffe von uigurischen Arbeitern in einer Spielwarenfabrik in der Provinz Huangdong (angebliche Vergewaltigung zweier Frauen) sollen einen Racheakt von Han-Chinesen verursachten daraufhin den Tod zweier Uiguren. Über das Internet (angeblich, da staatlich kontrolliert) verbreitete Bilder sollen die Protestdemos in Urumtschi ausgelöst haben. Die offiziell angegebene Opferzahl ist niedrig. Sie dürfte nach Angaben von Exiluiguren bei weitem höher sein (500 Uiguren).
Die Reaktionen auf diese Vorgänge mit den vielen Toten in verschiedenen Teilen der Welt zeigt, wie sehr Solidaritätsbekundungen abhängig sind von politischen Interessen.
Al Queda meldet sich über einen Sender in Algerien und kündigt Rache für den Tod der vielenb hundert Uiguren an. Man werde Chinesen dafür töten. China gehörte bisher nicht zu den bevorzugten Angriffsobjekten von Al Quaeda.

Solidaritätsbekundungen für die Uiguren gab es in Indonesien (starke chinesische Minderheit, wirtschaftlich einflussreich). Deutliche Frontstellung gegen China erkennbar.
Die Türkei sieht sich als Schutzmacht der Turkvölker Innerasiens und reagierte sehr scharf in Stellungnahmen (im Falle einer Mitgliedschaft der Türkei in der EU wäre mit Spannungen zwischen China und Europa zu rechnen. China würde eine Stellungnahme eines EU-MitgliedsTürkei als Einmischung in innere Angelegenheiten ansehen).
Iran: Reformajatollahs kritisieren Vorgehen Chinas. Die Hardliner mit Chamenei und Achmadiendschad schweigen. Rücksicht wegen guter Handelsbeziehungen und Vetorecht Chinas im UN-Sicherheitsrat? Scharfe Kriti8k im Falle des Gerichtssaalmordes an der Muslimin Marva in Dresden durch einen Russlanddeutschen (ausländerfeindliches Motiv).
Alle arabischen Staaten halten sich mit Solidarität für Hunderte getöteter Muslime in China sehr zurück. Keine Zurückhaltung ist dagegen zu erkennen ist bei dem einzelnen Mordfall in Dresden.
Für China bedeuten die Vorgänge in Sinkiang einen Gesichtsverlust (Reaktion der Türkei und insbes. Al Quaedas ein Novum). Wie sollte der Westen und Deutschland sich verhalten (China guter Handelspartner)?

c

Karl
Karl
Administrator

Re: Unterschiedliche Reaktionen auf Sinkiang-Vorgänge
geschrieben von Karl
als Antwort auf carlos1 vom 18.07.2009, 11:41:52
@ Carlos1,


die Schwierigkeiten für mich, die Vorgänge in China zu kommentieren, liegen in dem fehlenden Wissen über die örtlichen Gegebenheiten. Ich weiß nicht, wie sich der Konflikt entwickelt hat, aber er erinnert mich an Tibet. Dort war es auch die einheimische Population, die sich dagegen wehrte langsam aber sicher zur Minderheit zu werden. Du fragst, wie sich die Bundesregierung verhalten soll. M. E. müssen wir überall versuchen, dafür Sorge zu tragen, dass Konflikte entschärft und nicht noch weiter angeheizt werden. Chinas Führung sollte deutlich gemacht werden, dass es ihrem Ansehen nicht hilft, wenn sie Minderheiten drangsaliert. Auf der Welt gibt es gute Beispiele wie mehrere Kulturen friedlich nebeneinander und miteinander auskommen können. Die Schweiz ist hierfür ein Paradebeispiel. Es ist also kein Naturgesetz, dass Multikulti nicht funktioniert, aber es kommt eben darauf an jeder Volksgruppe die gleichen Rechte und Pflichten zu geben. Da muss China bei die Uiguren nachbessern.
--
karl
ehemaligesMitglied47
ehemaligesMitglied47
Mitglied

Re: Unterschiedliche Reaktionen auf Sinkiang-Vorgänge
geschrieben von ehemaligesMitglied47
als Antwort auf carlos1 vom 18.07.2009, 11:41:52
ein ganz interessanter Bericht zu den chinesisch-nordaftikanischen/arabischen Beziehungen, wenn auch schon etwas älter, aber sehr aufschlussreich, findet man auf der Seite der Edition WUQUF

Dass diese Länder China ggü stillhalten, obwohl es um ihre Glaubensbrüder geht, ist schon verwunderlich. Aber da gilt wohl eben auch: erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral ..

Das Verhalten Deutschlands und das unverständliche Übersehen des Mordens in Sinkiang wurde m.E. ganz gut am Beispiel Kasachstan gestern in "spekte unterwegs in Zentralasien" gezeigt. Dass wirtschaftliche Beziehungen eben wichtiger sind als Menschenrechte

Was mich ein bisschen wundert, ist die Tatsache, dass man von der Exil-Uigurin Rebiya Kadeer in dem Zusammenhang zur Zeit gar nichts hört. Weiss jemand mehr?



--
cundinamarca
eleonore
eleonore
Mitglied

Re: Unterschiedliche Reaktionen auf Sinkiang-Vorgänge
geschrieben von eleonore
als Antwort auf ehemaligesMitglied47 vom 18.07.2009, 13:24:44
doch angel, vor ca. 14 tagen war ein bericht in spiegel, mit und über sie.

Exil-Uigurin Kadeer wirft China Rassismus vor
--
eleonore

Anzeige