Internationale Politik USA: Kurswechsel in Syrien

luchs35
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USA: Kurswechsel in Syrien
geschrieben von luchs35
Wie der amerikanische Verteidigungsminister Ashton Carter heute überraschend verkündete will die USA ihre Haltung zur Syrien –Irak-Krise ändern, indem sie sowohl aus der Luft als evtl. auch mit Bodentruppen den Kampf gegen den IS in Syrien und auch Irak aufnehmen will. Damit würde die USA ihre bisherige Haltung aufgeben und sich an die Seite Russlands und auch des Iran stellen, obwohl beide den syrischen Regierungschef Al’Assad unterstützen, was ja bekanntlich bisher von den USA abgelehnt wurde.
Carter will vor allem Iran in die Gespräche einbinden und als Verhandlungspartner akzeptieren.
Ist das nun eine späte Einsicht, da die USA an dem furchtbaren Debakel in dieser Region maßgeblich beteiligt waren, oder möchten die USA nicht nur zusehen, wenn womöglich Russland und Iran erfolgreich die kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem IS eindämmen? Möglicherweise wollen die USA auch nebenbei etwas mehr von Erdogan abrücken, dessen Spiel sie inzwischen durchschaut haben dürfte?
In den nächsten Tagen werden wir sicher mehr erfahren, aber interessant wäre dieser Kurswechsel allemal, auch wenn jetzt noch Spekulationen im Vordergrund stehen.

Luchs
freddy-2015
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Re: USA: Kurswechsel in Syrien
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf luchs35 vom 28.10.2015, 19:52:41
Ich denke mal, das die USA Angst hat den Zug zu verpassen.
Nichts ist schlimmer als wenn die Amis nur Zaungäste sind und ausserdem möchte die USA natürlich keine innige Liebe zwischen Russland und den Iran.
Diese Verbindung könnte tötlich werden für ihre Projekte.
Ausserdem könnte der Iran die Türkei für Russland werden.
Von der Bevölkerungszahl liegen beide um die 78 Millionen.
hobbyradler
hobbyradler
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Re: USA: Kurswechsel in Syrien
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf freddy-2015 vom 28.10.2015, 20:17:39
Ausserdem könnte der Iran die Türkei für Russland werden.


Hallo Freddy,

dies Aussage verstehe ich nicht. Kannst du sie erklären?

Ciao
Hobbyradler

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luchs35
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Re: USA: Kurswechsel in Syrien
geschrieben von luchs35
als Antwort auf freddy-2015 vom 28.10.2015, 20:17:39
Die Amerikaner scheint vor allem die Sorge zu bewegen, dass inzwischen die Russen gute Beziehungen zu Iran, Saudi-Arabien, Syrien und Ägypten aufgebaut haben, nachdem sie in diesen Ländern lange Zeit überhaupt keine Rolle mehr gespielt haben.

Luchs
freddy-2015
freddy-2015
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Re: USA: Kurswechsel in Syrien
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf luchs35 vom 28.10.2015, 21:15:56
Die Amerikaner scheint vor allem die Sorge zu bewegen, dass inzwischen die Russen gute Beziehungen zu Iran, Saudi-Arabien, Syrien und Ägypten aufgebaut haben, nachdem sie in diesen Ländern lange Zeit überhaupt keine Rolle mehr gespielt haben.
Luchs


Das ist ungefähr das was ich versuchte zu beschreiben.
Da die Amis ja auch da nicht willkommen sind, passt das schon mit den Russen, wer Verbindungen schafft und das über lange Zeit, der hat den Vorteil.
Karl
Karl
Administrator

Re: USA: Kurswechsel in Syrien
geschrieben von Karl
als Antwort auf luchs35 vom 28.10.2015, 19:52:41
Hallo Luchs35,

für Syrien wird es immer dunkler. Es ist das Schlachtfeld der Stellvertreter geworden. Ich sehe schwarz. Den Menschen dort wird nicht viel anderes übrig bleiben, als zu flüchten.

Russland mit Assad gegen den Rest.

USA mit Kurden gegen IS und andere sunnitische Gruppen (Assad wird jetzt ausgespart).

Iran mit Assad und Hisbollah gegen den IS und andere sunnitische Gruppen.

Saudiarabien und die Golfstaaten sympathisieren mit und unterstützen den IS gegen Schiiten, Alawiten und die kurdischen Sunniten.

Die Türkei gegen die Kurden (und ein wenig gegen IS).

Wann wird dieser Wahnsinn stoppen? Werden dann noch Menschen in Syrien ausharren? Ich glaube nicht, dass Bomben das Problem lösen werden, sie verschlimmern es. Jedenfalls werden die Flüchtlingsströme nicht verebben und wie man sehen kann, beginnt dies die EU, Syriens Nachbarstaaten Jordanien, Libanon und die Türkei zu destabilisieren.

Ob die neue Allianz USA, Russland, Iran, Assad die Lösung ist? Die Menschen in Syrien sind nur zu bedauern.

Karl

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Re: USA: Kurswechsel in Syrien
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 29.10.2015, 11:25:40
Karl, Deine Analyse ist ganz genau treffend. Es ist ein Stellvertreterkrieg von all denen, die ihr eigenes Süppchen da kochen auf Kosten der Bevölkerung und dann auch noch glauben machen, es wäre zu deren Wohl.
Und dann gibt es immer noch Leute, die meinen, man könne die Flüchtlinge, die zum größten Teil aus Syrien kommen, zurückweisen.

Da ich es in den betreffenden Threads nicht mehr einbringen kann, weil sie geschlossen wurden, möchte ich Dir hier ausdrücklich danken für das Schließen von beiden und für die Sperrung von einem Walter 4, der mit seinen hasserfüllten, rassistischen Kommentaren eher in ein NPD-Forum gehört als hierhin.
Und was die Hetzartikel eines Generals betrifft mit seinen düsteren Untergangsprophezeiungen (das genaue Lesen habe ich mir übrigens erspart) - wie kann man nur so einen Mist gläubig und wohlwollend kommentieren! Gut, dass du auch hier eingegriffen hast. Es reicht auch so schon, was man an manchen Stellen zu lesen und zu hören kriegt. Irgendwo muss es einfach Grenzen geben.
Deshalb noch einmal: danke!

Marina
Re: USA: Kurswechsel in Syrien
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 29.10.2015, 11:25:40
In der Tat Karl, die Zehennägel kann es einem kräuseln wenn man hört wer in Syrien gegen alle und jeden Krieg führt/führen wird. Und trotzdem gibt es auch vereinzelt gute Nachrichten. Weil ich zur Zeit wieder mal mit meinen Schlafstörungen kämpfe, bleibt mir oftmals nur der Griff zur Fernbedienung und so habe ich sehen können, dass Flüchtlinge die innerhalb Syriens geflüchtet sind, wieder in ihre Heimatstadt Homs zurückkehren. Ein älterer Mann, von Beruf Schreiner, kommt gar nicht mehr hinterher Fenster zu fertigen. Menschen bauen ihre Häuser wieder auf und sie helfen sich gegenseitig. Lebensmittelpakete werden verteilt und sie übermittelten eine Aufbruchstimmung. Allerdings nur in den Teilen der Stadt in denen die "Aufständischen" zurückgedrängt werden konnten. Ob es gelingen wird dieses wunderschöne Land wieder aufzubauen kann im Moment wohl niemand sagen. Aber genau wie die Palästinenser werden bestimmt nicht alle Menschen ihre Heimat aufgeben.
Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich mir wünschen, dass das Morden weltweit aufhört, aber eine Wunschfee habe ich leider nicht.
Bruny
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: USA: Kurswechsel in Syrien
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Karl vom 29.10.2015, 11:25:40
Mit der Vertreibung der Zivilbevölkerung blutet Syrien langsam aus. Die Menschen dort werden entweder massakriert oder vertrieben- in Grenzbereiche in den Nachbarländern oder gleich nach Europa, das mit der Massenflucht an die Grenzen der Zerreißbarkeit kommt.

Alles, was die sogenannten Beschützer in Moskau, Teheran, Riad oder Washington bislang zum Beenden dieser kriegerischen Auseinandersetzungen unternommen haben, ist gescheitert, da sie sich selbst untereinander uneins sind (waren?).
Syrien ist inzwischen ein Totenhaus, in dem sich das Regime Assad und die einzelnen Gruppierungen der Rebellen, Kurden, IS und diversen Jihadistengruppen bewegen, die sich gegenseitig bekämpfen.

Der nun offensichtlich eingeleitete politische Prozess mit dem zweiten Syrien-Forum in Wien zeigt zwar noch nicht, wohin die Reise gehen soll, aber ich finde doch, dass dies ein wichtiger Schritt ist, zumal nun auch Saudi-Arabien nach den USA sich bereit erklärt hat, mit Iran und den Russen zusamenzuarbeiten, was ein großer, nicht zu unterschätzender Schritt ist.
Fraglich ist dabei nur, ob sich die neuen „Partner“ auch gegenseitig über den Weg trauen.
Im IS gemeinsam den Hauptfeind zu sehen ist nur ein erster Schritt in die Vernunft. Aber keiner sollte sich nun Illusionen machen, dass die Lösung, bezw. der Frieden in Syrien nahe sein könnte.
Bis alle begriffen haben, dass keiner der Akteure ausgeschlossen werden darf oder sich selbst – evtl. aus religiösen Gründen- verweigert, wird noch viel Zeit vergehen.
Vielleicht wird es dann doch möglich sein, wenigstens außerhalb des IS-Bereiches die schlimmste Not der Menschen zu stoppen. Und bevor sich hier ein Ende zeigt, wird Europa das Hauptziel der Flüchtenden bleiben.

Luchs
Edita
Edita
Mitglied

Re: USA: Kurswechsel in Syrien
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.10.2015, 12:27:21
Karl, Deine Analyse ist ganz genau treffend. Es ist ein Stellvertreterkrieg von all denen, die ihr eigenes Süppchen da kochen auf Kosten der Bevölkerung
Marina


So sehe ich das auch Marina, vor allem Putin und Obama merken, daß sie eigentlich in dem Konflikt der politischen Interessen der dortigen Regionalgruppen, - truppen - mächte, was auch immer, und die kämpfen ja nicht hauptsächlich gegen den IS, nichts oder nur wenig zu sagen haben, und was bleibt ihnen da anderes übrig, als gemeinsam wenigstens ein bißchen, sozusagen pro forma, Kante zu zeigen, hier geht es um die Vormachtstellung im arabischen Raum, Saudi-Arabien mit Katar unterstützt die Sunniten bzw. die salafistischen Gruppen in Syrien, und der Iran unterstützt die Alawiten, die schiitischen Gruppen in Syrien und im Irak. Saudi-Arabien und die Türkei wollen aber den IS nicht total schwächen, die Türken nicht wegen der Kurden, und SA nicht wegen Assad, also .......es hilft nichts, sie müssen sich zusammentun, auch wegen der Flüchtlingsströme nach Europa, denn diese Flüchtlingsströme, wenn sie nicht eingedämmt werden können, können eine Bedrohung für Europa werden!
Also....ich hoffe, daß Putin und Obama das auch im Hinterkopf behalten, wissen tu ich es ja nicht!

Edita

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