Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Vorwärts zurück? Die fragwürdige Wiederbelebung der Atomkraft.

Internationale Politik Vorwärts zurück? Die fragwürdige Wiederbelebung der Atomkraft.

Karl
Karl
Administrator

Vorwärts zurück? Die fragwürdige Wiederbelebung der Atomkraft.
geschrieben von Karl
In Deutschland war der Atomausstieg beschlossene Sache. International ist dem noch keineswegs so und der dramatische Preisanstieg des Rohöls und der Klimawandel lässt viele, z. B. George Bush, inzwischen vom "schönen Atomstrom" sprechen. Selbst in der SPD gibt es, wenn auch sehr vereinzelt (s. Eppler), Stimmen, die einer Laufzeitverlängerung unserer Atomkraftwerke gegenüber nicht abgeneigt sind.

Niemand weiß, wo die strahlenden Rückstände aus den Atommeilern endgelagert werden sollen. Jeder hat noch in Erinnerung, wie gefährlich Unfälle in Kernkraftwerken sein können. Kernkraftwerke sind ganz sicher alte Technik und, auch wegen der begrenzten Uranvorkommen, ein Auslaufmodell, die Zukunft gehört den alternativen Energien und hier hat sich Deutschland einen Vorsprung erarbeitet. Wäre es nicht viel besser, konsequent nach vorne zu schauen und Deutschland zum Vorzeigemodell einer modernen Energieversorgung zu machen?

Unsere größte Energiequelle sind zudem die Einsparmöglichkeiten. Weltweit könnten durch intelligente, exportierte Technik enorme Resourcen eingespart werden.

Ich persönlich halte nichts von der Verlängerung der Laufzeiten der KKWs oder gar deren Neubau. Ich erinnere an die erst kürzlich publik gewordene Erhöhung der Leukämiefälle im Umkreis von KKWs. Ich sorge mich, wenn weltweit zig neue KKWs gebaut werden und der Wind eindeutig aus der falschen Richtung weht.
--
karl
eleonore
eleonore
Mitglied

Re: Vorwärts zurück? Die fragwürdige Wiederbelebung der Atomkraft.
geschrieben von eleonore
als Antwort auf Karl vom 07.07.2008, 07:08:15
karl,

ich habe von diese akw's auch angst.
mein lebensgefährte wuchs in schatten von 2 (grohnde und würgassen)auf, und er erkrankte als junger mann, wie so viele in ort.
er hatte ein *non-hodgkin-lymphom*, der mit chemotherapie und bestrahlungen erfolgreich bekämpft wurde.
(der latente angst, dass es doch noch wiederkehren kann, ist unsere stille und ständiger begleiter).

diese erkrankung, und noch andere unschöne, haben sehr viele menschen am ort, was natürlich von die betreiber geleugnet wird.

ebenso fraglich ist die endlagerung.
(irgendwo las ich mal ein durchgeknallte vorschlag, den atommüll in kapseln in weltall zu schiessen).

einsparen kann man schon in private bereich, und es macht sich, wenn alle mitmachen, denke ich, bemerkbar.
ich lasse keine geräte standby an, ebenso verzichte ich auf plastiktueten, und mache konsequent licht aus, wo es nicht benötigt wird.
unsere neue haushalts geräte sind alle mit blick auf energie sparen gekauft worden.

ja, es sind lächerliche beispiele.
aber irgendwo muss man doch anfangen.

--
eleonore
arno
arno
Mitglied

Re: Vorwärts zurück? Die fragwürdige Wiederbelebung der Atomkraft.
geschrieben von arno
als Antwort auf Karl vom 07.07.2008, 07:08:15
Hallo, Karl,

bevor man die Atomkraft wiederbelebt, sollte im Zuge der Globalisierung
zuerst europaweit und dann weltweit das riesige Problem der gesicherten
Endlagerung von hoch radioaktiven Müll gelöst werden.
Bereits ein paar Dekaden nach der Inbetriebnahme der angeblich sicheren
Versuchsendlagerstätte Asse müssen die Wissenschaftler wegen des Eindringens von Wasser aufgeben.
Damit keine Kosten der Stromerzeugung externalisiert werden, um angeblich preiswerten Atomstrom anbieten zu können , sollte der Staat den Bau und die
Unterhaltung von Kernkraftwerken nicht subventionieren. Das Märchen vom billigen Atomstrom würde sofort verschwinden.

Viele Grüße
--
arno

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rolf †
rolf †
Mitglied

Was kostet der A-Strom wirklich?
geschrieben von rolf †
als Antwort auf arno vom 07.07.2008, 08:39:40
Es sind ja nicht nur die Subventionen, sondern auch die Kosten der Transporte, der so genannten Aufbereitung, der Endlagersuche etc.

Schon der Einstieg in die Atomenergie wurde mit einem Gesetzestrick ermöglichst. Die Endlagerung sollte lt. Atomgesetz gesichert sein, bevor das erste AKW genehmigt wird.
Der Trick: die Bemühung, das Problem zu Lösen, wurde als Lösung anerkannt, also ein ungedeckter Scheck auf die Zukunft.

Ergänzung 09:10
Auch die Unabhängigkeit vom Energieimport ist unwahr, wir haben keine eigenen, abbauwürdigen Uranvorkommen.
--
rolf
hugo
hugo
Mitglied

Re: Vorwärts zurück? Die fragwürdige Wiederbelebung der Atomkraft.
geschrieben von hugo
als Antwort auf eleonore vom 07.07.2008, 07:25:38
Das Atomstromzeitalter wird eines Tages zu ende gehen (zumindest das derzeitige und mit der jetzigen Technik) da beißt die Maus keinen Faden ab.

Nun bin ich mir aber sicher das der damalige Deutsche Alleingang bezüglich Ausstieg eben nicht auf reiner Vernunftbasis entschieden wurde, sondern von einer Kohle-Öl-Gaslobby tüchtig mitgeschürt wurde, durch die Tschernobylkatastrophe Unterstützung erfuhr und durch die Grünen Auftrieb bekam.

Taktisch war das in meinen Augen unklug,,
Eine vorausblickende Regierung hätte zumindest die Nachbarländer animiert und überzeugt mitzutun, zeitgleich hätte die Alternativversorgung vehement angekurbelt werden müssen, aber umd schnell Wählerstimmen einfangen zu können (und hauptsächlich darum ging es der damaligen Regierung) wurde eben populistisch dieser geplante Ausstieg im Wahlkampf vermarktet.

Ich möchte fast wetten, das einige dieser Ausstiegsbefürworter sofort umfallen wenn sie mit einer längeranhaltenden Atomstrombereitstellung Wählerstimmen en Groß requirieren könnten.

Momentan weht den echten Gegnern( die aus Besorgnis um die Gesundheit der Menschen der Problematik der Endlagerung usw. sich einsetzen ) ein kräftiger Gegenwind ins Gesicht und der wird um so stärker, je länger es dauert bis genügend günstige Alternativenergie zur Verfügung steht, je schneller die anderen Ressourcen zuende gehen, je mehr andere Länder mitmachen und je länger und fester unsere Politiker an den Strippen der großen Energiekonzerne hängen. Denn erst deren Einverständnis, erst deren Änderung ihres Produktionsprofils (abhängig von Profitbedingungen )wird einen echten Ausstieg möglich machen und erzwingen.

Ich glaube nicht, das Wir Verbraucher jemals uns so einig sein werden um durch Verzicht auf Atomstrom eine jähe Wendung zu erzwingen, es sei denn ein weiteres Tschernobyl (was wir und alle nicht wünschen)kommt diesem Tend entgegen.

Noch haben uns die Großkonzerne sehr gut im Griff, auch wir (Bürger,, Wähler,,) kommen ihnen mit unserer Uneinigkeit -die natürlich auch extra geschürt wird, dazu gibts ja schließlich Politiker- - sehr entgegen. *g+
--
hugo
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Vorwärts zurück? Die fragwürdige Wiederbelebung der Atomkraft.
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Karl vom 07.07.2008, 07:08:15
Kernkraftwerke sind ganz sicher alte Technik und, auch wegen der begrenzten Uranvorkommen, ein Auslaufmodell, die Zukunft gehört den alternativen Energien und hier hat sich Deutschland einen Vorsprung erarbeitet. Wäre es nicht viel besser, konsequent nach vorne zu schauen und Deutschland zum Vorzeigemodell einer modernen Energieversorgung zu machen?
geschrieben von Karl



Betreffs der Uran-Reserven und ihrer Reichweite habe ich aus einer Veröffentlichung der Schweizer Behörde für Kernenergie nachfolgenden Bericht entnommen:

Uranreserven und ihre Reichweite
Der Uranpreis liegt momentan (Anfang 2007) bei ca. 250 US-$ pro Kilogramm*. Neben den konventionellen Uranvorkommen können auch Phosphate und Meerwasser zur Urangewinnung herangezogen werden. Bei der Urangewinnung aus Phosphaten kommt ein Pfund Uran zwischen 60 und 300 US-$ zu stehen. Auf den Strompreis wirken sich steigende Uranpreise nur minimal aus: Die Rohstoffkosten machen gerade einmal fünf Prozent der Stromgestehungskosten aus. Die Ressourcen aus Phosphaten reichen für mehr als 500 Jahre. Wird Uran aus Meerwasser gewonnen, reichen die Uranvorräte für 80'000 Jahre. Diese Zahlen zeigen es deutlich: Uran ist zur Genüge vorhanden.

Und noch zwei wichtige Hinweise:

Durch die Wiederaufarbeitung der gebrauchten Brennelemente können Uranressourcen noch besser genutzt werden. Die Schweiz hat aber zurzeit ein Moratorium für die Wiederaufarbeitung.
Es gibt ein grosses technologisches Potenzial für die Entwicklung uransparender Reaktoren, und es kann davon ausgegangen werden, dass dieser technologische Fortschritt bei Kernkraftwerks-Neubauten genutzt wird. Damit wäre die Reichweite der Uranreserven nach menschlichen Massstäben praktisch unbegrenzt.

Das Problem der KKWs löst sich also nicht einfach in 70 Jahren von selbst. Die Entsorgung des Atommülls dürfte somit noch problematischer werden,selbst wenn ein Teil davon wiederverwertet werden kann.
Allerdings sehe ich auch nicht, dass Deutschland die Zukunft ohne weitere KKWs bewältigen kann.

--
luchsi35

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EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: Vorwärts zurück? Die fragwürdige Wiederbelebung der Atomkraft.
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf Karl vom 07.07.2008, 07:08:15
Solange vorhandene alternative und oder regenerative methoden der energiegewinnung nicht leistungsfähig genug oder zu aufwendig sind um einen großteil des energiebedarfes in D zu decken bleiben wir von öl-und gaslieferungen abhängig.
Bis sich das ändert müßte sich jeder von uns beim energieverbrauch gewaltig einschränken, was mit einer ebenso gewaltigen einschränkung des lebensstandardes einhergeht.
Das wird wohl kaum zu vermitteln sein.
Also bleibt im moment die atomkraft mit all ihren gefahren und unwägbarkeiten unverzichtbar und wird nur zurückgefahren werden soweit es gelingt sie durch andere, hoffentlich ungefährliche und ökologisch unbedenkliche energiegewinnung zu ersetzen.
--
gram
Re: Vorwärts zurück? Die fragwürdige Wiederbelebung der Atomkraft.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 07.07.2008, 07:08:15
@karl,
"Wäre es nicht viel besser, konsequent nach vorne zu schauen und Deutschland zum Vorzeigemodell einer modernen Energieversorgung zu machen?"

Ich weiß nicht, ob das Problem so einfach lösbar ist. Deutschland ist doch auf dem Gebiet schon Vorzeigemodell.
Wir befinden uns aber im Zeitalter der Globalisierung - auch der Energiemärkte.
Wir sind abhängig von internationalen Energiepreisen und als Mitglied der EU
überhaupt nicht autark.

Auch auf dem Gebiet der Energieeinsparung im industriellen Bereich steht Deutschland bezogen auf die Produktionsquote an der Weltspitze.
Ich weiß aber nicht, ob Deutschland überhaupt in der Lage ist, unter den Bedingungen dramatisch steigender Öl- und Gaspreise einen Sonderweg zu gehen. Hinzu kommt auch noch eine immer stärker werdende Diskussion über die Verstromung von Stein- und Braunkohle wegen der Schwierigkeiten der Einlagerung von CO2.
Ich bin mir nicht sicher, ob es vertretbar ist, diesen deutschen Sonderweg zu gehen und dann vielleicht als Alternative französischen Atomstrom zu kaufen.

Ich will hier nicht missverstanden werden.
Mir ist bekannt, dass die Probleme für die Endlagerung des Atommülls nicht vollständig gelöst sind. Gleiches gilt für die Endlagerung des CO2.
Mir ist aber auch bekannt, dass alternative Energien nur einen sehr geringen Bruchteil der benötigten Energiemengen decken und das dieser Anteil in absehbarer Zeit nicht so gewaltig steigen wird, dass auf Atomstrom verzichtet werden kann.

Deutschland als Vorzeigemodell - heißt für mich weiter - wie bisher - intelligente Technik im Energiesektor zu entwickeln und zu produzieren und damit Vorbild zu sein.
Es heißt aber auch, sich der internationalen Marktlage anzupassen und Maßnahmen zu überdenken, die in die falsche Richtung gehen.

Sehr richtig ist dein Hinweis, dass unsere größte Energiequelle die Einsparmöglichkeit ist.
Die allerdings hängt von sehr vielen inneren und äußeren Faktoren ab.
Wir wissen auch, dass der persönliche Energieverbrauch gerade in der Bundesrepublik sehr unterschiedlich ist.
Für mich persönlich kann ich sagen, dass ich weit unter dem Bundesdurchschnitt liege. Ich kenne aber auch Haushalte, die die zehnfachen Energiemenge/pro Kopf verbrauchen( großes Haus, beheiztes Schwimmbad, ...).
Wie willst du das in den Griff bekommen ?

Zwangsmaßnahmen( z.B. Energiesparlampen) treffen dann ohnehin wieder nur diejenigen, die schon weniger verbrauchen und mit solchen Maßnahmen finanziell "bestraft" werden.

Also - so einfach ist das Problem nicht lösbar.




--
klaus
Mitglied_facb5a0
Mitglied_facb5a0
Mitglied

Re: Vorwärts zurück? Die fragwürdige Wiederbelebung der Atomkraft.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf eleonore vom 07.07.2008, 07:25:38
So abwegig, Atommüll in den Weltraum zu schiessen, ist es gar nicht, nur unbezahlbar. Im Weltraum ist eine energiereiche Strahlung, die, käme sie in größerem Maße durch die uns schützende Atmosphäre, uns in kurzer Zeit atomisieren würde. Da kommt es auf die paar millirem die wir da hochschießen würden nicht an. Die sichere Endlagerung ist das Problem. Der Atommüll strahlt nicht mehr als die Uranerze, die ja vorher auch (allerdings in weniger konzentrierter Form) aus der Erde gebuddelt wurden (siehe Energie-Erhaltungsgesetz). Wieder erneuerbare Energie reicht bei uns nun nicht aus, um eine gleichmäßige gesicherte Stromversorgung zu gewährleisten. Und Bioenergie ist ja auch verpönt, da könnte ja in anderen Teilen der Welt jemand hungern. Aus der Kriegs- und Nachkriegszeit habe ich noch in meinem Gedächtnis eingeprägt: Wenn es ums Überleben geht, ist sich jeder selbst der Nächste.
--
frank
arno
arno
Mitglied

Re: Vorwärts zurück? Die fragwürdige Wiederbelebung der Atomkraft.
geschrieben von arno
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 07.07.2008, 09:51:33
Hallo, klaus,

es geht immer ums Geldverdienen und da werden alle Register gezogen.
Die Öffentlichkeitarbeit dieser Versorgungsunternehmen arbeitet sehr
effektiv!
Die konventionelle Energieerzeugung und auch die Energieerzeugung aus
Kernenergie hat sehr schlechte Wirkungsgrade. Weit über die Hälfte der
Primärenergie wird an Fluß- und Meerwasser und an die Luft abgegeben.
Warum wird diese riesige Energiemenge nicht restlos zur Erwärmung von
Wohnungen genutzt? Die Nutzung der Kernenergie wäre damit überfällig!
Deutschland sollte als Hightech-Land die Kernenergie vergessen.
Das technische Know How für die Planung neuer Kernkraftanlagen ist
kaum noch vorhanden.

Viele Grüße
--
arno

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