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Karl
Karl
Administrator

Was der internationale Nationalismus anrichtet
geschrieben von Karl

Die Nationalisten unterstützen sich weltweit. Soeben hat Trump Boris Johnson als guten Premierminister und damt als Nachfolger von Theresa May ausgelobt und nebenbei noch die EU als Gegner in eine Reihe mit China und Russland gestellt. 

Was eigentlich geht derzeit ab in der Welt? Unterstützen sich Nationalisten tatsächlich gegenseitig? Man konnte es u.a. am Lehrbeispiel von Österreich und Bayern studieren. Einig war man sich bei den markigen Sprüchen, aber dann plötzlich bei der realen Umsetzung beider "nationaler" Interessen stimmte es nicht mehr. Natürlich will Österreich Flüchtlinge auch aus Bayern nicht zurück.

Was will ein Mensch, der sich als Nationalist bezeichnet eigentlich? Zunächst sind Nationalisten davon überzeugt, dass ihre eigene Nation, die sie oft ethnisch (rassistisch) definieren, jeder anderen Nation überlegen ist und er möchte die Interessen seiner Nation über die aller anderen stellen.

USA zuerst
England zuerst
Polen zuerst
Schottland zuerst
Katalonien zuerst
Ungarn zuerst
Österreich zuerst
Bayern zuerst

Aber kann das in der heutigen Welt eigentlich gelingen, wenn jeder nur sein Eigeninteresse verfolgt?

Trump ist einerseits ein schlechtes Beispiel für einen Nationalisten, weil er nicht einmal das Beste für die USA will, sondern - das ist meine persönliche Meinung - das Beste für sich und seine Familie. Andererseits zeigt sich an seinem Beispiel besonders gut, was eigentlich passiert, wenn internationale Verträge und zwischenstaatliches Vertrauen auf dem Altar von kurzfristigen Partikularinteressen geopfert werden. Wenn Trump so weiter macht und die EU zum Gegner der USA aufbaut, er die USA wirtschaftlich abschottet und den Welthandel unterbricht, dann wird er langfristig auch die USA nachhaltig schädigen und niemand weiß, was aus dem angerichteten Chaos Neues entstehen wird.

Es ist in der Geschichte oft zu beobachten gewesen, dass Kulturen kommen und gehen. Heute treffen sich in Helsinki Trump und Putin. Teilen sie Europa neu unter sich auf?

Beide Herren werden sich einig sein, dass sie keine starke EU möchten und sie kennen die Hebel, die sie bedienen müssen, um die EU weiter zu destabilisieren. Ihre 5. Kolonne in den europäischen Staaten sind die überall erstarkten rechten Nationalisten, die sich gegen die europäische Zusammenarbeit wenden. Mit ihrer Hilfe kann es durchaus sein, dass Trump und Putin kurzfristig triumphieren werden. 

Aber auch Russland und die USA werden auf Dauer nur verlieren, wenn sie in der EU einen Gegner und nicht einen Partner sehen.

Karl

 

RE: Was der internationale Nationalismus anrichtet
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 16.07.2018, 09:31:55

Hallo Karl,
ich denke, Putin hat so viel Beweismaterial gegen Trump in der Hand, dass  dieser sehr brav machen wird,k was Putin sagt. Dass das dann eigentlich seine Idee war und das allerbeste für die USA, das wird er seinen dummen Wählern via Twitter schon übrezeugend darlegen ...

Lesetipp: Andre Glucksmann -
Die Macht der Dummheit
sehr zu empfehlen - dabei hat Glucksmann die Ära Trump nicht einmal mehr erlebt ...er starb im November 2015 - und sein bekanntestes Zitat aus dem genannten Buch könnte treffender für trump nicht sein:

 "Den Vollidioten erkennt man eben daran, daß er durch nichts aus der Fassung zu bringen ist. Er ist stets bereit, sich über das eine Meinung zu bilden, was er nicht versteht, und unfehlbar über das zu urteilen, was er nicht weiß“.




aus wikipedia:


André Glucksmann behauptete in seinem Buch, dass die Dummheit eine Weltmacht geworden ist. Mithilfe von Beispielen aus der Literatur- und Geistesgeschichte sowie der Geschichte der Ideologien und der damaligen aktuellen Tagespolitik analysierte Glucksmann das Wesen der Dummheit. Dabei versucht er zu klären, warum die Dummheit an sich gerade nach der Aufklärung derart auffallend zunehmen konnte.
Obwohl die Aufklärung in einer ihrer Maximen nach Immanuel Kant forderte, dass jeder den Mut haben müsse, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, offenbarte Glucksmann wie diametral entgegengerichtet die Menschheit von der Erreichung dieses Ziels entfernt ist.
Dabei scheute Glucksmann nicht vor provokativen Formulierungen zurück, wie beispielsweise der bezeichnenden: „Den Vollidioten erkennt man eben daran, daß er durch nichts aus der Fassung zu bringen ist. Er ist stets bereit, sich über das eine Meinung zu bilden, was er nicht versteht, und unfehlbar über das zu urteilen, was er nicht weiß“.
Als erste, elementarste Dummheit beschrieb der französische Philosoph in seinem Vorwort zur deutschen Erstausgabe, wie auch im Kapitel Die Dummheit als Daseinsform und als Logik, sich selbst ins Labyrinth der Dummheit zu sperren: „Systematisch, Zug um Zug, wird die spontane Geste mit der Etikette, die Frage mit der Antwort lupenrein in Einklang gebracht. Diese vollkommene, also primäre und mechanische Entsprechung von Begriff und Sache ist der Motor von zwanghaftem Handeln, das vorgefertigte Meinungen auf stereotype Situationen aufpropft“
 

pschroed
pschroed
Mitglied

RE: Was der internationale Nationalismus anrichtet
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Karl vom 16.07.2018, 09:31:55

Lieber Karl.
Es ist erst der Anfang, ich könnte mir vorstellen daß eine grosse Nation am Rande des Untergangs stehen muß, sodaß viele Bürger erst dann verstehen was Nationalismus bedeudet, sowie die negativen  Früchte davon sind.

Ich möchte mir dieses Szenario nicht vorstellen, ich bin noch immer überzeugt daß die US Bürger Trump in die Schranken weisen wird.

Was mich persönlich erschreckt, daß viele Bürger in solch ein kleinkariertes Denken zurückfallen können, das war für mich immer "besonders heute" unvorstellbar.

Phil.


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schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Was der internationale Nationalismus anrichtet
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Karl vom 16.07.2018, 09:31:55

Genau!

olga64
olga64
Mitglied

RE: Was der internationale Nationalismus anrichtet
geschrieben von olga64
als Antwort auf pschroed vom 16.07.2018, 09:58:09
 
 
Ich möchte mir dieses Szenario nicht vorstellen, ich bin noch immer überzeugt daß die US Bürger Trump in die Schranken weisen wird.

Was mich persönlich erschreckt, daß viele Bürger in solch ein kleinkariertes Denken zurückfallen können, das war für mich immer "besonders heute" unvorstellbar.

Phil.
Phil, ich bin pessimistischer: ich denke, dass TRump auch die nächsten Wahlen gewinnen kann. Tatsache ist ja, dass die Wirtschaft in den USA brummt, die ARbeitslosenzahlen sehr niedrig sind und er seine Wahlversprechen in die Tat umsetzt. Das gefällt vielen Wählern (würde auch Wähler in Europa oder Deutschland gut gefallen).
Überall zeigt es sich, dass der "grosse starke Mann" beliebter wird, der "denen da unten", die sich in der Politiker und auf der Welt sowieso nicht mehr auskennen, sagt, was getan wird. Dies ist ein Vorteil für die Rechtspopulisten und ich bin schon sehr gespannt, wie sich dies im nächsten Jahr bei den EU-Wahlen auswirken wird.

Allerdings stimmt eines aber sicher nicht ,was eine Diskutantin hier schreibt, dass "Trump alles tun wird, was Putin möchte": im Gegensatz zu Russland, wo ein Diktator Putin allein bestimmen kann, ist dies in den USA nicht der Fall. Dort funktioniert Check and Balances durch Kongress und Senat noch sehr gut. Wie gut es in der Zukunft ist, werden die Kongresswahlen im November zeigen, worauf ich sehr gespannt bin.
Solche Aussagen dieser Diskutantin "aus der Ferne" beweisen nur, dass es viele Menschen gibt, die Komplexität und Zusammenhänge der Politik nicht mehr begreifen oder begreifen wollen. Olga
Karl
Karl
Administrator

RE: Was der internationale Nationalismus anrichtet
geschrieben von Karl
als Antwort auf pschroed vom 16.07.2018, 09:58:09

Pschroed
Es ist erst der Anfang, ich könnte mir vorstellen daß eine grosse Nation am Rande des Untergangs stehen muß, sodaß viele Bürger erst dann verstehen was Nationalismus bedeudet, sowie die negativen  Früchte davon sind.
 

Müssen denn alle Erfahrungen immer wieder wiederholt werden? Ist der Mensch als Art wirklich nicht in der Lage aus seiner Geschichte zu lernen? 

Karl

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adam
adam
Mitglied

RE: Was der internationale Nationalismus anrichtet
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 16.07.2018, 19:05:55

Wen meinst du mit "der Mensch"? Ich meine, den gibt es nicht also kann er auch nicht lernen. Wer im Westen, also in der demokratischen Welt, nichts gelernt hat, ist die westliche Intelligenzia, die Intellektuellen.

Die humanistische Revolution der Renaissance gewann den Kampf gegen Kirche und Adel, soweit es für sie notwendig war, die Aufklärung brachte uns durch Montesquieu die Gewaltenteilung und Demokratie, soweit es der Egoismus der Erneuerer für sich brauchte.

Heute sind wir im Westen bei etwa 70%-Demokratien angelangt und die, die von der modernen Gesellschaft nicht nur nichts haben, sondern immer neue Probleme zur Lösung übertragen bekommen, wehren sich nun.

Was wir erleben ist in meinen Augen eine Revolution der 30% Abgehängter über die Wahlurne in den Nationalismus. Gegenmaßnahmen kann es nur in der Form geben, daß diesen 30 Prozent mehr vom Volksvermögen zugestanden wird und mehr Mitspracherecht. Nach der arabischen Revolution erleben wir eine westliche Revolution. Das Zuviel in Europa war das Flüchtlingsproblem. Die westlichen kleinen Leute wollen die arabischen kleinen Leute nicht.

--

adam

sammy
sammy
Mitglied

RE: Was der internationale Nationalismus anrichtet
geschrieben von sammy
als Antwort auf adam vom 16.07.2018, 19:57:18

Was wir erleben ist in meinen Augen eine Revolution der 30% Abgehängter über die Wahlurne in den Nationalismus. Gegenmaßnahmen kann es nur in der Form geben, daß diesen 30 Prozent mehr vom Volksvermögen zugestanden wird und mehr Mitspracherecht. Nach der arabischen Revolution erleben wir eine westliche Revolution. Das Zuviel in Europa war das Flüchtlingsproblem.
 
geschrieben von adam
.....nicht nur der 30% "Abgehängter", sondern auch hinein in die Mittelschicht. Ferner bleibt immer mehr
die Moral bzw. Ethik in vielen Bereichen der Gesellschaft, vor allem bei den "Verantwortlichen/Führenden"
auf der Strecke. 
Da muss man sich nicht wundern, wenn der Zusammenhalt einer Gesellschaft langsam auseinander driftet.

sammy
schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Was der internationale Nationalismus anrichtet
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Karl vom 16.07.2018, 19:05:55

Jede Generation hört nicht auf die vordere, wenn diese ihr über die von ihr gemachten Fehler erzählen will.....

....und dann macht die junge Generation akkurat wieder die gleichen Fehler -, weil sie glaubt, das Rad neu erfunden zu haben.

pschroed
pschroed
Mitglied

RE: Was der internationale Nationalismus anrichtet
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Karl vom 16.07.2018, 19:05:55
Pschroed
Es ist erst der Anfang, ich könnte mir vorstellen daß eine grosse Nation am Rande des Untergangs stehen muß, sodaß viele Bürger erst dann verstehen was Nationalismus bedeudet, sowie die negativen  Früchte davon sind.
 
Müssen denn alle Erfahrungen immer wieder wiederholt werden? Ist der Mensch als Art wirklich nicht in der Lage aus seiner Geschichte zu lernen? 

Karl
geschrieben von karl
Ein grosser Nachteil der Menschen, sie vergessen sehr schnell ;(
Phil.

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