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Internationale Politik Was geschieht jetzt eigentlich ...

myrja
myrja
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Was geschieht jetzt eigentlich ...
geschrieben von myrja
... mit Mubarak?

Zur Zeit hält er sich mit Familie in seiner Villa in Scharm Al Scheich auf und lässt es sich dort gut abgeschirmt gut gehen.

Wird er das Land verlassen? Kommt er in Ägypten vor ein Gericht? Oder kommt er womöglich straffrei davon? Straffreiheit für ihn - das fände ich schrecklich!

Er muss doch endlich mal begreifen, was er dem ägyptischen Volk über 30 Jahre lang angetan hat. Vielleicht käme ihm doch mal während eines Verfahrens gegen ihn ins Bewusstsein, was für ein Regent er war und was für ein Mensch er wirklich ist. Mit seiner Selbstwahrnehmung scheint er ja bisher völlig daneben zu liegen!

Myrja
loretta
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Re: Was geschieht jetzt eigentlich ...
geschrieben von loretta
als Antwort auf myrja vom 12.02.2011, 13:15:04
Mein Gott, myrja, nun lass die Ägypter sich doch erstmal über ihre neu gewonnene Freiheit freuen und als nächstes in aller Ruhe überlegen, wie es vor allen Dingen in ihrem Land wirtschaftlich weitergeht.

Wichtig ist doch jetzt erstmal eine neue Regierungsbildung durch freie Wahlen ...... dann kommt ne Weile nix .................... und dann kommen erst die Rachegedanken.

Alles andere würde bedeuten, das Pferd von hinten aufzuzäumen ......

loretta

PS: davon abgesehen, nun noch einen Fred zu eröffnen (ist es der 4. oder 5. ?), in dem es um Ägypten geht, finde ich ehrlich gesagt Luxus hoch drei.
myrja
myrja
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Re: Was geschieht jetzt eigentlich ...
geschrieben von myrja
als Antwort auf loretta vom 12.02.2011, 13:29:25
Hallo Loretta,

diesen Thread habe ich eröffnet, weil es mir hier in diesem Thread ganz gezielt um Mubarak geht, nicht um die Zukunft des ägyptischen Volks.

Ich meine auch nicht Rache an Mubarak, sondern nur, dass er eine gerechte Strafe verdient.

Je länger man ihn nun sein Leben genießen lässt, desto eher hat er die Chance, sein dem ägyptischen Volk geraubtes Vermögen in Sicherheit zu bringen. Ja, ich weiß, die Schweiz will seine Bankkonten einfrieren. Aber ich bin sicher, dass er noch anderswo seine Schäfchen ins Trockene gebracht hat.

Und wenn ich daran denke, wieviel Leid er über so viele Familien in seinem Land gebracht hat, halte ich es einfach nicht für gerecht, dass er weiter in Saus und Braus leben kann.

Myrja

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loretta
loretta
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Re: Was geschieht jetzt eigentlich ...
geschrieben von loretta
als Antwort auf myrja vom 12.02.2011, 13:43:56

Nun denn, deine Worte in Gottes Gehörgang - Amen.

Das alles erinnert mich sehr stark an die vor 30 Jahren statt gefundene Revolution in Persien in deren Verlauf Mohammad Reza Schah Pahlavi floh, sein Land verließ und ins Exil ging.

Übrigens starb er sinnigerweise 1980 eben hier in Kairo.


loretta
pilli
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Re: Was geschieht jetzt eigentlich ...
geschrieben von pilli
als Antwort auf myrja vom 12.02.2011, 13:15:04
eine gute frage, myrja

mit der sich ausser dir heute vormittag auch andere kluge köpfe wie der publizist Marcel Pott und der journalist Karim El-Ghawbary beschäftigt haben bei der berichterstattung des senders phoenix (gemeinsamer infokanal von ARD & ZDF) zu diesen überlegungen.

nicht vergessen werden darf, dass "Mohammed Hussein Tantawi, Verteidigungsminister und Vorsitzender des Obersten Rates der Streitkräfte" einer der alten männer ist, der "zeitlebens ein kompromissloser Gefolgsmann des gestürzten Präsidenten Hosni Mubarak" war, der Mubarak zudem "rückhaltlos verehrt" hat.

in der sendung wurde daran erinnert, dass diese alten männer nicht nur dem "Obersten Rat" angehören; sondern auch jahrelang "Wirtschaftskapitäne" waren und das in einer für uns schwer vorstellbaren präsenz zahlreicher handelsunternehmen.

m.e. werden diese alten männer mitbeteiligt sein, wenn es gilt, strafrechtliche maßnahmen gegen Mubarek zu planen.

Seit dem Sturz der Monarchie 1952 ist Ägyptens Armee das Rückgrat der Macht. Alle Präsidenten kamen bisher aus ihren Rängen. Auch wenn sich die Streitkräfte stets diskret und verschwiegen geben, sie sind keineswegs ein monolithischer Block. Unter den Offizieren der mittleren Ränge gärt es seit langem. "Mubaraks Pudel" nennen sie Armeechef und Verteidigungsminister Tantawi verächtlich, wie ein geheimes Wikileaks-Protokoll aus dem Jahr 2008 berichtet.

Tantawi sei inkompetent, in der Truppe herrsche eine "Kultur des Kadavergehorsams" und die Armee befinde sich unter seiner Führung im Niedergang, lautete die Kritik. Geboren am 31. Oktober 1935, studierte er Militärwissenschaft, war dann Militärattaché in Pakistan und später Kommandeur der Präsidentengarde.

Bei den Kriegen 1956, 1967 und 1973 war er Infanterieoffizier, wie auch sein langjähriger, von ihm rückhaltlos verehrter Chef Hosni Mubarak. Trotzdem steht der umstrittene 75-jährige Feldmarschall jetzt an der Spitze der Junta, die in den nächsten Wochen und Monaten die Geschicke Ägyptens steuert. Mit ihm am Tisch sitzen auch der Oberkommandierende Sami Hafez Enan, Luftwaffenchef Reda Mahmoud Hafez Mohammed sowie Marinechef Mohab Mohammed Hussein Mamish...
geschrieben von zeit online


wenn dich der artikel aus der Zeit interessiert, myrja

aus dem ich zitiert habe, dann führt dich der link dahin:

zeit online


--
pilli
myrja
myrja
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Re: Was geschieht jetzt eigentlich ...
geschrieben von myrja
als Antwort auf pilli vom 12.02.2011, 16:52:37
Danke für den Link Pilli.

Ich habe auch versucht, etwas mehr über Tantawi zu erfahren.

Nach meinen Recherchen kann ich nur sagen, hoffentlich war das Ganze nicht nur ein Schachzug um das Volk zu beruhigen und den Alltag wieder einkehren zu lassen.

Tantawi gilt als "Mubaraks Pudel"
Tantawis Karriere spielte sich stets eng an der Seite Mubaraks ab. Seit mehr als 50 Jahren trägt er Uniform, kämpfte und kommandierte in allen wichtigen Kriegen, an denen Ägypten beteiligt war. Anfang der neunziger Jahre schließlich wurde er Verteidigungsminister, in einem Militärstaat wie Ägypten einer der wichtigsten Posten im Kabinett Mubaraks, der ihn auch noch zum Vize-Premier beförderte. Tantawi war einer der engsten Vertrauten des nun gestürzten Führers. Nun soll er das neue Ägypten aufbauen.
Als Reformer war Tantawi bisher nicht bekannt. Ganz im Gegenteil: Der Feldmarschall gilt als "Mubaraks Pudel", starrsinnig und reformfeindlich zugleich. Der bereits 75-Jährige wird in mehreren US-Botschaftskabeln nicht gerade schmeichelhaft beschrieben. Innerhalb der Armee, so eine der Analysen laut der "New York Times", dulde er keinerlei Widerspruch. Zudem stehe Tantawi "sowohl wirtschaftlichen als auch politischen Reformen" feindlich gegenüber. Wie Mubarak setze er auf die Erhaltung des "Status quo bis ans Ende ihrer Zeit". Das Kabel stammt aus dem Jahr 2008.
...........
Ähnlich heikel wird eine Frage, die im vom Mubarak-Sturz berauschten Ägypten noch gar nicht diskutiert wird - die Aufarbeitung der brutalen Herrschaft des Mubarak-Regimes, das jeglichen Widerstand mit eiserner Faust unterdrückt hat. Wie ausgerechnet das Militär, teils durch den militärischen Geheimdienst und diverse Sondereinheiten tief verstrickt in den aufgeblähten Verfolgungsstaat, einen Weg der Aussöhnung zwischen den Folterern und ihren Opfern und die dringend notwendige Verfolgung der politisch Verantwortlichen einleiten soll, erscheint völlig unklar.
geschrieben von Spiegel.de v. 12.02.11


Myrja

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loretta
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Re: Was geschieht jetzt eigentlich ...
geschrieben von loretta
als Antwort auf myrja vom 12.02.2011, 17:16:11


Kann es sein, dass eure neuerliche kleine Diskussion völlig an deinem ursprünglichen Anliegen vorbei geht, Myrja?

Macht doch einfach bei den anderen weiter mit ..... ihr seid doch genau im Thema

loretta



myrja
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Re: Was geschieht jetzt eigentlich ...
geschrieben von myrja
als Antwort auf loretta vom 12.02.2011, 13:52:13
Ähnlich wie die Absetzung des Schahs im ehemaligen Persien ist die Sache in Ägypten nicht, meine ich, Loretta.

Der Schah ging ins Exil. Mubarak sitzt immer noch in Ägypten und könnte durchaus noch großen Einfluss auf die ägyptische Politik haben. Es sind ja keine neuen Leute an der Macht, sondern viele enge Vertraute des bisherigen Herrschers. Ich glaube, das ist dem Volk noch gar nicht so richtig klar geworden, in seinem Freudentaumel.

Myrja

Nachtrag:

Loretta,

hier geht es nicht um den Erfolg des Volkes, sondern um die Person Mubarak. Was wird mit ihm, hat er noch Einfluss? Da gehört natürlich auch dazu zu schauen, wer sind und waren seine Freunde? Das kann man nicht getrennt voneinander betrachten.

loretta
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Re: Was geschieht jetzt eigentlich ...
geschrieben von loretta
als Antwort auf myrja vom 12.02.2011, 17:21:22
Doch, doch, myrja, hab mal keine Angst, das ist dem Volk schon klar. Halte es nicht für dumm. Sie haben richtig gekämpft, wenn auch unblutig. Von dem Erreichten werden sie keinen Schritt zurückweichen.

Der geht schon noch ins Exil oder denkst du das Volk lässt sich seine bisher erlangten Erfolg schmälern, indem sie ihm nach diesr Gewaltherrschaft Asyl gewähren?

Der Schah von Persien ist auch nicht so holter die polter von heute auf morgen ins Exil gegangen. Lies einfach mal nach.

Mohammad Reza Pahlavi

loretta


PS: Die Männer in seinem Dunstkreis sind bekannt. Also was solls - sie haben ebenso wenig Chancen.

Aber bwt, lies dir einfach noch mal deinen Eingangsbeitrag durch, damit du nicht vergisst, was du mit diesem Faden wirklich wolltest.
pilli
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Re: Was geschieht jetzt eigentlich ...
geschrieben von pilli
als Antwort auf myrja vom 12.02.2011, 17:16:11
hoffnungsfroh und begeistert, wie mich die demonstranten in Ägypten gestimmt haben, bleibe ich und das umso mehr, wenn ich lese, dass erst mal den flüchtenden einen riegel vorgesetzt wurde:

Alte Garde darf nicht reisen

Die nun regierenden Streitkräfte untersagten amtierenden und ehemaligen Regierungsmitgliedern die Ausreise. Ein Flughafenmitarbeiter erklärte am Samstag, es liege eine Liste mit Namen von Personen vor, die nicht ohne Erlaubnis der Staatsanwaltschaft oder des Obersten Rates der Streitkräfte das Land verlassen dürften. Betroffen davon war offenbar Informationsminister Anas al-Fikki. Der Mitarbeiter sagte, der Minister habe nach London fliegen wollen und auch schon sein Gepäck bringen lassen. Zum Abflug sei er dann aber nicht erschienen.

Ausgangssperre gelockert

Das Militär lockerte auch das nächtliche Ausgehverbot. Es beginnt nun erst um Mitternacht, statt wie bisher schon um 20.00 Uhr. Der Oberste Rat der Streitkräfte veröffentlichte bereits drei Kommuniqués zur aktuellen Lage. Ein viertes wurde für Samstag erwartet.
geschrieben von NZZ


NZZ online

auch die demonstranten haben heute ihre gelisteten forderungen genannt, deren wortlaut ich nur auf phöenix gehört habe; aber auch das war m.e. fundiert und klang vielversprechend, was die gerichtsbarkeit betraf (insbesondere die wahrung der nun zu erstellenden verfassung des landes)


--
pilli

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