Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...

Internationale Politik Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...

sarahkatja
sarahkatja
Mitglied

Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von sarahkatja
Ich kann nur über das schreiben, was ich weiß, kann und will aus diesem Grund
kein allgemeingültiges Urteil abgeben.

Schon in dem alten Forum „Seniorenportal“ mußte ich die erregten, deutschen
Gemüter beruhigen, weil behauptet wurde, jeder Rußlanddeutsche bekäme
Geld und könnte zinsfrei ein Haus kaufen.
Nach meiner intensiven Rücksprache mit den dafür zuständigen amtlichen Stellen,
konnten die Behauptungen einiger Forenmitglieder widerlegt werden.

Geld bekamen nur die, deren männliche Familienoberhäupter von Stalin erschossen worden waren, das waren Männer zwischen 18 - und 80 Jahren,
während die Familien selbst nach Kasachstan zwangs deportiert wurden.
Auch dieses Land hatte Einwohner, die den Zwangstransportierten feindlich gesinnt waren.

Die Leidensgeschichte einer Überlebenden hatte ich damals veröffentlicht.

Geld gab es nur am Anfang ihrer Ankunft in Deutschland, später mußten alle Rußlanddeutschen
den Nachweis erbringen eine gesicherte Arbeit zu haben. Sie mußten Zinsen genau so wie die Deutschen bezahlen. Ohne gegenseitige Hilfe wären diese Häuser trotzdem kaum erschwinglich gewesen.

Sie waren fleißig und nahmen jede Arbeit an.
Es stimmt, wie ich immer wieder feststellte, dass sie viel der russischen Mentalität
übernommen haben, vorrangig die Älteren. Ihre Heimat ist Kasachstan, ihre Muttersprache ist russisch.

Was mich immer wieder erstaunte war, dass die Jüngeren, nach relativ kurzer Zeit,
nicht nur ein perfektes Deutsch sprachen, sondern neben russisch auch englisch.
Die ich kenne, haben alle eine gute Berufsausbildung, die Älteren noch in Kasachstan. Eine Schwester meiner Schwiegertochter ist Kinderärztin. Aber ihre Ausbildung hat den ganzen Einsatz ihrer Mutter und des Vaters bedurft. Als Rußlanddeutscher mußte er eine Kolchose urbar machen.
Sie haben es geschafft und die russischen Medaillenträger in der Stadt hatten ihr Schweinefleisch und die Moslems ihre Lämmer und Ziegen.

Deutsch zu sprechen, welches auch Zuhause früher unter Strafe stand, durfte seit Breschnew wieder gesprochen werden.

Eben, weil Russisch bei vielen Rußlanddeutschen die Heimatsprache ist, darum hören
sie russische Nachrichten und auch die Propaganda.
Einige halten das Schlitzohr Putin wie Schröder für einen lupenreinen Demokraten.

Drüben waren sie die Nazis, hier sind sie die Russen.

Es ist durchaus möglich, dass auch mit den Rußlanddeutschen russische Staatsbürger mit
zweifelhaften Papieren nach Deutschland kamen.

Sehr daneben, diese Formulierung ist mir schon seit dem Seniorenportal bekannt,
das mit dem deutschen Schäferhund und auch die Bemerkung über deutsche Mörderwurzeln.
Wer so etwas in die Welt setzt hat keine Ahnung davon, wie Politik dem Volke zusetzt.

Übrigens wurden meine Mutter, meine Schwester, mein kleiner Bruder und ich,
selbst in der Heimat meines Vaters, der vermißt war, durchaus nicht freudig empfangen.
Es war überall üblich, dass selbst Einheimische untereinander, selbst, wenn sie nur aus
den Nachbarorten stammten, sich gegenseitige Schlägereien und Verunglimpfungen
boten. Das, liebe Olga, war auch in Bayern nicht anders.
Dort gab es sogar, wie auch im Innviertel ( Österreich) Messerstechereien nach jeder Wirtshaussauferei.

Und erst recht, wenn es um die Saupreußen ging, als Steigerung wäre noch das falsche Gebetbuch zu nennen.

Das ist aber sicher Schnee von gestern.

Sarahkatja
Gutkarl
Gutkarl
Mitglied

Re: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von Gutkarl
als Antwort auf sarahkatja vom 04.02.2016, 20:36:44
Ich habe eine Schwester, die in die USA ausgewandert ist.
Ihre Kinder und natürlich auch die Enkelkinder sprechen nur in englischer Sprache
untereinander.

Vielleicht täuscht mich mein Empfinden, aber hier in Deutschland höre ich beim Einkaufen immer wieder, dass Russlanddeutsche, auch junge Leute sich nur auf russisch unterhalten.
Warum ist das so?
Wie kann da Integration gelingen?

Auch in Deutschland bleiben viele Russlanddeutsche unter sich, integrieren sich kaum.
geschrieben von Zeit online


Gutkarl
sittingbull
sittingbull
Mitglied

Re: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf Gutkarl vom 05.02.2016, 12:28:42
Vielleicht täuscht mich mein Empfinden, aber hier in Deutschland höre ich beim Einkaufen immer wieder, dass Russlanddeutsche, auch junge Leute sich nur auf russisch unterhalten.
Warum ist das so?


vielleicht weil sie Russen sind und nicht deutsch sprechen können
oder wollen .

was juckt es mich ?

sitting bull

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bukamary
bukamary
Mitglied

Re: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von bukamary
als Antwort auf Gutkarl vom 05.02.2016, 12:28:42
Gibt es einen Grund, warum man nicht weiterhin seine Muttersprache pflegen soll. Ich gehe nicht davon aus, dass Integration davon abhängt, dass ich meine Muttersprache nicht mehr spreche oder verleugne. Die Sprache alleine entscheidet nicht über eine gelungene Integration.

bukamary
Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Gutkarl vom 05.02.2016, 12:28:42
Ich glaube Dein Empfinden täuscht Dich sofern es der jungen Generation betrifft.
Es mag allenfalls für die Älteren zutreffen.
In den 80er Jahren habe ich an einer Grundschule Aussiedlerkinder unterrichtet.
Da gab es Kinder in der Gruppe, welche original Schwäbisch gesprochen haben, obwohl sie in Kasachstan geboren und aufgewachsen waren.
Wenn man sich etwas mit den historischen Fakten beschäftigt wird einiges nachvollziehbar: "„historisch entstandenen stabilen Gemeinschaft von Menschen, die sich durch vier charakteristische Merkmale auszeichnet: „Gemeinschaft der Sprache, des Territoriums, des Wirtschaftslebens und der sich in der Gemeinschaft der Kultur offenbarenden psychischen Wesensart."
Diese stabile Gemeischaft wird hier im Kleinen aufrecht erhalten (kirchliche Gemeinschaften).

Russlanddeutsche sind Menschen mit allein deutschen Vorfahren, während Deutschrussen deutsche und russische Vorfahren haben (z.B. Vater Deutscher, Mutter Russin und umgekehrt) und Deutschlandrussen „Russen in Deutschland“ bezeichnet.

Die große Mehrheit der deutschen Aussiedler legen großen Wert auf ihre Abstammung als Deutsche. Der Begriff „Russlanddeutsche“ weist diese Bevölkerungsgruppe als Deutsche aus Russland aus. Die vielen Deutschrussen, Kinder von Deutschen und Russen, legen dagegen Wert auf ihre deutsche und russische Herkunft.

Vorbehalte gegenüber Aussiedler sehe ich vorwiegend bei den "Hiesigen".
Hiesig im Sinne von "hier zu Lande aufgewachsen" bzw. "das hier bekannte", manchmal sehr eng "aus unserem Dorf" ...
Da wird Integration erschwert ...

Mareike
Medea
Medea
Mitglied

Re: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von Medea
als Antwort auf sarahkatja vom 04.02.2016, 20:36:44
Liebe Sarahkatja,
ich schrieb im Laufe der Jahre einige Male über
Rußlanddeutsche, ich kann den Inhalt Deines postings nur
bestätigen. Meine Mutter war mit einigen Familien befreundet,
der Kontakt ergab sich durch kirchliche Aktivitäten, meine
Eltern und diese Familien lernten sich dort kennen. Es blieb
nicht aus, daß gegenseitige Besuche stattfanden, die Frauen
tauschten Rezepte miteinander aus und ich partizipierte davon.
So erfuhr ich aus erster Hand von vielen Schicksalen der
Wolgadeutschen unter dem Schreckensregiment von Stalin & Co.
Ich kenne sie nur als fleißige in guter Nachbarschaft lebende
Menschen,
gegenseitige Hilfe war an der Tagesordnung.

Meine Hilfe kam aus Kasachstan, eine fröhliche liebe Frau, wir lachten
viel miteinander. Und sie sang bei der Arbeit! Russische Lieder,
deutsche Lieder - es war eine Freude.
Mit den Behörden gab es keinen oder selten Ärger, so weit ich es weiß,

nicht sonderlich grün allerdings waren sich Gruppen
aus türkischen und deutsch-russischen männlichen j
Jugendlichen, da gab es schnell Zoff.

Ich bin immer noch mit Wilhelm, einem wunderbaren Menschen,
befreundet.

Medea.

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Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Medea vom 05.02.2016, 13:23:04
Ich bin immer noch mit Wilhelm, einem wunderbaren Menschen,
befreundet.

Ich bin seit einigen Jahren mit Daniel befreundet, 19 Jahre alt.
Ich kann mir nur wünschen, dass meine Enkel sich ähnlich entwickeln: Uneigennützlich, fleißig, aufgeschlossen, hilfsbereit, bereit sich für die Gemeinschaft einzusetzen.

Eine Schattenseite sehe ich schon: Die starke Identifikation mit der eigenen "Gruppe" führt mitunter zur Abgrenzung.

Schutzverhalten?

Mareike
Medea
Medea
Mitglied

Re: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von Medea
als Antwort auf Mareike vom 05.02.2016, 13:46:09
Mareike,
diese "Abgrenzungen" zu anderen nationalen/religiösen Gruppierungen
werden (auch bei gutem Willen) nicht vermeidbar sein, denn auch bei gutem Verstehen
"fühle" ich mich besser aufgehoben und tatsächlich durch "meine"
Gruppe irgendwie geschützter. Auch wenn ich in vielen öffentlichen
Veranstaltungen mit unterschiedlichsten Menschen zusammenkomme
und mich auch mit ihnen verstehe, werde ich "im Ernstfall" mich meiner
Gruppe zugesellen. Wahrscheinlich ist das so etwas wie ein
Naturgesetz. Schwierig wird es, wenn mich ein Eid oder ein
religiöses Versprechen bindet.

Gruß Medea.
Gutkarl
Gutkarl
Mitglied

Re: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von Gutkarl
als Antwort auf Mareike vom 05.02.2016, 13:20:01
Hallo Mareike,

wahrscheinlich täusche ich mich wirklich.
Es kann ja durchaus sein, dass 6 Leute da stehen, 2 davon unterhalten sich auf russisch, die 4 Anderen auf Deutsch und diese könnten auch Russen sein, ohne das ich das raus höre.
Ich habe da auch keine Vorurteile.

Gutkarl
Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Gutkarl vom 05.02.2016, 14:43:13
Hallo Gutkarl.

mein junger Freund Daniel, hier in Deutschland aufgewachsen, erzählte mir, dass er kein Wort versteht, wenn die Älteren untereinander reden. Es wäre kein deutsch, auch kein russisch.
Irgendeine undefinierbare Sprache, sogar seine Eltern (die diese Sprache auch sprechen - wie auch deutsch mit Akzent) kennen den Ursprung nicht - ich vermute es ist irgendein deutscher Dialekt.
Ich hoffe irgendwann, vielleicht demnächst bei Daniels Hochzeit wo hunderte Gäste, die ganze "Gemeinde", eingeladen sind, dem Rätsel auf die Spur zu kommen.

Mareike

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