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Internationale Politik Wirtschaftskrieg nach altem Muster

dutchweepee
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Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von dutchweepee
DAMALS:
Einerseits erkannte Reagan die Schwäche der sowjetischen Wirtschaft – deshalb überredete er Saudi-Arabien zur Ölpreissenkung und begann das Wettrüsten mit seiner Strategischen Verteidigungsinitiative (SDI), die sich später als Bluff herausstellte. Andererseits mussten die USA ihre Stärke demonstrieren und den Kreml zu Zugeständnissen zwingen. Egal wie, aber am Ende seiner ersten Amtszeit verschärfte Reagan die Spannungen bis zu einem Punkt, an dem er mit der Umsetzung der nächsten Etappe seines Plans beginnen konnte - die Verhandlungen über eine neues Kräftegleichgewicht zugunsten Washingtons. Zumal es in Moskau zum Machtwechsel gekommen und Michail Gorbatschow in den Kreml eingezogen war.

NEU:

44 Prozent des Staatsbudgets sind Einnahmen aus dem Rohölgeschäft. Der Ölpreis sinkt, der Rubel gerät unter Druck, Moskaus Staatshaushalt kommt ins Schlingern: Für die älteren Herren im Kreml muss es sich anfühlen wie ein Déjà-vu.

Nikolai Patruschew etwa, 63 Jahre alt und Chef des mächtigen Sicherheitsrats, hat das Ende der Sowjetunion als KGB-Offizier erlebt. In einem Interview erklärte er jüngst, was er für die Ursache des Zusammenbruchs des Kommunismus hält: Die CIA habe die sowjetische Wirtschaft damals als Schwachpunkt ausgemacht - genauer gesagt, die "hohe Abhängigkeit des Staatshaushalts der UdSSR vom Energieträger-Export".Wiederholt sich die Geschichte? Der Ölpreis stürzt seit Wochen auf immer neue Tiefststände. Die Opec - angeführt von Saudi-Arabien - widersetzt sich russischen Bitten, die Fördermenge zu drosseln, um die Preise zu stabilisieren.

Alte Mechanismen neu aufgelegt.
pschroed
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Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von pschroed
als Antwort auf dutchweepee vom 28.11.2014, 23:06:55
Lieber noch das, als ein heißer Krieg, nach dem Motto es will einer Krieg und keiner geht hin.

Auch der Kommunismus braucht das Kapital im Kommunismus ist er eher den Oligarchen zugeteilt als den russischen Bürger.
Vielleicht kommt der Zündler durch den Oligarchendruck zur Einsicht und akzeptiert die Diplomatie.

Ja, auch der Westen hat Fehler gemacht.

Phil.

SPON:

Russland will mit seiner Präsenz angesichts der schwersten Krise mit dem Westen seit dem Kalten Krieg militärische Stärke zeigen. Auch Nato-Staaten hatten zuletzt zum Ärger Russlands im Osten Europas immer wieder Manöver abgehalten, darunter auch in der Ukraine.
pschroed
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Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von pschroed
Die große Frage ist, wer kommt nach Putin ?

Phil.

Zitat die Welt

Obsessiv wähnt sich Wladimir Putin von der Nato eingekreist. Doch in Wahrheit ist sein ärgster Feind der niedrige Ölpreis. Statt die marode russische Wirtschaft zu modernisieren und ihre Abhängigkeit von Rohstoffverkäufen zu reduzieren, zog es der Kreml-Herr vor, eine autoritäre Herrschaft zu errichten und mit völkerrechtswidriger Gewalt seine großrussischen Expansionsträume auszuleben. Diese Politik offener oder verdeckter Annexion von Teilen souveräner Nachbarstaaten, von Aufrüstung und provokanten Manövern rings um das Nato-Gebiet verschlingt jedoch enorm viel Geld.

Die Zweifel wachsen, wie lange sich Putin das ökonomisch noch leisten kann. Der Rubel ist auf einen historischen Tiefstand gefallen, Kapitalflucht, Unternehmensbankrotte und Inflation treiben Russland in die Rezession. Experten sprechen schon von einem Niedergang wie in der Breschnew-Ära der Sowjetunion

Siehe Link.

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dutchweepee
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Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf pschroed vom 29.11.2014, 08:20:44
Auch der Kommunismus braucht das Kapital im Kommunismus ist er eher den Oligarchen zugeteilt als den russischen Bürger. Vielleicht kommt der Zündler durch den Oligarchendruck zur Einsicht und akzeptiert die Diplomatie.


Kommunismus?
Karl
Karl
Administrator

Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von Karl
als Antwort auf dutchweepee vom 29.11.2014, 11:23:14
Darüber bin ich auch gestolpert. Das heutige Russland hat wohl mit Kommunismus nichts am Hut, aber interessant, dass es doch noch immer damit assoziiert wird.

Zum Wirtschaftskrieg: Ich habe gelesen, dass eine Motivation der Saudis auch die Schwächung des Irans sei, der natürlich auch gerne mehr für sein Rohöl erlösen würde. Die USA dürfte beides freuen, die Schwächung Russlands wie die Schwächung des Irans. Andererseits gerät die eigene Förderung von Öl durch Fracking in Schieflage, weil die Ölpreise das Fracking kaum noch rentierlich machen.

Karl
pschroed
pschroed
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Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von pschroed
Zitat Karl:

Darüber bin ich auch gestolpert. Das heutige Russland hat wohl mit Kommunismus nichts am Hut, aber interessant, dass es doch noch immer damit assoziiert wird.


Karl,

Man kann es drehen wie man will, der Bürger ist die Person die als letztes gefragt wird. Das Rad lässt sich oft faßt unbemerkt zurückdrehen.

Helden der Arbeit

Zitat SZ:

An diesem 1. Mai werden in Russland "Helden der Arbeit" ausgezeichnet - erstmals seit dem Zerfall der Sowjetunion. Präsident Putin hat den Orden wieder eingeführt. Der goldene Stern erinnert ganz bewusst an alte Zeiten.

ZITAT WIKIPEDIA

Demokratur ist ein Schlagwort des politischen Diskurses, als neologistisches Kofferwort zusammengesetzt aus Demokratie und Diktatur. Es unterstellt und bezeichnet die geringen Möglichkeiten der Einflussnahme auf politische Entscheidungen der demokratisch gewählten Volksvertreter aufgrund deren je nach Land unterschiedlichen Kompetenzen in der Gesetzgebung.

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Libellelepke
Libellelepke
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Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von Libellelepke
als Antwort auf Karl vom 29.11.2014, 12:03:01
Wer kennt die Wahrheit, wessen Interesse wird gehandelt. Was will überhaupt Amerika? Nach meiner Erfahrung ist Ukraine hat kein Wert für solche Opferungen, was von den EU Ländern verlangt wird. Es ist ein künstliche Ärger und wird aufgeputscht wenn die größeren Problemen keine vernünftige
Antwort und Handlung gegeben werden soll. Ich hoffe Putin kriegt ein richtige Antwort und duckt nicht vor der fragwürdigen Interessen.

"und sucht immer auf was Vergangen ist." Prediger 3.15
Macht und Habgier beiden Seiten.
olga64
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Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 29.11.2014, 12:03:01
Das stimmt. Wenn der Ölpreis unter US-$ 70.-- sinkt, lohnt das Fracking nicht mehr - da ist der Import dann wieder billiger. WEnn dann die USA aber wieder viel importieren, steigt der Ölpreis wieder (Nachfrage regelt das Angebot) und dies käme dann Russland wieder zugute. Und die USA verlieren nie: wird Öl wieder zu teuer, fracken sie wieder - sie wass ja wie und wo. Olga
carlos1
carlos1
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Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von carlos1
als Antwort auf olga64 vom 01.12.2014, 17:05:32
"Das stimmt. Wenn der Ölpreis unter US-$ 70.-- sinkt, lohnt das Fracking nicht mehr - da ist der Import dann wieder billiger. WEnn dann die USA aber wieder viel importieren, steigt der Ölpreis wieder (Nachfrage regelt das Angebot) und dies käme dann Russland wieder zugute." Olga64


Zustimmung, olga, die USA sind in diesem Poker auf der Wirtschaftsebene in einer vorteilhaften Position, auch wenn sie ihre Fracking-Methode - zeitweise - aufgeben müssten. Sie können propagandistisch darauf verweisen, dass die Saudis die USA wirtschaftlich durch den niederen ÖLpreis schädigen.

Im Ukrainekonflikt sthen sich damit zwei gegensätzliche Positionen gegenüber.
1. Das militärische Vorgehen Russlands zur Destabilisierung (Krim-Annexion, Donbass-Separatismus). Darauf hat die Ukraine (. damit der Westen) keine direkte Antwort, da er von vornherein auf militärische Mittel verzichtet hat.
2. Die Sanktionen sind ein Ersatz für mögliche militärische
Maßnahmen der westlichen Staaten, die Russland Kosten aufbürden für dessen gewaltsames Vorgehen in der Ukraine. Der Westen antwortet mit soft power statt mit militärischer Gewalt. Also Sanktionen als Ersatz für militärische Gewalt.

Phil, deine Feststellung, dass Kapital immer benötigt wird, ist richtig. Auch eine sozialistische/kommunistische Planwirtschaft, benötigt Produktionsfaktoren: Kapital, Arbeit, Boden (Geldkapital, Sachkapital, menschliche Arbeitskraft, technisches Know how, Boden als Agrarland, Bodenschätze, also Rohstoffe). Der ökonomische Erfolg einer Volkswirtschaft hängt von der kostengünstigen Allokation (Kombination) der Produktionsfaktoren ab. Offen bleibt die Frage, inwieweit die russische Wirtschaft autark ist, und falls sie das ist, wie lange sie durchhalten kann.

Die Frage ist, ob die gegenwärtige Situation mit der am Ausgang des Kalten Krieges vergleichbar ist, wie zu Beginn im SPIEGEL-Artikel suggeriert wird. Die Sowjetführer wollten m. E. keinen Krieg, nicht einmal als ultima ratio. Ihr Ziel war eine neue, bessere Gesellschaft aufzubauen und nicht die totale gegenseitige Vernichtung (deshalb friedliche Koexistenz).

Bei Putin bin ich mir nicht sicher: Welche Ziele verfolgt er? Die Wiederherstellung der imperialen Größe Russlands. Wo wird er enden in seinem Machtspiel? Die Stärke Russlands ist die einzige Grundausrichtung seiner Politik. Sie beruht auf dem Trauma des Zusammenbruchs der SU. Deshalb u. a. die erhöhte Luft- und Flottenpräsenz auf den Weltmeeren insbes. vor den Küsten der maritimen Mächte (GB - Ärmelkanal, USA). Genau dort, wo die Stärke des Westens ist.

Die Stärke des Westens liegt in der globalen Beherrschung der Luft und der Weltmeere (und damit des Handels). Die Einheit des Westens wird durch die fremde Flotte bedroht - keine imaginäre Drohung: Putin will dadurch die Anerkennung von Russlands Stellung als Weltmacht kommunizieen. Die Antwort auf eine völlig deplatzierte Bermerkung Obamas (Russland sei nur eine Regionalmacht).

Wenn schon Parallelen zur Vergangenheit dann eher 1914, als Dtld. den Griff nach der Weltmacht wagte.

Wirtschaftskriege sind nicht an sich gefährlich, sollte man denken. Im Dezember !941 führte aber das US-Embargo gegen Japan zum Angriff auf Pearl Harbor. Japan sah sich bedroht, auch in seiner Fähigkeit Krieg zu führen.

Putin fühlt sich bedroht, auch wenn wir das als Hirnespinst hinstellen. Er fühlt sich bedroht, weil er im Innern schwach ist. Die Ereignisse im Februar diese Jahres auf dem Maidan, als sein Statthalter Janukowitsch fliehen musste vor der Gewalt der Massen. Schwach ist ein Politiker dann, wenn er seine Herrschaft auf die Gunst und Wertschätzung des Volkes gründet, dessen Selbstwertgefühl er streicheln muss.
carlos1
carlos1
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Re: Wirtschaftskrieg nach altem Muster
geschrieben von carlos1
als Antwort auf dutchweepee vom 28.11.2014, 23:06:55
"DAMALS:
Einerseits erkannte Reagan die Schwäche der sowjetischen Wirtschaft – deshalb überredete er Saudi-Arabien zur Ölpreissenkung und begann das Wettrüsten mit seiner Strategischen Verteidigungsinitiative (SDI), die sich später als Bluff herausstellte. Andererseits mussten die USA ihre Stärke demonstrieren und den Kreml zu Zugeständnissen zwingen. Egal wie, aber am Ende seiner ersten Amtszeit verschärfte Reagan die Spannungen bis zu einem Punkt, an dem er mit der Umsetzung der nächsten Etappe seines Plans beginnen konnte - die Verhandlungen über eine neues Kräftegleichgewicht zugunsten Washingtons. Zumal es in Moskau zum Machtwechsel gekommen und Michail Gorbatschow in den Kreml eingezogen war." s. Link bei Dutch. SPIEGEL-Online


Dutch, das ist Quatsch mit Senfsoße aus der Sicht des KGB. Wegen der Saudis und der SDI sei die SU zusammengebrochen.

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