Internationale Politik Zukunftskonzept für Ägypten ?

Heute sah ich eine Dokumentation in Phönix, die mich doch sehr überrascht hat. Ein Ägypter namens Ibrahim Abouleish wanderte in den 60 zigern, nach der Machtübernahme von Nasser, nach Europa aus, studiert u.a. Medizin, heiratet eine Österreicherin und kehrt Ende der siebziger Jahre zurück nach Ägypten, um eine Unternehmung zu gründen, deren Philosophie nicht auf Profit gründet, sondern den sozialen Grundgedanken in den Fordergrund stellt. Aus Wüste, etwa 60 Km vor Kairo entsteht ein Unternehmen, welches Bioprodukte von hoher Qualität, phamazeutische Produkte aus ägyptischen Naturheilpflanzen und Textilien aus biologisch angebauter Baumwolle herstellt und weltweit vertreibt. Insgesamt beschäftigt dieses Unternehmen ca. 2000 Mitarbeiter/innen und gibt ca. 30.000 Menschen durch die anhängende Zulieferindustrie Arbeit und Einkommen.
Beeindruckt hat mich die soziale Struktur dieses Familienunternehmens und die enorme Leistung in so schwierigem Umfeld eine derart moderne Industrie erfolgreich aufzubauen. Darüber hinaus wurde Ibrahim Abouleish, nach eigener Aussage, von den Werken Goethes insbesondere der Sprüche, inspiriert, auf Basis einer Menschen orientierten Philosophie etwas aufzubauen.
Mich würde interessieren, ob dies eventuell schon einmal Thema im Forum war oder ob jemand nähere Informationen über das Unternehmen Sekem verfügt.
Darüber hinaus stelle ich die Frage, ob dies nicht ein wirtschaftliches Zukunftskonzept darstellt dessen Machbarkeit ja bewiesen ist ?
--
yankee

Mut zum Unternehmertum haben die früheren Kaufleute der Hansestädte geprägt, zudem eine große Verantwortlichkeit für ihre Mitarbeiter - diese Tugenden sind rar geworden.
Nun macht ein Ägypter vor, wie es gehen kann, in dem er diese offenbar im Lande seines Studiums erworbenen Kenntnisse, Moralität und Qualität als Unternehmer umsetzt. Er setzt immerhin Zeichen, wie es doch möglich ist. Imponiert mir sehr.

Medea.

Es ist sogar das einzige auf die Dauer gültige System!

--
schorsch

Ja medea. Hat mich auch sehr beeindruckt. vor allem, daß er in dem sehr religiös geprägten Umfeld die Menschen hinter sich bringt. Ich weiss zwar nicht, ob die Berichterstattung in dieser Doku alleine ausreicht um ein realitätsnahes Meinungsbild zu bekommen, denke aber, daß der alternative Nobelpreis nicht mal eben so an irgendjemand verliehen wird. Vielleicht machen uns die Ägypter in sachen Kultur mal wieder etwas vor.
--
yankee

Tja schorsch, ob es das einzig gültige ist, wage ich zu bezweifeln. Aber ich finde es beispielhaft und nachahmenswert. Daher wäre es wünschenswert, wenn sich unsere extrem profit und komsumorientierte Gesellschaft solche Entwicklungen zum Vorbild für künftige Konzepte machen würde. Ich befürchte allerdings, daß dies nur ein Wunsch bleiben wird.
--
yankee

Das Zukunftsprojekt für die Menschheit heisst: Nicht ICH bin wichtig, sondern ich und meine Mitmenschen.

Das ist das Projekt, das seit über 100`000 Jahren sich bewährt hatte. Leider wurde es im Laufe der letzten paar hundert Jahre immer mehr verwässert. Das "Wir" wurde unterdrückt und durch das "ICH" ersetzt.

--
schorsch

Ja Yankee,
vor fünf Jahrtausenden Hochkultur und im 21. Jahrhundert fast Entwicklungsland im Wüstensand - da braucht es schon solche innovative, mutige zukunftsorientierte Menschen wie jener - in ähnliche Projekte sollte die Regierung investieren. Könnte aber auch für andere nordafrikanische Länder Anstoß sein.

Vielleicht ist ja seine österreichische Ehefrau auch nicht ganz unschuldig an diesem Erfolg?
*zwinker*

Medea

Ich hatte den Eindruck, daß die Erfahrungen aus Orient und Oxident sowohl im kulturellen als auch bildenden Kreis eine grosse Rolle spielten. Die Ehefrau war natürlich das i-Tüpfelchen und sicher auch ein grosser Teil der Motivation. Obwohl nach eigener Aussage der Ehefrau, diese anfänglich nicht nach Ägypten übersiedeln wollte. Erst nach einem Besuch dort hat sie Ihre Meinung geändert.
Was mich an dieser Unternehmensphilosophie so begeistert ist die umfassende Denkweise. Ingenieure werden dort auch in Kunst ausgebildet, weil ein Ingenieur auch ein Künstler sein sollte. Diese verbindende Denkweise ist m.E. sehr fortschrittlich, weil weg von der Denkweise der totalen Spezialisierung. Ich glaube die Einbeziehung der schöpferischen Fähigkeiten von Menschen in Ihren Beruf ist ein grosses Potenzial, welches wir so gut wie gar nicht nutzen.
--
yankee

Bin jetzt mal weg. Werde mich heute Abend wieder hierzu melden.
--
yankee