Forum Soziales und Lebenshilfe Lebenshilfe bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?

Lebenshilfe bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?

taralenja1.11.
taralenja1.11.
Mitglied

bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von taralenja1.11.

zitat aus dem thread "worüber habe ich mich heute gefreut, ...

"Liebe Taralenja,
ich habe mich ein bisschen in deine Gedichte hineingelesen. Erst war ich erschüttert, und dann war ich beeindruckt. Und ich habe mich gefreut, dass du dadurch meine Ahnung  bestätigt hast: jeder von uns kriegt für sein Leben eine Aufgabe mit, und bei manchen ist es eine sehr schwere Aufgabe. Aber jeder bekommt auch das Werkzeug mit, diese Aufgabe zu bewältigen. Bei dir ist es die Gabe, das Leid in Worte fassen zu können. Das ist aber auch eine Ermutigung für uns alle, unsere speziellen Aufgaben mit den uns gegebenen Möglichkeiten zu bewältigen.
Zwergohreule "

liebe zwergohreule,
als erstes, ich habe mich sehr gefreut, dass du in mein buch hineingelesen hast. mein anliegen, dass ich die gedichte veröffentlicht habe, war, dass ich menschen sensibilisieren möchte, hinzusehen, was hinter verschlossenen türen kinder ertragen müssen, weil es erwachsene gibt, die diese kinder benutzen für grausame spielchen.
ich kann das nicht als aufgabe sehen, dass kinder so schwer misshandelt werden, dass ihre seele sich aufspalten muss um überleben zu können. und dass diese kinder ihr leben lang furchbar leiden, es nicht genug psychotherapeut*Innen gibt, die diesen "erwachsenen kindern" helfen, im leben zu bestehen. ich habe die gabe, mein leid in worte zu fassen und zu malen, aber viele sind einfach nur hilflos.
wer hat das recht seine interessen über das wohl von unschuldigen kinder zu stellen?
bitte denke mal darüber nach. ich würde mich freue, wenn du mir eine antwort schickst.

herzlichst
taralenja1.11.


 

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von Der-Waldler
Guten Morgen.

Ich habe Zwergohreules Beitrag eher so verstanden, dass es Deine "Aufgabe" ist, das Leiden eines gequälten und schwerst verletzten Kindes öffentlich zu machen, immer wieder darauf hinzuweisen, und dass Dein "Werkzeug" das Schreiben ist. Natürlich sind nicht die Tat und ihre Folgen die Aufgabe...

Ich würde es allerdings anders ausdrücken, weil "Aufgabe" so klingt, als sei da irgendwo jemand, der dem Menschen seine Lebensaufgabe zuteilt. Daran glaube ich nicht.  Jeder Mensch hat ein eigenes Schicksal, eine mehr oder weniger schwere Last, an welcher er schlimmstenfalls zerbrechen kann. Oder er nimmt es als Aufgabe, sich dem Zerbrechen in irgendeiner Weise entgegenzustellen. Damit IRGENDWIE umzugehen, ist seine Aufgabe; WIE er damit umgeht, sein Werkzeug, das von seinen Kräften, Fähigkeiten und Begabungen abhängt.



LG

DW
Lorena
Lorena
Mitglied

RE: bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von Lorena
als Antwort auf Der-Waldler vom 11.08.2022, 08:37:58
Guten Morgen.

Ich habe Zwergohreules Beitrag eher so verstanden, dass es Deine "Aufgabe" ist, das Leiden eines gequälten und schwerst verletzten Kindes öffentlich zu machen, immer wieder darauf hinzuweisen, und dass Dein "Werkzeug" das Schreiben ist.

Ich würde es allerdings anders ausdrücken, weil "Aufgabe" so klingt, als sei da irgendwo jemand, der dem Menschen seine Lebensaufgabe zuteilt. Daran glaube ich nicht.  Jeder Mensch hat ein eigenes Schicksal, eine mehr oder weniger schwere Last, an welcher er schlimmstenfalls zerbrechen kann. Oder er nimmt es als Aufgabe, sich dem Zerbrechen in irgendeiner Weise entgegenzustellen. Damit IRGENDWIE umzugehen, ist seine Aufgabe; WIE er damit umgeht, sein Werkzeug, das von seinen Kräften, Fähigkeiten und Begabungen abhängt.

LG

DW

Guten Morgen, lieber @Der-Waldler

Deinem Beitrag schließe ich mich gerne an, füge aber noch etwas hinzu.

Es ist Schicksal, in welche Familie ein Kind hineingeboren wird und man kann
nur jedem Kind wünschen, dass es darin gut aufgehoben ist.

Allen anderen Kindern, die das Glück dazu nicht haben, wünsche ich, dass sie
Menschen finden, die es gut mit ihnen meinen, es schützen und auf ihrem Weg
bis ins Erwachsenenalter begleiten. Nicht jedes Menschlein hat dieses Glück,
sonst gäbe es nicht so viele traumatisierte Kinder und später die Erwachsenen.

Es ist schon traurig, dass gerade Menschen, die eigentlich ein Bewusstsein haben,
ihren Kindern so viel Leid zufügen können im Gegensatz zu Tieren, die weniger
Bewusstheit haben, aber ihre Tierkinder nie quälen würden.  

LG Lorena 


 

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Lorena
Lorena
Mitglied

RE: bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von Lorena

Liebe @taralenja1.11.

Ob jeder Mensch eine Aufgabe bekommt, sein Leben auf die Reihe zu bekommen,
weiß ich nicht, ich denke, das ist auch eine Sache seiner eigenen Bewusstheit.
Ein gesunder Mensch sucht sich seine Aufgaben im Lauf seines Lebens, da fängt
erwachsen werden an. Mit einem guten Elternhaus und weiterem Umfeld, wie Freunde,
Schule und diverse soziale Umgebungen ist es sehr viel einfacher, seine eigene Linie
für die Zukunft zu finden. Schwere Schicksalsschläge können zwar manchmal das
Suchen und Finden unterbrechen, jedoch zerbricht man nicht daran, wenn man ein
gutes Fundament schon als Kind mit ins Leben bekam. 

Vielleicht habe ich jetzt den Punkt nicht getroffen, den der Thread verlangt, aber ich denke,
irgendwie doch. Ich bin ja keine Psychologin, sonst würde ich vermutlich jetzt anderes
geschrieben haben. Ich mag es auch nicht vertiefen, das Thema ist zu traurig. Es ändert
auch nichts an der Tatsache, dass Menschen, insbesondere Kinder, wegen anderen Menschen
so leiden müssen. Siehe jetzt wieder dieser sinnlose Ukraine-Krieg. 

Gruß Lorena



 
taralenja1.11.
taralenja1.11.
Mitglied

RE: bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von taralenja1.11.
als Antwort auf Der-Waldler vom 11.08.2022, 08:37:58
hallo Der-Waldler,

ich habe zwergohreule so verstanden, dass es meine aufgabe war, das furchtbare leiden zu ertragen, aber auch gleichzeitig das "werkzeug" habe, damit umzugehen.

ich hatte das glück als erwachsene auf menschen zu treffen, die mich lange und intensiv begleitet haben und dass ich nach 60 jahren meinen platz und meine bestimmung gefunden habe.

grundlage dieser diskussion ist mein neues buch, dass ich in dem thread "onlinebücher von taralenja1.11." vorgestellt habe.  in dem thread "worüber habe ich mich heute gefreut ..." habe ich meiner freude ausdruck verliehen, dass schon erste positive resonanz auf mein buch gibt. daraufhin hat zwergohreule geantwortet und da das den rahmen des threads sprengt, habe ich das in dieses thema übertragen.

ich sehe dass, was millionen von kindern immer wieder passiert, nicht als aufgabe oder schicksal, denn das sind verbrechen. ich weiß nicht, ob es meine aufgabe ist, solche dinge öffentlich zu machen. aber ich sehe das als meinen größten wunsch, mit meiner eigenen geschichte die menschen wach zu rütteln. deswegen traue ich mich mit diesem furchtbaren erlebnissen in die öffentlichkeit zu gehen.

taralenja1.11.
taralenja1.11.
taralenja1.11.
Mitglied

RE: bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von taralenja1.11.
als Antwort auf Lorena vom 11.08.2022, 09:13:59
liebe @lorena,

ich stimme dir im ersten teil deiner antwort zu und möchte die letzten worte davon noch einmal betonen: "
jedoch zerbricht man nicht daran, wenn man ein
gutes Fundament schon als Kind mit ins Leben bekam. 
"


ich habe diese frage in den raum gestellt, weil ich @zwergohreule verstanden habe, dass jeder im leben eine aufgabe hat und die manchmal sehr schwer sein kann, aber auch entsprechendes werkzeug, damit umzugehen. und da kann ich überhaupt nicht zustimmen.

grundlage dieser diskussion ist mein gerade erschiedenes neuen buches, dass ich einen hinweis darauf unter literatur eingestellt habe.

ich finde, du hast schon den punkt getroffen, mit dem was du schreibst.
das thema ist traurig, aber ich würde mir sehr wünschen, dass du trotzdem  offen bleibst für das leiden von millionen von kindern und da meine ich jetzt nicht den krieg, dass ist für die betroffenen unheimlich schlimm und traumatisierend. ich meine die kinder, die jahrelang misshandelt werden in jeder hinsicht, physisch, psychisch und sexuell. das ist genauso traumatisierend.
in meinen blogs gibt es einen der heißt : "für alle gequälten und getöteten kinder".
zu viele menschen, auch psychologen verschließen die augen vor dem, was tagtäglich passiert. natürlich hat jeder mensch das recht, sich dafür zu entscheiden, ob sie/er sich damit auseinandersetzen möchte. es macht mich nur traurig, wenn sich einige doch abwenden. aber ich habe viel positive resonanz bekommen und darüber bin ich sehr froh und möchte noch einmal danke sagen.

herzlichst
taralenja1.11.

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Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf taralenja1.11. vom 11.08.2022, 10:18:15

Hallo, taralenja,

ich denke, dass Du Begriff "Aufgabe" viel zu sehr dahin gehend verwendest, als dass Dir "jemand" eine Aufgabe gegeben hat. Es GIBT da aber niemanden, der Lebensaufgaben "verteilt", außer das Leben selbst.

Du hast extrem schlimme Dinge in Deiner Kindheit erlebt. Wenn Du das nicht "Schicksal" nennen magst, dann nenne es "Zufall", denn in welche Familie man hineingeboren wird, welche Kindheitserfahrungen man haben muss/darf, d.h. was man dort erlebt und erleidet, ist von niemandem "bestimmt", sondern schlicht und ergreifend Zufall.

Diese schlimmen Erfahrungen hast Du gemacht. Und nun ist es Deine Aufgabe, irgendwie damit umzugehen. Welche andere Aufgabe sollte es auch geben? Man kann mit Erfahrungen nicht nicht-umgehen. Das Werkzeug ist für jede/n anders; das Werkzeug, wie DU damit umgehen kannst, ist das Wort, Gedichte, Berichte, Zeugenschaft ablegen, z.B. ja auch hier im Forum. Andere mit ihrem Leid tun "nichts", sondern erleiden still. Aber auch das ist ein ´"Umgang". Viele zerbrechen daran, und selbst DAS ist ein "Umgang", wenn auch einer, den man nicht freiwillig wählt.

Jeder Mensch sieht sich in seinem Leben irgendwann mal vor schweren Aufgaben gestellt, die er irgendwie "hinkriegen" muss. Das was Du erlitten hast (und das Leid anderer), ist aber nicht die "Aufgabe" (wer sollte sie auch stellen?), sondern WIE Du damit umgehst, das ist die "Aufgabe". Die Frage ist dann; Was machst man aus dem, was einem widerfahren ist? Das ist die Frage, die hinter jeder dieser Art Aufgabe steht.

Anders kann ich das nicht ausdrücken. Aber "Lebensaufgabe" bedeutet nicht, eine schlimme Erfahrung an sich zu einer solchen zu machen, sondern wie man das Leben danach leben kann und lebt.

Ich schreibe übrigens nicht aus dem luftleeren Raum heraus oder vom grünen Theorie-Tisch. Ich habe einige Jahre in einer Beratungsstelle für Jungen und Männer therapeutisch gearbeitet, diesen Jungen Männern ist genau das widerfahren, was Dir widerfahren ist. Ich habe also einen Hintergrund, der dieses unsagbare Leid sehr gut kennt.

Schönen Gruß

DW

schorsch
schorsch
Mitglied

RE: bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von schorsch
Es gibt Menschen, deren einzige, aber nicht unwichtige, Aufgabe es ist, einfach dazusein.....
Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Lorena vom 11.08.2022, 09:13:59

Schwere Schicksalsschläge können zwar manchmal das
Suchen und Finden unterbrechen, jedoch zerbricht man nicht daran, wenn man ein
gutes Fundament schon als Kind mit ins Leben bekam.
 

Nun, liebe Lorena,

manchem stimme ich zu, aber den obigen Satz von Dir muss ich kommentieren: Die meisten missbrauchten Kinder haben eben dieses gute Fundament nicht, denn Missbrauch findet sehr oft in der Familie oder im weiteren familiären Umkreis statt. Dieses Fundament fehlt ihnen, ja, es ist die Basis, auf der der Missbrauch überhaupt geschehen kann.

LG

DW

 
minerva
minerva
Mitglied

RE: bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von minerva

auch bei vielen kinder, die nicht in der familie oder im familiären umfeld mißbraucht oder mißhandelt werden fehlt dieses fundament sehr oft.

ich hab mich ja früher viele jahre um kinder gekümmert, denen es sehr schlecht ging und die sehr verstört waren.
teils waren sie von den eltern mies behandelt worden, wobei es nicht immer schwere mißhandlungen sein müssen, auch leichte schläge können vieles zerstören, wenn sie oft verabreicht werden und für die kinder garnicht erkennbar ist warum sie geschlagen werden und wie sie es verhindern können und ihnen niemand hilft.

und sogar ohne schläge kann es zu störungen kommen, wenn die kinder nicht ein stabiles selbstbewußtsein haben und die jahre der kindheit irgendwie durchstehen können, obwohl sie im familiären umfeld keine hilfe bekommen, sondern nur fertiggemacht werden, wenn sie es wagen da hilfe zu suchen, wenn sie außerhalb der familie gewalt erleben.

ein mädel, das schon fast 11 war, wurde z.b. von ein paar jungens in der schule bzw. auf dem schulweg permanent schikaniert und geschlagen. ich hab dafür gesorgt, daß sie in einen judo-kursus kam und schon nach ganz kurzer zeit als sie eigentlich noch nicht viel konnte, war ihr problem in der schule und auf dem schulweg erledigt.
sie hat den schülern, die sie immer gequält haben einfach nur gesagt, daß sie im judoverein ist und sie es zu spüren bekommen, wenn sie nicht sofort aufhören sie anzugreifen.  aber das hat sie nicht mit ängstlichem piepsstimmchen gesagt, sondern im brustton der überzeugung und das wirkt (auch bei anderen gelegenheiten).


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