Forum Soziales und Lebenshilfe Lebenshilfe Wie ich tatsächlich starb...

Lebenshilfe Wie ich tatsächlich starb...

RE: Wie ich tatsächlich starb...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf jacare4 vom 15.01.2021, 16:11:50

Lieber Jacare4,

wie wir alle wissen, gibt es ja unterschiedliche Intelligenzstufen.
Nehmen wir einmal diese beiden, emotionale und rationale Intelligenz, als Beispiele.

Ich bitte dich nun, mir 50€ zu leihen, weil ich gerade knapp bei Kasse bin.
Deine rationale Intelligenz sagt dir, dass du es lassen sollst, weil ich mir vielleicht in der Vergangenheit bereits etwas von dir geliehen, es dir aber nicht zurückgezahlt habe.
Deine emotionale Intelligenz wiederum sagt dir, scheiß auf die Knete, auch, wenn du es nicht zurück kriegst, so hilfst du ihm in dieser schwierigen Situation.
Wie du dich bei diesem fiktiven Beispiel entscheidest, ist natürlich immer auch deine ganz eigene und freie Entscheidung. 

Kommen wir nun zum zweiten Beispiel.
Ich schlage dir ein Geschäft vor, ohne irgendeine Absicht, dich zu hintergehen oder mich an dir zu bereichern, sondern ein wirklich ernst und gut gemeintes Angebot, gemeinsam etwas geschäftliches zu machen.
Dein Bauch sagt dir, ist zwar gut gemeint, aber zu risikobehaftet, lass die Finger davon.
Dein Kopf jedoch sieht nur die möglichen Gewinne und projiziert einige Dollarzeichen vor die Augen und du gehst auf das Angebot ein.
Das jedoch am Ende schief geht und wir beide mächtig Verlust machen.

Solche und viele viele ähnliche Erfahrungen machen wir ständig in unserem Alltag mit unseren Mitmenschen.
Man kann jedoch alle seine Sinne auch trainieren und je öfter du auf dein Bauchgefühl hörst, desto seltener wirst du dich darin auch irren.
Es gibt keine Garantie und niemand könnte wohl behaupten und sagen, dass das Bauchgefühl immer die richtige und die Kopfentscheidung immer die falsche wäre oder anders herum.

Es hängt auch zum einen sehr großen Teil davon ab, wie man selber als Person denkt, welche Prioritäten man wie im Leben setzt.
Wenn wir aber lernen, dass wir uns nicht verschlechtern, wir nichts verlieren, wenn wir anderen zur Seite stehen, werden wir vermutlich nie reich oder vermögend sein, aber wenn wir von dieser Welt gehen, spielen diese Dinge keine Rolle im Gegensatz zu dem, als was wir dann gehen.

Somit entscheiden wir. Ob mit dem Kopf oder dem Bauch.
Die Entscheidung liegt immer bei uns.
Und damit auch die Tür, die sich dann für uns öffnen wird.


Liebe Grüße
Ünal

RE: Wie ich tatsächlich starb...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf margit vom 15.01.2021, 16:33:41

Liebe Margit,

da muss ich dir widersprechen.
Ich weiche nicht von deiner Kritik ab, sondern gehe explizit auf diesen ein.

Es ist das gleiche in Grün!
Ob ich hier Juden, mit dem Ziel der Vernichtung, oder dort Palästinenser mit dem Ziel der Unterdrückung, unmenschlich behandle, ist nicht unbedingt unterschiedlich.
Es ist eine Misshandlung bestimmter Menschen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit.
Und nicht selten kann eine jahrelange Misshandlung wesentlich schlimmer sein, als eine direkte Tötung.
Aber auch das ist nicht unbedingt viel weiter voneinander weg, als mancher vielleicht denkt.
Fakt ist, dass beide "Arten" andere Menschen zu "behandeln" in ihrer Grausamkeit kaum zu überbieten sind.
Mehr noch, ich denke sogar, dass eine Unterscheidung, welche "Maßnahmen" nun grausamer oder unmenschlicher sind, eine Untat wäre, zu dem wir uns nicht hingeben sollten.
Die Tötung eines Menschen ist ebenso unverzeihlich und mit nichts zu rechtfertigen, wie auch in seiner Grausamkeit kaum zu überbieten. Aber das ist eine bewusste und systematische Misshandlung auch.
Vielleicht hängt es mit meinen persönlichen Ansichten und Überzeugungen zusammen, vielleicht mit einem gewissen Grad an mangelnder Intelligenz oder meinetwegen auch Intellekt, aber in meinen Augen sind beides richtig schlimme Dinge und niemand ist in meinen Augen nur ein Quäntchen besser, weil er "nur" dies oder nur jenes getan hat.

Aber ich möchte hier gern noch etwas hinzufügen.
Ich lebe nun schon fast 50 Jahre hier in Deutschland. Ich glaube, ich kann mir schon eine, zumindest sehr subjektive und persönliche Meinung über die Deutschen erlauben.

Achte bitte mal bei der nächsten Dokumentation über das Dritte Reich auf die vielen Leute, die Hitler zujubeln. Glaubst du bei solchen Szenen ernsthaft, dass all die tausenden Menschen, die Hitler zujubeln, alle so schreckliche Menschen gewesen sind, dass sie allen Juden den Tod wünschten?
Oder würdest du mir da eher zustimmen, wenn wir hier die Gruppendynamik in unsere Bewertung mit einfließen lassen würden?

Ich finde es sogar sehr problematisch, ein Unrecht gegen ein anderes abzuwiegen.

Ich hoffe, dir deine offenen Fragen hinreichend beantwortet zu haben.


Liebe Grüße
Ünal

Mitglied_b12f0f2
Mitglied_b12f0f2
Mitglied

RE: Wie ich tatsächlich starb...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.01.2021, 15:42:36
Hallo Hobbyradler,

ich argumentiere oft mit Jesus, weil ich ihn als Wesen endlos bewundere.
Aber nicht als Christen, Sohn Gottes, als den Messias oder sonst wen, sondern als einen der weisesten Menschen, die jemals auf unserer Welt gelebt haben.

 
Ünal!
        Wieso kannst du einen Verstorbenen bewundern,den du nicht gekannt hast,von dem lediglich "Erzählungen" berichten?!!

Womit kannst du beweisen,dass er einer der weisesten Menschen gewesen sein soll?

old_go

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Drachenmutter
Drachenmutter
Mitglied

RE: Wie ich tatsächlich starb...
geschrieben von Drachenmutter

@Ünal

Gestern las ich Deine Beiträge noch sehr gerne und öffnete mich für ihren Inhalt, heute schon sagt mir mein Bauchgefühl folgendes:

[Admin: Bild aus Copyrightgründen  auf Wunsch von Drachenmutter gelöscht]

Es tut mir Leid, lieber Ünal, aber eine derartige Überflutung mit Verhaltensregeln stößt bei mir auf Ablehnung.

Ich brauche niemanden, der mir die Welt erklärt und schon gar nicht jemanden, der mir sagt, welche Türen sich für mich öffnen würden, wenn ich mich so verhielte, wie Du es für richtig hältst.

Wo ist denn da der Unterschied zu den gängigen Religionen, die auch vorschreiben wollen, wie man sich zu verhalten hat, um Gnade vor Gott zu erlangen?
Mir kommt das hier inzwischen so vor, als sollte eine neue Religion in die Welt gerufen werden. Da kann ich nur reagieren mit: Leider nein, leider gar nichts für mich.

Drachenmutter

RE: Wie ich tatsächlich starb...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 15.01.2021, 17:11:17

Hallo Schorsch,

es freut mich wirklich sehr, dass dieses Ereignis nun soweit zurückliegt und noch mehr, dass du das alles so gut überstanden hast.
Hoffentlich wirst du auch noch lange und gesund leben!

Solche dinge sind nichts verwerfliches und ebenso wenig auch Dinge, bei denen man Scham empfinden müsste.
Es tut immer gut, sich mit anderen Menschen auszutauschen.
Niemand unterhält sich nur über Politik oder Sport.
Manchmal erzählt man sich auch völlig unsinnige Witze und manchmal unterhält man sich auch über sehr ernste Themen wie eben den Tod oder einer Nahtoderfahrung.
Reden ist immer gut, kann sehr hilfreich sein und bereichert uns in allen Dingen.

Ich wünsche dir auch weiterhin alles Gute und Gesundheit,
liebe Grüße
Ünal

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Wie ich tatsächlich starb...
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Drachenmutter vom 15.01.2021, 17:39:30

Liebe Drachenmutter,

ich kann Dich verstehen. Mein Bauchgefühl ändert sich auch gerade langsam. Schade. Ich habe das (Bauch?)Gefühl, jetzt wird es "dogmatisch undogmatisch", und da steige ich auch aus.

Schönen Gruss

DW


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RE: Wie ich tatsächlich starb...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Der-Waldler vom 15.01.2021, 17:19:56

Hallo Waldler,

ich hatte vor langer Zeit mal ein Buch gelesen.
Mit dem Titel: "Die Moorsoldaten".
In dem Buch wird auch kurz über Karl von Ossietzky erzählt. 
Da ich Karl von Ossietzky schon immer als einen der letzten großen Dichter und Denker, und auch als einen sehr wertvollen Künstler erachtete, kaufte ich dieses Buch.
Es war eine Empfehlung meiner damaligen Lehrerin.

Da ist eine Szene, die mich ebenfalls sehr prägte.
In einem KZ im Norden Deutschlands befinden sich unter vielen auch ein jüdischer und deutscher, die beide miteinander befreundet sind.
Der Jude ist klein und schmächtig, während der Deutsche groß und kräftig ist.
Die Wärter haben es sich zum Spaß gemacht, jeden Abend einen der Insassen zu quälen, während sie dabei lachen und trinken.
Jedenfalls kommt eines Abends einer der Insassen auf die Idee, eben diesen Juden zu quälen und das tun sie auch. Aber da das mittlerweile fast schon zum gewohnten Ritual verkommen ist, langweilen sie sich nur allzu schnell und ein anderer kommt auf die geniale Idee, seinen Freund hinzuzurufen.
Das tun sie und als der Hüne dann reinkommt und seinen Freund blutend und misshandelt am Boden liegt, schaut er ihn an.
Einer der Wachen wirft ihm seinen Knüppel vor die Füße und sagt zu ihm: "Nimm den Knüppel und schlag auf deinen Freund ein! Wenn du dich weigerst und es nicht tust, kommst du hier nicht lebend raus."

Er schaut nochmals auf seinen Kumpel, dann zu den Wärtern rüber, beugt sich, hebt den Knüppel vom Boden und schmeißt diesen mit voller Wucht auf die gespannt schauenden Wärter.
Dabei sagt er in etwa: "Bevor ich mit diesem Knüppel auf meinen Freund einschlage und mich entwürdige, könnt ihr gleich kommen und auch auf mich einschlagen..."

Falls noch jemand anderer dieses Buch gelesen hat, bitte ich um Nachsicht, da es über 20 Jahre her ist, als ich es las und mich nur noch sporadisch an alle Einzelheiten erinnere.
So, oder zumindest ähnlich erinnere ich mich noch an diese Stelle in dem Buch.
Das war das erste Mal, wo ich beim Lesen das Buch zur Seite legte, um über das gerade Gelesene intensiv nachzudenken.
Dabei stellte ich mich damals die Frage: "Wie würdest du dich in solch einer Situation entscheiden?"
Ich weiß bis heute nicht, ob ich soviel Würde hätte, es genauso zu handhaben, oder ob ich nicht doch ein Feigling wäre.

Was ich damit ausdrücken möchte, Waldler, ist, wir sitzen alle in unseren schönen und warmen Wohnungen auf bequemen Sesseln und Stühlen und es ist für uns ein Leichtes, einfach zu sagen, jeder hatte die Möglichkeit, auch nein zu sagen.
Wenn diejenigen aber, die um einen herum immer wieder verschwinden, die nein gesagt haben, wenn der Atem des Todes, oder auch nur die Sorge um die Liebsten, was aus ihnen wird, wenn man getötet wird, das Gewissen belasten, dann dürfte die Situation wesentlich anders sein, als wir es in unserer Bequemlichkeit so leicht vorstellen.

Das habe ich in einem meiner vorherigen Posts bereits geschrieben.
Wenn selbst diejenigen unter uns zu Dingen getrieben werden, die sich unter normalen Umständen niemals tun würden, so ist es immer einfach dem Einzelnen die Schuld zu geben.
Fair ist aber, nicht einen bestimmten Schuldigen, sondern die wahren Gründe suche, die Menschen zu solchen Taten treiben.



Liebe Grüße
Ünal

 

RE: Wie ich tatsächlich starb...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.01.2021, 17:37:56

Hallo lieber old_go,

okay, du hast mich an meinem Wunden Punkt erwischt.
Ich muss hier jetzt etwas offenbaren, was mich in den Augen vieler möglicherweise zu einem Spinner machen wird.
Das wäre zwar sehr traurig, aber ich könnte trotzdem sehr gut damit leben.

Wie du sicherlich bereits weißt, bin ich kein sonderlich gläubiger Mensch. Oder sagen wir es mal so, alle Weltreligionen finde ich äußerst bedenklich, weil sie mit dem, was uns alle Erschaffen hat, nichts zu tun haben und nur dazu da sind, uns in gewissen Bahnen zu halten, damit man sich an uns bereichern kann.

Aber wenn du mein Erlebnis von meinem Tod gelesen hast, dürftest du dich sicherlich auch die Stelle erinnern, in der ich von einem Tor erzählte, dass mir eine Person geöffnet und diese Person mich an eine Art alles umfassendes Licht geführt hat.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es richtig ist, wenn ich das so sage, aber ich habe das tatsächlich so empfunden.
Diese Person konnte ich nur aufgrund seiner Umrisse als Person erkennen. Ich konnte also weder sein Gesicht, noch sonst etwas klar oder deutlich sehen.
Und ich glaube heute noch fest daran, dass diese Person dem Bild von Jesus Christus am nächsten kommt.
Als geborener Moslem mit alevitischen Wurzeln ist das ein ganz krasser Widerspruch, dessen bin ich mir auch sehr wohl bewusst. 
Aber nach diesem Ereignis, bei dem ich mir so sicher war, wie bei nichts anderem in all meinen Empfindungen, habe ich mich eingehend mit den Lehren Jesus befasst.

Es stimmt und niemand kann belegen, dass es tatsächlich solch einen Menschen geben hat und auch ich kann dir absolut nichts beweisen oder belegen, aber ich kann dir versichern, dass ich das so empfunden habe.
Ob man das nun als Hirngespinst auslegen möchte oder nicht, darüber entscheidet jeder selber.
Aber ich kann nicht lügen und einfach etwas anderes sagen, nur um in keinem schlechteren Licht dar zustehen. 



Liebe Grüße
Ünal
 

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Wie ich tatsächlich starb...
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.01.2021, 18:02:09
Was ich damit ausdrücken möchte, Waldler, ist, wir sitzen alle in unseren schönen und warmen Wohnungen auf bequemen Sesseln und Stühlen und es ist für uns ein Leichtes, einfach zu sagen, jeder hatte die Möglichkeit, auch nein zu sagen.

 

Hallo, Ünal,

ich schrieb ja, dass ich nicht weiß, ob ICH hätte "Nein" sagen können. Aber mein Großvater tat es, und meine Großmutter. Beide sahen Gestapokeller nicht nur von außen, sondern von innen. Meine Großmutter starb nach dem Krieg an den Folgen dieser Folter mit knapp 50 Jahren. Meine ganze Kindheit ist von diesen Erfahrungen und Erzählungen meines Opas und meiner Mutter geprägt.  Ich WEISS, wovon ich rede. Du auch?

Mir wird mulmig, wenn hier über Nazis gesagt wird "Das waren doch auch nur Menschen". Da sage ich "Stop!" und gehe.

Schönen Gruss

DW
Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Wie ich tatsächlich starb...
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Drachenmutter vom 15.01.2021, 17:39:30

Ünal sagt doch lediglich, dass es Deine Entscheidung ist, welche Tür Du öffnest.
Das hat mit Vorschriften nicht das Geringste zu tun.
Ünal beschreibt seine ureigenste Erfahrungen und Erkenntnisse, Deine können und dürfen anders sein.

Ünals Schlussfolgerungen sind auch schlüssig: Das Gebot der Nächstenliebe = Achte die Würde des Menschen.
Dogmatisch? Aus meiner Sicht nicht.


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