Literatur Antal Szerb

eleonore
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Antal Szerb
geschrieben von eleonore
Ein autor aus meine Heimat, und ein sehr lesenswerte Buch möchte ich euch vorstellen.

Antal Szerb
Die Pendragon-Legende

Antal Szerb baut seiner „Die Pendragon-Legende“ ein komplexes Szenario auf; um so erstaunlicher, dass die Lektüre wenig Orientierungsarbeit erfordert, was sicherlich für die Qualität dieses Romans spricht.

Der junger ungarischer Philologe János Bátky, eigentlich ein Bücherwurm, wird von dem walisischen Earl of Gwynedd auf dessen Schloss eingeladen, um dort Studien über die legendären Rosenkreuzer treiben zu können. Dort wird Bátky sowohl in einen veritablen Kriminalfall als auch in diverse Mysterien verwickelt, die in einer dämonischen Phantasmagorie gipfeln. Daneben gibt es noch zahlreiche Liebeshändel und andere kurzweilige Episoden. Zunächst geht es um das Geheimnis des ewigen Lebens, dem die Rosenkreuzer, eine frühe Form der Freimaurer, nachjagten. Anscheinend ist es einem der Vorfahren des erwähnten Earls tatsächlich gelungen, die „Auferstehung des Fleisches“ auch praktisch ins Werk zu setzen und so wird die Szenerie durch hybride Kreaturen, nächtliche Reiter und sonstige Erscheinungen -heute würde man von Zombies sprechen - bereichert.

Dann der Kriminalfall: eine steinreiche, wunderschöne Witwe fürchtet, dass auf Grund eines merkwürdigen Vertrages ihr Erbe dem Earl in die Hände fällt und so versucht sie eben, diesen um die Ecke zu bringen. Sie bedient sich dabei allerlei Intrigen und Bátky wird vorübergehend auch zu ihrem Werkzeug.
Szerb schreibt durchgehend mit ironischer Distanz und selbst die Geschichte, die sich um die unheimlichen Versuche der Rosenkreuzer spinnt, scheint zunächst als Parodie auf englische Gruselgeschichten konzipiert zu sein. Doch auf den letzten zwanzig Seiten gerät jener János Bátky in eine Schwarze Messe, die Versuche der Rosenkreuzer waren definitiv von Erfolg gekrönt und der ewige nächtliche Reiter bringt sich selber um.

Auch dieses Werk hält die Schwebe des Phantastischen nicht durch: das betrifft aber nur das Ende des Romans, das sich so liest, als wollte der Autor endlich abschließen mit all den Fragen, endlich eine Lösung haben. Abgesehen von dieser finalen Schwäche aber ist „Die Pendragon-Legende“ ein großes Lesevergnügen, denn das Buch vereinigt die Spannung eines guten Kriminalromans mit dem Schauer der phantastischen Literatur und dem Niveau gehobener literarischer Ansprüche.

Zu Autor:

Antal Szerb (* 1. Mai 1901 in Budapest; † 27. Januar 1945) war ein ungarischer Schriftsteller. Er schrieb auch unter dem Pseudonym A. H. Redcliff.

Der Sohn zum Katholizismus konvertierter Juden studierte Hungarologie, Germanistik und Anglistik. Von 1924 bis 1929 lebte er in Italien und Frankreich, 1930 in London. Von 1937 an war er Literaturprofessor an der Universität in Szeged. 1934 erschien seine bis heute gelesene Ungarische Literaturgeschichte, 1938 seine Romantheorie Die Suche nach dem Wunder. Umschau und Problematik in der modernen Romanliteratur (unter dem eingedeutschten Namen Anton Szerb). 1941 wurde seine Literaturgeschichte der Welt veröffentlicht. Er wurde am 27. Januar 1945 im Internierungslager Balf in West-Ungarn von Aufsehern erschlagen. Antal Szerb ist in Ungarn einer der meistgelesenen Autoren des 20. Jahrhunderts. Seit 2003 gewinnt er nach neuen Übersetzungen auch in Deutschland an Popularität.
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eleonore

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