Literatur Balladen

Sirona
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Re: Balladen
geschrieben von Sirona
Liebe yoli, mir geht es eigentlich genauso wie Dir, Balladen höre ich lieber als dass ich sie lese. Wichtig dabei ist aber auch ein Rezitator, der seine Sache versteht. Ich denke mit folgendem Beitrag habe ich einen hervorragenden Sprecher gefunden. Viel Freude allen Hörern!

Die Kraniche des Ibykus – Fr. Schiller

Die Ballade beruht, wie bei Schiller oft, auf einem tatsächlichen historischen Geschehen - der Tötung des griechischen Dichters Ibykos im 6. Jh. v. Chr. der auf dem Weg zu den Isthmischen Spielen vor Korinth ermordet worden ist.

Sirona
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Re: Balladen
geschrieben von Sirona
Die Brück’ am Tay
Th. Fontane (1819 – 1898)

Ein Projekt der Schüler des Gymnasiums Neureut in Baden-Württemberg



„Tand Tand ist das Gebilde von Menschenhand“ ist die Einschätzung höherer Gewalten. Angesichts der verheerenden Naturkräfte kann man dies in der Tat so bezeichnen wie wir auch durch die neuerlichen Katastrophen erkennen müssen. Alles was Menschen geschaffen haben fegen Wasser und Sturm in Minuten dahin.
Milan
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Erlkönigs Tochter Johann Gottfried Herder
geschrieben von Milan
Erlkönigs Tochter

Herr Oluf reitet spät und weit,Zu bieten auf seine Hochzeitsleut;Da tanzen die Elfen auf grünem Land,Erlkönigs Tochter reicht ihm die Hand.»Willkommen, Herr Oluf! Was eilst von hier?Tritt her in den Reihen und tanz mit mir.«»Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,Frühmorgen ist mein Hochzeittag.«»Hör an, Herr Oluf, tritt tanzen mit mir,Zwei güldne Sporne schenk ich dir.Ein Hemd von Seide so weiß und fein,Meine Mutter bleicht's mit Mondenschein.«»Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,Frühmorgen ist mein Hochzeitstag.«»Hör an, Herr Oluf, tritt tanzen mit mir,Einen Haufen Goldes schenk ich dir.«»Einen Haufen Goldes nähm ich wohl;Doch tanzen ich nicht darf noch soll.«»Und willt, Herr Oluf, nicht tanzen mit mir,Soll Seuch und Krankheit folgen dir.«Sie tät einen Schalg ihm auf sein Herz,Noch nimmer fühlt er solchen Schmerz.Sie hob ihn bleichend auf sein Pferd.»Reit heim nun zu deine'm Fräulein wert.«Und als er kam vor Hauses Tür,Seine Mutter zitternd stand dafür.»Hör an, mein Sohn, sag an mir gleich,Wie ist dein' Farbe blaß und bleich?«»Und sollt sie nicht sein blaß und bleich,Ich traf in Erlenkönigs Reich.«»Hör an, mein Sohn, so lieb und traut,Was soll ich nun sagen deiner Braut?«»Sagt ihr, ich sei im Wald zur Stund,Zu proben da mein Pferd und Hund.«Frühmorgen und als es Tag kaum war,Da kam die Braut mit der Hochzeitschar.»Sie schenkten Met, sie schenkten Wein;Wo ist Herr Oluf, der Bräutigam mein?«»Herr Oluf, er ritt in Wald zur Stund,Er probt allda sein Pferd und Hund.«Die Braut hob auf den Scharlach rot,Da lag Herr Oluf, und er war tot.

Johann Gottfried Herder

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Sirona
Sirona
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Re: Balladen
geschrieben von Sirona
Das Trauerspiel von Afghanistan
Theodor Fontane (1819 - 1898)

Der Schnee leis stäubend vom Himmel fällt,
ein Reiter vor Dschellalabad hält:
"Wer da!" - "Ein britischer Reitersmann,
bringe Botschaft aus Afghanistan."

Afghanistan! Er sprach es so matt;
es umdrängt den Reiter die halbe Stadt,
Sir Robert Sale, der Kommandant,
hebt ihn vom Rosse mit eigener Hand.

Sie führen ins steinerne Wachthaus ihn,
sie setzen ihn nieder an den Kamin,
wie wärmt ihn das Feuer, wie labt ihn das Licht,
er atmet hoch auf und dankt und spricht:

"Wir waren dreizehntausend Mann,
von Kabul unser Zug begann,
Soldaten, Führer, Weib und Kind,
erstarrt, erschlagen, verraten sind.

Zersprengt ist unser ganzes Heer,
was lebt, irrt draußen in Nacht umher,
mir hat ein Gott die Rettung gegönnt,
seht zu, ob den Rest ihr retten könnt."

Sir Robert stieg auf den Festungswall,
Offiziere, Soldaten folgten ihm all',
Sir Robert sprach: "Der Schnee fällt dicht,
die uns suchen, sie können uns finden nicht.

Sie irren wie Blinde und sind uns so nah,
so lasst sie's hören, dass wir da,
stimmt an ein Lied von Heimat und Haus,
Trompeter blast in die Nacht hinaus!"

Da huben sie an und sie wurden's nicht müd',
durch die Nacht hin klang es Lied um Lied,
erst englische Lieder mit fröhlichem Klang,
dann Hochlandslieder wie Klagegesang.

Sie bliesen die Nacht und über den Tag,
laut, wie nur die Liebe rufen mag,
sie bliesen - es kam die zweite Nacht,
umsonst, dass ihr ruft, umsonst, dass ihr wacht.

"Die hören sollen, sie hören nicht mehr,
vernichtet ist das ganze Heer,
mit dreizehntausend der Zug begann,
einer kam heim aus Afghanistan."
Sirona
Sirona
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Re: Balladen
geschrieben von Sirona


1797 verfasste Schiller diese Ballade für den von ihm herausgegebenen Musen-Almanach. Schubert hat sie 1815 vertont.
Sirona
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Balladen
geschrieben von Sirona


Der Bettler und sein Hund
(Adelbert Chamisso)

Drei Taler erlegen für meinen Hund!
So schlage das Wetter mich gleich in den Grund!
Was denken die Herrn von der Polizei?
Was soll nun wieder die Schinderei?

Ich bin ein alter, ein kranker Mann,
der keinen Groschen verdienen kann;
ich habe nicht Geld, ich habe nicht Brot,
ich lebe ja nur von Hunger und Not.

Und wann ich erkrankt, und wann ich verarmt,
wer hat sich da noch meiner erbarmt?
Wer hat, wann ich auf Gottes Welt
allein mich fand, zu mir sich gesellt?

Wer hat mich geliebt, wann ich mich gehärmt?
Wer, wann ich fror, hat mich gewärmt?
Wer hat mit mir, wann ich hungrig gemurrt,
getrost gehungert und nicht geknurrt?

Es geht zur Neige mit uns zwein,
es muß, mein Tier, geschieden sein;
du bist, wie ich, nun alt und krank,
ich soll dich ersäufen, das ist der Dank!

Das ist der Dank, das ist der Lohn!
Dir geht's wie manchem Erdensohn.
Zum Teufel! ich war bei mancher Schlacht,
den Henker hab ich noch nicht gemacht.

Das ist der Strick, das ist der Stein,
das ist das Wasser, – es muß ja sein.
Komm her, du Köter, und sieh mich nicht an,
noch nur ein Fußstoß, so ist es getan.

Wie er in die Schlinge den Hals ihm gesteckt,
hat wedelnd der Hund die Hand ihm geleckt,
da zog er die Schlinge sogleich zurück
und warf sie schnell um sein eigen Genick.

Und tat einen Fluch, gar schauderhaft,
und raffte zusammen die letzte Kraft,
und stürzt' in die Flut sich, die tönend stieg,
im Kreise sich zog und über ihm schwieg.

Wohl sprang der Hund zur Rettung hinzu,
wohl heult' er die Schiffer aus ihrer Ruh,
wohl zog er sie winselnd und zerrend her,
wie sie ihn fanden, da war er nicht mehr.

Er ward verscharret in stiller Stund,
es folgt' ihm winselnd nur der Hund,
der hat, wo den Leib die Erde deckt,
sich hingestreckt und ist da verreckt.

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Maxi41
Maxi41
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Re: Balladen
geschrieben von Maxi41
als Antwort auf Sirona vom 14.03.2017, 09:30:35
Liebe Sirona,
ein sehr berührende Ballade, die mich inspirierte, eine weitere von Chamisso einzustellen.

Das Riesen-Spielzeug.

Burg Niedeck ist im Elsaß der Sage wohl bekannt,
Die Höhe, wo vor Zeiten die Burg der Riesen stand;
Sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer,
Du fragest nach den Riesen, du findest sie nicht mehr.

Einst kam das Riesen-Fräulein aus jener Burg hervor,
Erging sich sonder Wartung und spielend vor dem Thor
Und stieg hinab den Abhang bis in das Thal hinein,
Neugierig zu erkunden, wie’s unten möchte sein.

Mit wen’gen raschen Schritten durchkreuzte sie den Wald,
Erreichte gegen Haslach das Land der Menschen bald,
Und Städte dort und Dörfer und das bestellte Feld
Erschienen ihren Augen gar eine fremde Welt.

Wie jetzt zu ihren Füßen sie spähend niederschaut,
Bemerkt sie einen Bauer, der seinen Acker baut;
Es kriecht das kleine Wesen einher so sonderbar,
Es glitzert in der Sonne der Pflug so blank und klar.

Ei! artig Spielding! ruft sie, das nehm’ ich mit nach Haus.
Sie knieet nieder, spreitet behend ihr Tüchlein aus,
Und feget mit den Händen, was da sich alles regt,
Zu Haufen in das Tüchlein, das sie zusammen schlägt;

Und eilt mit freud’gen Sprüngen, man weiß, wie Kinder sind,
Zur Burg hinan und suchet den Vater auf geschwind:
Ei Vater, lieber Vater, ein Spielding wunderschön!
So Allerliebstes sah ich noch nie auf unsern Höh’n.

Der Alte saß am Tische und trank den kühlen Wein,
Er schaut sie an behaglich, er fragt das Töchterlein:
Was Zappeliges bringst du in deinem Tuch herbei?
Du hüpfest ja vor Freuden; laß sehen, was es sei.

Sie spreitet aus das Tüchlein und fängt behutsam an,
Den Bauer aufzustellen, den Pflug und das Gespann;
Wie alles auf dem Tische sie zierlich aufgebaut,
So klatscht sie in die Hände und springt und jubelt laut.

Der Alte wird gar ernsthaft und wiegt sein Haupt und spricht:
Was hast du angerichtet? das ist kein Spielzeug nicht!
Wo du es hergenommen, da trag’ es wieder hin,
Der Bauer ist kein Spielzeug, was kommt dir in den Sinn!

Sollst gleich und ohne Murren erfüllen mein Gebot;
Denn, wäre nicht der Bauer, so hättest du kein Brod;
Es sprießt der Stamm der Riesen aus Bauernmark hervor,
Der Bauer ist kein Spielzeug, da sei uns Gott davor!

Burg Niedeck ist im Elsaß der Sage wohlbekannt,
Die Höhe, wo vor Zeiten die Burg der Riesen stand,
Sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer,
Und fragst du nach den Riesen, du findest sie nicht mehr.

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