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Literatur Beruf Philosophin oder Die Liebe zur Welt -

qilin
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Beruf Philosophin oder Die Liebe zur Welt -
geschrieben von qilin
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Die Lebensgeschichte der Hannah Arendt, von [i]Alois Prinz

Nachdem ich vor einiger Zeit den Arendt-Film von Margarete v. Trotta gesehen hatte, wollte ich mich näher mit dieser Philosophin beschäftigen, die ich bisher eher am Rande wahrgenommen hatte, und habe hier eine gute Biographie einer hochinteressanten Frau gefunden - und nicht nur das: auch einen Rundblick über die deutsche Geisteswelt des 20. Jh. - geradezu erstaunlich, wie viele bekannte Namen sich in ihrem Freundeskreis bewegt und sie beeinflusst haben - und z.T. von ihr maßgeblich beeinflusst wurden - Rosa Luxemburg (über ihre Mutter), die Theologen Bultmann und Guardini, die Philosophen Jonas, Heidegger, Jaspers; Bert Brecht, Arthur Koestler, Walter Benjamin, Hermann Broch, Günther Anders (mit dem sie verheiratet war), Mary McCarthy war eine enge Freundin und ihre Nachlassverwalterin...
Bekannt (und damals heftig angefeindet) wurde sie mit dem Buch 'Eichmann in Jerusalem' in dem sie sich kritisch mit dessen Diabolisierung auseinandersetzte und den Begriff der "Banalität des Bösen" prägte. Ihre anderen Schriften sind dadurch etwas ins Abseits geraten - sie hat sich intensiv mit politischer Philosophie beschäftigt, hauptsächlich mit Zionismus, Antisemitismus und Nationalsozialismus, ihr Hauptwerk ist 'Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft', das sie für die deutsche Ausgabe durch den Essay 'Ideologie und Terror - eine neue Staatsform' erweiterte (allerdings keine einfache Lektüre - etwa 1.000 S., z.T. sehr philosophisch), aber auch mit 'allgemeiner Philosophie', mit den Begriffen 'Denken', 'Wollen' und 'Urteilen', und setzte sich intensiv mit Heidegger auseinander (mit dem sie als Studentin ein Verhältnis gehabt hatte). Was sie für sich selbst in Anspruch nahm, war ein 'Denken ohne Geländer', immer in der Gefahr 'abzustürzen' - ohne eine Leitung von 'Vorgängern' - eine Eigenschaft, die sie speziell auch bei drei Philosophen des ausgehenden 19. Jh. sah - Kierkegaard, Marx und Nietzsche.
Das Buch ist nicht schwierig zu lesen - es ist die Neuausgabe einer primär für die Jugend geschriebenen Biographie - aber sicherlich keine 'Lektüre für nebenher'...

() qilin

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