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Literatur Botschafter der Menschlichkeit

cecile
cecile
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Botschafter der Menschlichkeit
geschrieben von cecile
Der momentan laufende Thread über den Nahostkonflikt zeigt uns ganz klar, wie schwer es selbst für Aussenstehende ist, eine ruhige und nicht nur von Emotionen und Vorurteilen diktierte Diskussion zu führen.

Vielleicht sollte man eine Annäherung über die Literatur versuchen und die Betroffenen selbst zu Wort kommen lassen.

Es gibt - sowohl auf palästinensischer wie auf israelischer Seite - viele Ansätze, den Konflikt - auch wenn die Positionen meist klar bezogen werden - mit menschlicheren Augen zu betrachten.
Das Schicksal des Einzelnen, fernab von Siegesgetöse und Haßtiraden zu beleuchten - bekräftigen, daß es nicht nur fanatische Kämpfer, sondern auch friedliebende Menschen gibt, die sich ein Ende dieses grausamen Spiels herbeisehnen - das haben viele Autoren aus den betroffenen Gebieten sich zur Aufgabe gemacht.

Sie werden mit kritischen Augen gesehen, diese Botschafter der Menschlichkeit - im Ausland und auch in ihrer Heimat .

Eine solche Autorin ist Sahar Khalifa.

Linktipp: Heißer Frühling : Sahar Khalifa erzählt vom Alltag ihres Volkes.


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cecile
eleonore
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Re: Botschafter der Menschlichkeit
geschrieben von eleonore
als Antwort auf cecile vom 21.07.2008, 11:22:31
cecile,

was mich beeindruckt hat....ich hab schon ticket dafür.

Das Konzert-Highlight 2008: Am 23. August kommt Daniel Barenboim mit seinem West-Eastern Divan Orchestra für ein historisches Konzert in die Berliner Waldbühne.

Mit seinem West-Eastern Divan Orchestra vereint er junge Musiker israelischer und arabischer Herkunft und setzt so genau dort musikalische Akzente, wo Gewalt zu triumphieren droht - im Nahen Osten.

Daniel Barenboim And The West-Eastern Divan In Palestine

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eleonore
pelagia
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Re: Botschafter der Menschlichkeit
geschrieben von pelagia
als Antwort auf cecile vom 21.07.2008, 11:22:31
Da würde ich gern noch zwei Buchempfehlungen zufügen:
Gil Yaron: Jerusalem. Ein historisch-politischer Stadtführer.
Verlag C.H. Beck, München 2007, TB - becksche reihe.
Diese Buch ist eine gute Grundlage, die Wurzeln der anhaltenden Spannungen (nicht nur in Jerusalem) besser zu verstehen. Yaron schildert den Verlauf des Nahostkonfliktes zwischen Juden und Muslimen seit dem 19. Jahrhundert.Dr. Gil Yaron ist Nahost-Korrspondent.
Amos Oz: Eine Geschichte von Liebe und Finsternis.
Suhrkamp 2008.
„Dieser Roman spürt dem jüdischen Erbe in der europäischen Kultur und umgekehrt dem europäischen Erbe in jüdischer Kultur nach. Vor allem aber ist es ein Buch über eine Familie, die Eltern von Amos Oz und große, packende, ehrliche Literatur.
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pelagia

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cecile
cecile
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Re: Botschafter der Menschlichkeit
geschrieben von cecile
als Antwort auf pelagia vom 21.07.2008, 14:28:04
Danke, Pelagia, für deine Buchempfehlungen.Der "Jerusalem-Stadtführer" steht schon auf meiner Wunschliste!

Und die Bücher von Amos Oz kann man gar nicht hoch genug einschätzen.

Beeindruckt hat mich vor Jahren das Buch "Stein auf Stein" von Batya GUR, israelische Schriftstellerin, Literaturwissenschaftlerin und Journalistin (1947-2005).

Eine Mutter trauert um ihren Sohn..... und führt einer erbitterten Kampf gegen das allmächtige Militär.

Siehe Linktipp: Rezension von Dieter Hildebrandt (Die Zeit - 1999)


@ Eleonore:
Du bist ein Glückspilz!
Ich hoffe, das Konzert wird im Fernsehen übertragen - es ist eine wunderbare Idee von Daniel Barenboim .... möge sie Früchte tragen!


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cecile
pelagia
pelagia
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Re: Botschafter der Menschlichkeit
geschrieben von pelagia
als Antwort auf cecile vom 21.07.2008, 15:30:41
Du erwähnst Batya Gur,die ich auch sehr gern gelesen habe. Hier noch ein Tipp: Baty Gur: "In Jerusalem leben" Ein Requiem auf die Bescheidenheit. Goldmann 2001.
Kritisch, liebevoll, Frieden stiftend. Die Zeit schreibt dazu:"Eine sehr lohnende Lektüre mit vielen Denkanstößen".
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pelagia
miriam
miriam
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Re: Botschafter der Menschlichkeit
geschrieben von miriam
als Antwort auf eleonore vom 21.07.2008, 14:22:16
Ein sehr wohltuendes Thema - welches ganz sicher viel mehr bewirkt als alle Streitereien und einen wichtigen Aspekt anspricht, der so oft vergessen wird - Danke Euch dafür.

Das Orchester und das ganze Projekt "Der West-Östliche Diwan" ist nicht nur das Werk von Daniel Barenboim, sondern auch vom viel zu früh verstorbenem Edward W.Said. Dieser stammte aus Palästina, lebte und wirkte danach in den USA als Literaturprofessor.

Sein Tod im Jahre 2003 war auch ein großer Verlust für die Palästinenser, deren Interessen er in den USA vertrat.

Seine Philosophie betreffend den Nahen Osten war, wie auch die von Daniel Barenboim, die Annäherung durch gemeinsame Projekte wie z.B. der West-Östliche Diwan.

Liebe Grüße

Miriam



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pilli
pilli
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Re: Botschafter der Menschlichkeit
geschrieben von pilli
als Antwort auf miriam vom 21.07.2008, 18:45:38
aus den diskussionsthemen im jahr 2004 der "Klassischen Foren" des Seniorentreffs zitiert:

pilli begann die Diskussion am 13.01.04 (00:33) mit folgendem Beitrag:

über einen besonderen "Musikalischen Dialog" berichtete Christina Foerch, eine freiberufliche journalistin aus Beirut.

Daniel Barenboim und Edward Said gründeten 1999 in Weimar ein arabisch-israelisches jugendorchester mit dem anspruch einer "Internationale Verständigung jenseits der Staatsgrenzen durch Musik", das klassische musik spielte. Claude Chalhoub, der junge libanesische konzertmeister, der bei dieser initiative von Barenboim entdeckt wurde, führt nun dieses konzept weiter und "nimmt wieder an einem multi-kulturellen Musikprojekt teil, das den Titel "Orient Meets Occident" trägt."

Chalhoub, der "auf eine exzellente, europäisch geprägte Ausbildung zurückgreifen kann", lehrt am libanesischen Konservatorium. "Ein Star", der sich für dieses projekt nur als "einfacher Streicher verpflichtet hat"

90 junge musiker aus über 10 ländern trafen auf die besten studenten "um zu proben, sich musikalisch und persönlich kennenzulernen und dann gemeinsame aufführungen zu veranstalten. (Amman, Damaskus und Beirut) aber nicht nur musikalisches wurde gemeinsam erlebt...die deutsche Stiftung Podium Junger Musiker, das Auswärtige Amt sowie die Europäische Kommission boten vorträge an zum thema gewalt und religion. auch der finanzielle boden, ein solches vorhaben zu tragen, wurde von diesen institutionen bereitet... "Europa als Dialog-Financier".

die musiker spielten nicht nur westliche musik sondern stellten sich den grossen anforderungen, orientalische klassik im projekt "Orient Meets Occident" darzubieten, so dass die jungen menschen auf den pfaden der musik gelegenheit geboten war, sich in den "anderen kulturellen Hintergrund hineinzufühlen."

im sommer 2002 bereits entstand die produktion einer CD, deren tracks gemischt waren von arabischer und europäischer musik.


den folgenden absatz möchte ich gerne im o-ton der verfasserin vorstellen, der artikel wurde auf der seite von Quantara.de veröffentlicht.:

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"Sorgfältige Auswahl der Tutoren

Der musikalische Dialog schlug sich nicht nur in der Gestaltung des Konzertprogramms, sondern auch bei der Auswahl der Tutoren nieder. Von Deutschland aus waren unter anderem der Konzertmeister Geoffrey Wharton (USA) vom Gürzenich Orchester Köln angereist und Georg Katsouris vom Radiosymphonieorchester Frankfurt. Rafea Essam und Rahhal Moslim kamen vom Konservatorium in Damaskus, um den europäischen Musikern während der Proben orientalischer Stücke mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Der Vorsitzende der Stiftung, Dr. Willy Rellecke, war mit dem Projektverlauf zufrieden. "Vor der ersten Probe waren sie noch alle in ihre nationalen Grüppchen aufgespalten", stellte er fest. Doch das änderte sich schlagartig nach dem ersten musikalischen Aufeinandertreffen. "Nach der ersten Probe waren sie nicht mehr zu stoppen. Alle vermischten sich, und auf den Gängen und in den Zimmern war bis nach Mitternacht Gelächter zu hören."

Nachhaltiger musikalischer Dialog

Rellecke ist von dieser Art von Projekten überzeugt. "Wissenschaftler reden so viel über Dialog auf ihren Konferenzen, dabei lernen sie sich gar nicht richtig kennen", meinte er. "Die Idee dieses Projekts ist es, einen wahren, anhaltenden Dialog zu schaffen."

"Auch hier haben wir viel über Dialog geredet", erklärte Fröhlich. Aber soviel Gerede sei gar nicht notwendig. "Wir praktizieren Dialog", meinte sie schlicht. Der jordanische Violonist Laith Abushaar, der während der Proben neben Fröhlich saß, stimmte der Deutschen zu. "Es ist eine einmalige Möglichkeit, Musiker aus anderen Ländern kennenzulernen" – und vielleicht sogar Freundschaften zu schließen.

Und manchmal haben die jungen Musiker es sogar geschafft, der strengen Aufsicht der Tutoren und Organisatoren zu entwischen, weg vom isoliert gelegenen Kongresszentrum. Chalhoub hatte am dritten Abend heimlich einen Bus organisiert. Er wollte seinen neuen Freunden aus Europa und Arabien endlich seine Heimatstadt Beirut zeigen und sie in die neuesten Clubs führen – damit sich der Dialog der Kulturen über einem Glas Bier und bei Technomusik fortsetzen konnte. Da wollten die Organisatoren freilich nicht widersprechen."

Christina Förch, © Qantara.de 2003

geschrieben von klassische foren


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pilli
cecile
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Re: Botschafter der Menschlichkeit
geschrieben von cecile
als Antwort auf pilli vom 21.07.2008, 23:19:54
Mahmud Darwisch (geboren 1941) ist wohl der bedeutendste palästinensische Lyriker der Gegenwart.

Aus dem Band "Ölbaumblätter" von 1964 stammt das folgende Gedicht, durch das er in der ganzen Welt bekannt wurde:

(Leider habe ich nur ein Video mit französischer Übersetzung gefunden - aber es dürfte nicht schwer sein, den deutschen Text zu ergoogeln)


Mahmud Darwisch liest sein Gedicht
Schreib auf! Ich bin ein Araber


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cecile
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Re: Botschafter der Menschlichkeit
geschrieben von cecile
als Antwort auf cecile vom 22.07.2008, 01:24:33


Noch ein paar Informationen zu Mahmud Darwisch

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cecile
eleonore
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Re: Botschafter der Menschlichkeit
geschrieben von eleonore
als Antwort auf cecile vom 22.07.2008, 01:42:15
cecile,

dass konzert in ramallah 2005 wurde von fernsehen übertragen.

ich denke, die von waldbühne in august, wird ebenfalls gesendet, zumal frau merkel die schirmherrschaft übernommen hat.

sollte ich näheres erfahren, bezüglich der sender, teile ich es mit.
mein einzige *wehmutstropfen bei diesen konzert ist.........sie spielen wagner, und ich bin kein wagner fan, aber was solls.
ich werde auch die walküre geniessen.




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eleonore

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