Literatur Das Lied vom Sturmvogel von Maxim Gorki
Das Lied vom Sturmvogel
von Maxim Gorki
I
Ob der grauen Meeresebene schart der Wind Gewölk zusammen.
Zwischen Wolken und Gewässern gleitet stolz der Sturmverkünder,
einem schwarzen Blitz vergleichbar.
Bald die Flut mit Flügeln streifend, bald als Pfeil die Wolken treffend,
schreit er hell.
Die Wolken hören Lust im Schrei des kühnen Vogels.
In dem Schrei klingt Sturmessehnsucht! Kraft des Zornes, Glut der Leidenschaft
und Siegeszuversicht.
Dies hören in dem Schrei die Wolken.
Vor dem Sturm die Möwen stöhnen. –
Stöhnen, treiben überm Meere,
möchten ihre Angst vorm Sturme auf dem Meeresgrund verbergen.
Auch die Tauchervögel stöhnen.
Ihnen ist er unzugänglich, der Genuss des Lebenskampfel.
Sie erschrecken vor dem Donner.
Der Pinguin, der dumme, feige,
birgt den feisten Leib im Felswerk.
Nur der stolz Sturmverkünder, frei und stolz,
beherrscht die Höhe überm grauen Schaum des Meeres!
II
Immer finsterer und tiefer zieh‘n die Wolken überm Meere,
und die Wogen singen, dringen hoch, dem Donner zu begegnen.
Donner kracht.
Wutschäumend , ächzend streiten mit dem Wind die Wellen.
Er umfasst sie rudelweise, drückt sie in die starken Arme.
Schleudert wuchtig sie in blindem Wüten an die Klippen,
wo die hell-smaragdnen Wogen-berge
laut zu Staub und Schaum zerschellen.
Schreiend schießt der Sturmverkünder, einem schwarzen Blitz gleich,
pfeilschnell durch die Wolken.
Seine Flügel reißen Gischt vom Kamm der Wogen.
Seht, er rast dahin! Ein Dämon – stolz.
Des Sturmes schwarzer Dämon!
Und sein Lachen tönt, sein Schluchzen.
Er verlacht die finstern Wolken, und er weint und schluchzt vor Freude.
Längst vernimmt des Dämons waches Ohr im Donnergroll: Erschöpfung.
Das Gewölk, weiß er, es kann nicht, - kann die Sonne nicht verbergen!
III
Sturmwind heult – und Donner poltert.
Überm abgrundtiefen Meere flammen blau die Wolkenschwärme.
Und das Meer fängt Blitzespfeile, löscht sie aus in seinem Strudel.
Und wie Feuerschlangen winden sich im Meere – und verschwinden
Spiegelbilder dieser Blitze.
„Sturmwind! Bald erdröhnt der Sturmwind!“
Sehrt den stolzen Sturmverkünder! Stolz hin schwebend zwischen Blitzen,
überm Zorngebrüll des Meeres, schreit er –
ein Prophet des Sieges.
„Immer stärker tobe, Sturmwind!“
von Maxim Gorki
I
Ob der grauen Meeresebene schart der Wind Gewölk zusammen.
Zwischen Wolken und Gewässern gleitet stolz der Sturmverkünder,
einem schwarzen Blitz vergleichbar.
Bald die Flut mit Flügeln streifend, bald als Pfeil die Wolken treffend,
schreit er hell.
Die Wolken hören Lust im Schrei des kühnen Vogels.
In dem Schrei klingt Sturmessehnsucht! Kraft des Zornes, Glut der Leidenschaft
und Siegeszuversicht.
Dies hören in dem Schrei die Wolken.
Vor dem Sturm die Möwen stöhnen. –
Stöhnen, treiben überm Meere,
möchten ihre Angst vorm Sturme auf dem Meeresgrund verbergen.
Auch die Tauchervögel stöhnen.
Ihnen ist er unzugänglich, der Genuss des Lebenskampfel.
Sie erschrecken vor dem Donner.
Der Pinguin, der dumme, feige,
birgt den feisten Leib im Felswerk.
Nur der stolz Sturmverkünder, frei und stolz,
beherrscht die Höhe überm grauen Schaum des Meeres!
II
Immer finsterer und tiefer zieh‘n die Wolken überm Meere,
und die Wogen singen, dringen hoch, dem Donner zu begegnen.
Donner kracht.
Wutschäumend , ächzend streiten mit dem Wind die Wellen.
Er umfasst sie rudelweise, drückt sie in die starken Arme.
Schleudert wuchtig sie in blindem Wüten an die Klippen,
wo die hell-smaragdnen Wogen-berge
laut zu Staub und Schaum zerschellen.
Schreiend schießt der Sturmverkünder, einem schwarzen Blitz gleich,
pfeilschnell durch die Wolken.
Seine Flügel reißen Gischt vom Kamm der Wogen.
Seht, er rast dahin! Ein Dämon – stolz.
Des Sturmes schwarzer Dämon!
Und sein Lachen tönt, sein Schluchzen.
Er verlacht die finstern Wolken, und er weint und schluchzt vor Freude.
Längst vernimmt des Dämons waches Ohr im Donnergroll: Erschöpfung.
Das Gewölk, weiß er, es kann nicht, - kann die Sonne nicht verbergen!
III
Sturmwind heult – und Donner poltert.
Überm abgrundtiefen Meere flammen blau die Wolkenschwärme.
Und das Meer fängt Blitzespfeile, löscht sie aus in seinem Strudel.
Und wie Feuerschlangen winden sich im Meere – und verschwinden
Spiegelbilder dieser Blitze.
„Sturmwind! Bald erdröhnt der Sturmwind!“
Sehrt den stolzen Sturmverkünder! Stolz hin schwebend zwischen Blitzen,
überm Zorngebrüll des Meeres, schreit er –
ein Prophet des Sieges.
„Immer stärker tobe, Sturmwind!“
Aleksander Blok
* * *
Ich ging hinaus. Ganz langsam tagte
Winters Dämmerlicht auf Erden.
Vergangener Tage junge Sagen
Aus dem Dunkel treten werden …
Kamen, stiegen auf im Rücken,
Sangen mit dem Frühlingswind,
Und ich ging mit leisen Schritten,
Ewigkeit zu schaun gesinnt …
O besserer Tage lebendige Sagen!
Bei euren Liedern aus den Tiefen
Begann auf Erden es zu tagen,
Der Traum der Ewigkeit erschien! …
25. Januar 1901
Sankt Petersburg
Nasti verliebt schon lange auf A. Blok.
* * *
Ich ging hinaus. Ganz langsam tagte
Winters Dämmerlicht auf Erden.
Vergangener Tage junge Sagen
Aus dem Dunkel treten werden …
Kamen, stiegen auf im Rücken,
Sangen mit dem Frühlingswind,
Und ich ging mit leisen Schritten,
Ewigkeit zu schaun gesinnt …
O besserer Tage lebendige Sagen!
Bei euren Liedern aus den Tiefen
Begann auf Erden es zu tagen,
Der Traum der Ewigkeit erschien! …
25. Januar 1901
Sankt Petersburg
Nasti verliebt schon lange auf A. Blok.