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Literatur Das Stundenbuch von Charles VIII

Das Stundenbuch von Charles VIII
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Ein Werk auf der Schnittstelle von Kunst und Historie: das Stundenbuch Charles VIII

Sie mögen Historie, Geschichte, Blicke in die Vergangenheit ? Am liebsten dann, wenn die Darstellung vergangener Ereignisse kompetent, wahrheitsgetreu aber auch spannend und nicht langweilend geschildert wird ? Und Sie mögen Kunst, besonders Kunst, die aus der Vergangenheit stammt, die ein packendes Bild des Lebens vergangener Epochen, der einfachen Leute und der Potentaten dieser Epochen, verbindet mit einer begeisternden künstlerischen Güte ? Wenn diese Voraussetzungen auf Sie zutreffen, dann gibt es für Sie ein Buch, das alle Merkmale in sich vereinigt. Es heißt:
J´aime Tant Fort Une: Stundenbuch Charles VIII
Die Verfasserin: Ina Nettekoven.

Zunächst muss vielleicht erklärt werden, was ein „Stundenbuch“ überhaupt ist, welche Funktionen damit verbunden waren. Das „Stundenbuch“ war ein Gebets- und Andachtsbuch für das „Stundengebet“, eine Andachtsform, die sich über den Tag hinzog und bei der regelmässig zu Gott gebetet wurde. Diese Stundenbücher waren im Mittelalter in Kreisen des lesekundigen hohen Klerus, des hohen Adels, des reichen Bürgertums und der Fürsten, bis hinauf zu Kaisern und Königen, ein übliches verbreitetes Gebetbuch. Vor der Erfindung des Buchdrucks waren die Stundenbücher Handschriften, Handschriften, die meistens mit aufwendigem Buchschmuck, mit Bildern aus dem Leben der Heiligen, der Gestalten des Alten und des Neuen Testamentes, geschmückt waren. Allein schon die Umrahmungen der Seiten, auch Bordüren genannt, sind in ihrer unendlich farb- und variantenreichen Gestaltung Kunstwerke für sich. Stundenbücher gehören zu den prachtvollsten, jemals hergestellten illustrierten Handschriften. Sie gelten heute zu Recht als bibliophile Kostbarkeiten.

Ein solches „Stundenbuch“ wird in dem hier besprochenen Werk vorgestellt. Wenn man weiß, dass es sich um das Stundenbuch des französischen Königs Charles VIII ( *30. Juni 1470 in Amboise; † 7. April 1498 ebenda, war von 1483 bis 1498 König von Frankreich ) handelt, eines der mächtigsten und reichsten Männer seiner Zeit, wird klar, dass bei der Herstellung des Stundenbuches nicht gespart worden ist.

Die Autorin Ina Nettekoven schildert das Leben von Charles VIII und die Umstände, die zur Entstehung des „Stundenbuches“ geführt haben, ein aufschlußreicher Ausflug in die französische Geschichte. Und sie erläutert kenntnisreich und einfühlsam die Bilder aus dem „Stundenbuch“, die in ihrem Werk zahlreich, umfangreich und in bester möglicher Qualität reproduziert sind. Ihr Werk ist also nicht nur ein Buch zum Lesen sondern auch ein Buch zum Betrachten. Man wird nicht müde, sich immer wieder in die Bilder zu vertiefen, die künstlerische Qualität zu genießen und sich an den Darstellungen, auch die religiösen Darstellungen orientieren sich natürlich am mittelalterlichen Leben, zu erfreuen.

Für einen Geschichts- und Kulturfreunde ist das Werk von Ina Nettkoven eine lohnende Anschaffung, eine Anschaffung, die über Jahre hinweg immer wieder Freude spendet.

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